Freitag, 18. Dezember 2009
On the run, wir fangen gerade erst an




Und dann fahren wir zu früher Stunde der Sonne entgegen, müde und erwartungslos an das anstehende Gespräch. Eines nur tragen wir in Gedanken, nämlich die Gewissheit, dass wir in diesem Termin alles geben werden müssen. Der Dicke fährt und ich lese die Unterlagen. Das kurze Resümee ist: Nichts zu geben, nichts zu holen, eigentlich schon verloren. Wir sind uns einig, auch darin, dass all dies Zeitverschwendung ist und der Dicke sagt, dass seine Tochter Geburtstag hat und er lieber daheim wäre.

Ich auch, entgegnete ich, weil das Telefonat gestern Abend nichts Gutes im Heimathafen erwarten lässt. Also schauen wir uns tief in die Augen und ich sage: Hör zu, wir können das schaffen. Wir sind zu Zweit. Wenn einer müde wird übernimmt der andere. OK?

Es ist abgemacht. Ich storniere das Hotel und bin dabei merkwürdig gutgelaunt. Es liegt daran, dass ich wieder nach Hause kommen werde, heute noch, egal wie lange es dauern wird.

Vor dem Büro rauchen wir eine und ich sage zum Dicken: Schau Dir all die LKWs an. Das lässt nichts Gutes erwarten. Denen geht es zu gut, die sind dick im Geschäft. Er antwortet mir: Worauf du immer achtest. Ich sollte recht behalten.

Die Forderungen sprengen den Rahmen und das sage ich unserem Gegenüber auch: Wir brauchen nicht mal die Rechner starten, wir können gehen. Nein, es gibt nichts zu rechnen, ich habe die Zahlen im Kopf und ich weiß, dass wir fertig sind. Also raus da und tief erschüttert, obwohl wir es geahnt hatten, einzig der Umfang war von ungekannter Dimension. 2010 wird heiß, ich schwitze jetzt schon.

Und dann rasen wir der Nacht entgegen, die sich gleichsam übers Land stülpt. Regen und Dunkelheit sind unsere Freunde, sie scheuchen die Ungeübten auf die rechte Spur und es wird eine der schnellsten Reisen nach Hannover, die wir jemals hatten. Dort angekommen springe ich in mein Auto und den kümmerlichen Rest von 170km düse ich mit der Vorstellung Kopf, heute nicht in einem Hotel zu schlafen, heute nicht den Heimathafen mit einer Problemstellung allein zu lassen und heute nicht sagen zu müssen: Ich freue mich darauf, die ich wieder zu sehen. Heute nicht. Heute ist alles anders, weil ich es will.

Endlich Hamburg, Elbbrücken, einmal links, Wallringtunnel, zweimal rechts und ich stehe vorm Abaton. Gehetzt, verschwitzt, müde, aber glücklich darüber, es pünktlich geschafft zu haben. Junge Menschen schauen mich merkwürdig an. Mag am Business Dress liegen. Egal. Ich hole einen Kaffee und warte.

Dann kommt sie endlich, sieht mich und beginnt auf mich zu zu tanzen. Ich tue es ihr gleich, wir fallen uns in die Arme und lachen. Uns egal was die anderen Leute denken. Wir sind. Und mehr wollen wir nicht. Sie freut sich, dass ich da bin und als ich wissen will, was los ist, sagt sie, dass sie ein Bier will.

Wir fahren nach Hause, sie wird mir alles erzählen, sie wird weinen und ich werde nach Lösungen suchen, obwohl ich keine anbieten kann. Sie wird sagen, dass ich sie nur trösten soll, was ich tue bis morgens um 2.00 Uhr, an einem Tag, den ich um 5.00 Uhr begann und an dem ich 1400km an fuhr, ungeplant aber wissend, etwas Gutes zu tun, denn gewisse Fehler will ich nicht mehr machen. Nie mehr. Und dann falle ich einfach erschöpft ins Bett.





Es folgt die Prime Time eines Wochenendes, welches sich auf wenige gemeinsame Stunden reduziert. Ich muss arbeiten, sie muss lernen. Wir gehen uns aus dem Weg, zu groß die Ablenkung. Abends sagte sie zu mir, sie hätte mir etwas mitgebracht und legt mir den Schlüssel zu ihrer Wohnung auf den Tisch. Ich bin überrascht, aber auch glücklich über diesen Vertrauensbeweis. Sie sagt, sie meint es genau so, wie es auf dem Band steht. Ich soll mir keine Sorgen machen, sie kann mit dem Umstand leben, dass ich viel unterwegs wäre. Sie habe sich bewusst dafür entschieden.

