Mittwoch, 13. April 2016
Jes sui Jan Böhmermann?
Neulich waren wir erst noch Charlie und Politiker aller Couleur versicherten: Satire darf alles. Sachte ja schon Tucholsky. Und dann ging es als Solidaritätsbekundung und gelebte Betroffenheit Hand in Hand mit den anderen Staatschefsdarstellern über die Pariser Boulevards.

Nun kommt der Jan und schreibt ein zugegeben albernes und unnötiges Gedicht, welches aber nix anderes ist, als eben jene Provokation wie sie auch die grenzwertigen Titelblätter Charlie Hebdos waren, bzw. sind.

Wo ist der Unterschied?

Ich meine nicht die Tatsache, dass die einen für ihr Tun sterben mussten und der andere nur einer Klage entgegensieht?

Ich meine den moralischen Unterschied?

Wie kann man die bewußte Herbwürdigung und Schmähung eines Glaubens bzw. einer Religion unter der Flagge der Meinungsfreiheit gutheißen und genau denselben Sachverhalt gegenüber eines Staatschefs geäußert als strafrechtlich relevantes Verhalten interpretieren?

Ich krieg das nicht zusammen und hoffe sehr, dass die Chefin der DBRD in diesem Sachverhalt daran denkt: Werte wollen gelebt sein, denn wenn es nur bei Ihrer Benennung bleibt, ist man schnell bei Propaganda ..... oder Heuchelei.

Das Gute dann zum Schluß:

Frau Harvey hat was Neues gemacht und wenn das allein nicht ein Grund zur Freude wäre, dann bestimmt aber dieser galaktische Song. Den finde ich

Den Zweiten sowieso. Sehr sehr schnieke. Sehr berührendes vid.




PJ Harvey:
The Hope Six Demolition Project
auf tape.tv.



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Mir geht der B. ja irgendwie auf den Zeiger mit seinem ewigen Gewitzel, und ich fürchte, ihm ist da auch etwas zu Kopfe gestiegen. Nennen wir es mal "Erfolg". Oder auch "Selbstüberschätzung". Aber mit meiner Fernbedienung kann man zum Glück super leicht den Kanal wechseln, insofern muß es mich nicht stören. Sein gebrauchslyrisches Gedicht finde ich allerdings nachgerade dumm. Aber nun ist Dummheit nicht strafbar, Beleidigungen hingegen schon. Das kennt man aus dem Straßenverkehr. "Übrigens darf ich Ihnen in Deutschland nicht einfach so einen Vogel zeigen so wie mit dieser nun folgenden Handbewegung" funktioniert nicht. Vermute ich, mir fehlen da die Erfahrungen. Ungern möchte ich auch jede Dummheit als Kunst und Satire deklarieren, aber wenn es der Sache hilft, kann man ja mal eine Kerze ins Fenster stellen.

Die Taz mokierte sich heute ein wenig über PJs neues Album. Hier erleben wir einen ähnlichen Fall, denn wäre nicht Kim Gordon schon Gott, wäre Ms. Harvey sehr, aber wirklich sehr nahe dran. Ich bin daher schon ganz heiß auf das neue Werk. Sehr heiß.

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Wie geschrieben, Herr Kid, man kann den B. mögen, muss man aber nicht. Ich ignoriere ihn geflissentlich. Dennoch halte ich die Auswüchse der Diskussion für überzogen. Der Sultan hätte gut daran getan, einfach eine Anzeig zu erstatten und daraus kein Politikum zu machen. Der zweite Punkt, der mir wichtig war, bleibt die Feststellung: Wenn zwei das Gleiche tun, dann ist es noch lange nicht Dasselbe.

Und ich muss Ihnen widersprechen: Gott heisst Robert. Ansonsten stimme ich aber umfänglich zu: Verdammt noch eins, Frau Harvey macht schöne Musik und ich habe das Album jetzt gekauft, kann aber noch keine abschliessende Meinung bilden.

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Da verweise ich auf Frau Novemberregen weiter unten. Abstrakte Gruppen können nicht beleidigt werden, Einzelpersonen schon. Das weiß B. auch, ich vermute aber, das Hochjazzen seiner Person hat ihn da Grenzen vergessen lassen. Lustig ist auch, daß er selbst sagte, das Folgende sei keine erlaubte Satire, seine Anhänger jetzt aber "Satire darf alles!" rufen. Stimm genau. Na ja, ich muß jetzt meine Bewerbung für den Trainerposten beim BVB scheiben, habe also besseres zu tun.

(Mein Digi-Pack ist noch in der Post. Mist.)

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Ich glaube der BVB braucht Sie nicht, Altona dagegen schon. Als Mentaltrainer.
Der Rest:siehe unten.

Frau Harvey: Bin ganz begeistert. Habe es jetzt 3-4x durchgehört und habe Schwierigkeiten, Favoriten zu finden. Sind alles Kleinode. Besonders das teilweise krasse Wechselspiel aus Musik, Gesang und Text haut einen um. Sehr schnieke das alles, also für mich jetzt und auch Ihnen, als geschulten Misanthropen im Leuchturm zur Weitsicht, wird diese Platte bestimmt den einen oder anderen regenverhangenen Sonntagnachmittag fröhlichgrau muskalisch untermalen.
When we first got to the camp
Our supplies were not enough
I saw a displaced family
Eating a cold horse's hoof
Oh a cold horse's hoof

Ooh oh oh oh oh oh oh oh oh oh

We sent up tents
Brought in water
Air drops were dispersed
I saw people kill each other
Just to get there first
Oh just to get there first

PJ Harvey, A line in the sand

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Ich habe seit einiger Zeit den begleitenden Gedichtband mit Fotos aus den auch auf dem Album angesprochenen Gegenden, die sie besucht hat. Sehr hübsch.

