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Freitag, 1. Mai 2015
Alles nur wegen des Schweins
cabman, 16:32h
Wenig Menschenhäuser. Allerorten prunken Stahl und Glas auf des Erden historischen Grund zum Behufe der beruflichen Wirkung. Altes fügt sich ohne Widerstand der Dominanz architektonischer Moderne.
Der Mensch, er hastet. Fliegende Aktentaschen und ebensolches Haar. Unsoziale Teilhabe an sozialen Netzwerken, die, von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bestätigt, in zu hohem Maße konsumiert, die menschliche Empathiefähigkeit negativ beeinflusst. Ihr Facebook-Zombies und Twitter-Ghouls. Die nächsten 100 Jahre CDU regiert.
Kurzum: Ich war in Novemberregen-Town.
Die Dame am Check-In fragte ich höflich, ob es nicht noch ein Zimmer meinem Niveau entsprechend auf einem etwas niedrigerem Level gäbe. Und? Was glauben Sie? Stimmt:
Diesmal, Frau Novemberregen, war es nur der 12te. Sie wissen schon, dort, wo man diese Teppiche hat. Und wieder musste ich an Sie denken und die Gläsernheit des Fahrstuhls bei Ihnen gegenüber. Egal. 12 ist auch viel zu hoch.
Danach, aber nicht ohne vorher, also dazwischen, gefrühstückt zu haben, beliebte es meiner Zweimannreisegruppe nach Wiesbaden zu fahren.
Dort gab es eigentlich nix, was Sie interessieren könnte, ausser vielleicht die Tatsache, dass ich mich nicht wegen des Schweins eingekriegt habe:
Da stopp-go-ten wir auf einer gar breiten Strasse, wenn nicht sogar Allee, die all ihre Prächtigkeit durch die sie säumenden Gebäude erhielt und kamen, nach geschätzen zwei Metern Wegstrecke innerhalb von 30 Minuten, direkt vor einer Eisdiele zum Stehen.
Müde schweiften meine Gedanken und Blicke durch die uns umgebende Wohlstandstristess und wie entfachte sich mein Interesse, als deren Szenerie um die Prägnanz dieser Frau nebst Schwein bereichert wurde. Und gerade so, als wäre Frau mit Schwein an der Leine, was man so nur aus Swinger-Clubs kennt, nicht schon bemerkenswert genug, fütterte diese jenes und zwar mit dem eiskalt Erworbenen.
Kann es eine schönere Expression für die Kluft zwischen Habenden und Wollenden geben?
Doch, bei weiterer Überlegung und respektierend das nützliche Wissen, welches, versteckt zwischen all der grellbunten Selbstdarstellung der sogenannten Key Note Redner, erst vorvorneulich in mein Bewusstsein drang, stellte sich mir die Frage, ob es nicht gilt, die Frau zu bedauern?
Vielleicht ist auch sie nur ein Opfer der Generation individueller Überselbst- verwirklichung, die in ihrer extremsten Form in absoluter Beziehungsunfähigkeit gipfelt. In der harmloserern Variante dieses Kompetenzmangels hat man dann Lebensabschnittsgefährten, am anderen Ende Skala wartet das Haustier als Partnerersatz.
Man kann bei dieser Frau mit Schwein nur mutmaßen, aber generell gibt es eine Korrelation zwischen Beziehungslosigkeit und Haustierhaltern, gerade auch bei der Generation "Y" und hier im Besonderen von jungen Frauen beeinflusst.
Das sag übrigens nicht ich, vielmehr teile ich mit Ihnen bereits erwähntes Wissen, mit welchem ich zugedröhnt wurde. Es ging bei diesem einen Vortrag um "Die Demografische Zeitenwende".
Folgende Kernthesen wurden dann mit allerlei Zahlenmaterial unterfüttert:
Wir werden weniger
Wir werden älter
Wir werden bunter
Wir leben allein
Wir verändern unsere Werte und Einstellungen
Ich will das jetzt gar nicht alles wiederkäuen, nur dieses eine Chart hier zeigen:
Ich finde das sind ganz erstaunliche Entwicklungen und wenn Sie auf der Suche nach einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell sind, sollten Sie Vermieter oder Haustierfutterproduzent werden.
