Die taktisch platzierte Aussage,
"I applied for the Global Entry Programme and was invited for an interview. Can you tell me where I have to go for it?",
beschleunigte die Passkontrolle sehr, so dass wir recht zügig das Land betreten durften. Interview hatte ich auch, war aber gar keins. Eher so ein Fingerprint nehmen. Dabei hatte ich doch alles so schön vorbereitet?. so Fragen wie, wo sehen Sie sich in 5 Jahren und so. Egal, ich bin jetzt trusted traveller. Auch ein schöner Titel.
Wir meldeten uns dann bei den ordentlich registrierten Yellow Cabs an, um einen Wagen nach Down Town zu mieten.
Die völlig gelangweilt wirkende Wagennummerzettelherausgeberin rief uns die Nummer zu und drückt uns den, na was schon, Zettel zum Wagen in der Hand. Dieser stand bereits vor der Tür.
Wir verluden das Gepäck und stiegen ein.
Plötzlich Affentheater. Der Fahrer des Wagens hinter uns, Typ Alexis Sorbas in noch ungepflegte, pöbelte unseren Fahrer, Typ untergewichtiger Leichtmatrose, dermaßen an, dass wir ein bisschen Sorge hatten, dass die sich gleich umhauen, wenn nicht gar erschießen. Brav gaben wir den Bestätigungszettel raus. Noch mehr Geschrei.
Dann Auftritt burschikose Supermama, die es gewichtstechnisch mit beiden auf der Waage hätte aufnehmen können. Einmal kurz von ihr gebrüllt und schon konnten wir losfahren. Stärkeres Geschlecht und so. Vielleicht lag es aber auch an der großartigen Leuchtweste der Frau. Was weiß denn ich.
Der Wagen hätte in Deutschland wohl keine Zulassung bekommen und ich stellte mir vor, was wohl geschehen würde, wenn wir auf dem Freeway liegen blieben. Passierte aber nicht. Ruckelt halt nur arg doll.
Wir quälten uns durch den abendlichen Stau nach Manhattan und kamen dann auch irgendwann an.
Hotel war ok, auf den ersten Blick, der zweite am nächsten Morgen sollte dann nicht mehr so toll sein.
Der Kollege sprach, dass wir nur Zeit hätten, uns kurz frisch zu machen, denn danach war bereits das erste Treffen mit einem Kunden geplant. Wie macht man sich kurz frisch?
Habe ich probiert, gelang leidlich. Wir fuhren zum Restaurant und die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, durch eine Filmkulisse zu fahren und ich fragte den Kollegen, ob er es nicht auch merkwürdig findet, dass wir scheinbar so durch die amerikanische Popkultur und deren Filme konditioniert wurden, dass einem diese Stadt so vertraut schien.
Er so: Nö.
Ignorant, unsensibler.
Im Restaurant, welches in einer Nebenstraße etwas tiefer zum Bordstein gelegen war, fühlte ich mich immer noch wie im Film.
Als uns der Kellner, der mit unserem Kunden gut befreundet schien, mit starkem Akzent ansprach, verstärkte sich dieses Gefühl. Hätte mich nicht gewundert, wenn gleich Robert De Niro durch die Türe getreten wäre und uns als Mafiaboss begrüßt und sich für die Überbringung des Paketes aus Palermo bedankt hätte.
War aber nicht. Stattdessen kam die Vorspeise für alle. Sharing is caring... you know.
Der Abend zog sich wie Kaugummi, dass Essen war, ähm, wie ein schlechtes Überbleibsel ursprünglich wohl ehemals toller italienischer Küche und irgendwann war es gottseidank zu Ende.
Wir verabschiedeten uns artig und in Erwartung des Bettes auch sehr schnell. Der Termin selbst hatte die Reise bereits gerechtfertigt.
Wieder zuckelten wir durch diese Stadt, die einen bedrängen kann und als ich endlich im Bett lag und Cabwoman ein kurzes "Schlaf gut" textete, war ich ca. 24 Stunden auf den Beinen und einfach nur durch. Danach folgte ein tiefes, schwarzes Nichts.
Ich werde scheinbar zu alt dafür.
To be continued
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Zack-Bumm.
War ich also mit Cabwoman in einem Einkaufszentrum, weil ich alle 3 Jahre mal Kleidung kaufen muss und das wirklich gern analog tue, denn Sie wissen sicherlich, auch die Rücksendung einer digitalen Fehlbestellung produziert CO2. Ich schreib nur Passform und Heuchelei.
