Montag, 6. April 2009
in dulci jubilo
Nachmittägliche Spielwiese

Tip de le tip, this is the sound of an electric keyboard.

So. Das ist auch schon wieder ein herzerfrischender erster Satz und als solcher ist er auch nötig und zwar deswegen:

Gestern noch, recht verzückt von den Möglichkeiten des neuen Objektivs und mit einer Unlust fürs Verreisen geschlagen, wie man sie sonst nur aus den Ehebetten von Obersuperlangverheirateten kennt, dann doch Sachen gepackt, Papiere sortiert, alles irgendwie untern Arm geklemmt, Mademoiselle eingespannt, sozuschreiben, die lachende Tragehilfe, und dann? Dann war Panik.

Weil seine Wichtigkeit, der Autoschlüssel, nicht da war wo er hätte sein sollen. Das ist als solches noch nicht das Problem, da es öfter vorkommt. Jedoch die Tatsache, dass er auch an den gewöhnlichen Verlegeplätzen nicht aufzufinden war, das war fatal.

Huxflux den Reserveschlüssel genommen, denn es galt einen Termin 350km weiter südlich einzuhalten, ins Auto gesprungen und während der ganzen Fahrt krampfhaft überlegt, wo der Schlüssel abgeblieben sein konnte.

Meine Erinnerung kam nur bis da, wo ich Mademoiselle bat, mir eine Einkaufstüte abzunehmen, denn ich müsse noch das Auto verschließen. Das war die letzte bewusste Erinnerung an diesen Schlüssel. Nachdem das Auto verschlossen war, gingen wir zum Müllcontainer, um die Kaffeebecher von Starbucks zu entsorgen. Bei dieser Überlegung schwante mir schon etwas.

Nachdem der liebe Kollege, mit dem ich besagten Termin hatte, dann auch noch erzählte, dass ihm einmal Ähnliches wiederfuhr und daraufhin alle Schlösser seines Wagens ausgetauscht werden mussten, was eine recht teure Angelegenheit war, bekam ich doch leichte Beklemmungen.

Heute dann also, nach dem recht erfreulichen Meeting, im Tiefflug zurück. Ich weigerte mich strikt zu akzeptieren, dass ich diesen blöden Schlüssel verbaselt hätte. Nachdem ich nochmal alles abgesucht hatte, blieb nichts weiter übrig, als mein Glück in der Mülltonne zu versuchen.

Sagen wir mal so: Ich habe eine sehr niedrige Ekelgrenze. Als ich am Samstag Mademoiselles Ohrring aus dem Geruchsverschluss des Badezimmerwaschbeckens fischte, hatte ich auch einen leichten Würgereiz, bei all dem Glibber mit Haaren dran. Doch wenn nicht sein kann, was nicht sein darf, wächst man schon mal über sich hinaus.


Auch wenn er zur Hälfte bereits leer ist, ist er immer noch halbvoll. >

Glauben Sie mir, Erstaunliches gibt es zu entdecken, wenn man sich den Müll seiner Nachbarn antut. So scheint niemand (welch Glück) ein Baby und die dazu passenden Windeln zu haben. Dafür hat jemand anderes neues Laminat gelegt. Wahrscheinlich der Selbe, der auch gestrichen hat.
Jemandin hatte ihre Tage und wieder ein anderer ein Alkoholproblem. Es ist mir völlig unverständlich, warum er das Pfand nicht einlöste. Generell essen die Leute viel Frisches: Kartoffeln, Möhren, Tomaten und Hähnchen. Darunter scheint die Körperpflege zu leiden, denn außer ein paar weniger appetitlichen Q-Tipps (der oder die BenutzerIn hat sicherlich eine Ohrenentzündung) gab es wenig, was auf eine umfassende Reinlichkeit schließen ließ.

Wegen der Aktion am Samstag verfügte ich leider nicht mehr über Gummihandschuhe, weswegen ich fröhlich und mutig mal pur in die Tonne gestiegen war, nachdem ich die ersten Beutel beiseite geschafft hatte.

Fast hätte ich geschmunzelt, als ich feststellen durfte, dass jemand auch keinen Zucchini-Auflauf mag. Voll reingegriffen, in den Matsch, der sich recht tückisch, wie man es von Zucchini gewohnt ist, unter einer Mülltüte versteckt hielt. Das war wirklich alles sehr eklig heute.

