Montag, 18. August 2014
All the rage Normcore?
Long time no posting, was jetzt geändert werden muss, weil ich doch, Achtung (!) jetzt kommt´s, neulich beim stationären Buchhandel war, also eher zufälllig, doch ja, es gibt ihn noch.

Habe ich also nolens volens höflich gefragt, ob denn dieses Buch von Herrn Eggers bereits zu haben wäre, welches auf den schönen Namen "The Circle" hört. Was glauben Sie, was die Antwort war? Richtig. Der im gleichen Maße unmotivierte wie kurzsichtige, also stark, Taschenbucharrangeur verwies mich auf den Kollegen, der ja im Rechner nachschauen könnte. Mhm. Da geht man gern zum Buchhandel.

Das Buch können Sie jetzt kaufen. Bestimmt auch im besser sortierten analogen Buchhandel.

Drauf gekommen bin ich eigentlich nur, weil ich ein Zeit-Abo habe, denn man braucht ja hin und wieder eine saugfähige Unterlage, wenn man mal so Schuhe putzt und genau dort wurde der Roman vorgestellt.

Und in eben dieser Ausgabe der Zeit war in deren Magazin in der Rubrik 99 Fragen die Palina Rojinski dran, die ich bis dahin gar nicht kannte, was sich seit dem auch nicht geändert hat. Frage 3 lautete dort

Hardcore oder Normcore?

Wenn Sie jetzt auch nicht wissen, was Normcore ist, dann sind wir schon drei, denn Palina Rojinski und ich kannten das Wort auch nicht, wurden aber sogleich vom Interviewer aufgeklärt, in dem er zu verdeutlichen wusste, dass Normcore eines der Hypewörter des Jahres sei und die zum Status erhobene Normalität bedeutet.

Aha. Das ist ja doch aber auch Hardcore irgendwie und daher lassen wir es noch mal nachklingen:

Zum Status erhobene Normalität...

Wenn das mal nicht zischt und prickelt und schön wäre jetzt, wenn mir das mal jemandIn erklären würde.

Überhaupt: wenn die Palina und ich das Wort im August des laufenden Jahres noch gar nicht kennen, wie kann es dann ein Hypewort sein? Oder sind Palina und ich zu sehr in unserer Lebenswirklichkeit beschränkt, wohnen also auf unserer Wahrnehmungsinsel, die nicht die des Interviewers ist?

Wenn das so ist, kann es denn so etwas wir Normalität überhaupt geben? Ich mein, schauen Sie sich doch nur mal bei Blogger.de um. Nur kurz. Ein wahres Panoptikum menschlicher Existenzen, die sich für "normal" halten.

Das ist doch nicht normal. Echt.

So. Damit Sie den stationären Musikdealer Ihres Vertrauens nicht nötigen müssen, nochmal im Rechner nachzuschauen, hier der diskrete Hinweis, dass die Herren Interpol im SEPTEMBER, also gleich, ein neues Album rausbringen werden.

"Warum diskret?", fragt Watson.

"Weil Väterchen Kid sich sonst wieder aufregt.", güßte flüsternd freundlich der Cabman.

Öhrchen gespitzt, Bass rein:


Interpol - All The Rage Back Home from mondiale on Vimeo.



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Dienstag, 5. August 2014
To be strange
Schalom. Ich weiß, wir haben nie darüber gesprochen, aber eines meiner großen Laster war das Sammeln von Dauerwurstwaren und deren gelegentliches Umsortieren nach changierenden Rangiermerkmalen wie z.B.: Tag des Erwerbes aufsteigend, Tag des Erwerbes absteigend, MHD aufsteigend, MHD absteigend, Salzgehalt aufsteigend, Salzgehalt absteigend, Quersumme der LOT Nummer aufsteigend, Quersumme der LOT Nummer absteigend, Artikel EAN aufsteigend, Artikel EAN absteigend, oder auch mal gekoppelte Attribute wie Preis/Gewichtsrelation auf- bzw. absteigend, usw., usw., usw.

Sie sehen, da tut sich ein ganzes Sortieruniversum auf, besonders, wenn man ca. 4 Büchsen und 1 Glas Dauerwurstwaren sein Eigen nennt. Leider ist es nix, was man mit der Familie teilen kann.

