Montag, 8. November 2010
Kult vs. Kommerz

Achtung Terminänderung:
Freitag, 12.11.2010 Altona 93 - St. Pauli II 19:00 Uhr


So. Heute auf dem Weg vom Orthopäden nach Hause auf Radio Hamburg folgendes Lied gehört.



Es wurde zur Hot-oder-Schrott-Wahl gestellt. Das heißt, das Lied wird angespielt und drei Hörer entscheiden, ob es ausgespielt wird oder nicht.

Nun raten Sie mal, wie lange das Lied lief?

Genau!

1 Minute irgendwas.

Das wundert nicht, denn es wurde die Radio HH Zuhörerschaft befragt. Und die finden ja auch, daß Bon Jovi eine tolle Band ist, Hamburg ein Stadtteil von Hamburg ist und daß Last Christmas von Wham schon vor dem ersten Advent gespielt werden sollte. Insofern war das Resultat absehbar.

Ich mag das Lied, wenn auch nur wegen der Stimme - zum Daniederknien, Weinen und Melancholiken. Wenn ein solcher Happen alles ist, was es in diesen mageren Zeiten von Robert Smith zu erwarten gilt, dann freue ich mich. Immernoch besser als Bon Jovi.


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Sonntag, 7. November 2010
These painful pictures



Törööö.

Da ist man geimpft, aber nicht davor gefeit, dennoch zu erkranken. Auf den Bildern oben sehen Sie den linken und den rechten Ellbogen des Diktierenden sowie den Grund seiner langen Abwesenheit an diesem Ort. Und der heilungstechnisch bedingt zu erwartenden, also Abwesenheit.

Eigentlich wollte ich nur ein paar Bilder aufnehmen, was ich auch tat, doch der Weg nach Haus gestaltete sich als unverhofft umwegig:

Und dann sagte ich zu Cabwoman, welche vor mir radelte, „lass uns zu Schmidt’s, Käsekuchen kaufen.“

Und dann sah ich ihr Hinterrad sehr schnell näher kommen; sah die Ampel auf Rot; sah das Auto von links…

Und dann fiel ich schon, sah den Asphalt; dachte: „Nicht das Gesicht!“ und riss die Arme nach vorn.

Und dann kam der Schmerz.

Und dazu die Angst, denn ich konnte meine Arme nicht bewegen.

Und dann schrie ich nach Cabwoman.

Und diese stand neben mir, doch ich sah sie nicht.

Und dann kam der Krankenwagen.

Und sie retteten meine Softshell Jacke, zerschnitten aber eine teure Erinnerung und ein teures Shirt.

Und dann riefen sie nach einer Notärztin.

Und dann fuhren wir ins Krankenhaus.

Und dann kam Schwester Susanne, welche sehr ehrlich war.

Und dann kam der Doc, der mich schlafen legte.

Und als ich aufwachte, waren beide Ellbogen reponiert, aber immer noch gebrochen. Und deswegen eingegipst.

Und dann wartete ich auf Cabwoman, die dann endlich zu mir durfte und mich von meinem Durst erlöste.

Und dann ging es auf Station. Zu der netten Schwester und hinein in eine schmerzvolle Nacht.

Und dann kamen Familie und viele Freunde und nahmen Anteil.

Und dann war ich sehr gerührt, besonders von Cabwoman.

Und dann galt ein neuer Alltag für mich: mit Visite und Mittagessen um 12.00 Uhr und Abendessen um 17.00 Uhr und einem russischen Zimmergenossen.

Und dann wurde ich operiert, las kurz davor aber noch einen Artikel im Stern, der davon handelte, dass Patienten während der OP aufwachen.

Und dann war ich noch nervöser.

Und dann meldete ich viermal, dass beide Arme kaputt sind.

Und dann schlief ich wieder.

Und dann wachte ich auf und hatte Schmerzen ohne Ende.

Und dann wartete Cabwoman bereits auf mich, als sie mich wieder aufs Zimmer brachten.

Und dann folgte die schlimmste Nacht meines Lebens.

Und dann kam die Visite und man verabreichte mir ein Morphium Derivat.

Und dann folgte ein Tag im Karussell.

Und dann kam endlich Mama und zog mir was an.

Und am Abend dann kam Cabwoman.

Und ab da ging es stetig bergauf.

Und dann wurden die Gipse gegen Orthesen getauscht.

Und dann durfte ich nach Hause und dort werde ich seitdem von Cabwoman umsorgt, welche sich dafür extra unbezahlten Urlaub genommen hat.

Ich bin sehr gerührt davon, wie sehr sich meine Familie um mich sorgt; wie sehr Kollegen sich interessieren; wie sehr Freunde Anteil nehmen und wie stark und ausdauernd Cabwoman sich der Herausforderung „kranker Mann“ stellt.

Ich werde es Gutzumachen wissen, ein Versprechen, welches ich gab und bis dahin versuche ich mich in Geduld zu üben und meine eigene Unzulänglichkeit zu akzeptieren. Dieser Umstand ist mit Abstand die größte Prüfung für mich. Wer weiß wofür es mal gut ist.