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Aufgrund meiner Befürwortung des Individualismus halte ich die Beleidigung konkreter Menschen (selbst wenn diese sich aufführen wie derzeit Herr Erdogan) doch für schwerwiegender als die Beleidigung von Religionen oder anderer Ideologien.

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Ich freue mich sehr über diese qualifizierte Antwort. Echt.

Die Frage, die ich mir weiterstellen muss: Warum soll das so sein?

Die Aussage:
Alle Deutschen sind Nazis, ist dann weniger schlimm als die Aussage: Herr Cabman ist Nazi. Warum?

Fühle ich jetzt irgendwie nicht so; wird aber vielleicht an mir liegen.

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Laienjuristisch gesprochen ist es so, dass nur Personen oder ein überschaubarer Personenkreis beleidigt werden kann. Evtl. liegt das daran, dass es die Ehre ist, die vor Beleidigung geschützt werden soll und die ist bei jedem etwas anders ausgerichtet; zusätzlich hat man erst offiziell jemanden beleidigt, wenn der sich auch beleidigt fühlt, sonst geht das nicht. Wenn wir also jetzt sagen, alle Deutschen sind Nazis, kann es durchaus sein, dass da welche "juchhu! ja!!" rufen, die sind nicht beleidigt, also können wir als Volk auch keine Ehrverletzung ausrufen. Das muss konkreter sein.

Und es wird noch etwas komplizierter, denn die Umstände, der Adressat spielt noch eine Rolle. Ich kann Sie über das Volk als Bande beleidigen, indem ich sage, Herr Cabman, raus aus meinem Blog, denn alle Deutschen sind Nazis. Dann hätte ich Sie beleidigt, natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Sie das als Beleidigung empfinden, wovon ich ausgehe. Und dann kommt es noch auf die Intention an. Ich habe Sie z.B. jetzt nicht beleidigt, weil es sich nur um ein Beispiel handelte. Genauso ist es, wenn ich z.B. sage Herr Cabman, was ist mit Ihnen, haben Sie Ihre Pillen heute nicht genommen? Wenn ich das aus ernsthafter Sorge um Sie frage, weil ich weiß, dass Sie welche nehmen müssten, ist das keine Beleidigung. Sage ich das ohne jede Grundlage und in der Absicht, Sie herabzuwürdigen, dann schon. War natürlich jetzt auch wieder nur ein Beispiel ;-)

Ich fühle den Unterschied schon.

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Ich hoffe sehr, dass Sie mich nicht wirklich für so kognitiv eingeschränkt halten, wie es Ihr Kommentar vermuten lässt. Trotzdem Danke für die Mühe, die Sie sich gemacht haben. ;-)

Die Sachverhalte, die Sie beschreiben, sind mir bekannt. Mein Problem werde ich jetzt mal anders darstellen:

Cabman = Nazi: Beleidigung
Deutsche = Nazi: Keine Beleidigung
Deutscher = Cabman = Nazi: Keine Beleidigung
Cabman = Deutscher = Nazi: Beleidigung

Das ist nicht sehr logisch. Mich interessierte, was die Herren Verkehrspolizisten zu mir sagen würden, wenn ich sie begrüße würde mit: Alle Polizisten sind Schweine, aber Sie persönlich meine ich jetzt nicht.

Und ich bleibe dabei: Es macht für mich gefühlt keinen Untschied. Aber Sie sind ja nicht ich und ich bin nicht Sie und ich kann auch andere Meinungen zulassen und ich manchmal sogar belehren lassen ;-) ....Gruß and den N.

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Ah. Sorry, die kognitive Einschränkung liegt bei mir. Ich musste das vor ein paar Monaten in einem anderen Zusammenhang auseinanderdröseln und war bis dahin nicht so sicher, was jetzt genau wie gesehen wird.

Zu den Polizisten kann ich nicht weiterhelfen, in deren Gegenwart muss man ja offenbar schon bei Getränkebestellungen umsichtig sein.

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Warum? Also bei der Getränkebestellung vorsichtig sein?

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Neee das war ein Witz, das bezog sich auf die Acht Cola Acht Bier. Ich scheitere heute an der Kommunikation. Fürchte, das hat nichts mit Ihnen zu tun.

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Wenn es anders wäre, lassen Sie es mich bitte wissen, ich bin ja auch immer lernwillig.

Ich war am Montag bei Ihnen um der Ecke, die bei Ihnen gegenüber ist und hatte keine Zeit, die dann aber im Überfluss. Irgendwann wird das noch was mit uns im Fahrstuhl, also wenn ich dann noch eingeladen bin. Ich habe mich aber auch gefragt, wie ich wohl so spontan mit Ihnen Kontakt aufnehmen könnte? Ich kann nicht in Ihr Blog schreiben: hey hömma, Frau November, ich steh dich jetzt bei dich vor der Tür, oder?

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Nein, nein, alles gut, keinesfalls irgendein Fass aufmachen jetzt.

Ja sicher, Fahrstuhl jederzeit. Ich mail mal die genauen Kontaktdaten.

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