Es kann sein, dass ich nun auch wegziehen muss. Die Nachbarn schauten doch recht argwöhnisch. Der coole Typ von gegenüber hat nicht mal gegrüßt, sondern gleich weggeschaut, als würden wir uns nicht kennen. Juti, wer will es ihm verübeln, da kommt er gestresst von der Arbeit und wird dann von einem Kopf, der aus der Mülltonne hervor lugt mit einem „Hallo“ gegrüßt. Das kann schon irritieren.

Beachtlich ist aber, dass in der gesamten Stunde so 3-5 People ihren Müll wegbrachten und wenn auch alle ein Fragezeichen im Gesicht hatten, so hat doch niemand gefragt. Merkwürdig. Wahrscheinlich ist mein Ruf jetzt auch in der realen Nachbarschaft ruiniert, was mich aber auch nicht weiter stört. Wenn Menschen nicht fragen, sondern lieber glauben, ist die Gefahr groß, einen Aberglauben zu entwickeln.

Lange Schreibe, gar kein Sinn: Nach etlichen Herzattacken wegen aufleuchtendem Stanniolpapier wurde meine Ausdauer belohnt. Zwischen Brokkoli und Laminatresten, ganz hinten, ganz unten, da lag er, der Schlingel. War auch klar, denn er ist wirklich klein. Ab sofort nutze ich diesen albernen Anhänger, denn das Teil klimpert, es leuchtet und in der Hosentasche verursacht es eine optische Täuschung.





Als ich alles wieder aufräumte, da hatte ich dieses Lied im Kopf, welches ich früher hoch und runter hörte und in diesem Zusammenhang gut passt. So und so. Aber vor allem, weil es wie folgt endet:


"GLORY, GLORY, GLORY HALLELUJAH"

Carter USM: “Rubbish”



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ich kann´s kaum glauben. erst einmal, weil ich ja auch schon im müll gewühlt hatte. die hände voller kaffeesatz-zigarettenasche-stracciatella-jogurth-matsch habe ich irgandwann aufgegeben und dann lieber nochmal alle hasen-tüddel-plätze abgesucht: regale, nippesschälchen, klo und dreckwäschesammlung.

die nachbarn haben mich übigens eben auch nur kurz komisch angeguckt als wollte sie sagen: da ist wieder die tussi von dem penner. ;)

aber großartig. und inspirierend. "der mann aus dem müll" wird sicherlich mein erster bestseller. ;) und vor allem: du stinkst gar nicht. wie immer ein duftespatz.
ich hätte das ja den müllmännern überlassen. für einen zehner hätten die dir sicher mal eben die tüten angehoben und dann mit ihren handschuhen da reingefasst. aber der hase ist eben ein buddler. hasen mögen es unterirdisch. gibs zu, es hat dir doch auch ein bisschen spaß gemacht. ;)

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Boah,
das ist mal wieder ein Beitrag aus der Reihe "Helden heute".

Ich hab ja ne Staublunge, weil ich so oft den Inhalt von prallen Staubsaugerbeuteln nochmal filzen musste auf der Suche nach vermissten Kleinteilen oder weil es beim Saugen plötzlich verdächtig rappelte, aber in einen Müllcontainer bin ich noch nicht abgetaucht. Fetten Respekt für diesen Stunt!

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Oh. Es war auch ein wenig aus der Not heraus geboren. Es ist nämlich wirklich arschteuer, die Schlösser zu tauschen und so verpeilt kann man doch nicht sein, dass man den Schlüssel nicht wiederfindet. Dachte ich. Aber Sie sehen ja, manchmal mus ein Mann tun, was er vorher versaut hat, oder so;-)

Das mit dem Staubsauger kenne ich auch sehr gut. Besonders dramatisch: Als wir noch einen Hund hatten und diese Tonnen von Haaren da drin ware. Das habe ich echt gehasst.

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Die Hundehaare
werden uns wohl noch eine Weile begleiten, vermute ich mal. Selbst im oberen Stock, wo die Töle nie Zugang hatte, finden sich die dünnen Fusseln. Aber gut, wir haben vor einiger Zeit einen Staubsauger ohne Beutel angeschafft, den Behälter muss man zwar öfters leeren, aber die Kleinteilsuche erleichtert das erheblich.

Diese Autoschlüssel/Schlösser sind tatsächlich eine scheißteure Angelegenheit. Und dabei bin ich nicht mal sicher, ob diese Funkdinger sicherheitstechnisch tatsächlich der Riesenhit sind...