Wenn sie das sagt, dann glaube ich ihr und all meine Bedenken verflüchtigen sich, ungefühlt einfach so weg. Ja, versprochen, ich komme wieder und werde einiges ändern in der Terminfindung, in der Auslebung meine Jobs. Aber gewisse Dinge sind einfach nicht zu ändern, die gehören dazu wenn man verantwortlich sein will. Und das will ich. Mit ihr an meiner Seite mehr denn je, denn ich will endlich erwachsen und verbindlich sein. Sie lässt es zu und fordert es auch und damit setzt sie in mir ungeahnte Energien und Engagement frei.

Wir suchen nach einer Wohnung. Beachtlich, wie schwierig das ist. Man erklärt uns, dass wir keine Priorität hätten, weil unverheiratet, kinderlos und ohne soziale Nöte. Diese Erklärung pisst mich total an. Was ist mit normalen Leuten wie uns? Dürfen wir nicht auf Unterstützung hoffen? Müssen wir alles selber erledigen in diesem Leben und warum sollte ich dann einen Funken Mitgefühl haben, wenn ich nichts zu erwarten habe?

Irgendwann bin ich genervt und sage ihr, dass wir jetzt eine Wohnung kaufen. Ich habe keine Lust mehr, mich überall erklären zu müssen. Also machen wir einen Besichtigungstermin. Die Wohnung ist grandios, die Lage aber nicht. Wieder nichts und weiter geht es. Die schönsten Früchte hängen am Höchsten und ich will nur noch dieses eine Mal umziehen. Zu viele Umzüge, zu unstet das Leben der letzten Jahre, zu groß die Sehnsucht nach der Sicherheit.

Wir nehmen nicht die erstbeste Wohnung, wir nehmen die, die unseren Ansprüchen genügt. Sie lacht und sagt: Ja, so machen wir das. Und ich bin froh darüber, dass sie mir den Rücken freihält und sich darum kümmert.












Es folgen drei Tage Kopenhagen. Großes Meeting in internationalem Kreis. Alles liebe Kollegen, die man immer nur auf solchen Veranstaltungen sieht. Ich trage keine Erwartungen in mir, habe aber eine gute Präsentation dabei, die mich erklären wird.

Es kommt zu einem Eklat als die Marketingtante des Konzerns spricht. Alles was sie aufzeigt läuft völlig konträr zu unserer Planung. Ich sage zu meinem schwedischen Kollegen Jonas, mit dem ich nur Schwedisch spreche, det här blir mycket farligt. Ja, sagt er und: Jemand muss es ansprechen. Mach ich, immer den Satz vom Dicken im Kopf: Nach unten treten ist einfach, der gute Manager tritt auch nach oben.

Also wende ich mich an die Tante und diskutiere sie dann ziemlich schnell aus. Einfach, weil sie wesentliche Dinge vergessen, oder nicht berücksichtig hat. Alle Argumente waren auf meiner Seite und als sie, getrieben und motiviert durch diese (von mir niemals akzeptierten) Borniertheit und Arroganz ihrer Position, immer noch nicht einlenkte, ich aber auch nicht locker ließ und eine Antwort wollte, unterbrach unser Division Chef und erklärte kurz, dass ich mich damit für die international task force qualifiziert hätte.

Das war unerwartet und wenig befriedigend, denn es gab noch immer keine Aussage und außerdem rechnete ich im Kopf: 220 Arbeitstage abzüglich 4x2 Tage ITF= nur noch 212 Arbeitstage für die wesentlichen Dinge. Damn it. Aber ich kann mir auch nicht die Blöße geben, dagegen zu sein und dann die Möglichkeit ausschlagen, das Ergebnis in meinem Sinne zu beeinflussen. Dann wäre ich ja nur einer von diesen Jammerlappen, die sich immer nur beklagen. Also akzeptierte ich und war heilfroh, als ich endlich wieder den Heimweg antrat.

Auf der Fähre fühlte ich mich so weit weg von den mir wichtigen Dingen, ich fühlte mich einsam und auch der Erfolg des Meetings konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass meine Prioritäten sich vollends verschoben haben. So fühlt sich das also an, dachte ich und musste dann doch ein wenig schmunzeln. Ich hätte den kompletten verdammten Duty Free Shop aufkaufen können. Es blieb bei einer Kleinigkeit für sie und die Freude darauf, ihre Freude zu sehen. Was mehr könnte ich wollen, als sie glücklich zu sehen?