Mich persönlich würde in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Korrelationsanlayse zwischen Haushaltsgröße und verschreibungspflichtiger Psychopharmaka interessieren, da Mensch doch ein Herdentier ist...
Egal.
Hauptvereinzelungsbegründungen:
- Sinkende Alstersterblichkeit
- Verändertes Heiratsverhalten und Familiengründungsprozess
- Sinkende Geburten und Kinderanzahl je Haushalt
und wachsende Zahl von Partnerschaftsmodellen
Da Übliche also, welches dann noch Abrundung fand in Form eines kurzen Ausfluges in die Prognose zukünftiger Alterzusammensetzungen, die ja nun so neu auch nicht sind.
Hinblicklich meiner Gedanken aus verlinktem Beitrag und in deren Verknüpfung mit diesen neuen Information + der Einbindung von Ein- und ansichten aus einer anderen Präsentation, die den schönen Namen hatte "Wie lernt der Mensch - Einsichten aus der Gehirnfoschung" von Prof. Dr. Dr. Spitzer von der Uni Ulm, bekomme ich nun tatsächliche eine etwas andere, nicht unbedingt eine verständisvollere, aber mehr verstehende Sicht der Dinge.
Nun habe ich ein Ahnung, warum es in Hamburg möglich war, Mietminderung von 10% einzuklagen, weil auf dem Bolzplatz nebenan Lärm gemacht wird. Letzte Woche wurde diese Urteil zwar vom Bundesgerichtshof aufgehoben und an die Vorinstanz zurück gewiesen. Aber das es überhaupt dazu kam....
Egal. Ich glaube wir werden derlei Aktionen zukünftig vermehrt sehen, da wir wir auf dem Weg der Überalterung wahrscheinlich demnächst eher eine Trennungslinie zwischen den Generationen als zwischen Ideologien oder gar irgendeinem Klassenkampf haben werden.
Wenn ich mir dann zusätzlich noch dieses Chart des Prof. Dr. Dr. Spitzer vor Augen halte, habe ich auch die schlimme Befürchtung, dass im Fahrwasser dieser Entwicklungen die zu verteilenden Ressourcen nicht unbedingt zielführend, im Sinne einer am nutzbringensten Art verwendet werden. Wieso wird überhaupt noch ein Euro für Erwachsenenbildung ausgegeben, wenn der ROI für Bildungsmaßnahmen im Preschool und School - Alter am höchsten ist und eben diesen Kindern die Zukunft eh gehört?
Vielleicht weil alte Menschen im Jetzt über Dinge befinden, deren Auswirkungsinkubationszeit ihre Restlebenserwartungen überschreiten? Oder weil sich Arbeitzslosenstatistiken damit pimpen lassen?
Wie auch immer, der Beitrag sollte eigentlich nur des Schweines wegen erstellt werden und nun bin ich wieder weitläufig abgeschwiffen. Da sollte Ihre, die Sie bis hier hin durchgehalten haben, Ausdauer auch belohnt werden und zwar mit der Erkenntnis, dass folgende Schulfächer hinblicklich einer allumfassenden Gehirnentwicklung förderlich sind:
Sport!
Musik!
Theaterspiel!
Kunst, Hand-Arbeit!
Nur so, falls Sie dann doch noch planen, die Alterspyramide zu retten.
Habe die Ehre
Der Mensch, er hastet. Fliegende Aktentaschen und ebensolches Haar. Unsoziale Teilhabe an sozialen Netzwerken, die, von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bestätigt, in zu hohem Maße konsumiert, die menschliche Empathiefähigkeit negativ beeinflusst. Ihr Facebook-Zombies und Twitter-Ghouls. Die nächsten 100 Jahre CDU regiert.
Kurzum: Ich war in Novemberregen-Town.
Die Dame am Check-In fragte ich höflich, ob es nicht noch ein Zimmer meinem Niveau entsprechend auf einem etwas niedrigerem Level gäbe. Und? Was glauben Sie? Stimmt:
Diesmal, Frau Novemberregen, war es nur der 12te. Sie wissen schon, dort, wo man diese Teppiche hat. Und wieder musste ich an Sie denken und die Gläsernheit des Fahrstuhls bei Ihnen gegenüber. Egal. 12 ist auch viel zu hoch.
