Dienstag, 5. Februar 2008
Würden Sie das glauben?

dass die olle auf den da steht?


rock me, winnetuuuuuuuuuuu...

tschuldigung fürs beitrag-versauen. hab das bild eben auf den pc geholt und konnte mich nicht beherrschen.


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Montag, 4. Februar 2008
Danke, dass ihr auf mich gewartet habt (Aus einer Jugend)
Hansen hatte eine Kutsche und weil die allein noch keinen Sinn macht, außer dem des Rostens, hatten Hansens auch ein Pferd, das aber nur so genannt wurde, denn eigentlich war es ein Ponyhengst namens Viktor. Ponys jedoch sind etwas für Mädchen, oder deren Köpfe, weswegen Viktor das Pony war, welches Pferd genannt wurde, denn wir waren und sind: rough guys.
Willste mal mein Pony sehen? klingt irgendwie total daneben, wenn man die fesche Cordula anbaggern will, nicht?

Viktor indes war damals nicht nur alt, sondern wahrscheinlich auch schwul, aber bestimmt von Altersstarrsinn anheim gefallen und hatte - seit wir die Mädchen für uns entdeckten - ein beschauliches Dasein.
Meist verbrachte Viktor seine Tage damit, friedlich auf der Weide zu stehen, dümmlich zu äsen und den Gott einen lieben Mann sein zu lassen. Manchmal, aber ganz selten, bekam er noch ein halbe Erektion und rannte, was ja des Ponys Bestimmung ist, irgendwie, wie blöd über die Wiese. Nach ein paar Minuten stand er dann meist pumpend vor Anstrengung in der Ecke, woraufhin Hansen und icke immer Angst hatten und Hansens Mutter die Hoffnung, dass er tot umfällt, wegen Überanstrengung oder ähnlichem. Auf jeden Fall wäre dies aus kostenkalkulatorischer Sicht ein vorteilhaftes Ableben gewesen, wie Hansens Mutter immer tiefseufzend meinte.

An einem wunderschönen Samstag, das war gleich nach dem Wochenende des verhängnisvollen und für ein Huhn gar tödlichen Unfalls mit einem Luftgewehr, an dem ich bis heute eine schwere Bürde trage, die aber ebenso lange von Hansens Mutter ungewusst und damit ungesühnt blieb und noch weit vor dem Wochenende einer beschaulichen Floßfahrt, die jäh und abrupt mit den Worten:
„Sach mal Hansen, hast du die Querverbindungen vernagelt?“
„Nee, ich dachte du machst das?!“
endete. Beide hatten wir danach etwas Schnupfen, aber wesentlich weniger als Spaß und das ist eine Tatsache.
Wie dem auch sei.

An jenem Tag fiel mein Blick auf diese kleine Kutsche, die in der Garage stand und es überkam mich der drängende Wunsch, mit dieser mal eine Runde zu drehen. Insbesondere Hansen, seinerseits mit der wenig gedankten Aufgabe des Stallausmistens betraut, empfand es als tiefe Genugtuung, dass Viktor nun auch mal ranmusste.

Gedacht, getan, war der stattliche Hengst eingespannt und wir Beiden mit cowboyähnlicher Montur ausgestattet: Hansen trug einen Filzhut seines Opas und als Accessoire einen Knicklader, während ich so einen Mexikanerhut und ne Pisti (umgangssprachlich für: Pistole) an meinem Gürtel trug. Dieses (zugegeben) einfache Ensemble wurde durch unsere totschicken DDR-Sportleggins und Gummistiefeln abgerundet.
So fuhren wir los. Einmal quer durchs Dorf und sehr zur Freude aller anderen …ähm, Kinder?