Schade nur, dass die Bilder nicht so spektakulär wurden, als dass sie einen beidseitigen Ellbogenbruch rechtfertigten.


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Mittwoch, 20. Oktober 2010
Big City Life
Vorneulich, als der letzte Gast gegangen war, ich glaube, dass es Herr Kid war, da räumten wir noch ein bisschen auf und gingen dann hinunter in das Kelleretablissement. Dort herrscht Herr S. .

Ihm und seiner netten Kollegin wollten wir nur schnell unseren Dank aussprechen und jedem noch ein kleines großes Trinkgeld geben, weil sie doch alles so hervorragend organisierten und uns so tatkräftig unterstützen, selbst Herr Kid bekam zur späten Stunde noch ein Bier.

Die beiden im Keller freuten sich sehr und die Zapfhahnkönigin sagte, dass das ja alles “… nedde Leude wan, was ja nich wunderd, wenn ihr auch so Nedde seid und ihr passt ja auch so gut zusammen“.

Das freute uns dann wieder.

Neben uns stand dann noch jemand ganz Wichtigeres und wie es dann immer so ist, kamen wir ins Gespräch und ich ließ mir gar wundersame Dinge aus dem DFB-Alltag erklären. Der Herr war nett, die Stimmung recht kuschelig, nur wir 5, die Nacht noch nicht ganz weg, der Tag noch nicht ganz da und einer Wortaneinanderreihung folgte ein Bier.

Gerade als ich mein Satz enden ließ, in dem ich mich über die Unerwerbbarkeit der Fan-Artikel beklagte, ging der Herr weg, um kurz darauf mit zwei Trikots zurückzukommen. Diese drückte er mir und der zukünftigen Cabwoman in die Hände und sprach: „Kleines Hochzeitsgeschenk. Von uns für euch.“

Da waren wir aber ganz gerührt, haben uns artig bedankt und halt noch ein Bier getrunken. Irgendwann hörte ich auf zu zählen. Als wir nach Hause gingen, grüßte der Tag im Osten und hätte Sie uns gesehen, zwei schwankende Gestalten, im Altona 93 Trikot, einen Korb voll Geschenke und lustig gackernd, Sie wären nie drauf gekommen, dass wir gerade von unserem Polterabend kommen.

Warum ich Ihnen das erzähle?

Na weil ich meine Aussage von gestern untermauern möchte: „Dieses Trikot habe ich hart ersoffen.“
Denn gestern spielte der großartige AFC93 und zwar gegen St. Pauli, diesem Verein, von dem manche ja tatsächlich glauben, dass er immer noch das ist, was er mal war.

Dazu nur soviel: Beim AFC habe ich noch keine Kohorte schwäbisch-stämmiger Soziologie-Studenten gesehen, die es für die größte Unangepasstheit aller Zeiten halten, ein Totenkopfshirt zu tragen. Egal.

Es war ein gutes Spiel, wir haben bis zur zweiten Halbzeit 1:0 geführt und dann hat sich halt gezeigt, wer das hauptberuflich macht und wer vorher noch im Büro oder auf dem Hafenschlepper war. Schön war aber, zu sehen, wie fair es abging, ebenfalls unter den Fans und das Cabwoman mit dieser Idee unseren Freunden eine kleine Freude gemacht hat. Auch wenn die Nina ganz entgeistert feststellte, dass das ja alles Butscher sind.

Und dieses Applaudieren an falscher Stelle, liebe Frau V., das kannst Du auch wieder gutmachen. Die falsche Mütze sowieso! Ich wäre für Frühstück.


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Danach fuhren wir noch zum “Wir sind Helden“-Konzert in der Großen Freiheit. Es war deren erstes Konzert nach der Pause und es bleibt festzuhalten: Absolut sehens- und hörenswert.

Ich gestehe, ich hatte keine Lust, gerade nach dem Fußballspiel, aber als wir dann da waren und uns gefangen nehmen ließen von der Stimmung, dem Sound, da gab es nix zu bereuen.

Die Judith war sehr charmant, tanzbegeistert und auch Gänsehaut kam auf: Als der ganze Saal geschlossen “Happy Birthday“ für Herrn Pola sang. Ungeplant und spontan ist eh oft am besten.

Am beeindruckendsten war für mich allerdings das Solo von Judith ganz am Schluss: Sie allein auf einer dunklen Bühne im Spotlight, ihre prägnante Stimme, eine Gitarre, die es nicht gebraucht hätte und ein Gefühl, an welches Judith appellierte, das dich wissen lässt, du wirst in diesem Leben noch mal weinen. Wir alle werden noch mal weinen. Zum Niederknien.

Sollten Sie also die Gelegenheit haben, ein “Wir sind Helden“-Konzert zu besuchen, dann tun Sie es. Gut wie immer, nicht so lahm wie von mir befürchtet und trotz Kinder im Tourbus wurden ausgiebige Zugaben gespielt. Die 30,- € sind es wert.

Davon bleibt mehr als von einem St.Pauli Heimspiel. ;-)


PS Dieser Combo kommt auch nach Hamburg und ich frage mich, Frau Monolog, warum ich sowas immer alleine rausfinden muss? ;-)




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