Sonntag, 12. August 2007
Adieu
Ich ziehe mich demütigst zurück, sage Adieu, wir sehen uns wieder.


Freundlichst

JR Cabman


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Waidmanns Heil!
Mit freundlichen Grüßen an Herrn Kid und ein wenig mir.

Während die, an die ich oft denke, ihre kostbare Zeit mit ganz anderen Dingen verbringt, nutzte ich den heutigen Tag und besuchte den einen Flohmarkt da. Sie wissen schon, Flohmarkt ist das, wo man (mit etwas Glück) zwischen Sperr- und Sondermüll auch das eine oder andere Kleinod findet. Gut, ein Topf war mir vergönnt, ebenso ein Teekessel, dafür regnete es aber, was für sich spricht.
Dennoch, und das ist da tolle an Flohmärkten, stößt man bisweilen auf so Dinge, von denen man gar nicht wusste, dass man sie gebrauchen könnte. Obiges Bild z.B., sah ich, dachte spontan an Herrn kid (ihm sei es auch geschenkt, weil er nicht nur ein sehr guter Schreiber, sondern auch ein sehr guter Blogger ist, was einen Unterschied darstellt), auch daran, dass ich es in Ausnahmesituationen gebrauchen könnte und kaufte es. 9 andere gab es dazu.
Das größte Glück widerfuhr mir aber ganz unspektakulär, ganz hinten in der Ecke, denn was ist bald? Richtig: Halloween.
So war ich sehr überrascht und konnte freudiges Zittern kaum verbergen, als ich dieses tolle Harry Potter-Kostüm fand. Man darf sich ja nicht anmerken lassen, dass man genau dieses Dingens haben will, cool bis in die Haarspitzen muss man bleiben und Desinteresse heucheln. Also fragte ich dann auch: „Na, was solln das Ding kosten?“ und schaute dabei gelangweilt in die andere Richtung, weswegen die Verkäuferin, ein hübsches Wesen, mich desgleichen ignorierte, weil ich ja so abwesend war. Jut, neuer Start, direkte Ansprache und siehe da, war gar nicht teuer, aber Handeln gehört ja dazu und deswegen erstmal stöhnen, als hätte man gerade was ganz Versautes gehört und ein Gegenangebot abgeben. Und dann nimmt die das einfach an. Waidmanns Heil, Waidmanns Dank und Halali, der Bock war schon fast tot und das für schlappe 1,50 Euro. Hier nun das Kostüm:



So. Das war das, nun kommt das:
Bin ich also noch ein paar Stationen in die Stadt gefahren, Sie wissen ja, die, an die ich oft denke und ihre Zeit mit ganz anderen Dingen verbringt, war ja nicht da, was sollte ich also zuhause, da bin ich ja schon gewesen.
Die Stadt war vollgestellt mit allerlei Touristen, was nicht wundert wenn man in der schönsten Stadt Deutschlands wohnt, es nervt aber doch. Und der Regen erst.
Wegen beschriebenen Regens ließ ich mich dann auch zum Shop-Hopping hinreißen, Sie wissen schon, in Läden gehen, interessiert gucken und den festen Vorsatz haben, nichts zu kaufen. Nur gucken, aber, und das ist ein festes Axiom der Arbeitswelt, nach dem Urlaub fängt der Job wieder an und so, was soll ich sagen, hach ja, man will ja auch hübsch sein, nicht? Na egal, diese reißerischen Werbeschildchen mit diesen Wahnsinnspreisen taten ihr übriges und so dachte ich, ich könnte vielleicht was Kleines kaufen. Dabei hatte ich stets die, die ihre Zeit mit ganz anderen Dingen verbringt, im Ohr, denn diese bemängelt immer meine Krawatten, also rein zum Herrenausstatter und damit fing das Elend an.
Mal Hand aufs Herz, geht es Ihnen auch so, dass Sie mit diesen Größenangaben nicht klarkommen? Früher, ja früher, da gingen wir in einen Laden, nahmen das Teil mit „M“ oder auch „L“ drauf und fertig. Hux Flux gemacht und noch genügend Zeit für nen Kaffee danach. Und heute? Heute hat man tausend Angaben, muss auf dieses achten, auf jenes sowieso und stellt dann fest, die Werbeware passt ohnehin nicht.
Ich bin ja auch so ein Verwachsener, was Hemden angeht. Schultern für Größe 41, Hüften für 38, was grundsätzlich sehr sexy sein kann, aber eben nicht wenn man Hemden kaufen will. Also hin zur ältlichen, deswegen aber nicht minder charmanten Einzelhandelskauffrau und was soll ich sagen, diese Muttis mögen mich immer, ich sie aber auch, ich fühle mich verstanden und geborgen und dann ging es los. Immer wenn ich auf eine Krawatte zeigte, schüttelte sie mit dem Kopf und…um es abzukürzen: Es hat anderthalb Stunden gedauert, nichts von dem was ich kaufte hatte diese Knallerpreise, aber ich beschwer mich nicht, denn ich habe ja schon bei meinem neuen Kostüm gespart und bei dem Buch, welches, glücklicher ich, ich heute fand, auch. Selbiges werde ich jetzt lesen, zur Entspannung, nach all dem Ärger. Dazu werde ich dieses schöne Lied hören, starke Frau, starker Song, erinnert mich an was...

...A passion for living, surviving
And that means detachment
Every-body has a weapon to fight you with
To beat you with when you are down...