Danach, aber nicht ohne vorher, also dazwischen, gefrühstückt zu haben, beliebte es meiner Zweimannreisegruppe nach Wiesbaden zu fahren.
Dort gab es eigentlich nix, was Sie interessieren könnte, ausser vielleicht die Tatsache, dass ich mich nicht wegen des Schweins eingekriegt habe:
Da stopp-go-ten wir auf einer gar breiten Strasse, wenn nicht sogar Allee, die all ihre Prächtigkeit durch die sie säumenden Gebäude erhielt und kamen, nach geschätzen zwei Metern Wegstrecke innerhalb von 30 Minuten, direkt vor einer Eisdiele zum Stehen.
Müde schweiften meine Gedanken und Blicke durch die uns umgebende Wohlstandstristess und wie entfachte sich mein Interesse, als deren Szenerie um die Prägnanz dieser Frau nebst Schwein bereichert wurde. Und gerade so, als wäre Frau mit Schwein an der Leine, was man so nur aus Swinger-Clubs kennt, nicht schon bemerkenswert genug, fütterte diese jenes und zwar mit dem eiskalt Erworbenen.
Kann es eine schönere Expression für die Kluft zwischen Habenden und Wollenden geben?
Doch, bei weiterer Überlegung und respektierend das nützliche Wissen, welches, versteckt zwischen all der grellbunten Selbstdarstellung der sogenannten Key Note Redner, erst vorvorneulich in mein Bewusstsein drang, stellte sich mir die Frage, ob es nicht gilt, die Frau zu bedauern?
Vielleicht ist auch sie nur ein Opfer der Generation individueller Überselbst- verwirklichung, die in ihrer extremsten Form in absoluter Beziehungsunfähigkeit gipfelt. In der harmloserern Variante dieses Kompetenzmangels hat man dann Lebensabschnittsgefährten, am anderen Ende Skala wartet das Haustier als Partnerersatz.
Man kann bei dieser Frau mit Schwein nur mutmaßen, aber generell gibt es eine Korrelation zwischen Beziehungslosigkeit und Haustierhaltern, gerade auch bei der Generation "Y" und hier im Besonderen von jungen Frauen beeinflusst.
Das sag übrigens nicht ich, vielmehr teile ich mit Ihnen bereits erwähntes Wissen, mit welchem ich zugedröhnt wurde. Es ging bei diesem einen Vortrag um "Die Demografische Zeitenwende".
Folgende Kernthesen wurden dann mit allerlei Zahlenmaterial unterfüttert:
Wir werden älter
Wir werden bunter
Wir leben allein
Wir verändern unsere Werte und Einstellungen
Ich will das jetzt gar nicht alles wiederkäuen, nur dieses eine Chart hier zeigen:
Ich finde das sind ganz erstaunliche Entwicklungen und wenn Sie auf der Suche nach einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell sind, sollten Sie Vermieter oder Haustierfutterproduzent werden.
Mich persönlich würde in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Korrelationsanlayse zwischen Haushaltsgröße und verschreibungspflichtiger Psychopharmaka interessieren, da Mensch doch ein Herdentier ist...
Egal.
Hauptvereinzelungsbegründungen:
- Sinkende Alstersterblichkeit
- Verändertes Heiratsverhalten und Familiengründungsprozess
- Sinkende Geburten und Kinderanzahl je Haushalt
und wachsende Zahl von Partnerschaftsmodellen
Da Übliche also, welches dann noch Abrundung fand in Form eines kurzen Ausfluges in die Prognose zukünftiger Alterzusammensetzungen, die ja nun so neu auch nicht sind.
Hinblicklich meiner Gedanken aus verlinktem Beitrag und in deren Verknüpfung mit diesen neuen Information + der Einbindung von Ein- und ansichten aus einer anderen Präsentation, die den schönen Namen hatte "Wie lernt der Mensch - Einsichten aus der Gehirnfoschung" von Prof. Dr. Dr. Spitzer von der Uni Ulm, bekomme ich nun tatsächliche eine etwas andere, nicht unbedingt eine verständisvollere, aber mehr verstehende Sicht der Dinge.