Es geht Schlag auf Schlag in diesen Tagen und ich verabschiede mich von ihr für 3 Tage ostdeutsche Pampa, da ins Nirgendwo in unser Zweitwerk. Es stehen die Bewerbungsgespräche an. Wir machen Druck, weil wir den neuen Kollegen unbedingt brauchen, ich kann das nicht mehr alles allein stemmen. Je eher er anfangen kann desto besser.

Diese hochkomprimierten Gespräche sind erschöpfend. Man muss sich auf jeden Bewerber einlassen, sich mit seiner Vita beschäftigen und jedem die gleiche Chance einräumen. Es werden lange Tage, die nicht vor 21.00 Uhr enden. Das ist ok, denn die Einsamkeit eines Hotelzimmers ist keine Alternative. Also arbeiten wir lieber lange und halten die Abende damit kurz. Erkältung und Übermüdung lassen uns wie Zombies aussehen, dennoch werden wir erfolgreich sein. Aber davor stehen wie immer die Gespräche, in denen man so viel Müll hört und sich über die Menschheit nur wundern kann.

Einen Bewerber, der sich für ganz toll hielt, bringe ich in die Nähe eines Wutausbruchs und bei einem anderen beende ich das Gespräch nach 10min. Die Zeit ist zu schade und wiedermal zeigt sich: Papier ist nichts wert. Gar nichts.

Jeden Abend telefoniere ich mit ihr. Es tut gut, jemandem zu haben, der mir einfach nur zuhört. Sie kann das gut und will alles wissen, sie fragt kluge Fragen und hat einen Blick auf die Dinge, der mir manchmal fehlt, weil ich zu sehr in der Thematik stecke.

Und dann folgt der Abend, an dem ich den bösen Junge gebe und sehr direkt werde. Ich habe mit Kanonen auf ein Papierschiff geschossen und an diesem Abend ging es mir schlecht. Ich hatte keinen Hunger mehr, und ich rief sie an, um ihr alles zu erzählen.

Es quoll nur so raus und der größte Schrecken war eigentlich, dass ich mich nicht mehr kannte und nicht wusste, dass ich in dieser Ausprägung dazu fähig bin, jemandem komplett zu demontieren. Sei´s drum, sie hörte ich sich die Geschichte an, fand aufbauende Worte und schloss mit: Komm nach Hause. Und darin lag so viel Versöhnliches, dass ich mich mit mir arrangieren konnte.

Wir gingen schwimmen und als ich mich so treiben ließ, nur von ihr gehalten und sich dieses große Gefühl der Leichtigkeit in mir ausbreitete, als alles so weit weg war und ich den Gleichklang unseres Empfinden förmlich spüren konnte, das sagte ich ihr, dass ich mir vorstellen könnte, sie zu heiraten. Sie kam ganz dicht an mein Gesicht heran und sagte: Frag mich.

Tja. Das tat ich und ihre Antwort ließ nur einen Kuss zu. Einen langen. Und dann wusste ich, dass ich vor Anker gegangen bin. Safe.

Wir treffen uns mit Freunden, denn Frau Morphine hatte seinerzeit recht: Das ist auch wichtig, wenngleich mir manchmal die Zeit fehlt. Dennoch tun wir es und schlendern über die Albernheit eines Weihnachtsmarktes. Die Menschen scheinen glücklich, doch niemand ist glücklicher als wir. Die Pläne sind kühn, aber ich liebe so etwas: Besser einen kühnen Plan, als gar keinen.




















Es folgen drei Tage an der holländischen Grenze. Wir haben eine Tagung angesetzt, die ich zusammen mit einem Kollegen leite. Der Heimathafen erzählte mir, dass es ein Konzert einer ihrer Lieblingsbands im Knust gäbe und sie schon Karten gekauft hätte. Ich entgegnete, dass ich eigentlich nicht kann, weil ich einen Folgetermin nach dieser Tagung hätte. Sie sagte, dass es ok wäre, sie würden schon jemand anderen finden, mit dem sie das Konzert besuchen könne. Nein! Antwortete ich ihr. Wenn sie mich hat, braucht sie sich nicht um jemandem zu bemühen, dann kann sie erwarten, dass ich mitgehe, denn gewissen Fehler will ich nicht mehr tun, also versprach ich ihr, dass ich pünktlich sein würde und eben von Hamburg aus zu diesem Termin fahre. Sie diskutierte nicht, freute sich nur und das allein war die ganze Hektik wert.

Überrascht war ich, als Frau Bona mir erzählte, dass sie auch an diesem Tag in HH sein würde, kurz nur, weswegen sie nichts plante oder sagte. Somit hatte ich schon zwei gute Gründe nach Hause zu fahren.

