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Samstag, 24. November 2007
Mitesser und anderes Ungetier
cabman, 15:47h
Schön, dass Sie sich dazu entschieden haben, Cabman`s Cove zu besuchen.
Bevor wir nun zu einem neuen Höhenflug hinab in wirre Gedanken starten, möchte ich Sie kurz mit den Sicherheitseinrichtungen des heutigen Eintrages vertraut machen. Im Anschluss folgen die Wasserstandsmeldungen.
Dieser Eintrag verfügt über 4 Notausgänge, die Ihnen jederzeit eine Rückkehr zu erquicklicheren Dingen ermöglichen. Sie sie sind wie folgt gekennzeichnet:
Gelbe, lumineszierende Leitlinien führen Sie allewege und sicher zu einem Ausgang Ihrer Wahl.
Dieser Eintrag wurde durch eine Kooperation zwischen Blogger.de und JR Cabman ermöglicht.
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und Interesse und wünschen Ihnen nun einen angenehmen Aufenthalt.
Wasserstandsmeldung:
Wenn Wasser steht und gar nicht fließt, dessen Geruch bald in die Nase schießt.
Achtung!! Bildungsteil!
Früher, also ganz, ganz früher, als Umweltverschmutzung noch durch die Aristokratie personifiziert wurde, da gab es zwar kein Clearasil, wohl aber schon Mitesser.
Man nahm an, dass es sich bei dem ausgedrückten Etwas um Würmer handeln musste, die ihren Wirt abmagern ließen, da sie sich bei jeder Mahlzeit etwas abgriffen. Daher der Name Mitesser und auch die Redewendung, „Da ist der Wurm drin“ wird darauf zurückgeführt.
Spannend, oder?
Das habe ich mir natürlich nicht ausgedacht, sondern aus Süddeutsche Zeitung WISSEN, welche ich mir letzte Woche kaufte, denn ein recht spannendes Thema prangte auf der Titelseite: Bloss nicht erwachsen werden
Nun, dieser Artikel sprach mir aus der Seele, wurde doch darin mein Glaube bestätigt, dass erfolgreich der sein wird, der sich eine gewisse Kindlichkeit bewahrt. Müßig wäre es, all das Geschriebene zu rezitieren, daher nur schnell die Quintessenz:
… und schnelle Anpassung an geänderte Lebensbedingungen, nennt man auch Evolution, ist Garant für Fortbestand.
Die entscheidende Betonung liegt aber auf Kopf, denn auch wenn vierzigjährige Manager mit Cholesterinproblem in Turnschuhen und Armeeparka aufschlagen, sind sie noch lange nicht so offen in ihrem Denken, wie ihre Kleidung es vermuten ließe.
Die andere Variante, nämlich die der 30jährigen-bei-Mutti-Wohner, die ewigen Mitesser, die Kindheitsverlängerer, die beweisen, dass sie vor Veränderungen Angst haben, die sind auch nicht gemeint. Es ist und bleibt eine Sache des Kopfes, wie immer, und es ist definitiv nicht eine Frage der Kleidung:
Und nun was Privates.
Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, was man daran erkennt, dass allerorten erzwungene Fröhlichkeit in Form von Weihnachtsfeiern lauert.
Vorhin trank ich eine Tasse Kaffee mit Fröllein J., die vor gar nicht langer Zeit etwas todessehnsüchtig war. Glücklicherweise will sie davon nichts mehr wissen. Sie erzählte mir von ihrer gestrigen Weihnachtsfeier und davon, dass sie massiv von einem Mitglied der Geschäftsleitung angemacht wurde. Sie zeigte sich sehr verwundert darüber, dass ein Mann, Vater von 3 Kindern und ansonsten dem Anschein nach glücklich verheiratet, so unverhohlen anzüglich wurde. Nun, so sagte ich, es ist wohl sehr naheliegend, dass sich unter Alkoholeinfluss seine wahres Ich zeigte. Denn wann immer so etwas passiert, ähnlich einem One Night Stand, will betreffende Person es irgendwo tief in ihrem Innersten. Wäre beschriebene Ehe nun so glücklich, sexuell erfüllt, würde er dieses Risiko wohl nicht eingehen. Wahrscheinlich ist er eher zu bedauern.
Auch traurig, sagte Fröllein J. und gab mir recht, denn nachdem sie den wichtigen Herrn abblitzen ließ, sah sie ihn später in einer Ecke, knutschend mit der Praktikantin.
Tja, wie blöd muss man sein, fragte ich rhetorisch. Welcher Peinlichkeit kann man(n) sich hingeben? Es gilt doch noch immer: Never fuck the company! Schon gar nicht Chef(in) und Angestellte(r).
Jut, ich gebe zu, mir ist es auch einmal passiert, aber ich war Single, ich hatte keine Kinder, es war Messe, niemand hat es mitbekommen und ich wollte die betreffende junge Frau gern als Freundin haben. Diese wollte davon jedoch nichts wissen, sondern nur Sex und sagte mir das auch so im Nachhinein. Gott, was war ich traurig. Ihre größte Sorge galt allerdings dem Umstand, ob ich es jemandem erzählt hätte, der Reputation wegen und so. Natürlich habe ich es niemandem erzählt, außer der Weblogin.
Was Fröllein J. angeht, so war diese etwas schockiert, besonders darüber, dass sie dem Kerl, wie sie ihn heute nannte, fast nachgegeben hätte.
„Jesus“, sagte sie, „ich brauch wirklich wieder einen Freund, ein Jahr ist ne lange Zeit. Aber irgendwie finde ich nicht den Richtigen, nie ist dieses Gefühl da, du weißt schon…“
„Die wahre Liebe kommt sowieso erst wenn unsere Körper alt und verbraucht sind. Bis dahin sind wir Sklaven der Hormone, die es zu bändigen gilt.“
„Wo hast du denn die Erkenntnis her?“
„Das hat mir letzte Woche eine 72 Jahre alte Tante im Rollstuhl auf dem Flughafen erzählt.“
„Und?“
„Es würde zu lange dauern, du musst los. Ich erzähle es Dir beim nächsten Mal.“
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