Deswegen habe ich für Cabkid (Sie wissen schon, wenn der Vater mit dem Sohn) und mich was Neues gesucht. Unsere neuester Gemeinschaftsaktivität ist das Ausprobieren der Sonnenbrillenkollektion im DM und dem dazugehörigen Beömmeln mit Kommentaren wie: „Hö Hö Hö, wer kauft denn sowas?“

Haben wir gemacht:



Und dann musste natürlich die Einzelhandelskauffrau, die aussah wie Danny DeVito in Groß und Schön und mit Brüsten, versuchen Sie mal, sich das vorzustellen, rüber bölken: „Diese Brillen sind zum Kaufen da!“

„Wollen wir ja, wir können uns nur nicht entscheiden, bei all der Fülle geschmackvoller Angebote“, riefen wir zurück und ich dachte kurz daran, eine Brille zwecks Spaß mit der Inventur, zwischen den Haushaltsrollen zu verstecken. Habe ich natürlich nicht gemacht. Ich sammle jetzt nämlich Karma-Payback-Punkte. +3 Karma-Payback-Punkte (KPP)

Wo ich mich schnell entscheiden konnte, war dieser Fall im letzten Jahr, als ich die Firma verkaufte. Also nicht die Firma, sondern ihre feststoffliche Hülle mit allem was sie beherbergt: die komplette BGA, Topfpflanzen und sogar die angedeutete marokkanische Wischtechnik in zartnikotingelb mit einem Hauch Ocker, die mein Büro ziert. Alles verkloppt. Die größte Einzelvertragsverhandlung in meinem bisherigen Leben. Auch mal eine Erfahrung. Das Problem kam dann danach mit der Frage, wo ziehen wir hin? Da konnte ich mich lange nicht entscheiden.

Ich habe diese Frage dann zu meinem persönlichen Nachteil und zum Wohle der Belegschaft beantwortet und umgesetzt. Das ging nur, weil meine liebe Frau mitmacht. Danke! +1000 KPP. Auch für Dich.

Und nun freue ich mich ganz ehrlich, dass nach all dem Planungswahnsinn, der direkt in den Umsetzungstsunami wechselte, soweit alles geregelt ist, dass ich demnächst ein reinweißes Büro beziehe, mit genau einem Schreibtisch, keine Schreibtischlandschaft, bei deren Umrundung der Kaffee kalt wird, ohne Rollcontainer, ohne Yuccapalme, ohne monströse Besucherecke, ohne Hochschränke, ohne diesen ganzen Klimbim, mit dem sich meine Vorgänger umgaben.

Alles getilt und wird es so nicht mehr geben; nur einen Schreibtisch und zwei Sideboards. Hatte ich schonmal erwähnt, dass ich Ordnung und Aufgeräumtheit mag?

„Du übertreibst es aber mit deinem Minimalismus“, sprach die liebe Assistentin und weiter: „Du hast keinen Rollcontainer, keinen Mülleimer, keine Sortierablagen - eigentlich ist das recht karg. Dass du dich so wohl fühlst?!“

„Ich will mich nicht mit Dingen umgeben, die ich nicht brauche und ich will sie auch nicht bezahlen. Ich wette, wir könnten die Regel aufstellen, dass jeder Mitarbeiter im Monat 3 Dinge aus seinem Büro wegzuwerfen hat und niemand würde jemals in die Verlegenheit kommen, nix zu finden. Das werden wir mit dem Umzug ändern. Die Möglichkeit der individuellen Gestaltung endet an der Schreibtischkante eines jeden. Ich möchte keine Fensterbänke voll Kuscheltiere, keine Kaffeemaschinen und keine floralen Exilanten, die in nervenaufreibend bunten Übertöpfen in all ihrer Hässlichkeit rumprunken…“

„Das wird Diskussionen geben. Sie werden dich hassen.“

„Bestimmt. Ich bin aber willens, 750KPP zu investieren, denn weniger ist mehr.“

„Geh nicht immer von dir aus, aber meinetwegen. Obwohl du schon strange sein kannst. Denk aber nicht, dass du meinen Mülleimer mitbenutzen darfst!“

Sehen Sie? Das mein ich. Sie auch?

Habe die Ehre!


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Sonntag, 27. Juli 2014
Sommerferiensonntagvormittagsmysterium
Liebe Frau Regenblau, ich wünsche mir einen comicialen Erklärungsversuch hierzu. Danke! ;-)

War ich am Wochenende meine väterliche Pflicht am Wahrnehmen tun und trug das Kind in Erwartung seines Schlafes ein wenig durchs Geviert und auch darüber hinaus.

