Montag, 30. November 2015
"Da hilft das Rumheulen nix." oder
OOPS, wer hat das denn kaputt gemacht?




Da fuhr ich heute Morgen, recht früh, nicht wahr, ins Büro und hörte wie immer NDR-Info und da kam das Interview mit Herrn Neumann zum Thema des Bürgerentscheids über Olympia.

Für Nicht-Hamburger, Herr Neumann ist unser Innensenator und auch derjenige, der dafür mit verantwortlich ist, das mal ganz galant ein ganzer Stadtteil zum Gefahrengebiet erklärt wurde, ein Vorgehen, welches seinerzeit vom Oberverwaltungsgricht kassiert wurde und damals bereits Grund genug gewesen wäre, ihn zum Klomann in der Elbdisharmonie zu machen. Eigentlich.

Denn uneigentlich möchte ich nur auf die Wortwahl Herrn Neumanns hinweisen, die tiefer blicken lässt, als er vermutlich selber glaubt. Das schönste Zitat:

"Ich sage mir auch, um mich selbst zu trösten: Wenn man das Volk fragt, muss man auch ertragen, was es antwortet."

Ganz erstaunlich, oder? Ich will das gar nicht interpretieren, oder hinterfragen, dass überlass ich den zwei-drei Menschen, die hier noch mitdenken, ich frage mich lediglich, wie unser Staat aussehen würde, würden wir öfter die Chance bekommen, direkt mitabzustimmen?

"Wenn die Hamburger sagen, dass wollen wir nicht, wir wollen beschaulich und bedächtig vor uns hinleben, dann ist das eine Entscheidung, die man akzeptieren muss."

Das würde ich mir direkt wünschen, dass der blassierte Herr Neumann, sich selber beim Wort nimmt und das überschriftige Zitat seinerselbst befolgt und nicht auf diese Weise nachkatert.

Die Mehrheit der Hamburger hat verantwortlich entschieden, und das zu allerletzt etwas mit Sport, oder der Terrorgefahr zu tun, also für mich. Es ist für mich schlicht der Tatsache geschuldet, dass man eben nicht verschlafene Stadtentwicklungspolitik mit so einem Mammutprojekt revidieren kann, von dem keiner weiß, wie es bezahlt werden soll. Schön dazu auch gestern noch Herr Schäuble.

Egal. Es ist aber hübsch, zu wissen, dass irgendwie, irgendwo ca. 1,2 Mrd. Euro locker zu machen sind. Ich wäre für Investitionen in die Bildung und für den Ausbau der Radwege, sowie der Innenstadtbefreiung von privatem Autoverkehr.

PS Wette verloren. Ich glaubte, Olaf and the Senators kriegen das durch. Da bezahlt man gern ein Bier.


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ich arbeite von berufswegen sehr viel mit einer städtischen behöre zusammen, die maßgeblich an der olympia-planung mit beteiligt war, und selbst die mitarbeiter dort gestanden mir, dass sie auf jeden fall mit nein votieren werden, oder, falls es zu olympia kommt, in dieser zeit möglich die stadt verlassen werden, weil das totale chaos vorprogrammiert sei. d.h. nicht mal die eigentlichen verantwortlichen standen hinter dem (nicht existiereden) konzept.

zum thema radweg bin ich sehr begeistert, was derzeit in amsterdam und im ruhrpott abgeht: solarer radweg. nur in asien sind die noch besser, da werden radwege nicht mit solarzellen gepflastert, sondern überdacht. heißt, regenschutz beim radeln inklusive.

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Ich kenne eigentlich niemanden, der dafür war. Selbst der Taxifahrer heute morgen sprach: "8 Jahre Baustau für drei Wochen erhöhtes Gästeaufkommen? Nö. Soviel kann ich in den 3 Wochen gar nicht verdienen, wie ich in den 8 Jahren davor verliere."

Das nachgelagerte Gesülze und Betroffenheitsgequatsche geht mir genauso auf den Senkel, wie irgendwelche Pseudoschuldzuweisungen. Es ging mir nicht ums befürchtete Verkehrschaos oder gedachten Terroranschläge, sondern ganz unspektakulär um die Kohle. Letztes Jahr gab es in dieser Stadt Demonstrationen für bezahlbaren Wohnraum, dieses Jahr hatten wir 4 Wochen Ausnahmezustand, weil angeblich kein Geld für die Kitas da war, 4 Wochen Remmidemmi, nach dem die Kita-Tanten dann wahnwitzige 40,-€ mehr im Monat bekamen. Wir haben ein Unzahl von Menschen, die bei augenblicklicher Wetterlage in Zelten(!) schlafen und der Lösungsansatz der Stadt ist nötigenfalls die Zwangsenteignungen. Was ist das für ein Politik?

Wir hätten tausend tolle Sachen, die es zu finanzieren lohnte und dazu zählt eben nicht die Protz und Kommerzveranstaltung Olympia und man muss da auch anders argumentieren: Hamburg trägt mit dieser Entscheidung massgeblich zur Erreichung der Deutschen Klimaziele bei, weil nun weniger Menschen hier enfliegen werden...;-)

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Interessant! Bei meinen Hamburger Bekannten, überwiegend in der was-mit-Medien-Blase oder in der Werbung beschäftigt (was jetzt keine repräsentative Stichprobe der Gesamtbevölkerung darstellt), war es ziemlich fifty-fifty.

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Heute Morgen, auf meinem Weg nach München, saß ich in der Lounge und wartete. Ich erwähn das mit der Lounge nur, damit Sie wissen, warum ich gleich die BILD erwähne, denn die lag da rum und in ihr stand von irgend so einem Heini, der was mit Medien macht, sinngemäß: "alle meine Bekannten waren dafür, deswegen war ich erschrocken, dass es so ausging. Vielleicht Leben wir in einer Blase, die wenig mit realen Leben zu tun hat."

Ich fand das sehr interessant, denn dieser Mensch ist wohl sehr nah an der Wahrheit und es passt auch zu Ihrer Wortwahl. Ich glaube, dass die bis dato weitestgehend unterlassene Frage nach den unterschiedlichen Milieus und ihre prägende Kraft der Wahrnehmung und des Handelns in Zukunft wieder intensiver diskutiert werden wird. Und das schreib ich, der seinerzeit in der Uni Soziologie mied wo es nur ging.

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