Wir schauten also dieses blöde Basketballspiel. Ich unterstütze wie immer die schwächere Mannschaft, auch wenn das nicht die war, welche wir sponsern.

Die Tagung lief gut, der Kollege, dem ich so zusetzte bedankte sich bei mir für die klaren Worte und meinte, dass er seine Lektion gelernt hätte. Das hat mich tatsächlich froh gestimmt.

Mit dem Wissen um den engen Zeitplan, drängte ich erfolgreich auf Einhaltung der Tagungsplanung und pünktlich um 15.00 Uhr düste ich nach Hamburg und brauchte auch nur ca. 2 Stunden für die 270km.

Wir hatten dann tatsächlich noch Zeit auf einen Kaffee mit Frau Bona und die Treffen mit ihr sind immer von herzlicher Natur und gesäumt von ehrlichen Worten. Deswegen mag ich Frau Bona ja so gern. Wir hatten viel zu lachen und noch mehr zu bereden und plötzlich war die Zeit auch um, weil Bona Verpflichtungen hatte und wir zum Konzert mussten. Auf unseren Weg dahin setzten wir Frau Bona ab und dann standen wir auch schon in der Schlange.

Der Heimathafen sagte, dass sie nach Hause fahren würde und ich solle ihr schon mal den Schlüssel des Wagens geben, was ich nur zu gern tat, denn ich hatte nach all dem Stress der letzten Wochen Lust auf Feiern. Sich mal wieder richtig durchpusten lassen, auch wenn ich am nächsten Tag um 06.00 Uhr wieder aufstehen muss. Und das taten wir dann.

Die Vorband hat mich bezaubert. Das erste Lied war zum Abgewöhnen und mit einem völlig übersteuerten Bass unterlegt. Manch einem hätten da die Kronen gewackelt. Aber dann folgte dieses Lied und ich war hin und weg.

Ich kann kaum beschreiben, wie mich diese Leadgitarre fasziniert hat (hören Sie hierzu Minute 2:30 bis 3:30)und wie angetan ich von der Performance der Gitarristin war. In aller bester Simon Gallup-Manier poste die Frau. Ich rief immer: Hör mal, hör dir diese Leadgitarre an und Frau Heimathafen grinste breit, verabschiedete sich kurz aufs WC und als sie wieder kam, hielt sie mir eine CD der Vorband unter die Nase und meinte ganz trocken: Jetzt hast du eine CD von Giana Factory. Tja. So etwas begeistert mich. Mag für manch einen nichts Besonderes sein, für mich ist es das aber.

Alsbald, nach einer kurzen Umbauphase, ertönten die Klänge der Band, weswegen wir da waren. Frau Bona, die Band heißt: the asteroids galaxy tour, nur so, weil Sie mich um Aufklärung baten. ;-)

Tja. Frau Heimathafen konnte jeden Song mitsingen und war so gelöst und fröhlich, dass es eine Freude war, ihr zu zuschauen. Wir tanzten engumschlungen und für den Rest des Konzertes ließ ich sie nicht mehr los, höchsten um Bier zu kaufen, was ich tat, denn ich hatte unheimlich viel Spaß.

Später dann, es war wirklich spät, fuhr sie uns sacht nach Hause. Es schien fast, als glitten wir durch die Nacht und beide konnten wir nur grinsen. Einfach warm und auch wenn der nächste Morgen eine Aufstehkatastrophe war, so war es das wert, denn gewisse Fehler will ich nicht mehr machen.


give me that thing
give it my friend
give me good good times around the bend
i'll stay forever
give me that thing
give it my friend
give me hot hot love around the bend
i'll stay forever


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Mittwoch, 9. Dezember 2009
Ich, das Raubtier
Liebe Freunde,

seit drei Tagen mit Einstellungsgesprächen beschäftigt, das schlaucht ohne Ende, gerade bei soviel komischen Menschen. Egal, ich wollte dies hier schreiben:

Vor zwei Wochen, Frau Hora wird es bestätigen können, weil sie einen Teil des Telefonates seinerzeit mitbekam, habe ich mich schützend und vehement vor einen Mitarbeiter aus einer anderen Abteilung gestellt. Man wollte ihm kündigen. Ein Umstand, der gerechtfertigt wäre, den ich aber nicht in dieser Form mitgehen konnte und kann. Nach meiner Überzeugung hat jeder seine Chance zur Verbesserung verdient. Lange Schreibe, kurzer Sinn. Ich habe mich 1:2 durchgesetzte und dabei auch meinen Chef ausargumentiert.

