Montag, 14. November 2011
Von Finnen und Schwertern und warum ich nicht nach London fliege
Die Herren The Cure haben mal einen recht zauberhaften Song geschrieben, der auf den schönen Namen Winter hört.

Dieser Song gehört eigentlich mit einer Warnung versehen, da er, in entsprechendem Gemütszustand, leicht suizidgefährdent wirken kann.

Man ist sich ja direkt am Sorgen machen, bei all den labilen Persönchen, die auch so bloggen. Ich will doch immer verantwortungsbewußt handeln. Nachher... ach egal.

Als ich also gestern nebst galanter Gattin durch den leeren Yachthafen schlenderte, da fielen mir immer diese Textzeilen ein



the summer goes by upon the wind
goes by as though it has never been
i lift my hand to wipe the tears
the tears

i just can't go on
now my love has gone away


Und ich dachte, ja dachte ich, könnte vieles sein, dem man da nachweint. Ein Herz, eine Seele, ein Leben, ein Freund, oder einfach nur einer guten Zeit auf dem Wasser.

Herr Robert Schmith lässt sich in Never Enough, Die Story von The Cure wie folgt zitieren:

"Es wäre mir lieber, wenn wir eine Menge Leute wirklich beeindrucken würden, die uns für lange Zeit schätzen, als jemandem einen schönen Abend zu bescheren, der das die Woche drauf schon wieder vergessen hat." 1.

Nun möchte ich direkt mal behaupten, dass ich diese Band schon recht schätze, die Musike sowieso.

Insofern hätte ich mich sehr gefreut, wenn ich diesem netten Event hätte beiwohnen dürfen:



Liebhaber werden wissen, dass dies drei hübsche und ausnehmend wohlzuhörende Alben sind und allein die Ankündigung, dass alle drei komplett durchgespielt werden, ließ mich beim Gedanken an Fire in Cairo, Seventeen seconds, Three imaginary boys, M, Play for today etwas zittrig werden.

Also habe ich vor Wochen schon eine Email an das Ticketcenter der Royal Albert Hall geschrieben und die vielversprechende Antwort erhalten, dass noch Tickets verfügbar wären - doch wo?

Man konnte keine Tickets im Internet erwerben. Ging nicht.
Habe ich also angerufen, bei der Royal Albert Hall, wo denn sonst und Rashmir, oder so ähnlich, war sehr nett zu mir und erklärte in diesem feinen Englisch, dass es ihm sehr leid täte, aber da muss wohl ein Fehler unterlaufen sein, denn die Tickets waren gleich alle weg.

Aha.

Habe ich wieder eine Email geschrieben und mich bedankt.

Kam eine Email zurück, ich könne ja, nicht wahr, immer mal wieder auf Homepage reinschauen, denn gelegentlich werden auch Tickets zurückgegeben.

Aha.

Habe ich gemacht. Und nach vielen Versuchen, letzte Woche, gab es tatsächlich noch Tickets. Nur das man diese nicht haben wollte und zwei zusammenhängende schonmal gar nicht. Und wer wäre ich, würde ich meine Frau nicht mitnehmen?

So. Habe ich mich ein bisschen gewundert, dass es soviele The Cure-Fans gibt, wo die ganzen Tickets hin verschwanden und die üblichen Verdächtigen abgeklappert.

Siehe da, EbayUk quoll über und auch auf dem deutschen Ableger gab es zwei Angebote. Der Catch (auch ein wohliges Lied aus meinem Lebenssoundtrack) an der Sache war, dass die aufgerufenen Preise zum einen maßlos überhöht waren, zum anderen weigere ich mich, zu akzeptieren, dass andere damit nur Kohle scheffeln und es denen nicht um die Sache geht:







Als damals The Cure hier in Hamburg im Rahmen der Wish-Tour in der Alsterdorfer Sporthalle spielten, habe ich, um meiner damaligen Freundin einen Gefallen zu tun, auf einen Konzertbesuch verzichtet und das Ticket zum regulären Preis von 37,-DM an einen Typen verkauft, der sein Glück kaum fassen konnte. Von Fan zu Fan und nicht, um damit ne Mark nebenbei zu machen. So sollte es sein.

Wenn Sie sich mal wieder wundern, warum es Casino-Kapitalismus gibt, wie Spekulationsblasen enstehen, warum die Weltwirtschaft eiert und warum manche reicher sind als andere, hier haben sie ein schönes Beispiel, wie das Ganze funktioniert.

Und denen, die die Tickests nur als Spekulationsobjekt erwarben, wünsche ich, darauf sitzen zu bleiben und Robert Smith schreibe ich eine Email, denn ich würde mich schon freuen, gerade auch diese Songs nochmal live zu hören, denn wie singt er selber ganz richtig in Winter

The soul lives forever
Always ends sometime



Ich geh dann morgen, gleich wenn die Fernseh-Leute wieder weg sind (Ich werde davon berichten, wie es ist, den NDR mit einer Filmcrew und so einer richtigen Regiseurin im Haus zu haben) zum Deichtanz, auch schön:

Zum Trost ob der nicht erworbenen Tickets tanzt Cabwoman einen Trosttanz


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1 Jeff Apter: Never Enough, Die Story von The Cure, Berlin 2006, S.141


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