Egal. Früh schon waren weder Hansen noch mir Dinge fremd, die anderen Mitatmern die Schamesröte ins Gesicht getrieben haben. Ich erinnere da eine schöne Geschichte….lassen wir das, für ein anderes Mal.
Hansen jedenfalls meinte, dass wir doch Saxon-Olli abholen sollten. Dieser hieß so, weil er mit den „Großen“ mithalten wollte, die zu jener Zeit Saxon, ZZ-Top und allerlei anderes Gedröhns hörten und mit solchen Pins an ihren DDR-Jeansjacken es jeden wissen ließen. Olli fand das auch toll, hatte keine Ahnung von der Musik und den Pin, den er trug, hatte er aus Pappe und ner Sicherheitsnadel selber gebastelt. Er wäre bestimmt ein besserer Punk gewesen.

Ich fand aber auch, dass Olli mitmachen sollte, war er doch unser Lieblingsopfer und außerdem in den dramatischen Hühnertot verwickelt, genauso wie er Schuld (durch seine eklatante Sehschwäche) an der Schusswunde trug, die ich im rechten Wadenbein seit dem habe.
So kutschierten wir also zu dem Haus, in dem Olli wohnte.
Cowboys wie wir waren, standen Hansen und ich vor der Tür und erschraken sehr, als Ollis Mutter sie öffnete. Also nicht wegen seiner Mutter, sondern weil diese eine noch viel stärker Brille trug als Olli.
„Guten Tag, Frau XY, wir wollen Olli abholen. Ist er da?“ fragte Hansen mit engelsgleicher Zunge.
„Nee, ich glaube nicht. Der ist bei Hansen.“ antwortete Frau Mama und kam dabei ganz dicht an Hansen ran. Glauben Sie mir, Hansen und icke konnten ein Lachen kaum verkneifen und einen wahren Anfall bekamen wir, als Olli aus dem Hintergrund rief: „Mutter, ich bin doch hier!“

Keine Ahnung was lustiger war, die Tatsache, dass sie Hansen auf einer Entfernung von 50cm nicht erkannte, oder dass sie ihren eigenen Sohn im Wohnzimmer nicht wahrnahm, oder das Olli sie Mutter nannte.
Egal. Wir erklärten Olli, dass wir nun Cowboy und Indianer spielen wollten und ob er nicht Lust hätte, mitzumachen.
„Ich bin aber nicht euer Indianer!“ stellte Olli gleich mal sicher und wir beruhigten ihn dahingehend: „Nee, keine Angst, wir schießen nur auf Rentner.“
Olli grinste.

So fuhren wir aus dem Dorf hinaus, schossen mit Mundgeräuschen wie:“ ÖÖÖÖÖHM und Peng, Peng“ auf alle Rentner denen wir begegneten und jedes Kopfschütteln und Vogelzeigen werteten wir als Honorierung unserer unangepassten Jugend.
Im Wald dann gab es weniger Opfer, dafür aber den „Playboy“, den Ollis Onkel aus dem Westen mitgebracht hatte und „Cabinet“.

Alles hätte so weitegehen können, Rauchen, Tittenhefte lesen und rumpöbeln, wenn Viktor nicht aus heiterem Himmel die Auffassung vertreten hätte, dass nun Schluss sei mit dem Rumgekutsche und einfach stehenblieb. Mitten im Wald verweigerte sich Viktor.

Hansen, der die ganze Zeit über die Zügel hielt, meinte zu mir, ich solle Viktor etwas frisches Gras vor die Nüster halten und wenn er es haben wollte, einfach einen Schritt voran machen.
Das funktionierte nicht.
Ich griff beherzt in die Trense und zog. Auch das half nichts.
Nach all diesen Versuchen meinte Hansen, dass Olli die Kutsche mal schieben solle, denn wenn Viktor von hinten Druck bekäme, müsste er ja laufen.
Also schob Olli die Kuschte, während ich vorne zog, als plötzlich und genauso unangekündigt, Viktor seine berühmten 5 Minuten bekam und wie angestochen losgaloppierte.