Nach dem das in Zack-Bumm-Manier durch war und ich lernte, dass die Farbe meines neuen Polos nicht Braun war, sondern Zimt: Himmel Herrgott nochmal, ZIMT! Was es nicht alles gibt, also kurz danach und gerade in der gedanklichen Vorwegnahme eines Apfelsinenduft umgebenden, entspannten Nachmittages auf der Couch, sprach Cabwoman, dass sich unser Staubsauger verabschiedetet hätte und nun eher dysfunktional, unkooperativ und sogar zickig war.
Ist nicht schlimm, der war schon alt, als ich den geschenkt bekam. Energieeffizienzklassen waren noch gar nicht erfunden, als der das Licht der Welt erblickte. (Diese Info ist zu einem späteren Zeitpunkt des Textes wichtig, da argumentativ unschlagbar.)
Gingen wir also ein Haushaltswarengeschäftssurrogat nämlich der örtlichen Niederlassung eines großen Händlers zukünftigen Elektroschrotts und fanden Erbauung und Beratung in der Fachabteilung Saugen.
Kurz nach der Absonderlichkeit der Farbe ZIMT kommen die Auswahlmöglichkeiten an Staubsaugern. Irre. Irres Marketing.
Wir hatten einen netten jungen Mann als Verkäufer, der sich wohl auch arg freute, mich als Kunden zu haben, denn ich kann mich ja für sowas immer begeistern, ganz ähnlich wie beim Thema Fliesenfarbe und der Verkäufer lächelte viel bei all meinem Sarkasmus.
Egal.
Er, der Herr Verkäufer, sprach so dies und das und ich fragte ihn immer, warum ich das jeweilig feilgebotene Modell kaufen sollte und er pries immer, also immer, den EINEN technischen Vorteil an und wusste zu ergänzen: "Ich gebe nur das wieder, was mir die anderen Kunden als Feedback geben. Und natürlich das, was wir in der Schulung lernten."
Aha. So viel Ehrlichkeit war mir ehrlich zu ehrlich.
Es gierte dem Mann zu wissen, wer in cabman`schen Haushalt am meisten saugte, also Staub und das bin nach der Putzfrau natürlich ich. Ein hier nicht mehr zu lesender Blogger erklärte mir mal, zugluftgeschädigt wohl, dass mein Aufräumtick daher resultiert, dass ich ein unaufgeräumtes Innere hätte. Gemäß der Logik wären dann alle Messis innerlich schön sortiert. Zugluft halt, da kann einiges verwehen.
Ich prüfte also mit Kennerblick alle möglichen Staubsauger und bei einem, der mich etwas mehr ansprach, sagte der Verkäufer: ?Die Nemesis dieses Geräts sind dicke Teppiche.?
Ich: "???"
Verkäufer: "Na der Endgegner, an dem man nur schwer vorbeikommt."
Ich: "Ein Staubsauger, der keine Teppiche saugen kann? Was kann er denn dann?"
Verkäufer: "Dünne Teppiche, Fliesen, Laminat und Parkett."
Ich: "Das passt nicht zu meinem Lebenskonzept eines Lottogewinns mit daraus resultierenden Erwerbs hochfloriger, handgewebter Orientalen..."
Verkäufer: ?????????
Ich: "1:1, von wegen Nemesis."
Irgendwann standen wir dann vor einem verschlossenen Karton eines Modells, welches nicht ausgestellt war und eben jenes Modell fand ich très chic. Warum? Weil es das neueste Modell war, saugfreudig und saugstark, schwarz in der Farbe, inkl. Wandhalterung und Boostertaster für den Extrasaugeffekt, kraftvolle Leistung & höchsten Bedienkomfort, inklusive Abblendlicht. Also eine Herrenausstattung und somit gekauft, egal was die Genderwilligen meinen, es lebe der Unterschied!
Und dann kam der Preis.
Der Herr Verkäufer erklärte uns das dieser Staubsauger nicht ausgestellt war, weil es sich um ein neues Modell handelte und man noch keine Zeit hatte, es aufzubauen. Er prüfte im System den Preis, da dieser auch nicht ausgewiesen war und freute sich darüber, ihn gefunden zu haben und mitteilen zu können, dass dieses Modell derzeit in der Aktion wäre und statt des vom Hersteller empfohlenen LVP von unglaublichen 799,- Euro nur 449,- Euro kosten würde.
Toll, oder?
Eine kurze Überprüfung auf dem Mobil ergab, dass dieser Staubsauger überall gerade scheinbar in der Aktion ist und irgendwie bei allen Anbietern zwischen 449,-? und 499,-? kostete, nur nirgends die 799,-? aufgerufen wurde.
Ich: "Neues Modell in der Aktion? Welchen Wert hat die Herstellerempfehlung? Ich komme mir ein bisschen verarscht vor."
Verkäufer: "Ich mach die Preise nicht."
