Montag, 26. November 2007
Da ist Musik drin

Bevor wir uns nun gequält zum heutigen Kernthema wälzen, muss ich weit ausholen, sozusagen mit der Moschee ums Dorf. (Werten Sie die Moschee bitte als meinen Beitrag zur Religionsintegration. Man will ja nicht engstirnig wirken, außerdem muss man die Integration auch wollen, nicht nur labern, sondern einfach mal tun, im Sprachgebrauch manifestieren, sozuschreiben!!)

Dankend möchte hierzu ich auf die liebreizende Frau Cassandra verweisen, die mir mit ihrer herrlichen Anekdote heute eine 1A Steilvorlage gab.
“Wenn einer eine Reise macht”, so titelte Sie, dann kann er bekanntlich was erleben.
Nun es obliegt mir, ab und an, dann und wann beruflich eine Reise zu tun.
Vorneulich flog ich aus Basel kommend, via München nach Hamburg und da saß neben mir der Herr Lotto King Karl. Falls sie den nicht kennen sollten, schauen Sie hier.
Vor vorneulich flog ich, aus Kopenhagen kommend, nach Hamburg und da saß neben mir dieser wichtige Herr aus der Politik.
Lotto trank Sprite und las ein Oldtimer-Magazin, der wichtige Herr trank einen Kaffee und las die FAZ.
Ich las beide Male gar nichts, da todmüde und trank wie immer Kaffee. Schon mal nicht schlecht, oder?

Jut. Dann bin ich mal mit der schwedischen Nationalmannschaft von Kopenhagen nach Stockholm geflogen und mit dieser ehemaligen schwedischen Big Brother-Gewinnerin von Frankfurt nach Stockholm. Sie sehen, wenn einer eine Reise macht, kann man auch mal ein paar bekannte Menschen treffen.
So. Gemein ist allen diesen Begegnungen gewesen, dass sie mich nicht besonders, ähm, erregten?, aus der Bahn warfen?, aufregten? Also, es hat mich wenig interessiert, denn die waren ja schon berühmt.
Ist es nicht viel spannender und interessanter, wenn man einen bekannten, vielleicht geliebten Menschen sogar, plötzlich im Fernsehen oder einer Zeitung sieht? Für mich auf jeden Fall.
Stellen Sie sich vor, sie könnten sich bei Ihren Stammtischbrüdern sagen hören:
“Den Enrico, den kannte ich schon, da war der noch der traurige Junge aus dem 10. Stock bei uns in Hohenschönhausen. Oft sah ich ihn mit seiner Klampfe in der Hand die Landsberger Alle entlangschlendern und dabei traurige Balladen singen, manchmal pfiff er auch nur, manchmal macht er aber auch nur ein bedröppeltes Gesicht. Und nun, (hier müssen Sie sich mit dramatischer Bewegung in Ihrem Stuhl zurücklehnen und triumphierend in die Runde blicken) … und nun sponsert ihn der Bohlen. Na, wie ist das?“
Seien Sie sich der Bewunderung und des Neides ihrer Kollegen sicher. Leider ist dies sehr unwahrscheinlich, da die Enricos dieser Welt lieber Wahlhelfer der NPD sein wollen.
Anyway. Sie fragen sich sicher: Wo bleibt die Musik dabei? Recht haben sie. Sie kommt hier, mit besonderen und empfehlenden Grüßen an die Herrn Beetfreeq, Ericpp, Herrn Büffel und den einzigartigen Blutfußtänzer Chauvi:

Als großspuriger, dabei jedoch eher kleinwüchsiger Reisender, suche ich an meinen einsamen Wochenenden oft Trost und Entspannung auf Flohmärkten. Mademoiselle nennt dies verächtlich Altherrenhobby. Dem kann ich nicht ganz entsprechen, schaue ich doch oft nach dem Besonderen. Bücher zum Beispiel.
Auf einem dieser Besuche kaufte ich allerdings dieses tolle Poster:


Es gehört zu Finn, der eigentlich Patrick Zimmer heißt und auf der Hompage wie folgt beschrieben wird:
… er produziert verhangene soundwelten, aus denen wärme und vertrautheit spricht. seine songs werden von einem melancholischen drive getragen, und seine zarte stimme kommt uns so nahe, dass wir den atem am ohr zu spüren glauben.