Ich schaffte es gerade so auf den Kutschbock zu springen und sah, wie erst Ollis Cowboyhut wegflog, dann einer seiner Gummistiefel und ganz zum Schluss verabschiedete sich Olli komplett und flog in den Dreck, was sehr zum Nachteil für seine Brille war.
Hansen rief während der gesamten Zeit immer: “Wahnsinn, was der alte Gaul noch für ein Speed drauf hat!“ und johlte vor Freude.
Ich stattdessen rief: „Halt an! Wir haben Olli verloren!“
Hansen tat es. Glauben Sie mir, Hansen war sehr enttäuscht, dass er die Geschwindigkeit nicht auskosten konnte und ich mit. Aber heh, wir hatten einen Kumpel verloren, oder?
Wir blieben dort stehen und warteten auf Olli, der sehr mürrisch gehumpelt kam. Er war furchtbar betrübt wegen seiner Brille, die wohl sehr teuer oder schwer zu besorgen war, damals im Osten. Mehr aber, und das ist kein Scherz, hat er sich darüber gefreut, dass wir auf ihn warteten.
„Ich hätte gewettet, ihr würdet ohne mich nach Hause fahren.“
„Wären wir auch, wenn der alte Klepper nicht wieder zusammengebrochen wäre“, sagte ich und knuffte Olli grinsend an den Arm.
„Ihr Zwei seid solche Spackenköppe.“
„Stimmt. Willste noch ne Zigarette?“

Wollte er. Merkwürdig genug ging es ohne große Zwischenfälle nach Hause.

Nachdem Viktor befreit und die Kutsche wieder in der Garage verstaut waren, holten sich drei schmutzige Cowboys im 10 Liter Zinkeimer Bier aus der Dorfkneipe. Sie schöpften es mit Marmeladengläsern und saßen gemeinsam auf einer Mauer, während sich bereits die Nacht übers Dorf ausbreitete.
„Geile Geschichte.“ meinte Hansen und nahm einen tiefen Zug.
„Ja.“ antwortete ich und
„Danke, dass ihr auf mich gewartet habt“, sagte Olli, der danach ein anderer wurde….


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Samstag, 2. Februar 2008
Trick myself
Man muß nicht Kochen können, um in Teufels Küche zu kommen!

JR Cabman


Alles fing an diesem verregneten Mittwoch an. Schon beim Aufstehen merkte ich den Schmerz im Rücken. Nichts Ungewöhnliches. Passiert immer mal wieder und ist bekannt.

Unter der Dusche, im heißen Strahl des Wassers, fühlte ich mich wohl, es spülte die zähen Gedanken weg, übertünchte den Schmerz, wärmte mich auf.

Micky klopfte an der Tür.
„Ich komme nach.“ rief ich und vernahm sein: „Ok, komm aber nicht zu spät. Es ist wichtig.“

Natürlich war es wichtig. Es ist immer wichtig. Ein großes Meeting. Leute, die sonst nie die Traute haben, etwas zu sagen, waren auch da und mein Chef. Also war ich pünktlich, trotz Schmerz.

Wir saßen im Konferenzraum. Alle zusammen waren wir 11 Leute. Ich konnte kaum sitzen und lauschte den Ausführungen der Hampelmänner, die mir sonst nur Probleme machten und was sie sagten, interessierte mich nicht. Geschwafel, dass nur in dieser Sekunde Bestand hatte. Profilierung.

Steffi, die Assistentin des Chefs, saß neben mir. Wir mögen uns, verstehen uns sehr gut, zu gut wie unser Chef mit einem Augenzwinkern findet.

