Montag, 7. November 2011
London, Stockholm, Kongo und dann noch Salzburg
!ACHTUNG! Belangloses Tagebuchbloggen!



Die Dame, die mir den Wein verkaufte, die hieß mit Nachnamen Swift und in Kombination mit ihrem zugegebenermaßen auch sehr schönen Vornamen, bildete diese Wortkombo, die ich mir still aufsagte, fast schon ein Stück Alltagspoesie.

Swift…Swift, begann ich krampfhaft zu überlegen, an welches Buch mich dieser Name erinnerte( was ich bis heute noch nicht herausgefunden habe) und muss dabei wohl semiintelligent ausgesehen haben, denn die Dame schaute mich grinsend und etwas zu keck an.

„Swift…“, begann ich, mich zu erklären, „…ist eine schöner Name. Noch dazu in Kombination mit diesem Vornamen. Sie sind fast zu beneiden.“

Sie lachte nun ein merkwürdiges Lachen und entgegnete: „Wenn Sie das meinen…“

Noch ehe sie endete, hatte ich deutlich einen mir wohlbekannten Akzent durchgehört und fragte sogleich, „kommen Sie aus England?“

„London“, antwortete sie knapp und verstaute dabei meinen Einkauf in einer Tüte.

„Oh. London mag ich sehr. Eine schöne Stadt, natürlich nicht so schön wie Hamburg, aber schön. Wie kommt es, dass Sie hier wohnen? Der Liebe wegen?“, fragte ich.

Sie lachte ein heftig glucksendes Lachen und dabei fiel mir erst auf, welch riesige Brüste diese Frau hatte, da diese asynchron zu ihrem Lachen hüpften.

Ich muss wohl etwas länger als anständig gewesen wäre darauf geschaut haben, denn als sich unserer Blicke wiedertrafen, funkelte da etwas mit, dass nicht unbedingt als freundlich bezeichnet werden kann.

Also schob ich schnell und ablenkend hinterher: „Ich meine ja nur. Das hört man doch oft, nicht, dass so Leute umziehen, weil sie sich verlieben. Manchmal sogar über Ländergrenzen hinweg.“

„Nein“, antwortete sie da. „Ich mag einfach Hamburg. Eine schöne Stadt, erinnert mich an London, hat ein bisschen dessen Flair, ist aber nicht so groß. London kann ich nur in Dosen ertragen. Das macht übrigens 13,80€.“

Artig bezahlte ich und antwortete: „Das hat ja auch einen gewissen Reiz, in einem Getränkemarkt von London in Dosen zu sprechen, wenn Sie verstehen, was ich meine?“

Sie verstand es. Und gluckste sogleich wieder los. So heftig, dass ich dringend weg musste, wenn Sie verstehen.




Dann war ich in Stockholm.

War auch merkwürdig, denn als ich dann, den letzten Flug nehmend, im nächtlichen Stockholm ankam, war sie wieder da, diese Vertrautheit mit alten Wegen und Gebäuden und es fühlte sich an, als wäre immer noch ein Teil von mir dort.

Kann man so geprägt werden von einer Stadt, oder ist es das Lebensgefühl, das ich dort hatte? Fehlt mir meine Besonderheit ob des Status als Ausländer, oder ist es die Jugendlichkeit, die seit diesen Tagen mich schleichend verlässt? Ich kann das nicht schlüssig beantworten.



Die Stadt zeigte sich wie immer im Herbst und in Erwartung von Schnee, nämlich nass und grau. Nicht kalt, aber eben so typisch ungemütlich, weil die Großwetterlage einen unentschlossen feuchten Eindruck machte.



Die Ärgerlichkeit der Übernachtung begann schon zur späten Anreise, wo hoffnungschwanger ich eine schnelles Einchecken und dann weinbegossenes Einschlafen an meinem geistigen Auge vorbeiziehen sah.

Doch, Illusion, du schlimmste aller Verführerinnen, die manch unhaltbare Erwartung schürt, deren Platzen dann Garant für Missmut und Enttäuschung ist, wie bitter hast du mich von deiner Frucht kosten lassen und gipfeltest in diesem Versuch eines Frühstücksbuffets.

Wie Hohn klangen diese Worte, gelesen in der Einsamkeit einer 5 Personen Frühstückszelle:



Sinngemäß steht dort:

Fühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Seid nett und stellt Euer Geschirr in die Spüle, wenn ihr pappsatt seid, sodass die anderen Gäste auch ein herrliches Frühstück geniessen können.

Danke im voraus und einen fantastischen Tag!


Mit Ausnahme des herrlichen Frühstücks steht nicht viel Falsches in diesem kleinen Text. Leider reichte das aber.

