Montag, 16. April 2007
Flammenmeer oder Das Versprechen
Halt die Klappe und hör den Engeln zu. Hörst du sie singen? Sprach sie und stand vor mir, selber ein Engel gleich, rund und schön anzusehen.
So hob ich sie hoch, höher, drehte und wirbelte sie. Ihr Haar, so gülden wie Honig, umfloss sie, mich, und es war, als würde es unser Treiben verdecken, verstecken.
Maskulin trug Feminin rüber zum Feuer hin, wo zittrig lodernde Flammen zwei Körper zu einer Seele verschmolzen. Längst schon lag die Kleidung, stumme Zeugen flammenden Begehrens, verteilt, wahllos, dort, wo gefallen sie war, wie müde Krieger gleich in aussichtsloser Schlacht.
Oh Du, so dachte ich mir, mein sollst du sein, deine Jugendlichkeit ist mein Rausch, wird Teil von mir, wenn ich dich berühr, dich liebkose und von deinem Nektar trinke. Ich hielt sie geschlossen, die schlanken Fesseln, weiß und scharf konturiert, vibrierende Muskeln unter reiner junger Haut. Aufwärts, Aufwärts war mein Streben, hin, da wo das Wunder des Lebens die Erde betritt. Flammen züngeln, lecken nach Luft, ich tue es auch und trinke ihre Unschuld, der reinste Wein.
Siehst du die Sterne? So fragte sie mich. Milliarden Augen der Nacht, die wissend unser Tun betrachten.
Die Sterne, ach ja, die Sterne, sie sind doch nur Löcher im Himmelszelt, je ein Eingang zu einer anderen Welt. Folge mir, flieg hoch zu ihnen und schaue hindurch. Erstaunliches kannst du dort sehen, jeder Stern hilft dir verstehen. Reich mir die Hand, ich geleite dich, begleite dich, gleite in dich und es ward vollbracht, ein Akt.
Kleiner wurden die Flammen, doch die Hitze der Glut blieb beständig und wärmte unsere beiden Körper. Innig, innig vereint, so lagen wir da und gaben uns dem Takt der Herzschläge hin.
Bum Bum, so pochte es an, gleich einer Tür, die zur Beantwortung einer Frage geöffnet werden wollte. Meine Tür. Ich wohnte dahinter und öffnete willens.
Wird es immer so sein? Und nun war ich mir nicht sicher, ob sie fragte mich oder das Sternengericht. Doch aufschwang ich mich, die Antwort ihr schuldig bleiben, dass wollte ich nicht.
Nun ja, es liegt an dir, es liegt an uns. Ein Trugschluss zu glauben, ewig würde es von allein so weitergehen. Der Alltag kommt, von hinten rechts, du siehst ihn nicht, er bremst dich aus und wir bleiben beide stehen. Langeweile nennen sie es auch, Reduktion jeglichen Geschehens. Doch es ist nicht wahr! Hörst du mich? Es ist eine Lüge, ein Konstrukt, gleich der Mathematik, die uns weismachen will, Eins und Eins sind Zwei, wo es doch viel mehr sein kann. Und Zwei sind manchmal auch Eins.
Langeweile, mein liebes Kind, ist die Abstumpfung der Wahrnehmung und das Problem. Lass uns wachbleiben, beide Augen offen, denn vieles was heute neu, heute reizt, ist morgen alt und abgenutzt, so glauben wir.
Daher, und nun hör gut zu, will ich jeden Tag einen neuen Stern in dir entdecken. Will riechen, spüren, sehen dich, dich hören und dich schmecken. Diesen Tag und jeden Tag, immer wieder aufs Neue. Lass mich kosten das Salz deiner Tränen und hören den Klang deines Lachens; Lass mich dich fragen, wie du dich fühlst und antworte stets ehrlich und ohne Angst. Nur so und nur dann wird die Glut erhalten, ein Flammenmeer zu legen, von heute an bis immer da, auch bei starkem Regen.
Lass sie und halten, die Hitze, nicht nur in der Nacht, zu schmieden diese Liebe mit starker Hand und Wille. Hammer und Amboß wollen wir sein und den Beweis erbringen, dass es sie gibt, die Ewigkeit, das ewige Feuer, wenn wir bereit sind, du und ich, es jeden Tag zu schichten, uns stetig neu zu sehen.
Darum frage ich dich, versprichst du es und bist du bereit, diesen Weg mit mir zu gehen?
Sie zog mich zu sich heran und lächelte süß.
Was mehr, mein Lieber, gäbe es zu tun, wenn sich die Dinge, die wir täglich verbrechen, einst an uns gar grausig rächen?
Ja und Ja, auch ich liebe dich und daher gebe ich es dir, dieses, mein Versprechen.


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