Dem bleibt nichts zu sussigieren (tolles Wort aus Dr. Friedrich Erdmann Petris Handbuch der Fremdwörter von 1921, Flohmarktfund, Anm. d. Autor) ausser dem Link zu ein paar Songs. Besonders möchte ich Ihnen das Lied „Electrify“ ans Herz legen. Hier bitte den Lautstärkeregler aufdrehen. Danke. F I N N

Das Poster benötigte natürlich einen Rahmen, denn die Zeiten, wo man so etwas mit 70er Nägeln an die Wand donnerte und daran auch noch der Turnbeutel oder wahlweise die kleine Schwester hätte hängen können, die sind passee.
Also fuhr ich zu Stapels, meiner früheren Wirkstätte, als ich mich noch studierend nannte. Und was glauben Sie, sah ich da? Genau!
Mein alter Kumpel Herr M., der dort immer noch tätig ist. Man muss dazusagen, dass Herr M. damals schon länger studierte als ich. Tja. War ich überrascht.
Wir redeten so dies und auch jenes. Vierzig isser nun bald und fand nach dem Examen keinen Job.
„Wieso?“ fragte ich. „Anwalt Medienrecht. Du müsstest doch überall mit Kusshand genommen werden, ich meine, bei den Abmahnungen, die es im Netz hagelt.“
„Ach“, sagte er da, „so einfach sei das nicht. Aus meinem Jahrgang hat genau einer einen Job bekommen und zwar in der Kanzlei seines Onkels.“
Tja. War ich schockiert. So platzen Lebensträume. Er fragte mich nach meinem Werdegang, ich hielt mich bedeckt und wollte lieber etwas über seine ehemalige Band wissen.

Und Hoppsan: Was ich früher als Spinnerei abtat, hat sich zu einer CD entwickelt. Die Zweimanncombo nennt sich „Belief“, ist stark an Depeche Mode angelehnt und die Kritiken, die man im Netz nachlesen kann, sind rundweg gut. Die zweite CD ist in Arbeit, sie spielen auch viel life und gefragt, wie es sich den geschäftlich so entwickelt, sagte Herr M.:
„Meinste ich würde hier noch arbeiten?“
Stimmt. Daher, in der Hoffnung ein Blogger möge Gefallen daran finden, ein Link zum Anspielen. Mein Tipp World within you, wobei die ganze Scheibe gut ist. Die Stimme, die Sie hören, gehört zu Herrn M., ein feiner Kerl, mit dem ich früher nach Ladenschluss oft Drehstuhlrennen fuhr oder Mülleimerhüpfen spielte.
b e l i e f

Ich sage also KAUFEN, denn wäre es nicht schön, uns eines Tages, wenn "belief" Stadien füllt, sagen zu hören: "Die "belief", die kannten wir schon, da hat der Bekloppter noch über die was ins Netz geschrieben."?

So. Ich muss jetzt Sachen packen, denn mir ist unvorhergesehen ein Termin dazwischen gekommen. Ich sach mal Köln, auch schön. Und am Donnerstag schreibe ich dann was über diesen Workshop, wo ich neben Dr. Lütz, Christian Gansch und Dr. Tiersch auch Petra Gerster kennenlernen durfte, die über „Macht und Ohnmacht der Medien“ referierte, was so langweilig war, dass man froh sein konnte, dass die Musik des Rahmenprogramms einigermaßen ansprechend war.
Die eine kann nicht referieren, der andere wird nicht Anwalt, was bleibt, wie immer, ist Musik.
As-Salāmu `Alaykum


... link (6 Kommentare)   ... comment


Montag, 26. November 2007
frage! bitte alle mitmachen
auf ausdrücklichen wunsch des mannes, der bald mit mir seine wohnung teilt:

warum heißt analverkehr eigentlich "griechisch"? also auch zwischen mann und frau, weniger auf die knabenliebe bezogen?

und: hilft bier gegen libido? also bier ohne flasche?


... link (9 Kommentare)   ... comment


Samstag, 24. November 2007
Mitesser und anderes Ungetier


Schön, dass Sie sich dazu entschieden haben, Cabman`s Cove zu besuchen.
Bevor wir nun zu einem neuen Höhenflug hinab in wirre Gedanken starten, möchte ich Sie kurz mit den Sicherheitseinrichtungen des heutigen Eintrages vertraut machen. Im Anschluss folgen die Wasserstandsmeldungen.
Dieser Eintrag verfügt über 4 Notausgänge, die Ihnen jederzeit eine Rückkehr zu erquicklicheren Dingen ermöglichen. Sie sie sind wie folgt gekennzeichnet:


Gelbe, lumineszierende Leitlinien führen Sie allewege und sicher zu einem Ausgang Ihrer Wahl.
Dieser Eintrag wurde durch eine Kooperation zwischen Blogger.de und JR Cabman ermöglicht.
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und Interesse und wünschen Ihnen nun einen angenehmen Aufenthalt.

Wasserstandsmeldung:

Wenn Wasser steht und gar nicht fließt, dessen Geruch bald in die Nase schießt.



Achtung!! Bildungsteil!

