Sonntag, 22. September 2013
Gut Ding will Weile haben,
oder wie ich praktisch Praktiker in den Konkurs konsumierte
Die schonungslosen Bekenntnisse eines Heimwerkers

Hallo. Mein Name ist James R.C. und ich habe ein Problem - ich neige zu gartenbaulichen Konstruktivismus. Und wo wir schon dabei sind, schonungslos zu sein: ich habe Sie auch belogen:

Damals™, Ältere werden sich erinnern, da schwärmte ich von diesem Bohrhammer. Was soll ich schreiben, tatsächlich glaubte ich durch meine emotional euphorischen Verfasstheit, dass dies das Gerät der Wahl wäre. Ein Bohrhammer, eine Maschine für Männer und solche die es werden wollen. Kraftvoll, unbeugsam und durchsetzungsstark; ein bisschen so wie ich - gern sein möchte. Dann aber kam der Würth Druckluftnagler und mein Herz war fortan an dieses prächtige Gerät verloren. Später dazu mehr.

(Tiefenpsychologischer Einschub)
Wissen Sie, es ist wie mit zwischenmenschlichen Beziehungen: Du weißt nicht was Dir fehlt, wenn Du keine Ahnung von dem hast, was Du vermissen könntest. Ich finde in dieser Erkenntnis steckt viel Tröstliches, denn sie ist bereits die Lösung auf ganz andere Fragen.

Insofern habe ich auch gar nicht gelogen, sondern unter Berücksichtigung aller mir vorliegenden Informationen, eine damals gültige Aussage getroffen, die so heute nicht mehr haltbar ist.
(Einschub Ende)

Eigentlich beginnt die hier niedergeschriebene Geschichte bereits letztes Jahr und wegen des einleitenden verbalen Schleifchens kann ich auch nicht mehr mit dem ersten Satz protzen, den ich mir seinerzeit, August 2012, so hübsch und adrett überlegte. Ich möchte ihn trotzdem nicht unnütz in Windung 8 schwirren lassen, daher:

Wuchtig trieb ich des Blattes handgeschmiedete kantige Schärfe in das Schwarzblau unserer krumigen Scholle, um ihr sogleich Stück für Stück zu entreissen, einzig dem Zwecke schuldig, ihr an Höhe zu nehmen. Denn, ja, es gab ein paar Höhenzentimeter, die einer zügigen Umsetzung der Erbauung eines Gartenhauses im Wege standen.

Ursprünglich sollte es auch gar kein Gartenhaus werden, sondern, sehr avanciert, eine Orangerie. Ein Plan, der in Ermangelung ausreichender Fenster aufgegeben werden musste. Ist jetzt so schlimm nicht, ich kann meinen Erfolgsroman auch im Gartenhaus schreiben.

Also habe ich das Projekt den gegebenen Ressourcen angepasst und diesmal sogar einen akkuraten Plan gemalt. Meine Frau musste auch gar nicht viel drängen,....doch komm ich nicht umhin, festzuhalten: Selbst mit Plan fährt man immer noch recht häufig zum Praktiker umme Ecke, umso Ankernägel, Balkenschuhe und dergeleichen nachzukaufen.

Aufgrund des regen Interesses der Nachbarschaft und der Anfragen, ob dieses Haus ein Bausatz sei und wo man den kaufen könnte, stelle ich den Originalplan hier Online. Viel Erfolg!



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Habe ich also, zu einer Zeit, als das Kind noch das Reaktionsvermögen von 500gr Hack hatte, mit den Schachtarbeiten begonnen, denn da, wo die Hütte hin sollte, musste sich natürlich ein Mittelgebirge in unserem Garten erheben. Schönstes Erlebnis bei diesem Bauabschnitt: Als die Gattin vom Einkaufen kam und mir, der ich schwitzend und wegen Abrieb der oberen Epidermis auch unterschenkelig blutüberströmt rumstand, erklärte: ""Soweit musst du doch gar nicht rüber?!" Hatte Sie Recht.

Als das Planieren (100% Handmade) endlich erledigt war, ging es eigentlich huxflux©: Zum Baustoffhandel hin, akkuraten Plan vorlegen, des Bauberatersachverständigenverkäufers ratlosen Blick ignorieren, losbestellen und wieder auf die BAUSTELLE, um schnellstens die Löcher für das Punktfundament zu graben.