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Manchmal frage ich mich, ob man diese Haare überhaupt wieder los wird. Unter den Polstern der Ledercouch finden sich noch heute(!), 2 Jahre danach, noch immer Haare von den einstigen Lieblingen. Wunder allerorten.

Das weiß ich allerdings auch nicht, aber es ist schon cool, das man die Heckklappe via Funk öffnen kann. Da bleiben die Hände sauber;-)))

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Das Darkmobil
wird noch händisch auf und zu geschlossen, der Funkschlüssel war damals ein teures Sonderausstattungsfeature, für das ich zu geizig war. Der neue Audi "Leibesertüchtigungsrücken" meiner Frau hat das aber auch, und es ist ok. Ich weiß nur noch nicht, warum nach dem Entriegeln per Funk im Fußraum von Fahrer und Beifahrer Beleuchtung angeht - geschweige denn, warum es da unten überhaupt Beleuchtung braucht. Also ich finde Kupplung, Bremse und Gas ja auch im Dunkeln...

Im Auto fahre ich übrigens auch noch jede Menge Hundefell spazieren. Die Sauger von der Tanke kriegen das nicht so richtig von den Sitzen runter. Und von den klebenden Fusselrollern habe ich schon so viele verschlissen. Hach ja...

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ach james, ich lache tränen. DANKE! für die fotos, deine gedanken und den tollen text. jeder einzelne wühler hat sich allein dafür gelohnt und der fund is nur die kirsche.

großartig.
ich habe mich selten so über sowas amüsiert.

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Schadenfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, kleines Hexlein, du.;-)

Es ist übringens ein 300mm Objektiv geworden. Dat Makro war zu teuer. 600 Euro! Die spinnen. Aber echt.

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? - 300mm
600 schluppen is schon ne hausnummer, wa? welches haste denn genau gekauft? 300 mm... alter schwede. bei mir is bei 200mm ende gelände.

mich hat die vorzügliche beschreibung und auskostung all der erlebten widrigkeiten unterhalten! diese selbstreflektion...

schadenfreude wäre dagegen ja geradezu platt. ;-))

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Nase! 75-300 und das macht wirklich mächtig gewaltig Spaß, aber wem sach ich das?
Was man da alles zu sehen bekommt!Also bei 300mm. Toll!

Dat Makro kauf ich nächsten Monat, oder wann ganz anders, aber ich kaufe es auf jeden Fall.

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hehe, ahne ich da etwa einen kleinen kaufrausch? :) glückwunsch zum neuerwerb. da würde ich bei gelegenheit gern mal durchschauen und gucken, was es so zu gucken gibt! wenn ich darf...

ich hätte ja nix gegen ein schniekes weitwinkel. festbrennweite. dazu bräuchte ich dann jedoch mind. 1 monat frei, um in die prärie zu reisen und wolkenfotos zu machen. ähm... joa. ach und davor hätte ich liebend gern die canon G10 und das schwenkobjektiv und den liveview von der alpha. wimperklimper. hihi.

ich glaub, ich hab schon fotofieber. hypochondrisch. :))


nachtrag:
der eintrag wäre auch ein guter beitrag zum DIRT PICTURE CONTEST.

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HAH! Du bist süchtig!

Sonst hast aber keine weiteren Wünsche? Wenn ich mal reich bin, dann schenk ich dir das Teil und dann gehen wir wieder zur Schule.;-)

PS Klar darfste da durchgucken. Kannst auch Knippsen.

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Sonst hast aber keine weiteren Wünsche?

also ich wollte nicht vermessen klingen, aber ich hätte da noch.... *räusper.
Wenn ich mal reich bin, dann schenk ich dir das Teil und dann gehen wir wieder zur Schule.
öhm.... dauert das noch laaaaang? ;-))
au ja. bei akutem reichtum würd ich das glatt gern machen. dito sollte mich der reichtum ereilen. reiiiiichtum, wo biiiiiiiiist du?!*lach.

PS danke, du oscar the grouch.

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HEHEHE, ich habe ihm, also dem Reichtum, schonma geschrieben. Er antwortet aber nicht. Leute sagen, man muß dies Geschreibe auch irgendwie versenden, na was denn noch alles? ;-)

Dann sach ich artig Danke und werde dich, wenn du mit deinem Bentley um die Spree düst mal dran erinnnern, an diese Einladung.