Früher, also ganz, ganz früher, als Umweltverschmutzung noch durch die Aristokratie personifiziert wurde, da gab es zwar kein Clearasil, wohl aber schon Mitesser.
Man nahm an, dass es sich bei dem ausgedrückten Etwas um Würmer handeln musste, die ihren Wirt abmagern ließen, da sie sich bei jeder Mahlzeit etwas abgriffen. Daher der Name Mitesser und auch die Redewendung, „Da ist der Wurm drin“ wird darauf zurückgeführt.
Spannend, oder?
Das habe ich mir natürlich nicht ausgedacht, sondern aus Süddeutsche Zeitung WISSEN, welche ich mir letzte Woche kaufte, denn ein recht spannendes Thema prangte auf der Titelseite: Bloss nicht erwachsen werden

Nun, dieser Artikel sprach mir aus der Seele, wurde doch darin mein Glaube bestätigt, dass erfolgreich der sein wird, der sich eine gewisse Kindlichkeit bewahrt. Müßig wäre es, all das Geschriebene zu rezitieren, daher nur schnell die Quintessenz:

Das lange Beibehalten kindlicher Züge ist ein Vorteil der Spezies Mensch. Wer jung im Kopf ist, passt sicher besser an.


… und schnelle Anpassung an geänderte Lebensbedingungen, nennt man auch Evolution, ist Garant für Fortbestand.

Die entscheidende Betonung liegt aber auf Kopf, denn auch wenn vierzigjährige Manager mit Cholesterinproblem in Turnschuhen und Armeeparka aufschlagen, sind sie noch lange nicht so offen in ihrem Denken, wie ihre Kleidung es vermuten ließe.
Die andere Variante, nämlich die der 30jährigen-bei-Mutti-Wohner, die ewigen Mitesser, die Kindheitsverlängerer, die beweisen, dass sie vor Veränderungen Angst haben, die sind auch nicht gemeint. Es ist und bleibt eine Sache des Kopfes, wie immer, und es ist definitiv nicht eine Frage der Kleidung:

Seltenes, stimmiges Beispiel eines kindlichen Gemütes, welches durch Kleidung Ausdruck erfährt.


Und nun was Privates.
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, was man daran erkennt, dass allerorten erzwungene Fröhlichkeit in Form von Weihnachtsfeiern lauert.
Vorhin trank ich eine Tasse Kaffee mit Fröllein J., die vor gar nicht langer Zeit etwas todessehnsüchtig war. Glücklicherweise will sie davon nichts mehr wissen. Sie erzählte mir von ihrer gestrigen Weihnachtsfeier und davon, dass sie massiv von einem Mitglied der Geschäftsleitung angemacht wurde. Sie zeigte sich sehr verwundert darüber, dass ein Mann, Vater von 3 Kindern und ansonsten dem Anschein nach glücklich verheiratet, so unverhohlen anzüglich wurde. Nun, so sagte ich, es ist wohl sehr naheliegend, dass sich unter Alkoholeinfluss seine wahres Ich zeigte. Denn wann immer so etwas passiert, ähnlich einem One Night Stand, will betreffende Person es irgendwo tief in ihrem Innersten. Wäre beschriebene Ehe nun so glücklich, sexuell erfüllt, würde er dieses Risiko wohl nicht eingehen. Wahrscheinlich ist er eher zu bedauern.
Auch traurig, sagte Fröllein J. und gab mir recht, denn nachdem sie den wichtigen Herrn abblitzen ließ, sah sie ihn später in einer Ecke, knutschend mit der Praktikantin.
Tja, wie blöd muss man sein, fragte ich rhetorisch. Welcher Peinlichkeit kann man(n) sich hingeben? Es gilt doch noch immer: Never fuck the company! Schon gar nicht Chef(in) und Angestellte(r).
Jut, ich gebe zu, mir ist es auch einmal passiert, aber ich war Single, ich hatte keine Kinder, es war Messe, niemand hat es mitbekommen und ich wollte die betreffende junge Frau gern als Freundin haben. Diese wollte davon jedoch nichts wissen, sondern nur Sex und sagte mir das auch so im Nachhinein. Gott, was war ich traurig. Ihre größte Sorge galt allerdings dem Umstand, ob ich es jemandem erzählt hätte, der Reputation wegen und so. Natürlich habe ich es niemandem erzählt, außer der Weblogin.
Was Fröllein J. angeht, so war diese etwas schockiert, besonders darüber, dass sie dem Kerl, wie sie ihn heute nannte, fast nachgegeben hätte.
„Jesus“, sagte sie, „ich brauch wirklich wieder einen Freund, ein Jahr ist ne lange Zeit. Aber irgendwie finde ich nicht den Richtigen, nie ist dieses Gefühl da, du weißt schon…“
„Die wahre Liebe kommt sowieso erst wenn unsere Körper alt und verbraucht sind. Bis dahin sind wir Sklaven der Hormone, die es zu bändigen gilt.“
„Wo hast du denn die Erkenntnis her?“
„Das hat mir letzte Woche eine 72 Jahre alte Tante im Rollstuhl auf dem Flughafen erzählt.“
„Und?“
„Es würde zu lange dauern, du musst los. Ich erzähle es Dir beim nächsten Mal.“



... link (19 Kommentare)   ... comment