Dann war ich im Kino



Ehrlich geschrieben hat mich die geliebte Gatting mitgeschleppt, oder vielmehr das Versprechen meiner Teilnahme abgerungen, denn eigentlich bin ich kein Fan dieser Herdenauftriebe.

Das Schönste an diesem Kinobesuch war, dass meine Frau darum wußte, dass es für mich keine Spaß darstellt, mit irgendwelchen schlecht erzogenen Popcornraschlern und Colastrohhalmschlürfern in einer Reihe zu sitzen. Dementsprechend hat sie sich darüber gefreut, dass ich mitkam.

Und weil es mich freute, dass sie sich so freute, war es auch gleich gar nicht mehr so schlimm, also das ins Kinogehen.

Denn die Filme selbst sind mehr als zu empfehlen und das nicht nur, weil man grandiose Bilder zu sehen bekommt, sondern weil der Versuch unternommen wird, Sport als prägenden Bestandteil eines Lebens zu skizzieren und zwar mit all seinen Facetten. Und die sind nunmal nicht immer cool, wie mein persönlicher Lieblingsfilm Kadoma zeigt.

Wenn Sie bei dessen Abspann keinen Kloß im Hals haben, dann ist Ihnen nicht zu helfen.

Allen gezeigten Filmen zu eigen ist eine sehr passende und zum Teil noch nie gehörte musikalische Untermalung.

"Allein der Mucke wegen, hat sich dieser Kinobesuch gelohnt", sprach ich zu meiner Frau. Und hätte es den Soundtrack zu kaufen gegeben, draußen, am obligatorischen Merchandiserstand, ich hätte ihn. Gab es aber nicht.

Stattdessen wurden wir auf die Hompage verwiesen und da fand ich mein persönliches musikalisches Hochlicht des gesamten Abends wieder, welches hier nicht vorenthalten werden soll. Die Bilder dazu im Film Life Cycles sind purer Rausch:



Letztes Wochenende dann war ich beruflich in Salzburg.

Und weil es ein Wochenende war und ich ja sonst schon nicht viel von meiner Frau habe, freute ich mich sehr, als sie zustimmte, mich zu begleiten.

Und weil es mich freute, freute es sie, wenn Sie verstehen und das Wetter scheinbar auch, denn diese war kein Vergleich zu dem, was wir hier in Hamburg so Wetter nennen.

Das Beeindruckendste an der ganzen Reise war, dieser Hochzeit kurz beizuwohnen, deren Bilder etwas Märchenhaftes hatten und die Ansprache, die dort gehalten wurde.

"Bei all der Stille und Ruhe, die man in diesen Gotteshäusern findet, könnte man direkt noch religiös werden", sagte ich zu meiner Frau beim Verlassen des Doms. Was glauben Sie, was sie dazu sagte? Eben. ;-)



















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Donnerstag, 20. Oktober 2011
Mindestnachdenkbarkeit


Und vorneulich, im total teueren Hotel, schrie ein buntes Bildchen mich vom ebenso teueren Superhighendflatscreen an und ich dachte, Thrilling, Sexy, Digital... die meinen Bloggen und dann war es doch nur Pay TV und es muß die Frage erlaubt sein, warum es diese antiquierte Form der Zerstreung nur noch in so Nobelschuppen gibt? Das wundert mich tatsächlich.

Und vorgestern erzählte man mir den ganzen Tag auf NDR-Info, an zweiter und damit prominenter Stelle im Highendsupercommandsystem meines Autos gespeichert, dass es nun eine Initiative gibt, wonach man den Begriff Mindesthaltbarkeit auf Verpackungen von Lebensmitteln ersetzen möchte.

Es werden ca. 20. Mio Tonnen Lebensmittel jährlich in Deutschland unnötig weggeworfen und ein Grund hierfür sei, dass diese Bezeichnung, Mindesthaltbarkeit, missverständlich sei. Aha. Warum?

Ich glaube ja, dass man die Auswirkungen einer verfehlten Bildungspolitik nur bedingt mit Gesetzesinitiativen auffangen kann und nix anderes scheint mir hier der Fall zu sein.

Würde man dem ominösen Wutbürger, der immer nur dann wütend wird, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, weil er zu faul, oder zu dumm ist, mal beibringen, vorher nachzudenken, also ich glaube die Welt wäre dann friedlicher, schon allein weil es nicht mehr so viel Grund zur Wut gibt, z.B. über unsinnige Gesetze und Verordnungen.

Was aber, verdeutlichte man sich das>>linguistische Relativitätsprinzip<<, die Forderung nach der Änderung eines sich selbsterklärenden Begriffs über die Wahrnehmung der Umwelt von bestimmten Verbauchern bzw. deren politischen Vertretern aussagt, lässt mich schaudern.

