Montag, 11. Juli 2011
Das hatten wir schomma

Charlotte Roche, die mit einer Romanvermutung seinerzeit nicht nur kontrovers diskutiert, sondern auch stinkehackereich geworden ist, wird wohl im August diesen Jahres wieder ein Buch veröffentlichen.

Obwohl "Feuchtgebiete" einzig durch eine Aneinanderreihung von bemerkenswerten Ekligkeiten und einer ansonsten sehr seichten Seichtigkeit bestach(?), auffiel(?) sich auszeichnete, muss man der Autorin allerdings zugute halten, dass sie es zumindest nicht plagiierte. Das ist in diesen Tagen ja auch nicht immer selbstverständlich und folgender Satz aus der Beschreibung läßt erahnen, was einen wohl erwartet, wenn man dieses Buch erwirbt:

»Schoßgebete« erzählt von Ehe und Familie wie kein Roman zuvor.

Aha. Ich bleibe gespannt und frage mich, was 67 Leuten bisher eigentlich gefallen hat?

Ich war gespannt und zwar gestern, da ich zum ersten Mal seit dem 23. Oktober 2010 wieder auf ein Fahrrad stieg, um damit eine längere Strecke zu fahren.

Das dies überhaupt geht, ist sowieso schon großartig, viel toller allerdings war das Gefühl danach: bemerkenswert erfrischend für den Geist das alles und nicht schlecht staunte ich, als ich feststellte, dass ich Gesichter schwitzen kann:


Wenn es nicht so riskant wäre, könnte man sich dirket bei Wetten Das...! anmelden.

Fahrradbilder machen andere schöner, weswegen es hier nur eins von meinem neuen Schloß gibt, welches teurer war, als das ganze Rad:

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Ich mochte nämlich meinen "Schwarzen Hirschen" ganz gerne und mir ist bis heute ein Rätsel, warum jemand ein solches unsexy Fahrrad klaut, aber es zeigt mir, dass es immer noch blöder geht.

Und da ich mein neues gebrauchtes Rad einfach schon deswegen mag, weil ich damit überrascht worden bin und es zu einem wirklichen Freundschaftspreis in unseren Besitz wechselte und es jemandem gehörte, der es auch ganz gern mochte, will ich natürlich kein Risiko eingehen, denn die einzigen Fahrraddiebe, die ich gut finde, sind die von Vittorio de Sica.

Ansonsten waren dann auch noch der I. und die S. da, die Radfahren eher doof finden, weilse nämlich am liebsten mit dem Roller fahren und zwar überall hin. Ich muss sagen, ja, muss ich sagen, es sitzt sich darauf recht angenehm und behaglich. Die Vorstellung, mit so einem Gefährt dem innerstädtischen Stau zu entrinnen, also die hat was.

Aber wenn, dann nur so ein altes Teil wie von I., wobei die Farbe dann egal wäre, ganz im Gegenteil zu der von meinem neuen alten Fahrrad.

Die ist wie gewohnt schwarz, man sollte nich zu viel umstellen....



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Sonntag, 10. Juli 2011
Frau V. macht wech
Frau V. hatte mal einen Bekannten, der ihr, wohl um sich interessant zu geben, von seinem Blog erzählte.

"Und", fragte ich sie, "wie ist es denn so, dieses Blog?"

"Enttäuschend, da habe ich durch dich andere Ansprüche."

Tja. Und das war wohl eines der schönsten Komplimente, welches ich je von Frau V. erhielt.

Überhaupt ist Frau V. einer dieser Menschen, die man ganz nah an sich ranlassen kann, weil sie einen nicht erdrücken, emotional aufressen oder Erwartungsdruck erzeugen.

Die Freundschaft lebt vom zweiseitigem Miteinander, ohne sich auf der Pelle zu hängen, aber die Gewißheit in sich tragend, dass im Fall der Fälle der andere da ist. Freundschaft der alten Schule eben, die ganz ohne "Find ich gut-Klick" auskommt und sehr, sehr, sehr selten ist.

Und als neulich dann, wir auf ihrem Balkon saßen und sie uns in rotweingeschwängerter Atmposphäre eröffnete, dass sie nach München gehen wird, da fand ich nicht die richtigen Worte und lästerte über München, das ja immerhin noch weiter südlich liegt als Seevetal.

