Sonntag, 23. März 2008
Lottchen und der Osterhase

oder

Eine Liebe

Als, endlich, so empfand Felicitas Lotte Otterbach-Streusel, die letze Nadel des Weihnachtsbaumes gefallen war und die Mehrzahl der stumpfsinnig frohgelaunten Menschen im Osterurlaub waren, da, schließlich, durfte auch Lotte, genannt Lottchen, ihre Weihnachtsgeschenke auspacken.

„Nanu“, so sprach sie, als sie das Paket öffnete und einen mollig wolligen Schal entdeckte und weiter: „Wer bist du denn?“

Ich? dachte der Schal und hätte dies auch gern gesagt, doch der blöde Zeichner vergaß, ihm einen Mund zu geben. Ich bin ein flauschig-schöner Halsschmerzverhinderer und Du?

„Na, egal“, sprach Lotte, als hätte sie die Gedanken des Schals vernommen, „ ich heiße jedenfalls Felicitas Lotte Otterbach-Streusel und bin das Lottchen, sehr angenehm und dich nenne ich Rupert.“

Danke, dachte Rupert.

Und das war schon der Beginn einer Freundschaft.



Gern und viel erschallte die Aufforderung ihrer Eltern: Kind, geh raus zum Spielplatz, besuch deine Freunde.

Deswegen, dachte Lottchen, bekam ich wohl den Schal, mich zu schützen, vor der Kälte, denn wenn auch immer die Mitternachtssonne erstrahlte, was Lottchen sehr mochte, so wärmte sie doch wenig.

Oft spielte sie mit ihren Urgroßeltern, was man von den wenigsten Kindern behaupten kann, aber auch mit einem echten Baron und sogar einem Rockstar. Gespenster, raunte es im Dorf, doch für Quatsch befand dies Lottchen. Es gibt keine Gespenster, wusste sie, nur unglückliche Seelen und die müssen nicht immer tot sein und das wusste sie ganz bestimmt, nämlich von ihrem Zeichner.

(Das Tor ist nicht verkehrt gezeichnet. Der rechte Flügel soll offenstehen, was im Original gut rüberkommt, aber durch die Verkleinerung verloren geht, wie so vieles, wenn man etwas komprimiert.)



Oha, dachte Lottchen, als sie das lustige Wesen mit den viel zu langen Ohren sah, das sich hier und dort an den Wohnstätten ihrer Freunde zu schaffen machte.

„Du“, rief sie, „was machst du da?!“

„Was schon, Saisonarbeit.“ Antwortete das Wesen.

„Und wer bist du?“

Die Kreatur, die neben den langen Ohren auch sehr große Hände und eine sehr starke Brille hatte, kam mühsam aus der Grube gekrabbelt.

„Guten Abend, meine Gnädigste“, eröffnete es sehr charmant.
„Ich bin das Häschen aus der Kuhle, oder der gemeine Grabhase.“

„So so“, entgegnete Lottchen „ und noch ein Mal: Was tust du hier?“

„Ja schau, reguläre Arbeit habe ich nur zu der Zeit, die Ihr Ostern nennt und das ist leider viel zu selten. Meine Familie ist groß, die Obstpreise steigen, auch Benzin, Mehl und nicht zu reden von Milch. Also grabe ich in der Zeit, in der ich nicht meiner normalen Tätigkeit nachgehen kann, nach Schätzen. Deswegen habe ich große Hände und eine latente Sehschwäche, weil es ja immer recht Dunkel ist, nachts. Die Dinge, die ich so finde, verkaufe ich dann bei Ebay und sorge damit für meine Familie. Alles klar soweit?“

„Klar, ich bin zwar ein Mädchen, aber andere Krankheiten habe ich nicht, schon gar nicht im Kopf.“

„Und wieso sind dann deine Schnürsenkel auf?“

Ab hier entspann sich ein wunderbarerer Dialog, den wir aus Zeitgründen nicht zur Gänze wiedergeben wollen, nur soviel, der Grabhase und Lottchen wurden dicke Feunde, denn was mehr braucht man in schlechten Zeiten?
Und während die beiden sich oft trafen, trafen sich auch Rupert und Cecilia, die schöne Schälin des Grabhasen.

Schön ist sie, dachte Rupert und sah in ihren Augen, dass es auch ihr so zu gehen schien. Er lächelte, mit den Augen.


Mit dem anderen Geschenk, welches in dem Paket war, auf dem Lottchen im ersten Bild sitzt, (ja ja, nun nimmt Ihnen, lieber Leser, der Verfasser dieses Beitrags auch noch den klitzekleinen Rest an fantasievoller Entfaltung) also in diesem Paket befand sich ein schöner Kopfball und mit eben diesen spielten die beiden oft Fangen, Brennball, Fußball, Handball, Basketball, Ballerei, Ball-ong und natürlich Opernball. Aber immer erst, nachdem Lottchen dem Grabhasen beim Graben und Schätze suchen behilflich war.

Und während der Ball all dieser Werferei, Treterei und Schubserei mehr und mehr verwerflich und anstrengend fand und deswegen den allnächtlich Treffen missmutig entgegen sah, freute sich Rupert umso mehr darauf. Denn ob dieser schweißtreibenden Aktivitäten entledigten sich Lottchen und der Grabhase ihrer Halsschmerzenverhinderer des Öfteren, was zu amourösen Verwicklungen am Friedhofszaun führte.

Doch dieses ist eine andere Geschichte, die der Zeichner illustrieren wird, wenn das Wetter mal wieder schlecht ist.

Nun, liebe Leser, Frohe Ostern Euch allen und gehet hin und beostert euch recht viel, denn auch der Hase muss leben.

Amen.



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