Sonntag, 7. Oktober 2007
Mein, Dein, unser aller Problem
Sehen wir hier ein Mädchen, es könnten einige sein, von denen ich weiß. Mißmutig sind sie, begründet wohl, aber ich möchte hinüberwinken und sagen:

Kopf hoch! Auch wenn alle Krähen die Krumen, die den Rückweg zeigen sollten, auffraßen, dann geh einfach weiter, geh geradeaus! Never look back, never give in! Mit freundlichen Grüßen nach St. Pauli und Berlin!

So. Ich war dieses Wochenende so was von artig und auch fleißig! Keine Party. Obwohl es sehr kribbelte, blieb ich daheim und übte mich in meiner Gesunderhaltungspflicht. Die junge Frau J. nahm mir das fast übel, aber am Ende gelang es mir, ihr meiner Position klar zumachen.
Für die Damen aus der Buchhaltung: Ich habe heute 3 Angebote erstellt und abgeschickt, gefühlte 300000 e-mails beantwortet, 3 Angebote kalkuliert, Wäsche gewaschen, gebügelt, Koffer gepackt, Wohnung geputzt, das Auto zum Flughafen gebracht, Tickets gebucht, Hotels auch, Unterlagen vorbereitet und sortiert, ein wenig telefoniert und nebenbei gemalt. Also, ihr neidischen Tanten, was immer nach Highlife und Halligalli aussieht, fordert auch, am meisten Zeit und damit Lebensqualität.
Die nächste Woche liest sich planungstechnisch auch wie ein Horrortrip: Bremen, Weinheim, Stuttgart, Frankfurt, Kiel, Hamburg, London, Hamburg. Für jeden Kilometer hätte ich gern einen Euro. Für das was mich erwartet, gibt es keine Vergütung. So am Rande: die Metro schmiß Kellogs raus. Wenn Sie also demnächst in ihrem Real oder Extra-Markt keine Kellogs bekommen, wissen Sie woran es liegt.
Ähnliches erwarte ich auch für uns. Ich teilte diese Einschätzung meinem MD mit und er sagte: Du hast meine volle Unterstützung, wenn es so kommt, kommt es so.
Was sich hier so schön anhört, hat aber Konsequenzen. Die Zielsetzung, das MEHR(!), für the next year ist so hoch, dass manche Firma davon träumt, dies als seinen Jahresumsatz zu deklarieren. Und was immer mir jetzt wegbricht, muss ich wieder holen. Ergo, kann es nicht mein Interesse sein, nur einen Kunden zu verlieren, aber es wird kommen. Sicher.

Und weil ich es hier und da las, es geht nicht um eine Steigerung des Ebit, es ist ausschliesslich eine Kostenweitergabe. Randnotiz hierzu:
- die EU hat beschlossen, gesperrte Anbauflächen kurzfristig wieder freizugeben,
- die Jahresproduktion von Weizengetreide ist um 30 Mio. Tonnen geringer ausgefallen als erwartet,
- Russland belegt Ausfuhren von Weizenmehl mit 30% Strafzoll,
- französischer Weizen ist von geringer Verarbeitungsqualität und muß gestrickt werden,
- erste Meldungen aus Australien sind sehr ernüchternd,
- erstmalig haben wir zwischen US- und EU-Weizen Preisparität,
Und was noch niemand auf dem Zettel hat:
Die Spediteure werden die Preise anziehen. Das Frachtaufkommen steigt und jahrelange Preisnachlässe sorgen dafür, das erforderliche Investitionen in den Fuhrpark nicht möglich sind. Daneben: Es gibt keine Fahrer. Niemand will für 2000,- Euro brutto so einen Job.
Als ich letzte Woche von Köln nach Hannover fuhr, sah ich allein 3 LKW mit Werbung für den LKW-Fahrerjob auf dem Trailer. Jut, ich gebe zu, kurzfristig in Versuchung gewesen zu sein. Ich sah mich da schon, Truck Stop im Ohr, grenzenlose Freiheit, an jeder Raststätte ne andere Braut, aber kurz vor Hannover standen sie dann, ca. 5 km lang und das fand ich irgendwie ernüchternd.
Das Ganze zieht weitere Kreise, Futtergetreide wird auch nicht billiger und die Fleischproduzenten kündigten schonmal um bis zu 30% Preissteigerungen an. Was glauben Sie, was mit Eiern sein wird? Was passiert wohl mit allen Produkten, in denen diese Vorprodukte Eingang finden? Denken Sie selber darüber nach, nur ein kleine Info, so nebenbei und ganz frisch (letzte Woche) von der GfK: Nonfood-Absätze brechen seit 2000 dramatisch ein, während die Ausgaben im Foodbereich im gleichen Verhältnis steigen. Wir haben also einen Verschiebung der Ausgaben, denn (ebenfalls GfK), die realen Löhne sinken seit 2001.
Wenn Sie mich also fragen, wir wie der Misere entkommen:
Entlastet die Löhne.
Jut. Ich weiß wohl, dass es niemanden interessiert und Gutmenschen mir wieder erzählen, dass dieses nicht zu vergleichen ist, mit den Problemen, die das junge Mädchen oben auf dem Bild hat, aber:
Jegliche Fragestellung, die Lebensqualität mindert, ist ein Problem und nur weil Sie es nicht nachvollziehen können, ist es nicht weniger wichtig.
Glauben Sie mir, es wird wichtig für Sie werden, früher oder später, auf die eine oder andere Weise. Spätestens wenn die ersten Firmen die Menschen entlassen und wir uns alle gemeinsam darüber echauffieren werden.

Gute Nacht. Ich muß ins Bett, meine Woche fängt morgen um 5.00 Uhr an.


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hey, in süddeutschland gibt´s auch noch mädels. ;)
und was das problem anbelangt: so sieht´s aus, entweder du wirst politiker oder du verhungerst.

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berlinisches, nickendes winken hin zum terminlich durchs land jagenden.
wir nehmen dann einen happen ruhe am wochenende....du regst dich ab, ich mich auf, so das thema will.

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Es klingt nicht so, aber falls Du in Frankfurt eine Rapunzelturmbesichtigung einschieben kannst und willst, meld Dich ;-)

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Dafür werden wir dieses Jahr eine gute Weinernte haben.
Und in dem 2007er Wein, den wir nächstes Jahr kaufen können, können wir prima unsere Geldsorgen ertränken.

Außerdem bleiben uns immernoch die Ziegen auf Gomera als mögliche Option.

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Kiel? Na bei der Masse an Terminen wird dein Zeitplan sicher nicht vorsehen, den jeweiligen Abend etwas Zeit in der Stadt zu haben, was? Naja, vielleicht klappt's ja wirklich am Samstag zum Bloggertreffen in Hamburg - wenn bei mir nix dazwischen kommt...

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