Also das mit dem Grouch versteh ich gar nicht. Ich bin myopischer Optimist! ;-)

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aber der oscar wohnt doch in der mülltonne! sesamstraße? :-)

...und das mit dem reichtum: da sollten wir dranbleiben! *zwinker

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schönste geschichte des tages. respekt! :-)

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Bitte schön, jederzeit gern. Es ist mein Streben und Mühen, diese Seite interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Und wenn dies gefällt: umso besser!

Danke!

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Ach Herr Cabman, was für ein schöner Text.
Doch als ich letztens bei ihrem Rodel-Content erklärt habe, wie man ein A-Blogger wird, habe ich gemeint, dass Sie nicht über Müll schreiben, sondern direkt Müll verfassen sollen. :-)

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Das hätten Sie aber etwas genauer verdeutlichen müssen. Nun habe ich mir all die Mühe gemacht. ;-)

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Es tut mir aufrichtig Leid. Ich habe doch nicht geahnt, dass Sie wirklich so weit gehen bzw. tief sinken um A-Blogger zu werden. :-)

Ja dieses Internet ist immer so unverfänglich. Da schreibt man gedankenlos irgendetwas hin ohne sich über die eventuellen Folgen im Klaren zu sein. Das nächste Mal pass ich da besser auf. Versprochen!!

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Ja, das passiert immer wieder, das mit Gedankenlosigkeit. Da schreibt man was und huxflux hat man jemanden verärgert. Muss aufpassen. Sie aber gaaaaanz besonders, Sie Provokateur, Sie!

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Ich? Provodompteur?
Habe ich Sie denn schon mal verärgert?

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Nee, wieso?

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Gut dann werde ich das mal tun... Also wenn ich Zeit habe... :-)

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Ich muß schon sagen, Sie gehen wirklich dahin, wo es schmutzig ist weh tut. Vor zig Jahren wurde via BFBS immer der Whistling Key-Ring verlost. Der piepste, wenn man pfiff.

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Soll ich Ihnen was schreiben? Diese Überlegung hatte ich tatsächlich. Aber irgendwie ist das doch schon ein Eingeständnis der einsetzenden Senilität, oder? So alt sind wir doch noch nicht, also ich;-))))))

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trashcandiving. reschpeckt! erkläre ich jetzt mal zur neuen urbanen extremsportart.

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HAHAHA, Ihretwegen wär ich beinahe vom Stuhl gefallen. Das ist wirklich eine schöne Idee!

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naja, ganz neu ist es nicht.
wobei autoschlüssel wohl nicht unter "items commonly found" fallen...
die gesichter der nachbarn waren bestimmt toll. ich glaube, ich hätte in dem fall schon von mir aus einen unbeherrschbaren mitteilungszwang.
(und ich hatte schon schlimmeres im griff, aber das erzähl ich nicht. nein, echt nicht.)

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... ich hab mal meine Zahnspange unbewusst entsorgt ... die ist nimmer aufgetaucht ...

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ich hoffe
Sie haben aus Datenschutzgründen nicht in die Tüten der Tonnenmitbenutzer gelurt. Vielleicht waren diese deßhalb etwas peinlich berührt ... wer weiß.

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*schmunzel* Schöne Geschichte.

Zu dem Lied fällt mir auch was ein. Eines Abends vor etlichen Jahren saßen wir bei einem Freund zusammen und musizierten. Ich meine mich zu erinnern, dass es eher irisch folkig angehaucht war. Wie auch immer. Ein weiterer Freund kam reichlich spät, holte dafür aber fröhlich strahlend eine Mundharmonika aus der Tasche. Er blies kräftig hinein und heraus kam ein "Trööötträäättrööttraatrii" oder so. Er guckte uns erwartungsvoll an und fragte: "Und? Was habe ich gespielt?" Ein suchender Blick meinerseits in die Gesichter der anderen beruhigte mich, denn sie schienen genauso Null Ahnung zu haben wie ich. Nach einer Weile meite J., der Mundharmoniker, er spiele es noch mal. Gesagt, getan. Es klang anders als beim ersten Mal, aber ohne jeglichen Wiedererkennungswert bei mir. Schließlich gab er auf und sagte: "Na, Glory, Glory Hallelujah!" Das würde man doch hören. Sagen wir so, vielleicht wenn Kraftwerk das Lied vertonen würde...

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