Hat dann auch alles gepasst und als das Material kam, konnten der Nachbar und ich auch gleich die Unterkonstruktion ausrichten, feuerverzinkte H-Träger einbetonieren und die Siehlbaubohlen verschrauben.

Ein Klacks war das, bis wir dann versuchten, aus den gelieferten Kanthölzern eine einigermaßen gerade Ständerkonstruktion aufzustellen. Ging nur sehr mühsam und irgendwann, Sie werden es sich denken, bin ich völlig entnervt zum Praktiker um die Ecke und kaufte wunderschönes, von mir handverlesenes VKH und zwar mit 20% Rabatt auf alles.

Dann war das Ständerwerk fertig, ich hatte die Dachsparren gesetzt, die Verlattung drauf, die Spanplatten verschraubt und der Schwager war so nett, die Winkelbleche und Schweißbahnen zu verlegen, da stellte sich die Frage, wie ich das Fassadenholz aufbringen könnte.

Nageln war klar, aber von Hand, bei der Menge, eine echte Herausforderung und so übelegte ich hin und dann wieder her und dann kam mir die Idee mit dem Druckluftnagler. Habe ich also Schwiegervattern gefragt, weil der doch.... und so... und dann konnte er mir tatsächlich einen besorgen, geliehen und was soll ich schreiben? Ich habe an einem Tag die komplette Fassade fertig gebaut. Alleine. Geiles Teil.
Kann man mit arbeiten. Gefällt mir sehr.

Im November stand der Bau dann soweit, dass er und ich guten Gewissens überwintern konnten.

Im März diesen Jahres hatte ich eine Woche Urlaub und wieder diesen Druckluftnagler und Praktiker hatte die komplette Woche 30% Rabatt.

"Egal wie, wir sollten einfach alles jetzt kaufen, auch wenn ich es nicht verarbeitet bekomme; ich mein 30%!! Wie machen die das eigentlich?", fragte ich meine Frau und fuhr sogleich zum Markt, um all den relevanten Kram zu kaufen. Sie wissen schon Diffusionssperren, Spezialtape und all die Dinge, die man nicht sieht, aber so wichtig und daher arschteuer sind.

Einmal vor Ort fragte ich den Bosch-Beauftragten, ob denn die 30% auch auf sein Sortiment gelten würden, denn seit Monaten lief ich mit dem Wunsch schwanger, eine PTS10 haben zu wollen. Er bejahte dies und ich war sehr erstaunt, denn ich kannte fast alle Preise und der tiefste, den man im Vergleich finden konnte, war 349,-€ inkl. Versand.

Bei Praktiker sollte das Gerät normal 399,-€ kosten abzüglich 30% dann nur noch 279,30€....Fuhr ich nach Hause und sagte zu Cabwoman:

"Ich kaufe die jetzt und wenn ich fertig bin, stell ich die bei IehBEH wieder ein. Wir können gar nicht verlieren, ok?"

War für sie ok und seitdem bin ich Besitzer einer PTS10, die ich völlig unter Wert bekam und im Leben gebe ich die nicht wieder her, weil es einfach befriedigend ist, mit gutem Werkzeug zu arbeiten. Und schnell ist man auch.

In dieser einen Woche habe ich den kompletten Innenausbau (inkl. Kabelziehen und Hohldosen setzen) fertiggestellt und mit Schwiegervattern die Tür eingebaut. Einzig den Boden schaffte ich nicht mehr zu verlegen, das erledigte ich eine Wocher später, da konnte das Kind bereits sitzen.

Ende August diesen Jahres began ich mit der Unterkonstruktion für die Terasse. Da war Praktiker schon pleite und verkaufte seine Ware nur noch regulär und das Kind konnte bereits bei leichteren Betonarbeiten mithelfen. Die Zeiten ändern sich.

Letztes Wochenende habe ich dann zusammen mit dem Nachbarn die Bankirai-Verlattung aufgesetzt. Hat einen Tag gedauert und nach Fertigstellung befiel auch etwas Wehmut mich, denn seit gut einem Jahr frickel ich nun an diesem Haus rum und nun soll es das gewesen sein?

Ich mein, ich muss "nur" noch einen Graben vom Gartenhaus zum Haupthaus ziehen, um darin das Erdkabel zu verlegen, damit das Bild, welches ganz unten zu sehen ist, kein Kabeltrommelfake bleibt. Dann ist es fertig. Und dann?