Nun habe ich ein Ahnung, warum es in Hamburg möglich war, Mietminderung von 10% einzuklagen, weil auf dem Bolzplatz nebenan Lärm gemacht wird. Letzte Woche wurde diese Urteil zwar vom Bundesgerichtshof aufgehoben und an die Vorinstanz zurück gewiesen. Aber das es überhaupt dazu kam....
Egal. Ich glaube wir werden derlei Aktionen zukünftig vermehrt sehen, da wir wir auf dem Weg der Überalterung wahrscheinlich demnächst eher eine Trennungslinie zwischen den Generationen als zwischen Ideologien oder gar irgendeinem Klassenkampf haben werden.
Wenn ich mir dann zusätzlich noch dieses Chart des Prof. Dr. Dr. Spitzer vor Augen halte, habe ich auch die schlimme Befürchtung, dass im Fahrwasser dieser Entwicklungen die zu verteilenden Ressourcen nicht unbedingt zielführend, im Sinne einer am nutzbringensten Art verwendet werden. Wieso wird überhaupt noch ein Euro für Erwachsenenbildung ausgegeben, wenn der ROI für Bildungsmaßnahmen im Preschool und School - Alter am höchsten ist und eben diesen Kindern die Zukunft eh gehört?
Vielleicht weil alte Menschen im Jetzt über Dinge befinden, deren Auswirkungsinkubationszeit ihre Restlebenserwartungen überschreiten? Oder weil sich Arbeitzslosenstatistiken damit pimpen lassen?
Wie auch immer, der Beitrag sollte eigentlich nur des Schweines wegen erstellt werden und nun bin ich wieder weitläufig abgeschwiffen. Da sollte Ihre, die Sie bis hier hin durchgehalten haben, Ausdauer auch belohnt werden und zwar mit der Erkenntnis, dass folgende Schulfächer hinblicklich einer allumfassenden Gehirnentwicklung förderlich sind:
Sport!
Musik!
Theaterspiel!
Kunst, Hand-Arbeit!
Nur so, falls Sie dann doch noch planen, die Alterspyramide zu retten.
Habe die Ehre
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Freitag, 17. April 2015
Heroes
cabman, 17:21h
Ally McBeal lachte und erzählte, es wäre Captain Future.
"Ach was," sagte ich völlig entgeistert, "bei Ihnen auch?"
"Ja. Ich habe mir sogar jetzt Hörbücher gekauft und tatsächlich die erste Geschichte beim Kochen am Wochenende gehört. Gott, waren die platt und vorhersehbar, aber die STIMMEN!"
"Echt?"
"Klar, das waren doch damals hervorragende Zeiten. Alles ein bisschen einfacher und weniger komplex. Überschaubarer."
"Stimmt. Und Wochenende war, wenn der letzte Laden um 13.00 auffem Samstag geschlossen hatte."
"Genau! Und bei Ihnen? Welche war Ihre Lieblingsserie?"
"Neben Captain Future gab es nur noch Colt Seavers, schon allein wegen Jody, meine erste große Liebe."
"Hahaha, Sie Chauvi. Ich mochte noch Simba. Nur was heute so läuft, da habe ich überhaupt keinen Überblick. Ich habe mal die Jugend in unserer Kanzlei gefragt und die Namen,die sie mir nannten, sagten mir alle nix. Ich bin da vielleicht zu alt."
"Oder wir haben zu wenig Zeit, oder eine andere Prio -
Anderes Beispiel: Ich habe neulich eine Email von Firma XYZ bekommen, hochoffiziell und der Absender war ein Jr. Product Manager. Kurioserweiser verzichtete er völlig auf Interpunktion und Groß- und Kleinschreibung. Ich glaube, so modern bin ich nicht."
"Sag ich doch: Wir sind bereits alt."
"Wahscheinlich."
Und dann bretterten wir - unseren Gedanken nachhängend - über die Autobahn nachhause und ich habe mit fest vorgenommen, für den nächsten Termin den Titelsong von Colt Seavers zu kaufen. Da wird Ally aber Augen ähm, Ohren machen....