„Du siehst krank aus.“
„Ich fühl mich auch so und dieses ganze Gelaber geht mir gehörig auf den Keks. Zeitverschwendung.“
„Willst du ne Ibu?“
„Nein Danke. Davon bekomme ich Magenprobleme. Ich nehme nachher ne Dolormin.“

Mein Chef schaut mich an.
„Du siehst aus wie ein Stück Raufasertapete.“ meint er.
„Mir geht’s nicht gut.“
„Sieht man. Komm mit in mein Büro. Da legst du dich ne halbe Stunde auf die Couch.“

Wir gehen. Ich bin dankbar, dem Meeting entronnen zu sein und ne halbe Stunde Stille zu haben. Alles ist zu laut.
Das Büro meines Chefs ist die möblierte Dekadenz. 45m² groß. Konferenztisch für 9 Leute. Sitzecke mit einem Dreisitzer, schwarzes Leder. Rundum Verglasung und betörender Aussicht auf die Berge Thüringens. Meins ist nur die Hälfte davon. Ich beschwer mich aber nicht.

Ich liege auf der Couch, lege die Beine hoch. Sofort entspannt sich der Rücken. Wohltat. Mein Chef macht mir das Radio an.
„Ich gehe wieder. Melde Dich wenn du was brauchst, oder komme wieder zu uns wenn du meinst, dass es besser ist.“
„Mach ich. Geht gleich wieder.“
Er schließt die Tür und ich bleibe mit meinen Gedanken allein.

Ich lag da vielleicht 20 Minuten. Draußen regnete es. Ich sollte zurückgehen, dachte ich. Also versuchte ich aufzustehen und bei der ersten Bewegung spürte ich eine so heftige Schmerzexplosion, sah für den Bruchteil einer Sekunde Sterne und unwillkürlich entfuhr mir ein Schrei, dass ich mich über mich selber wunderte. Erschrocken verharrte ich.

So fand ich mich wieder. Auf der Couch in unbequemer Haltung. Regen prasselte gegen die Fenster und im Radio redete jemand von „Deiner Maxitemperatur“. Wieso Duzen die mich?

Ich war unfähig mich zu bewegen. Nicht , weil ich kein Gefühl in den Beinen gehabt hätte, sondern weil der Schmerz, gleich überm Hintern, mich bei jeder Bewegung zu zerreißen drohte. Ich musste an dieses Gnu denken, welches bei der Überquerung eines Flusses von einem Krokodil gerissen wurde. Es lebte und konnte sich doch nicht wehren. Wieso kommt man auf solche Gedanken?

Ich beschloss zu warten. Das Meeting konnte nicht ewig dauern. Sie würden mich finden. Ich sah mir die Decke an. Ob Chef weiß, dass er einen Wasserfleck hat? Ich sollte es ihm sagen, sobald ich hier raus bin. Der Regen wurde stärker. Im Radio verkündete man die Nachricht eines Unfalls.

Wieso informieren sie uns über ein armes Schwein, dass wir alle nicht kennen, aber trotzdem stirbt? Man könnte doch auch davon berichten, dass eine OP glückte, das Leben gerettet wurde, Positives eben. Ich glaube die Welt wäre eine bessere, würden wir uns mehr mit positiven Nachrichten beschäftigen. Aber irgendwie gehören die hässlichen Geschwister Tod und Krankheit an jeden Kaffeetisch, sind immer interessanter, für andere. Ich will davon nichts hören. Gedanken kommen und gehen wenn man auf sich zurückgeworfen ist.

Vor der Tür sind Geräusche. Es muss Steffi sein, die etwas für das Meeting holt. Ich will rufen. Kann aber nicht, denn auch Rufen verursacht Schmerz. Also krächze ich: „Steffi?“
Keine Reaktion. Das Radio wohl, oder der Regen. Oder ich bin einfach zu leise. Das Geräusch ist wieder weg.

Mich beschleicht das Gefühl, dass ich noch ewig hier liegen könnte. Mir tun alle Muskeln weh, denn ich versuche den Körper in einer Position zu halten, die schmerzneutral ist, stütze mit Beinen und Armen den Rücken. Ich beschließe Hilfe zu holen.

