Donnerstag, 3. Mai 2007
Der Wischmob-Booggie
Nachdem ich nun heute wieder festgestellt habe, dass meine Weblogin nur ideellen Wert hat, es nichts wird mit der Literatenkarriere (wie auch, wenn ich keine Zeit habe) und es goldene Regeln fürs Bloggen gibt, die ich erfolgreich ignoriere, will ich mich auch nicht weiter beschweren. Stattdessen fröne ich meiner unbedeutenden Existenz und verlege mich darauf, Sacheinträge zu schreiben. Diese müssen nicht langweilig sein und nur weil man etwas nicht kennt, muss es ja nicht falsch sein. Lassen wir diesen Gedanken nun kurz ruhen.
Fertig.

Es mag ja vielleicht bekannt sein, dass Mademoiselle la Püppiee und meine Wenigkeit neben anderen Dingen auch einen Hang zu gar finsterer Musik haben. Mademoiselle gibt sich diesem Hobbyrausch noch mehr hin als ich. Sei’s drum, denn auf die etwaigen Festivitäten gehen wir oft und viel und auch gemeinsam. Erst neulich wieder, tanzten wir, ganz klassisch, in den Mai. Dabei, wie schon viele Male zuvor, machten wir ein Entdeckung. Das Phänomen, von dem ich hier schreibe, ist landauf und landab noch nicht als Wischmob-Booggie bekannt. Das soll sich nun ändern, haben wir Blogger doch auch einen Bildungsauftrag. Aus diesem Grund, heute nun Beobachtungen aus der Nacht, die so dunkel nie werden kann, wie manch einer der beobachteten Protagonisten sie im Kopf trägt.
Vorgeplänkel

Unabdingbar und äußerst wichtig, wenn man zur “SZENE“ gehören möchte, ist auffällige und abstruse Kleidung in Kombination eines eben solchen Haarschnittes. Sollte Ihr Vorgesetzter in der Bank oder im Supermarkt dieses als unhaltbar bemängeln, verweisen Sie auf ihr legitimiertes und verfassungsrechtlich manifestiertes Recht auf freie Selbstbestimmung. Man wird Verständnis entwickeln, ganz bestimmt. Seien Sie aber in der Wahl ihrer Kleidung nicht zu individuell, sonst werden Sie nachher womöglich nicht als Zugehörige/r der “Szene“ erkannt, was die Suche nach etwaigen Paarungspartnern sehr erschwert. Den Damen empfehle ich Minirock, BH in auffälliger Farbe und Orthopädie-Stiefel. Sollten Sie zu Beginn noch keine Fußschäden haben, werden Sie sich, nach 5-6 Jahren total szenemäßigen, angepassten Verhaltens, sehr darüber freuen, dass Sie die Investition in eben dieses Schuhwerk nicht scheuten.

Lesson 1

Bevor Sie nun perfekt individuell und völlig angepasst ins Becken springen. Nee, ich meine auf die Tanzfläche gehen, beobachten Sie bitte erst, was die anderen so treiben. Nehmen Sie bitte darauf Rücksicht, dass, individuell hin, individuell her, es eine gewisse Gemeinsamkeit geben muss. Diese kann sich nur im Hörgenuss widerspiegeln. Mag ja sein, dass Ihnen gerade gespieltes Lied nicht behagt, aber darum geht es nicht. So. Fallen nun die ersten Töne und mit ihnen der halbe Saal auf die Tanzfläche ein, so ist dies auch Ihr Zeichen, sich dort hin zu begeben. Trauen Sie sich. Sie dürfen. Suchen Sie sich ein freies Plätzchen und nehmen Sie dieses mit Blickrichtung zum DJ-Pult ein. Stören Sie sich nicht daran, dass dies alle tun und es wie bei der ryhtmischen Sportgymnastig aussieht. Das gehört so. Vergessen Sie über all Ihr Entzücken der körperlichen Betätigung nicht, missmutig und traurig auszusehen. Die Welt ist schlecht und Ihnen auch, denn Sie warteten ja vielleicht schon 7 Bier lang darauf, nun endlich mal tanzen zu dürfen. Siehe Abb. 1 „Die Grundstellung“

Lesson 2

Haben Sie ihren Platz gefunden und es erklingt ein gehauchtes "Fick mich", kann es auch schon losgehen. Beginnen Sie nun, mit dem rechten oder linken Bein zu feudeln. Hierzu ist es wichtig, dass Sie eine Diagonale beschreibend, das eine Bein vor das andere „werfen“. Sie können diese Technik noch verfeinern, indem Sie mit klotzigen, ja roboterhaften Bewegungen den Oberkörper einbeziehen. Am besten, den entgegengesetzten Arm in die Luft heben. Achten Sie aber unbedingt darauf, dass Sie sich dem Takt des Vordermannes anpassen, denn ein Tritt oder Nackenschlag könnte dessen Missmut negativ Beeinflussen. Siehe Abb. 2 „Figur 1“
Lesson 3