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Dienstag, 31. März 2015
Fliegen danach
cabman, 18:05h
Ich kann von mir behaupten, dass ich hin und wieder mal fliege und zwar wahrscheinlich in einem Monat mehr, als so mancher Mitbürger in seinem ganzen Leben. Das liegt in der Natur des Jobs und ich bin weit davon entfernt, mir darauf etwas einzubilden. Das ist für mich wie Busfahren und wenn es geht, versuche ich Fliegen generell zu vermeiden, weil es einfach viel zu anstrengend und im Verhältnis zu aufwendig für mich ist.
Auch Schwanzlängenvergleich in Form von Statusmeilenposing liegt mir nicht. Die Vorteile allerdings, die man durchs Vielfliegen erhält, weiß ich zu schätzen. Fastlanenutzung, Priorityboarding und Loungezugang mit freiem W-Lan und Kaffee bis zum Herzinfarkt, können meinen Alltag positiv beeinflussen.
Von Montag bis Mittwoch letzter Woche war ich in Lissabon
. Eigentlich berichte ich ja nicht mehr über diese Trips, weil es keinen interessiert, weil es nichts Inhaltliches zu bloggen gibt, weil es immer dasselbe ist und dann kann man ja auch einfach mal die Fresse halten. Ein Wunsch, den ich gern an den einen oder anderen Mitmenschen richten würde.
Diesmal allerdings wollte ich Ihnen sogar was berichten und zwar von dieser Dekadenz, in der ich mich da bewegte und von dem Gefühl, wie es ist, wenn man in eine abgesperrte Enklave für Gutsituierte einfährt, wo man der Security seinen Namen nennen muss und dann wird abgeglichen, ob man denn wirklich reserviert hat und erst dann darf man aufs Hotelgelände. Mach ich aber nicht. Es gibt Wichtigeres:
Da hatten wir also am letzten Dienstag gerade Pause, als Cheffchen aufgeregt zu mit kam und mit sein Schlautelefon unter die Nase hielt und meinte:
"Da ist eine Germanwings-Maschine abgestürtzt. Barcelona-Düsseldorf. Es sind wohl alle tot."
"Was?! Wieso?"
"Weiß man noch nicht."
Wir waren 60 Leute, alle mit dem Flugzeug angereist und ich kann Ihnen versichern, dass diese Nachricht sich sehr schnell verbreitete.
Abends, es galt Zeit zu überbrücken, schaute ich nach dem Duschen natürlich fern und lauschte denen, die immer was zu meinen haben, selten aber was zu sagen und war doch sehr erstaunt über unsere Qualitätsmedien. Scheinbar in Ermangelung von Fakten, qäulte man sich durch diverse Sondersendungen, die ausser Spekulation nicht viel Inhaltliches hergaben.
Die Krönung war dann anderen Morgens die Berichterstattung im MoMa von ARD und ZDF, wo Schwiegermuttis Bester doch tatsächlich sagte: "Herr SOWIESO, wir wollen natürlich nicht spekulieren, aber können Sie uns trotzdem eine Einschätzung der Vorkommnisse geben?" Hm. Einfach mal die Fresse halten.
Dieser ganze Medienrummel führte bei mir eigentlich nur dazu, dass ein für sich genommenes Ereignis, welches mich anfänglich berührte, da ich viel fliege und oft auch mit der GermanWings, einfach nur noch zuviel war. Information overkill. Einfach mal die Fresse halten.
In der ersten Pause der Mittwochs-Zusammenkunft sagte ich zu Cheffchen:
"Das bereitet einem ja schon Unbehagen, heute abend dann in das Flugzeug zu steigen."
"Yep. Das darfst Du aber überhaupt nicht an dich ranlassen. Unsere Zeit ist um, wenn sie um ist."
"Stimmt. Heute werden wir also nicht sterben!"
Und doch, als der Bus die erste Gruppe von uns Richtung Flughafen abholte, war eine deutliche Anspannung zu spüren, die mit Nichtigkeitsdiskussionen übertüncht wurde.