PS: Vielen Dank an Matze und Peter!




























































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Geile Hütte! Ich bin jetzt etwas neidisch.

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Ach Frau Kitty, mir fehlt noch ein Kleinlaster, dann habe ich fast alles für eine mobile Tischlerei zusammen. Sie besorgen dann den Platz und das Material, den Rest übernehme ich. Aus Spaß an der Freude....

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Sie und Ihre Blogpausen...
Grad voll den Flash bekommen, weil das CabKid schon so groß ist.

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Das sind doch keine Blog-Pausen im eigentlichen Sinne. Das sind müdigkeitsbedingte Ausfallerscheinungen, da das reale Leben seinen Tribut fordert.

Und ja, bisweilen bin ich auch erstaunt, wenn ich von einer Dienstreise zurückkome, was das Kind alles dazu gelernt hat. Erstaunlich.

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Ich war diese Woche mit einem Kind essen, das - als ich es das letzte Mal sah, grad 6 Monate im Bauch wohnte - mittlerweile sich an mir hochzieht und auch mal wirklich eine Stunde soweit sich beschäftigen läßt, daß drei Ausgewachsene im Restaurant essen können, und irgendwie war das Ganze doch surreal, da Zeitsprung von fast 18 Monaten und es theoretisch meins hätte werden sollen können.

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Ich war diese Woche mit einem Kind essen, das - als ich es das letzte Mal sah, grad 6 Monate im Bauch wohnte - mittlerweile sich an mir hochzieht und auch mal wirklich eine Stunde soweit sich beschäftigen läßt, daß drei Ausgewachsene im Restaurant essen können, und irgendwie war das Ganze doch surreal, da Zeitsprung von fast 18 Monaten und es theoretisch meins hätte werden sollen können.

Unterm Strich heißt die Botschaft: Blöggen Sie doch bitte mind. 3x/Jahr vom Cabkind, damit mich bei dessen Schulabschluß (in gefühlten 2,5 Jahren) nicht ganz der Umschlag trifft ; )))
Und dann noch: solide Handwerkskunst, aber daß Sie das können, zeigen Sie ja zum Glück öfters mal.

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Wir haben viel gemeinsam, scheint mir. Das ist so ungefähr das, was die seit einem Jahr mit meinem Körper machen. Nur: das Endergebnis sieht nicht so toll aus. Und ich leuchte auch nicht so schön. Gratulation also! Gut, daß Sie schon verheiratet sind, sonst würde ich Ihnen einen Antrag machen.

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Herr Kid, wir drücken Ihnen hier die Daumen, müssen Sie wissen und vielen Dank auch für die Blumen.... man tut was man kann und mit all den Dingen im Hinterkopf, die einen nicht zuletzt auch hier in den guten Blogs begegnen, möchte man ergänzen: man sollte es tun, solange man es kann. Alles andere wäre Verschwendung....aber das ist nur meine Sicht.

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Alles hübsch...
Echt so. Cabkid wird wirklich schon groß. Und freut sich bestimmt schon auf spätere Privatnutzung des Bauwerks. Aber sagen Sie mal: haben Sie unter dem Boden der Orangerie keine Wärmedämmung? Echt nich? Die müsste doch bei 30% auf alles drin gewesen sein.

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Ah, Sie! Danke! Und ja, ich glaube auch an zukünftige Diskussionen, so in 16 Jahren, ob das Kind nicht vielleicht da einziehen dürfte.

UNd nein, die Hütte, also auch der Boden (Siehe Bild oder 14) ist oben, unten, links, rechts, hinten und vorn mit Thermarock 140mm isoliert. Sonst kann ich das Buch ja nur im Sommer schreiben...;-)

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Ich will ja nicht unken. Aber die Bodendämmung scheint mir nicht gerade Mäusesicher zu sein. Oder ist steht das Thermarock nicht auf dem Speiseplan der kleinen Nager?

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Ah, ein Profi! ;-)

Wasse nicht sehen, ist das Mäusegitter, welches drunter liegt.

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Für den Garten fände ich persönlich auch ein Kugelhaus sehr apart. Ist überdies rundum mäusesicher. Sie haben mich jetzt irgendwie auf Ideen gebracht.

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