Ich: "Weiß ich. Nie ist jemand verantwortlich. Daran krankt dieses Land ja. Moralverlotterung."
An Cabwoman gerichtet sagte ich, dass ich es recht teuer fand, 450,- Euro für einen Staubsauger auszugeben.
Sie: "Gemessen daran, dass wir in den letzten 11 Jahren keinen Euro für einen ausgegeben haben, ist das nicht so teuer. Außerdem steht er dir gut."
So geht Liebe. Und Manipulation. 😉
Haben wir dann gekauft, die Argumente und die Herrenausstattung, sowie den Staubsauger, an dem sie dranhingen und auch gleich mitgenommen, also CO2-neutraler Kaufvorgang, der sich positiv auf meinen gleichnamigen Footprint auswirkt.
Daheim stellte ich dann fest, dass der Hund nicht mehr vor dem Staubsauger wegrennt, weil er flüsterleise saugt, also noch ein Argument, welches ich dem Verkäufer zurückspielen sollte und dass dieses Ding echt wie einer dieser Laserblaster aus Fall-Out aussieht und ein recht gutes Accessoire für Halloween sein kann. Nächste Jahr dann.
Ich freue mich über diese 2 von mir entdeckten Argumente und teile diese hier gern mit der Allgemeinheit, empfehle aber, das Visier des Helmes zu öffnen beim Spinnenkanker entfernen, gerade auch jetzt in der dunklen Jahreszeit, in der man schlecht sieht und damit ein erhöhtes Risiko für Falschaufsaugen hat.
Schön, konnte man das Wort Falschaufsaugen auch mal schreiben und keine Rechtschreikorrektur moniert es. Toll.
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Wieder mal ein Industriegebiet, wieder mal ein Lager. Ich glaube, ich habe mehr Lebenszeit in irgendwelchen Industriegebieten und schlechtgelüfteten Büros und Lagern verbracht als an bei den relevanten Landmarks der jeweiligen Orte.
Irgendwo zwischen Itzehoe und Idaho Kommt noch einer mit Jason DeRulo featuring Tyga-Flow hinter Toronto und kurz vor den USA saßen wir dann im Mini-Büro von Aleksandra, die russischer Abstammung ist, was man aber nicht hört. Bei ihrer Mutter dagegen, Modell herzliche Haubitze, klingt der Akzent so stark durch, dass man glauben könnte, in einer schlecht übersetzten Sitcom zu sitzen.
Aleks hat ein bildhübsches Gesicht, knalltolle Augen und einen Körper, der optisch gewogen, 190kg wiegt. Sie wirkte nicht glücklich auf mich, eher gefangen.
Das Gespräch schwang hin, her und verlief sehr zäh, nicht zuletzt auch, weil ein anderer Teilnehmer aus New York via Factime zugeschaltet war. Irgendwann war alles Relevante durch und Mama -Aleksandra lud zum Lagerrundgang ein. Haben wir gemacht und weil ich dabei kurz bemerkte, dass dort sehr viel Wert in Form von Kaviar rumstand, schenkte sie uns dann jeweils eine Packung für 200,- CAD each. Herzliche Haubitze halt und irgendwo in Toronto läuft ein Obdachloser rum, der wahrscheinlich keine Ahnung davon hatte, was er da geschenkt bekam.
Der Kollege verschwand noch mal schnell to the loo, während ich meine Sachen aus Aleks Büro holen wollte, als sich ein Gespräch zwischen ihr und mir entspann, in dem folgende Sätze vorkamen:
Cabman, you know, I hate people. They are too much for me, they talk too much, they gossip too much, actually I don't feel like it.
Is it going far for you if I tell you something like this?
You are the first nice person I meet here. Too bad I don't have much time, I have to go to the baby. Maybe you'll come again, I'll invite you to dinner.
Jeden einzelnen Satz beantwortete ich ziemlich kurz, auch erstaunt, weil ich wirklich überrascht war. Ich kannte diese Frau gerade mal 2 Stunden und eben noch hatten wir hart in der Sache gerungen und dann wurde sie sehr? ähm? persönlich?
Vielleicht postnatale Depression, mutmaßte ich als wir endlich wieder draußen im Auto waren.
Der Kollege: Wieso?
Sie hat doch vor 2 Monaten ihr Baby bekommen. Unglaublich eigentlich! 2 Monate und schon wieder im Job. Irre!
Der K.: Wußte ich gar nicht
Glaub ich dir sofort, du unterhältst dich mit den Leuten ja auch nicht, du redest nur.
Der K.:?!
Zuhören. Ist ein Teil einer Unterhaltung. Nicht ganz unwesentlich, aber oft unterschätzt. Von dir eigentlich immer ignoriert.
END of CANADA moments:
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