Montag, 23. November 2009
Friends they coming, friends they go.
Einst sangen sie:

Friends they coming, friends they go. Nothing is really lost forever.





Ahjo. Keine Ahnung was Sie getrieben haben am letzten Samstag, aber ich habe mir ein Körbchen voll Arbeit mit nach Hause genommen. Genau geschrieben handelte es sich um 69 Bewerbungen.

Solche Dinge kann ich nur am Wochenende erledigen, weil unter der Woche einfach keine Zeit bleibt. Außerdem will und muss ich auch jedem der Menschen da gerecht werden, auch wenn es - wie in diesem Fall - so lockere 5 Stunden dauerte.

Macht sich aber jemand die Mühe, eine Bewerbung zu schicken, hat er es auch verdient, dass man sich ihn ansieht. Jut. Ich kenne Kollegen, die bewerten das anders, was mir natürlich absolut Hupe ist.

Um es vorwegzunehmen: Von 69 blieben 12 potentielle Kandidaten. Kein schlechter Schnitt will ich meinen. Neben den üblichen schlimmen Fehlern, die zum Aussortieren führten, war diesmal aber auch die große Anzahl völlig überqualifizierter Bewerber augenfällig.

Das Traurige dabei ist immer, dass man bei mancher Bewerbung die völlige Verzweiflung lesen kann. Ich verstehe es, will aber nichts von der prekären Situation des Bewerbers wissen. Mich interessieren zuallererst die Qualifikationen, dann die Person. Definitiv nicht interessiert mich, ob jemand Schulden hat, oder andere Sorgen. Die haben nämlich objektiv betrachtet alle irgendwie, also Sorgen.

Zurück zur eigentlichen Verwunderung: Es waren wirklich sehr viele, sehr gut ausgebildete Menschen unter den Bewerbern. Einige haben bereits Positionen begleitet, auf der ich mich gerade wähne und bei fast allen war der Grund der Bewerbung: Kündigung zum Jahresende.

Ein Schelm, wer sich da Böses denkt. Wenn ich aber die Anzahl der Menschen mal hochrechne, immer im Hinterkopf habend, dass diese Leute zu den viel beschworenen Leitsungsträgern gehören, dann frage ich mich ganz ehrlich, wieso überhaupt noch jemand den Politikern glaubt.

Auch dieses Geschwafel vom Ende der Durststrecke, der baldigen Beendigung der Krise, ist lächerlich. Jeder, der bei gesundem Verstand ist, muss erkennen, dass die Parameter für ein Ende einfach nicht gegeben sind. Profis indes kennen das Phänomen der Bärenmarktrally. Man muss es gar nicht so hochtheoretisch aufbauen.

Schaue ich mir die Bewerbungen an und sehe wie viele Menschen, von denen man nicht erwarten würde, dass sie von Arbeitslosigkeit betroffen sein würden, darunter sind, dann weiß ich einfach, dass wir im nächsten Jahr ganz andere Sorgen als heute haben werden.

Wie Hohn und Spott kommt einem da das Gelaber der Politiker vor, die scheinbar noch immer nicht erkannt haben, dass einem Arbeitslosen irgendwelche Steuergeschenke auch nicht glücklich machen.

Und was die viel zitierte Schuldenaufnahme zwecks Stimulans der Märkt angeht: Man lese etwas über den "Cantillon-Effekt", oder man lässt es bleiben und schaut weiter Top Model, oder so.

Auf jeden Fall habe ich heute die traurige Mitteilung eines von mir wirklich sehr gemochten Vorstandes eines großen Unternehmens über dessen Ausscheiden bekommen.

Ich sach nur: Der Aufschwung wird kommen. Dem Mann antwortet ich wie folgt, immer daran denkend, dass man sich zweimal im Leben sieht und ich ihm tatsächlich nur das Beste wünsche, weil ich ihn sehr mag: Typ Hanseatischer Kaufmann.

Zählt man alles zusammen, inklusive den Branchenticker, dann kann einem schon mulmig werden, gerade auch zur eigenen Person.

In diesem Sinne: Passt auf euch auf!

Werter Herr XYZ,

sehen Sie mich ein wenig erstaunt über die Tatsache, eine Mail diesen Inhalts zu erhalten.

Nun denn. Es ist wie es ist, und auch ich möchte mich in diesem Zusammenhang gern für die von gegenseitigem Respekt, Verständnis und Vertrauen geprägter Zusammenarbeit bedanken!

Ich wünsche Ihnen für Ihre persönliche Zukunft alles Gute und würde mich ebenfalls über eine zukünftige Zusammenarbeit unter anderer Flagge freuen.

Ihnen alles Gute und mit freundschaftlichen Grüßen



... link (6 Kommentare)   ... comment