Denn wie es immer so ist, erst ab Kilometer 4 hat man eine realistische Chance, dass sich das Kind an der es umgebenden Prächtigkeit realexistierender Manifestationen städtbaulichen Gestaltungswillens im wahrsten Wortsinn müde geschaut hat. Diesmal aber nicht.

Diesmal war es, wohl der erschöpfenden klimatischen Verhältnisse geschuldet, bereits kurz hinter der Stadtteilgrenze im Tiefschlaf, was mir Gelegenheit gab, folgenden Sachverhalt für sie zu dokumentieren-:

An der ortsüblichen Schnellbushaltestelle stand, in der Einsamkeit wie sie nur von einem gutwettrigen Sommerferiensonntagvormittag geboren werden kann, ein trost- und freudloses Paar und zwar Schuhe. Beweisbild (a):

Beweisbild a

Nun, dachte ich mir, war vielleicht ein wirklich schneller Bus, dieser Schnellbus, der nur mit einem ein Paar Schuhe hinterlassenden Hechtsprung erreicht werden konnte ...was man halt so denkt, Sherlock Cabman, in der Hochtemperaturzone, an einem Sommerferiensonntagvormittag mit Babygehänge vorm Bauch.

Beweisbild b

Bei mir wird in solchen Fällen dann immer der Wunsch geweckt, zu erfahren, welche Geschichte dahinter steht. Ich meine an diese einsamen Schuhe auf den Autobahnen hat man sich als Vielfahrer gewöhnt und wundert sich auch nicht mehr.

Aber hier stand ein Paar Schuhe gerade so, als ob Babuschka ihnen gerade entstiegen wäre, nur um eben schnell in ihre Busschuhe zu schlüpfen und wenn sie später wiederkäme, würde sie halt wieder ihre Strassenschuhe anziehen.

Und wenn Sie sich jetzt auch wundern, dass Paar Schuhe verrät viel über seine sie tragende/n BesitzerIN und Sherlock Cabman will nicht zu viel mutmaßen, nur so viel...

Beweisbild c

Ansichtig der Bilder (Beweisbilder b+c) wußte Cabwoman gleich gelangweilt zu berichten, dass die schiefabgelaufenen Absätze entweder durch eine massive Varusstellung begründet schienen, oder durch extrem langes Tragen der Schuhe mit einer eben nicht so ausgeprägten Fehlstellung. Für letztere Vermutung spricht die extreme Verformung des linken Schuhes, der die deutliche Ausbuchtung eines Ganglion am Zehgelenk vermuten lässt. Es bleibt anzunehmen, dass es eine weile Dauert, bis sich ein Kunstlederschuh verformt.

Es ist nicht ganz eindeutig, ob es eine Frau, oder ein kleinwüchsiger Mann mit schlechtem Schuhgeschmack war, der den Schuhen entstieg. Sherlock Cabman tendiert zur Frau, da die Schuhgröße mit 6,5 doch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eher von Frauen getragen wird.

Es bleibt auch festzuhalten, dass die Entschuhung vor Sonntagnacht erfolgt sein muss, da vom Regen aufgestobene Schmutzpartikel, also Schlammspritzer, den Schuhen anhafteten. In unseren Breitengraden hat es aber erst in der Nacht von Samstag auf Sonntag geregnet...

Das ist auch alles sehr interessant, aber es führt zu keiner Beantwortung der Frage: Warum stehen die da? Und das ist ja - wie immer im Leben- die viel spannendere Frage.

Habe ich mir also die restliche Runde mit Cabkid² die teuflisch abenteuerlichsten Geschichten ausgesponnen, um dann 3 Strassen weiter dieses Bild (Beweisbild d) aufzunehmen:


Beweisbild d

Sollte es wiklich so profan gewesen sein? Eine ältere Frau, die schon viel zu lange Zeit in diesen Schuhen steckte, kaufte sich im Angebot ein Paar neue und zog diese an der ersten sich ihr bietenden Sitzgelegenheit an, um dann den Bus mit den Worten: "Was für eine Wohltat für meine Füße, der Bus auch." zu entern...


Ob es wohl so war?
No one knows... spielen sie viel zu selten...


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