Montag, 12. Januar 2009
Leben und Sterben auf der linken Spur



Holländische LKW-Fahrer und ich werden irgendwie nie so richtig Kumpels. Ich versteh gar nicht, warum die mich immer umbringen wollen. Ich bin lieb. Manchmal.




Was einen dann den Rest des Weges nachdenklich werden lässt. So wie an dem Tag, an dem ich Ruhe vor all dieser Böllerei suchte und mich auf den Ohlsdorfer Friedhof verkrümelte. Ruhe. Einfach nur Ruhe und ein Jahr begraben.





Zwischen den Hecken und Gräben, da gab es nichts, außer mich und zwei-drei andere, die einfach nur waren und da gingen. Ein einzelner Blick auf den alten Grabstein, eine Inschrift entziffernd. Jemand schrieb danach etwas ins Notizheft. Was? Egal.





Es ist der Platz der Toten. Für sie gemacht, von ihnen bewacht und oft fühle ich mich dort störend, aber immer auch magisch angezogen. Allein dort zu gehen ist gruselig.




Für die, die schon tot sind und nur noch auf ihrer Beerdigung warten, gibt es extra Wartestühle. Wir denken an alles und machen uns unmöglich. An dem Tag fand ich das lustig. Püppie hätte bestimmt gelacht.




Sie ist die Schönste an diesem Ort. Ihr Lächeln in Natura noch viel schöner. Beachtlich mit wieviel Präzision der Meister es in den Sandstein schlug. Ich wünschte manchmal, ich könnte auch so etwas herstellen. Für die Ewigkeit.




Und wie geschrieben: Wenn du dich nach so einer Geschichte wie heute hinter Münster wieder ein bisschen beruhigt hast, dann fragst du dich, ob dir auch jemand eine Eisenbahn auf dein Grab stellen würde, dich zu ehren, dich unvergessen zu machen. Hast Du?

Ja. Und das macht mich froh. Passt auf euch auf. Amen.


Edit: Auf meiner Niederlegung bitte das spielen. Danke.


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Mittleres Bild: Da liegt ein Paulifan.

Drunter: In Russland haben sie Bänke und Tische an den Gräbern und am Todestag oder Geburtstag oder auch an beiden wird da getafelt und Wodka getrunken und der Verblichene kriegt auch sto gramm. Ich find das schön....das ist ähnlich wie bei Heiner Müllers Grab: Da ist ein Aschenbecher eingelassen und wenn man Heiner posthum eine Freude machen möchte, hinterlässt man eine brennende Havanna...

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Wer ist Heiner?

STO Gramm!!! Jawoll. Da war ich in Moskau und im Zimmer nebenan waren zwei Polen. Die langweilten sich. Sie hatten den guten Wodka dabei und Hansen und ich lernten, was sto gramm bedeutet und das man danach nicht am nächsten Morgen Bus fahren sollte. ;-)

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....hehe....aber von sto gramm allein ginge das vielleicht am nächsten Morgen noch....ich glaube, es waren mehrere sto gramm, oder?

Heiner Müller, deutscher Dramatiker und Theaterschreiberling, leider viel zu früh von uns gegangen, von mir sehr verehrt für einerseits seine Coolness in Interviews und noch mehr für sein Werk:

http://de.wikipedia.org/wiki/Heiner_Müller

Der einzig legitime Brechtnachfolger. Hat beispielsweise mit Blixa Bargeld und den Neubauten die "Hamletmaschine" gemacht...oder auch: "Germania 3: Gespenster am toten Mann" (das aber ohne die Neubauten).

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Ok und in welchem Verein hat er gespielt?


Du weisst doch wieviel sto gramm in zwei Liter-Flaschen passen, oder?

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....ja, das weiß ich....aber wenn man mit Polen sauft, dann ist das nicht soooo viel...ich kenn die Jungs...Zbigniew damals hat erst aufgegeben, als sein Kopf nach hinten sackte und dann mussten seine zwei Töchter und die Frau ihn ins Auto tragen und ich hätte ehrlich nicht mit ihm gesoffen, wenn ich vorab gewusst hätte, dass er der einzige in dem Trupp ist, der nen Führerschein hat...


Heinerle hat bei VEB Dichten gespielt...:-)

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Alter, ich lach mich hier gerade tot!

Habe ich dir schonmal von der Jugendfreizeit in den Karpaten erzählt?

Ich sach nur Schach, Fussball, die, deren Name ich vergessen habe und Wodka, dann noch Wodka, Gebirgsfluss und Wodka. Sollten wir mal nachholen, bei einer Partie Schach und Wodka!

Ich komme zu dir. Sie freut sich bestimmt auch. Sie lacht nämlich viel lauter als ich, gerade. Du Arsch, wer soll sie jetzt beruhigen? ;-)

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Höhöhö...weiterlachen...ist gesund, sagt man...und Schachwodka können wir sehr gerne mal spielen...klingt lustig...(und die Karpatengeschichte sollteste mal bringen bei Gelegenheit....ich hab noch immer Uelzen und die Weihnachtsbäume im Schädel und das fand ich schon richtich jut)

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Jahresbeginn ist Friedhofszeit. Hier in Münster gibt es auch einen netten alten, zum park verwandelten, mit Statuen von schlafenden Löwen oder trauernden Musen darauf. Schön auch, dass damals grundsätzlich der Name des Mannes, vornehmlich sein Reservistenrang und Regimentszugehörigkeit ganz oben eingeprägt wurden. Sollte bei mir auch so gemacht werden: F.R. Vollzivi der I. Emsländischen Caritas. Zur Beisetzung wünsche ich Totenstille, nur die Sargträger als Gäste, nahezu keine Liturgie oder Glockengeläut und tiefe Nacht - so wie bei Schiller. Wenn doch laut, dann stilecht Ludwigs 2. Satz aus der 7. oder aber das hier: http://www.youtube.com/watch?v=ewvkauIMmbQ&feature=related

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Ach, Du schon wieder. So ganz Leise? Nehm ich dir nicht ab.

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Was heißt denn hier schon wieder? Ich hatte nunmehr einen ganzen Monat Blogtotenstille. Mittlerweile müsste ich mich selbst von meinem Blogroll nehmen. Aber nun habe ich mir vorgenommen täglich zu schreiben, der Übung halber, egal was. Mal sehen, wieviel davon online kommt. Zur Stille: Hat halt was, was nicht jeder hat. Da hat man dann aber doch eh nichts mehr davon. Und da letzteres meine erste Assoziation zu dem Ganzen ist, würde ich es wohl so einrichten, wie es die Hinterbliebenen am liebsten haben: Stinknormal.

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