Das Telefon meines Chefs ist hinter mir auf dem Schreibtisch. Abstand zu meiner Position: ca. 1,50m.
Auf dem Zweisitzer gegenüber liegt mein Sakko. Darin befindet sich mein Handy. Abstand: ca. 1m.
Ich muss mein Handy haben.

Langsam lasse ich mich von der Couch gleiten. Aufstehen ist nicht möglich. Jede Bewegung löst eine Schmerzsalve aus. Vierlingsgeschütz. Ich will nicht heulen. Presse Stöhnen und Keuchen durch geschlossenen Mund. Der Glastisch muss weg. Der Weg darum herum wäre zu weit. Es kostet Zeit und Schmerz den Tisch zu bewegen. Es gelingt kaum. Ich muss immer wieder pausieren, die Schmerzwelle abebben lassen, eine Haltung einnehmen, die mich verschnaufen lässt. Auf allen Vieren robbe ich mich an die Couch heran. Es dauert Jahre.

Dann ist es geschafft. Das Sakko ist in Reichweite. Ich strecke den Arm aus. Erleichterung überkommt mich, als ich einen Zipfel des Sakkos in der Hand halte. Gleich ist Hilfe da.

Ich habe mein Handy. Leider ist es „offline“ wegen des Meetings. Ich bin noch nicht durch. Manchmal bekommen wir hier kein Netz. Es ist Wetter abhängig. Heute Regnet es.

Gott sei Dank. Zwei Balken auf der Netzskala. Ich will gerade Mickys Nummer wählen und halte inne. Ich kann mich so nicht zeigen. Geht nicht. Ich muss zumindest wieder auf die Couch. Ich krabbele zurück, hieve mich hoch und glücklicherweise habe ich noch immer Netzempfang.

„Was is los, Dicker?“ fragt Micky.
„Ich brauch Hilfe. Kannst du eben vorbeikommen? Ruf bitte auch den Notarzt an. Ich kann mich nicht bewegen.“

Ich hatte es kaum ausgesprochen, da stand Micky auch schon vor mir.
Ich erkläre kurz die Situation, er fasst es nicht, ich auch irgendwie nicht.

Warten.

Vier Engel in roten Uniformen stehen vor mir. Einer davon ist der Arzt. Er nickt wohlwollend. Er kennt das. Alltag für ihn. Die Jungs sind ausgesprochen nett zu mir. Ich frage mich warum und warum sie mit einem ganzen Geschwader hier aufschlagen. Stelle diese Frage aber erst später.

Sie legen mir einen Zugang.

„Sie bekommen jetzt ein Morphiumderivat. Es wird ihnen den Schmerz nehmen und dann fahren wir ins Krankenhaus. Fühlen Sie ihre Beine?“
„Ja“ sage ich und sehe wie mir der nette Sani, mit dem ich später wieder zusammentreffen sollte, einen Spritzenzylinder an den Zugang hängt.

„Es sollte schon wirken. Können Sie aufstehen?“
Ich probiere es. Es geht. Linksseitig ist der Schmerz noch da, aber es ist kein Vergleich zu dem, was ich bis eben aushielt.

„Entweder, ich habe gerade ein Kreislaufproblem, oder eure Droge ist der Hammer.“ Die Ränder meines Sichtfeldes flimmern als ich stehe. Komisches Gefühl macht sich breit.
Kunstvolles aber teuflisches Treppenhaus

Der nette Sani prüft den Blutdruck.
„130 zu 90“ sagt er. „Kein Grund zur Sorge“
„Also doch die Droge.“ grinse ich schief.
„Glauben Sie, Sie können die Treppen selber gehen?“
„Ich will sogar. Ich denke es wäre eine Zumutung für euch, mich diese Treppe hinunter zu tragen.“
„Glauben Sie uns, “ sagt einer und dabei schwingt ein bisschen Stolz mit, „dass würden wir hinbekommen.“
„Da bin ich sicher, ihr seid Profis!“

Sie lachen und ich mit, wenn auch hauptsächlich, weil der Schmerz nicht mehr so eklatant ist.
James Füße werden verladen

So fahre ich zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Krankenwagen. Ich sehe über den Rand der Milchglasscheibe die Fabrik kleiner werden. Es ist warm. Ich fühle mich geborgen, könnte einschlafen, doch der Doc fragt die wichtigen Infos ab: Versicherungsstatus, Familienstand, Wohnort…

Danach unterhalten wir uns. Er ist Münchner und wegen des Jobs umgezogen, das Übliche. Netter Typ, finde ich.