Ganz folgerichtig beklagte sich Frau V. dann und meinte: "Nun freu dich doch mal für mich. Es geht um meine Zukunft."
Recht hatte sie mit dieser für mich beschämenden Aussage und ich entschuldigte mich auch dafür, denn die Schmähungen erfolgten nur durch egoistisches Denken.

Nun ja. Und dennoch bleibt bei all der Freude und all den guten Wünschen, liebe Frau V., die Cabwoman und ich dir mit auf den Weg schicken wollen, auch ein kleines Stück Melancholie.

Wer wird zukünftig mit der St. Pauli-Mütze zum AFC-Spiel kommen? Wer rettet unsere Fahrräder? Wer beschwert sich über meine laute Musik? Wer macht Frühstück? Für wen soll ich mich vor die Dixi-Klotür auffem Weihnachtsmarkt stellen? Glühweinstand überhaupt?

Es fielen mir noch einige Sachen ein, aber eigentlich wollten wir dich nur wissen lassen, dass hier eine Gästebett für dich, für euch, immer bereit steht und du wirst es brauchen, denn mit deinem Zuzug ist München sicherlich um eine Attraktion reicher, aber die haben keinen Hafen.

Bilder zur Abhilfe bei akutem Sehnsuchtsanfall habe ich dir hier hinterlegt, möge Deine golden opportunity rostfreier sein als die, die da am Freitag einlief!



In Hamburg sagt man Tschüss, das heißt auf Wiederseh'n...






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Donnerstag, 7. Juli 2011
Überall Säcke,
die wenigsten davon zu gebrauchen, oder gar originell.


Ganz erstaunlich für mich, ist zu sehen, welch Reibungswärme die Frauen Fußball-WM erzeugt.

Da lamentieren und beklagen wir oft das Bild und die Rolle der Frauen in „rückständigen“ Staaten und schaffen es selber nicht, ein sportliches Großereignis im Rahmen der von uns vereinnahmten humanistisch-liberalen Sicht als das wahrzunehmen was es ist: Spiel, Sport, Spaß.

Klar ist Frauenfußball anders. Männerfußball aber auch. Das liegt schon allein in der Physis der Beteiligten begründet. Eine Bewertung in besser oder schlechter kann demnach nur subjektiv erfolgen, weil objektive Bewertungsmaßstäbe nicht gegeben sind.

Insofern halte ich die meisten kursierenden abwertenden Meinungen zum Thema Frauenfußball-WM für chauvinistisches Geseier, die einen Blick tief ins Selbstverständnis des Meinenden geben. Es lebt sich halt bequem hinterm geistigen Lattenzaun.

Groß ist, wer anderen Platz zum Wachsen lassen kann, ohne sich dabei aufzugeben. Wer hiermit als Mann in seinem Rollenverständnis der Geschlechter ein Problem hat, wird mit Hinblick auf die mittelfristig anzunehmende demographische Entwicklung sein Wunder erleben.

Welch bizarre Auswüchse die Diskussion haben kann, wurde in der pseudo-knall-hart-diskutier-Show vom Plasberg deutlich, die den schönen Titel trug:

Das verordnete Sommermärchen - müssen jetzt alle Frauenfußball gut finden?


Allein die Frage ist der Hohn und zeigt welche perverse Züge Mediengewalt haben kann. Denn wer, wenn nicht die Medien, hätte die Kraft zur Manipulation und damit das Vermögen, ein Sommermärchen zu verordnen? Was für eine erbärmliche Pseudodiskussion über ein Thema, welches gar nicht existent ist.

Wir müssen nicht alle Frauenfußball gut finden und die tausenden Menschen, die ins Stadion strömen, um die Nationalmannschaft zu sehen, haben vielleicht einfach nur Spaß an der Freude und ein anderes Weltbild als eben jene, denen die kritische Distanz zum Thema fehlt. Meist sind dies alte Säcke, was nicht nur eine Frage des Alters ist, eher der Grundhaltung.

Säcke sollten nur praktisch sein, wie der abgebildete, den ich demnächst auch als Teil der Büroausstattung vorschlagen werde, und es bleibt festzuhalten:

Ich habe kein Problem mit meiner Männlichkeit, um Frauenfußball gut zu finden, oder die Handtasche meiner Frau zu tragen, wenn diese dafür zu müde ist. Basta!


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