Wir lümmelten dann in der Lounge rum und da ich den spätesten Flug von allen hatte, wurde ich wirklich von jedem verabschiedet und ich bilde mir ein, dass es diesmal anders war. Ich mein, wenn selbst der BigBoss mich umarmt? Ich meine Umarmen?!
Als Boarding angezeigt war, ging ich Richtung Gate und telefonierte dabei mit meiner lieben Frau. Das hat Tradition: Statusmeldung geben und kurze Ansage machen, ob die zeitliche Planung stehen bleibt. Ich hörte mich sagen:
"So Gott will, werde ich 22.40Uhr landen."
Hatte ich das gesagt? Wirklich? Ich werde alt. Egal. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr gelassen meine Frau all dies mitmacht, und wie wenig aufgeregt sie in solchen Situationen reagiert. Wenn ich die nicht schon geheiratet hätte.
Der Tradition folgend, machte ich natürlich auch Bilder einiger Flugzeuge für Cabkid und wirkliches jedesmal, wenn ich irgendwo hinfliege, mach ich ein Bild von dem einen, meinem Flugzeug und sende es meiner Frau. Kein Wunder, dass das Kind glaubt, ich wäre der Pilot.
Wir stiegen alle in den Bus am Gate und auch hier, entgegen des sonstigen Gequassels der aufgeregten Touristen und Pseudowichtigtuer, die immer noch auf dem letzten Drücker total wichtige BusinessTalks haben müssen, war es sehr sehr verhalten. Eigentlich angenehm. Also öfters mal die Fresse halten.
Ich hatte Platz 1A und stieg demzufolge als Letzter ein. Bis dahin betrachtete ich die Gesichter der anderen Passagiere. Keiner lachte. Keine Jokes. Kein Genörgel über den Vordermann. Eigentlich angenehm, denn das Einsteigen ging wirklich zügig.
Kurz darauf rollten wir auch schon zur Startbahn und während ich mich auf meinem Platz organisierte und mich umdrehte, um zu schauen, ob ich später den Sitz nach hinten klappen konnte, sah ich im Gesicht der Frau hinter mir absolute Angst.
Sie hatte ein Baby dabei, ihr Mann saß auf der anderen Seite des Ganges und kümmerte sich um ein vielleicht 4jähriges Mädchen, war also abgelenkt. Ich konnte ihr so gut nachfühlen, was sie da gerade durchmachte und sprach:
"Keine Angst, sie fliegen mit mir und ich werde 90 Jahre alt."
Sie unternahm den Versuch eines Lächelns, der gründlich missglückte.
Später, nach erreichen der Reisehöhe, gab es tatsächlich mal leckeres Essen, was die Frau scheinbar ablenkte, ich spielte Solitair bis zur Akkuerschöpfung und der Mann auf 1D kippte sich ca. ne halbe Flasche Rotwein. Auch ne Art.
War also alles recht entspannt, bis der Purser in die Kabine fragte, ob denn ein Arzt an Board wäre. Da war kurz Stimmung. Ein Vorteil für uns in der Bizz war, dass wir mitbekamen, dass es um einen Fluggast ging, der sich nicht wohl fühlte. Das habe ich dem verhutzelten 108 Jahre alten Mann, der vorgehumpelt kam und sich als Ex-Allgemeinmediziner vorstellte, auch so übersetzt.
Keine Ahnung, wie das ausging, nur eines: Als wir nach Landung darauf warteten, dass Flugzeug verlassen zu können, sagte die Frau hinter mir: "Danke, das war sehr nett."
"Kein Problem. Ich muss mir das auch hin und wieder vorsagen."
Tür auf. Raus. Taxi rein. Daheim ein Glas Rotwein. Maibrit Illner geschaut. Vollpfosten vom Morgen gesehen und gedacht: Einfach mal die Fresse halten. Mann.
PS Ich finde sowohl Lufthansa als Germanwings haben sich sehr gut verhalten und ich würde jederzeit dort wieder einsteigen, denn ich werde 90. Nur diese Woche nicht mehr. Ich habe beide Trips abgesagt, wegen anderer Prioritäten, was zu erstaunlichen Mutmassungen führte. Sag ich doch: Einfach mal die Fresse halten, so wie ich jetzt wieder.
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