Feudeln Sie nun abwechselnd mit Ihren Beinen den Boden. Dabei immer darauf achten, im wummernden Beat der Bässe zu bleiben. Im Übrigen muss an dieser Stelle erwähnt werden, richtig missmutige Gesellen singen nie mit. Also lassen Sie es auch, denn Sie gehören nun zur „Szene“.
Tanzen Sie sich ruhig in Ekstase. Zeigen Sie dem DJ und allen anderen, dass Ihnen gespielte Musik gefällt, in dem Sie die verbliebene behaarte Hälfte Ihres Schädels im Takt schleudern. Seien Sie sich bewusst, dass Sie verdammt einzigartig und sexy sind, zumindest für den Augenblick. Entdecken Sie allerdings, dass das nachfolgende Lied von der „Szene“ gemieden wird, so tun Sie es auch. Sie dürfen gern, beim Verlassen der Tanzfläche, eine abfällige Bemerkung wie „Der glaubt wohl, dass wir auch jeden Scheiß hören.“ machen. Das schafft Nähe und Vertrautheit und zeigt, dass Sie sich ihrer Individualität vollkommen bewusst sind. Sie werden Freunde für diese Nacht finden. Siehe Abb. 3 „Figur 2“



Nachtrag
Sollte sich nun irgendwer wundern, wer A.) Sandy ist und B.) warum ich es so liebe, auf solchen Partys abzuhängen, dem sei folgendes gesagt:
Zu A.) Sandy ist die unbekannte Leserin, die hier immer luschert, aber nie kommentiert. Ich möchte sie auf diesem Wege an mein Bier erinnern und Glückwunsch zur Beförderung sagen.
Zu B.) Manchmal haben wir Glück und Mademoiselle´s Freund spielt auch was für uns. Meist haben wir die Tanzfläche dann für uns allein, was völlig in Ordnung ist, denn wir können beide den Wischmob-Booggie nicht. Wir sehen dabei total affig aus. Vielleicht sollten wir mehr lesen;-)))


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Höhöhöhöhöhö

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Kennste, wa?

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Ähm,
bin gerade nicht sicher, ob du das ernst meinst. Meinste?

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Häh?

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vielen dank und dein bier hab ich nicht vergessen ;-)
wann bist du wieder im lande?

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Sieh mich überrascht!!!!!!
Aber wirklich nun.
Am Samstag, spät abends.

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dann sieht man sich doch noch im e-werk?
da bekommst du dann auch dein bier ;-)

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yes, wenn ich durch den handelsüblichen Stau komme, würde ich sehr gern wieder ein bisschen mit dir hotten...

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Es klingt ein wenig wie
die abgespeckte Form dessen, was wir in den 80ern "tanzen" nannten.
Als schwarzgewandete Person richtete man weiland immer(!) den Blick auf den Boden (DJ? Hang the DJ???), beugte den Oberkörper (unter der Last des Elends und der Tristesse der Welt) und mopperte mit den Armen gen Knie. Einstweilen vollführten die Beine etwas, was man am besten beschreiben kann, in dem man sich einen Küchenquirl vorstellt, der nur noch auf 10% seiner Kraft läuft. Also irgendwie ausladend und rund, aber mehr eiernd (Kenner der damaligen Szene wissen, was ich meine). Ich kannn's nicht zeichnen, aber ich könnte es vormachen. Es geht aber nur mit Musik vor 1989, alles andere ist zu schnell nervös (wir hatten ja noch Zeit, damals, und höchstens die Hälfte bpm) und endet womöglich im Rollstuhl.
Und man trug keine Orthopädiestiefel, sondern Zaubererschuhe mit mindestens 3 Silberschnallen pro Stück (weshalb manche von uns heute ohne orthopädisches Schuhwerk gar nicht mehr aus dem Haus kommen), und natürlich auch einen BH, aber drüber was hochgeschlossesnes, bitte.
Mein Onkel nannte unseren Tanzstil damals "ramasser les herbes" - Unkraut 'rupfen - und ja, das beschreibt in gewisser Weise die Grundstellung.

Schade, ich würde mich gerne mal irgendwo damit blamieren.
Aber mit mir geht Mann ja nicht tanzen.
(Was, wenn einer einen sieht, der wo einen kennt?)


Heißen Dank für's auf-dem-Stand-halten, so bleibt auch das Landei szenefirm.

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HA! Diesen Stil kenne ich. Ich nenne ihn "Old School"! Den tanzte ich früher auch. Und solche Schuhe, ja, da war ich ganz stolz als ich mir mit 16 solche Schnallenstiefel aus London mitbrachte. Ich war Held der Klassen-Szene;-)

PS Wenn sich der Ihrige den allzu schönen Dingen verweigert, so könnten wir ja mal tanzen gehen, oder so

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Jetzt muss ich mich doch auch mal einmischen!
Danke, Herr Cabman, für diese sehr amüsante Geschichte. Beim morgentlichen Stöbern durch diverse Blogs (ja, ja, ich luscher meistens auch nur rum) haben Sie mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert.

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Für Sie immer wieder gern, meine Liebe.
Ich hörte, Sie haben eine Entscheidung getroffen. Sehr gut!

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Damals, als ich noch "hotten" ging, hotteten wir immer so. Egal zu welcher Musik. Ok, das verursachte Spannungen in der Black Music-Ecke des Strandbades Müggelsee, aber warum sollte man sich immer anpassen? Stevie B. fand ich sowieso schon immer viel zu schmalzig und die herumfliegenden Barhocker, na ja. Später dann, hottete ich nur noch unter Alkoholeinfluss und wenn es mich nervte, wenn mich die Leute ständig nach Drogen fragten. Dann immer mit Blick zum DJ, vorgeschobener Unterlippe und geschlossenen Augen. In Anlehnung an den Wischmobb-Booggie nenne ich das jetzt mal Feudel-2Step.

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Schön.Strandbad Müggelsee - eine Legende unter Freischwimmern;-)

Hahah. Mal mal ein Bild von der Unterlippe. Das würde mich jetzt schon interessieren!

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