Donnerstag, 26. Juni 2008
Die ordnende Kraft
Aha. Ich weiß ja nicht wie Sie das so sehen, wahrscheinlich mit den Augen, sagen die 5 weisen Nasen, und ich entgegne: Das ist ja mal aber ne packeisbruchkantenscharfe Beobachtung, aber über die sakrale Anmutung des Fußballspieles, insbesondere auf internationaler Ebene, gibt es wohl nichts zu diskutieren, oder? Über die Schärfe von Packeisbruchkanten schon, doch wer will das wirklich wissen?

Und so erfreu ich mich derzeit über die Messdiener, wie sie da hüpfen und springen und uns mit ihren Ballkünsten verzaubern, wenngleich gestern meine Unterhose nicht das einzige war, was sich im drohenden Zustand des Zusammenbruchs befand. Ganz besonders beim Bildausfall.

Heute jedoch soll unsere Aufmerksamkeit nicht den überbezahlten Ballartisten gelten, sondern der ordnenden Kraft auf dem Platz. Den stillen Vertretern von Recht und UEFA-Ordnung, den Schiedsrichtern.

Dies ist mir ein besonderes Anliegen, denn auch ich (als myopische Waage) brachte alle Eigenschaften, die es braucht, ein guter Unparteiischer zu werden, mit. So kann ich im Rückwärtslaufen die Trillerpfeife bedienen und Links und Rechts auseinanderhalten.

Meine Karriere begann in den grellbunten 80ern (das war noch bevor ich Myrmekologe werden wollte) und fand zu etwa gleichem Zeitpunkt auch sein jähes Ende. Der Grund hierfür war ein Auswärtsspiel, bei welchem ich Linienrichter war, und um die Hintergründe genauer zu beschreiben, müsste ich Rektum und Fahnenstange in einem Satz unterbringen, was mir schwerfällt. Erfreuen wir uns daher lieber an einem Bild aus dieser Zeit, welches die damals wie heute noch unentdeckte Starfotografin Bona S. Fide machte und im Rahmen ihrer Ausstellung:

Männer wie Vollpfosten: Unbeugsame Charaktere im Fußball

seinerzeit während einer Vernissage in Bobbau präsentierte.



Lediglich böse Zungen würden behaupten, dass die Ausstellung nur deswegen kein Erfolg wurde, weil er auf dem Weg von Berlin nach Bobbau verlustig ging, also der Erfolg. Ich glaube, Bobbau war noch nicht soweit.

Wenn Sie sich an dieser Stelle fragen, wo das Alles hinführen soll, so möchte ich Sie bitten, kurz darüber nachzudenken, ob das „System“ Fußball, also zwei gegnerische Parteien und eine neutrale Instanz, nicht auf so ziemlich alle Bereiche des täglichen Miteinanders angewandt werden kann? Und ist die neutrale Instanz nicht dann am besten, wenn man gar nicht mitbekommt, dass es sie gibt? Wäre die Welt nicht schöner, wenn wir z.B. keine Blauhelme bräuchten?

Ich frage nur, weil ich las, dass Horst/Horstl Seehofer meinte, es sei nicht hinzunehmen,

„…dass Beteiligte bei Preisänderungen sagen: Wenn die Handelskette XY mitmacht, dann machen wir auch mit, und wenn sie es nicht tut, dann nicht.“


Hintergrund ist der Milchpreisstreit und die Rolle ALDIs bei Preisänderungen. Horstl will nun eine Kartellrechtsänderung, da er es nicht für hinnehmbar hält, dass die Landwirte für ihren gemeinschaftlichen Boykott ein kartellrechtliches Verfahren am Hals haben, während die Handelsketten mit ihrer dominanten Marktmacht keine rechtliche Beachtung finden.

Nun, da sich eine ganze Industrie zu einer gemeinschaftlichen Preisabsprache zusammentat, ist es nur richtig, dass das Kartellamt Ermittlungen aufnimmt. Was hätte der Bundesbürger wohl gesagt, wenn Energiekonzerne, oder Kommunikationsunternehmen so vorgegangen wären?

Und das es in allen Märkten Preis-, Qualitäts- und Kostenführer gibt, also um das zu wissen, braucht man kein VWL-Studium. Es gibt immer eine Benchmark und ich wüsste ad hoc nicht, wie man das gesetzlich aushebeln will? Wie will man z.B. einer Shell verbieten, sich an den Preisen der ARAL zu orientieren? Im Tankstellengeschäft ist es Usus, oder haben sie in einer Stadt schon mal dramatisch divergierende Benzin-Preise erlebt? Ich nicht.

Ich halte ein solches Vorgehen für eine Fehlentscheidung unseres Schiris Horstl. Das Ansinnen mag berechtigt sein, aber der Weg ist ein falscher. Der Preis, dem wir einen Produkt zugestehen, ist zentrales Steuerelement. Er allein entscheidet, ob ich als Hersteller zu eben diesen produzieren möchte oder kann, ob ich als Konsument zu eben diesen konsumieren möchte oder kann und ob ich als Händler zu eben diesem handeln möchte oder kann.

Und machen wir uns nichst vor, es gibt einen der es besser kann, denn manchmal gewinnen die anderen....glauben Sie mir, ich weiß wovon ich schreibe.

PS Mit "AHA." als ersten Satz komme ich wohl nicht in die engere Auswahl beim Wettbewerb: "Schöne erste Sätze", oder?


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