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Montag, 30. März 2009
Enjoy the silence
cabman, 20:47h
Ich besuchte Edeltraut. Sie wohnte eine Etage unter uns und es gehörte zu meinem Zeitvertreib, mich ihrer anzunehmen und ein wenig zu kümmern. Meist saßen wir still beieinander. Ich auf einer Couch, die, als sie produziert wurde, noch Sofa hieß und die mit ihrem schlichten Muster die Bescheidenheit und Zurückhaltung der Wirtschaftswunderjahre zum Ausdruck brachte. Im Gegensatz zu den Modellen von heute, wo man von der überbordenden Üppigkeit floraler Auswüchse jedweder Sitzmöbel erschlagen wurde. Ich mochte dieses Sofa und Edeltraut mochte ich auch.
Wie immer saß sie mir gegenüber in ihrem Sessel und es war bedauerlich zu sehen, dass Ihre Erinnerungen schneller verblichen als das Dekor des edlen Porzellans, welches ihr von ihrem Mann einst geschenkt wurde.
„Mir fehlen mehr und mehr die Bilder. Ich weiß nicht mehr was Ottos Lieblingsessen war.“
„Aber du weißt wie er aussah? Und du weißt, dass er dich liebte.“
„O ja. Das tat er. Glaube ich. Ich meine, sicher kann man sich nicht sein. Nach all den Jahren.“
„Nun sei nicht ungerecht. Ihr habt all die schweren Jahre gemeinsam durchgestanden. Glaubst du, er hätte dies getan, wenn er dich nicht geliebt hätte?“
„Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.“
„Erinnerungen wollen gepflegt werden.“
„Kannst du dich an alles erinnern?“
„Oh nein. Aber ich habe Bilder, die recht präsent sind.“
Und dann erzählte ich ihr von diesem traurigen Tag, an dem wir unseren Hund einschläfern ließen. Es regnete und verheult wie wir waren, fuhren wir nur langsam über die Straße, die sich vor uns durch die dunklen Wälder Südschwedens schlängelte. Plopp Plopp machte der Scheibenwischer und ganz leise lief Musik im Hintergrund. Depeche Mode hatte gerade „Remixes 81-04“ rausgebracht, die ihr Bruder für mich besorgte hatte. Wir hörten diese CD damals hoch und runter. Genau in dem Moment, als uns klar wurde, dass es diesen Hund nicht mehr geben würde, erklang Enjoy the silence in der neuen Variante.
Wir mochten beide diese Version, doch als ich sie anschaute, unfähig ein Wort des Trostes zu sprechen, da sagte sie: “Ich werde dieses Lied nie wieder hören können, ohne an den heutigen Tag zu denken.”
Damals wusste ich nicht was sie damit meinte. Heute, ein paar Jahre danach, weiß ich es umso mehr. Wann immer dieses Lied erklingt, sehe ich uns in diesem Volvo V70, den Regen, die Düsternis einer schwedischen Landstraße und ihre Traurigkeit, der ich immer so hilflos gegenüberstand.
Edeltraut schaute mich überrascht an.
„Das ist eine traurige Erinnerung.“
„Ja. Sie ist sogar sehr traurig. Aber ich werde sie immer behalten.“
Abends dann, als sie neben mir wieder im Bett lag, sprach ich:“Bitte werde keine Erinnerung.“
Im Halbschlaf nuschelte sie:“Was?“
„Ach nichts.“
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Sonntag, 29. März 2009
Hafencity
cabman, 21:55h
Die Freundin aus Berlin, die, die einem Liebesschwüre von der Teebeutelverpackung vorliest, also die ist Profi und so verständig wie in vielen Dingen viel zu klug - mag ich.
Ich würde sagen, üben, üben nochmals üben und den klugen Rat, egal ob er von einer Teebeutelverpackung herrührt oder gelebtes Wissen ist, immer mitnehmen. Kostet nichts.
Dableiben und zwar daheim, sollten Leute, die einem immer im Weg stehen. Dies gilt besonders für Leute aus Winsen Luhe und anderen bäuerlichen Randlagen.
Vielleicht sollte ich mir in der Hafencity eine Wohnung kaufen, obwohl: jeden Sonntag Leute aus Winsen Luhe vor der Haustür, oder womöglich Bayern, das hält doch keiner aus. Dann doch lieber Eppendorf, wenngleich man dort nicht sein Abendessen selber fangen kann. Man hats nicht leicht.
Achja: Klicken Sie ins Bild.
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Sonntag, 15. März 2009
Abwärts
cabman, 15:45h
Med vänliga hälsningar till den jävla dumskalle.
Hur fan tänker man som vuxen när man skriver ngt sånt i en blog? Wahrscheinlich gar nicht. Ist man zumindest versucht anzunehmen.
Muhu.
Also. Habe ich mir die doch tatsächlich mal die kompletten 2 Minuten gegönnt und darüber nachgedacht, warum meine Blogger-Karriere nicht richtig ins Rutschen kommt und siehe da, sie überfiel mich gerade zu geradezu, die Antwort.
Mir fehlt Rodeln im Blog und die gewisse Häßlichkeit. Nun, denn mitnichten sind mit Nichten immer Nichten nicht mit, sondern manchmal eben doch. Und von deren Unterstützung befeuert, traute ich mich also, es mal zu wagen, dass Häßlichsein und das Rodeln und zwar beides zur gleichen Zeit.
Nun. Ich kann nicht so richtig nachempfinden, was der eine oder die andere so Tolles daran findet. Es ist nicht mal dramatisch. Es ist eigentlich gar nichts, ausser albern. Aber es soll auch ja Leute geben, die glauben 200 KMH sind schnell, oder sie wären tatsächlich wichtig. Mitnichten grinsen da die Basen mit Nichten.
Ebenso enttäuschend wie Vorangegangenes nun auch die kritische Einordnung von Nachfolgendem:
Unsäglich, meine lieben Freunde, die Art und Weise der Berichterstattung und noch viel erstaunlicher die Diskussionen. Traurig ist es. Nicht mehr und nicht weniger, und unsereiner wundert sich eigentlich nur über den Medialen-Amoklauf. Abwärts, so scheint es zu gehen, mit Anstand und Respekt und, in diesem besonderen Fall, wohl auch mit der Piätet, vorgelebt von den Leitmedien und dem einen oder anderen Blogger. Eigentlich widerlich das alles, doch nützt es wenig, dagegen aufzubegehren. Abstumpfung allerorten.
Mit Hinblick auf die jüngsten tragischen Ereignisse, bin ich dafür, die Markteinführung von folgendem Gerät zu überdenken:
Abwärts. Das auch der Trend im Business und im psychosozialen Umfeld. Gestern einen Abend im East über mich ergehen lassen. Affektierte Leute allerorten, Botox-Zombies und Urban-Cowboys auf der Suche nach dem schnellen Fick. Reibungslos, bedingungslos, lieblos. Trallalla mit Anfassen und morgen wollen wir wieder nichts weiter vom Leben als den nächsten Samstag, an dem wir die von gepumpten Geld gekauften und völlig überteuerten Klamotten ausführen, auf das uns Clavin Klein und YSL Charakter geben. Lassen wir es. Hören wir lieber MUsik.
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