In der Notaufnahme fragt ein blondierter pickeliger junger Mann den Arzt, was er da bringe.
Dieser antwortet etwas, dass ich nicht verstehe.

Ruhig ist es hier. Keine Hektik. Es scheint, als wäre ich der einzige Patient.
Sie schieben mich in ein Behandlungszimmer. Wenn ich bis hier hin keine Angst hatte, dann bekomme ich sie jetzt beim Anblick all der Apparate. Die werden wirklich eingesetzt. Bestimmt bei schlimmeren Fällen, beruhige ich mich. Der nette Sani bleibt die ganze Zeit über bei mir.

Verstörende Aussichten

Der diensthabende Arzt erscheint. Er bleibt vor mir stehen, mustert mich eindringlich und fragt dann:
„Kenne ich Sie? Aus dem Fernsehen vielleicht?“
Ich bin verwundert und amüsiert.
„Nee, ich glaube nicht.“ antworte ich und beschau ihn meinerseits. Er kommt mir auch bekannt vor.
Ich frage: „Vielleicht aus einem anderen Klinikum? Hamburg, Nürnberg, Leipzig, Lüneburg, oder Halle?“
„Bestimmt nicht.“ entgegnet er. „Aber ne beeindruckende Krankenhauskarriere haben Sie da.“
„Nicht wahr?“
„Na immerhin können Sie noch Faxen machen.“
„Ich habe Rückenschmerzen und bin nicht Kopfkrank. Außerdem bin ich von Grund auf ein positiver Mensch und sicher, dass Sie das hier wieder hinbekommen.“
Er lacht und sagt: „Na dann wollen wir mal.“

Es folgen Spritzen, Einrenkungen, Akkupunkturnadeln, Massage und ein paar Runden, die ich um den Behandlungstisch gehen muss. Am Ende fragt er: „Und? Wie fühlen Sie sich jetzt?“
„Besser. Wenngleich der Schmerz noch latent da ist.“
„Das vergeht. Ihr Körper braucht jetzt Zeit.“

Die will ich ihm geben, bis morgen. Der Arzt geht und der nette Sani, der die ganze Zeit über bei mir blieb, gibt mir mein Handy, meine Uhr und mein Sakko wieder.

„So eine Behandlung habe ich auch noch nicht gesehen.“ raunt er mir zu. „Aber wenn es hilft.“
Ich will mich gerade Verabschieden, als ich ein sehr flaues Gefühl im Magen bekomme. Ich sage es. Der Sani nimmt mich am Arm und zieht mich zu einer Spüle. Ich übergebe mich. Pures Wasser, welches ich am Morgen trank, kommt eins zu eins wieder raus. Ich hatte noch gar nichts gegessen, fiel mir auf.

„Wir haben Sie auch ganz schön vollgepumpt, Sie sollten mal etwas Essen.“ sagt mit mitleidigem Blick der Sani. Ich verspreche es und fühle kurz nach, ob ich wirklich gehen kann. Kann ich und will ich auch.

Ich bedanke und verabschiede mich.
„Hoffentlich sehen wir uns nicht wieder.“ scherzt der Sani. Es wird anders kommen.
Ich schleiche zum Haupteingang und rufe dabei das Büro an. Moni geht ans Telefon. Meiner Bitte, mich abzuholen, kommt sie gerne nach.
„In 5 Minuten bin ich da.“
Ich warte.


To be continued…..


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