Heute nun, so gegen 17.00 Uhr, nach einem bereits wirklich langen Tag, nach dem ich nur ins Hotel wollte, folgte das Korrekturgespräch. Da ich mich so für diesen Mitarbeiter eingesetzt hatte, wurde ich verpflichtet, daran teilzunehmen, allerdings als bad cop. Das geht, das ist Teil des Spiels, allerdings einer der ungeliebten.

Also saßen wir da vorhin, der eigentliche Chef des MAs, der Personalchef und ich. Intension des Gespräches war es, dem MA die Augen zu öffnen und Tacheles zu reden. Habe ich auch gemacht.

Menschen die mich immer nur als gutgelaunte Privatperson kennen, oder meine Familie, glauben mir manchmal nicht, dass ich auch eine gewisse Härte an den Tag legen kann. Meist will ich das auch nicht. Ich halte Kooperation für den richtigen Weg, in allen Belangen. Aber in dieser Situation ging es darum, dem MA aufzuzeigen, dass er mit seinem Job spielt und auf verdammt dünnem Eis tanzt.

Leider war der arme Kerl viel zu blöd, die Situation richtig einzuordnen und hat mir so akkurate Steilvorlagen gegeben, dass es eine Freude für jeden Verhandlungsführer gewesen wäre. Soweit so gut.

Was mich daran beschäftigt ist die Frage: Wo kam dieser Killerinstinkt bei mir her. Ich bin den MA wirklich hart angegangen, da war keine Rücksichtnahme, wie ein Raubtier habe ich mich auf ihn gestürzt und seine komplette Argumentation auseinandergepflügt und ihn mit seinen eigenen Worten so in die Enge getrieben, dass er Tränen in die Augen bekam.

Es wird mir jetzt bewusst, wo ich zwei Zigaretten geraucht habe und über diese Gespräch reflektiere. Im Treffen selbst war nix da, keine Gnade. Ein Teil, der mich in Rage brachte, war diese Dummheit des MAs und der andere Teil waren diese Ausflüchte, Lügenkonstrukte und diese Weichheit. Ich will lieber raufen als Männer weinen sehen.

Und dann kam der Punkt, wo der MA zu zittern anfing, er bleich wurde und ich wirklich dachte, der kippt mir gleich vom Stuhl. Der Personaler und ich fragten ihn, ob er irgendwie was brauchte, aber er wollte nichts von Hilfe wissen. Ab da habe ich drei Gänge zurückgeschaltet und das war immer noch ausreichend, dieses Gespräch völlig zu dominieren. Da war keine Gegenwehr und ich dachte Ein-. Zweimal, sein Chef müsste sich nun vor ihn stellen, doch es kam nix.

Egal, irgendwann war ich müde – es war bereits 20.00 Uhr- und wir fanden versöhnliche Worte des Abschlusses und doch fühlte ich mich danach schlecht.

Ich hasse den MA dafür, dass er mich in diese Rolle drängte, was nun aber auch egal ist, denn er wird mich mit Sicherheit richtig Scheiße finden, dabei war ich es, der ihm seinen kleinen Mädchenarsch bis nach Weihnachten gerettet hat. Aber das wird er nie erfahren.

Danach kam der Personalschef und meinte: Erst haben Sie heute morgen den Bewerber fast bis zum Wutausbruch gebracht und nun haben Sie so klare und sehr deutliche Worte gefunden, dass ich mich frage, warum Sie nicht in der Personalabteilung anfangen.

Im Leben nicht. Ich kann sowas nicht hauptberuflich machen und sollte der MA doch im März das Boot verlassen müssen, werde ich ihm diese Nummer heute erklären, weil so ein ganz kleines bisschen schäme ich mich. Echt.


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Sonntag, 6. Dezember 2009
Heimathafen 2
Bier und Regen. Chilli und grandioser Sieg. Ringelstrümpfe und kleines Glück. Grünes Kreuz als Rock. Charmant, begehrenswert. Volle Stadt, Nervenzusammenbruch, Frau, die souverän das Gefährt durch die Stadt lotst. Vertrauen, unendlich. Lachen, auch wenn es Grau ist. Freunde. Ein Duschvorhang. Es gibt nichts, was wir nicht könnten. Wir werden es immer probieren. Mehr gibt es nicht zu wollen. Nachtruhe wegen Verpflichtungen, morgen. Zähle die Tage bis zum Urlaub. Völlig erschöpft. Müde. Kann aber immer noch lieben. Sehr. Und das ist das Wichtigste. Amen.


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