In deren Welt, die nicht meine scheint, ist die Dummeheit gewollt und mit einem Gesetz zu steuern. Wie weit, liebes Volk, bist du bereit, deine Eigenverantwortung aufzugeben?

Ob der Vorschlag, die englische Variante mit Best before einzudeutschen und als Am Besten bis auf die Verpackungen zu bringen eine Lösung der Lebensmittelverschwendung ist, darf bezweifelt werden. Gerade bei uns, wo die Werbung dem Wutbürger doch immer erzählt, dass das Beste gerade gut genug ist, will man sich doch nicht mit weniger zufrieden geben.

Und dann gab es gestern im Radio die Diskussion, ob der Vorschlag von Herrn Ramsauer, eine generelle Helmpflicht für Radfahrer einzuführen, sinnvoll ist, oder nicht.

Argumentiert wird dieser Vorschlag mit einer Statistik, die besagt, dass 40% aller tödlichen Radunfälle auf Schädelverletzungen zurückzuführen sind. Aha.

Mich würde nun aber interessieren, wieviele Unfälle, egal ob tödlich oder nicht, darauf zurückzuführen sind, weil Radfahrer auf Straßen ausweichen und sich somit einem erhöhtem Risiko aussetzen müssen.

Ich frage das als Betroffener, weil hier in Hamburg eben nicht ausreichend und gut ausgebaute Radwege zur Verfügung stehen und weil ich glaube, dass auch in dieser Frage Ursache und Wirkung nicht berücksichtigt werden.

Wo aber Ursache und Wirkung leicht erklärt werden können ist in diesem Blog. Meine Abstinenz (Danke für die Mail) liegt einzig in der vielen Arbeit begründet.

Als schönstes Bild erinnere ich die Landung, morgens, 06.55 Uhr in CPH, als die Sonne gerade aufging und der Frühnebel über das Vorfeld kroch;

als die tausend Leute in München zum Oktoberfest wollten;
als wir uns in Oberbayern in so einem Landgasthof abgeschossen haben;
als die ältere Dame im Abteil mir bis Karlsruhe ihre Lebensgeschichte erzählte;
als die junge Zugbegleiterin ab HH-Hbf völlig erschlagen neben mir bis Altona saß und meinte, dass war nun ihre erste Fahrt;
als ich Herrn Kid besuchte und seine Frau Mutter kennenlernen durfte und dieses tolle Bild von der Sonne über der Alster machte;
als ich völlig übermüdet mit dem Taxi durch das nächtliche, verregnte Hamburg glitt und der Fahrer fragte, ob er die Musik leiser machen soll;
als ich mit Cabwoman und Mama den Drachen an der Elbe steigen ließ;
als das Navi mir sagte, in 578km, so gegen 06.35 Uhr bin ich Zuhause;
als ich mit der handvoll Derer, die mir besonders wichtig sind, an meinem Geburtstag um den Feuerkorb saß....

eigentlich mag ich alle und bin sehr zufrieden. Mit allem so, auch wenn das nun wieder total nicht en vogue ist. Ist mir aber auch egal.

Danke fürs Interesse ;-)








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Sonntag, 18. September 2011
Strangefolk

Ganz erstaunlich, was dem Berliner so beliebt.

Ich finde die Hochrechnung zur Wahl in Berlin recht erstaunlich.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich das Ergbnis mehr oder minder in dieser Verhältnismäßigkeit einpendeln und die Tatsache allein, dass vier der fünf Parteien eher in der linken Ecke zu verorten sind, gibt Rätsel auf.

Was sagt diese Art der Fragmentierung einer politischen Grundströmung über die Linke in Deutschland aus und werden wir zukünftig für jede Bedürftigkeit und Randgruppe eine Partei haben?

Wie kann eine Interessengruppe, die der Piratenpartei mal vorausging, sich in dieser Form als politische Kraft in Berlin etablieren und von nunmehr ca. 9% der Wählenden als die optimalste Option betrachtet werden?

Und warum lamentieren vor diesem Hintergund Wowereit und Künast von Erfolgen, wenn es Ihnen nicht gelang, die Wähler der Piraten von sich zu überzeugen, obwohl sich deren Wahlprogramm nur wie eine Essenz der Progamme der Großen ausnimmt?

Ich finde das alles sehr merkwürdig, warne aber schonmal. Wenn Sie wissen wie die Story dieses Liedes endet, werden Sie wissen, was ich meine. Man könnte meinen, die singen von den Piraten:


Then one day Strangefolk arrived in the town.
They came in camouflage, hidden behind dark glasses, but no one noticed them: they only saw shadows.
You see, without the Truth of the Eyes, the Happyfolk were blind.


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