Would you walk with me now through this pouring rain
It used to mingle with our tears then dry with the hopes
That we left behind
It rains even harder now




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Freitag, 10. August 2007
7m


Sieben Meter stand sie weg vom Fluss. Sie schaute mit klarem Blick hinauf in stahlgrauen Himmel, ein Milan zog einsam seine Runden dort, hoch oben, weit weg.
Erinnerungen kamen, verließen sie, lautlos, drifteten in stille Leere, als bereits neblige Vorboten der Nacht durchs Unterholz geschlichen kamen.
Einsamkeit in ihrem Herzen und Liebe, die sie einst trank, ließen sie frösteln auch hier, auf dieser Aue, ihrem letzten Weg.
Träge floss schwarzes Wasser dahin, kalt zuerst an ihrem Körper, doch wärmend für welkende Seele, setzte sie, Schritt für Schritt, der Sache Anfang.
Wellen brachen sich über ihr, sie sank.
Tapfer und mutig entrann kein Laut ihrer Kehle, stumm entwich das Gefühl für Raum und Zeit. Vergangenes blitzte auf, verblich alsbald, schummrig schemenhafte Bilder, bald nur noch ein stilles Summen, während Wasser ihr Haar auffächerte, sie schön sein ließ.
Tiefer und tiefer, hin zu schwarzem Grund, drang sie ein, in Stille, die sie umgab. Ein Zurück war nun ausgeschlossen. Der Fluss umspielte ihren weichen Körper, ihr weißes Nachtgewand, trug sie ein Stück wie sie noch nie getragen wurde, und als die letzte Luft ihre Lungen verließ, da folgten ihr Schmerz und Qual und endlich, endlich fand sie Ruhe.
Noch formte der Mund ein letztes Wort, doch ungehört sollte es bleiben von der Welt, die ihrer nie verstand. Es ist ihr Geheimnis, das einzige, welches sie zu retten vermochte, als sie dem Leben entrann.
Und als am Himmel dann die Sonne sich ihren Weg bahnte, war auch der Milan hinfort, der einzige Zeuge.


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Donnerstag, 9. August 2007
Warten auf den Bus
Und dann, zur Stunde als der Morgen mit wirschen Strichen Grau und auch Silber im Osten ins Blau der Nacht vermischte, verließen wir ihn, den Olymp ewiger Jugend.
Wir fanden uns wieder, auf der anderen Seite der Schnellstraße, die Demarkationslinie zwischen urbanen Treiben und ländlicher Idylle. Uns gegenüber, der bedrohliche Schatten der Stadt, Silhouette des gar garstigen Molochs, der so viele Träume und Hoffnungen fraß, sich gar davon zu ernähren schien. So viele Kinder besorgter Eltern, die sich mit nichts weiter als ihrem Enthusiasmus und der Naivität der Jugend hier in ihre Chance und gleichwohl oft auch in ihr Unglück stürzten, doch zu Beginn wussten sie davon nichts.
Sie saß neben mir auf der Bank, wartete wie ich auf den Bus, auf das klärende Gespräch, doch ich konnte nicht. Lauernd, gefüllt mit berstender Ungeduld, wollte ich es von ihr hören, wollte Worte wie Peitschhiebe, wollte darunter zergehen und in nimmer endendes Leid verfallen, nur, nur um nicht schuld zu sein. Um mich nicht fragen zu müssen, ob ich hätte etwas retten können, oder wollen. Ich beanspruchte, dass sie es war, die dieser unserer Beziehung ein Ende bereitete. Doch sie tat es nicht, noch nicht.
“Ich glaube wir müssen reden“, sprach ich in die Dunkelheit.
„Wenn du meinst.“
Dabei hatte sie dieses Lächeln, es waren nur ihre Augen. Der Mund blieb ganz regungslos, doch diese Augen, die lachten mich an. Früher war dies unwiderstehlich für mich, heute glich es einer Provokation.
„Du findest das lustig?“
„Wieso?“, antwortete sie ungehalten und das Lächeln verschwand.
„Interessiert dich denn nicht, was ich zu sagen habe?“
„Ich denke, ich weiß es schon.“
„Und das wäre?“ Hoffnung keimte in mir auf, Hoffnung, dass sie jetzt damit rausrücken würde, sagte, dass dies alles kein Sinn hat und ich somit frei war, auch von Schuld.
„Du möchtest mit mir ein ernstes Gespräch führen. Du bist wahrscheinlich unzufrieden mit unserer Beziehung, unserem Sexleben, mit deinem Job und am meisten haderst du wohl damit, dass du von dem was du alles wolltest nicht mal mehr als die Hälfte geschafft hast, oder?“
„So in etwa. Eigentlich bin ich mit mir zufrieden. Ich…“, weiter kam ich nicht, denn sie fiel mir ins Wort.
„Eigentlich ist aber nicht genug, mein Lieber“, schrie sie fast. „ Nach eigentlich kommt immer ein ABER, verstehst du? Und dieses ABER ist es, dass uns in diese Situation manövrierte, dass dich belastet und damit auch mich. Ganz ehrlich? Ich fühle mich bei dir nicht mehr wohl. Deine ewige scheiß Übellaunigkeit geht mir gehörig auf den Keks. Wärest du doch wie früher. Was glaubst du wie anregend es ist, mit dir ins Bett zu gehen? Glaubst ich habe Spaß dabei? Du kotzt mich nur noch an. Finde zu dir selbst, ich kann dir dabei nicht helfen, denn alle meine Versuche legtest du mir als Bevormundung aus, da hab ich keinen Bock mehr drauf.“
Sie war ehrlich, hatte recht und ich hatte bekommen was ich wollte, doch ich wollte es nicht so.
Der Bus kam. Ich hoffte, wenn wir im Bus wären, würde sie nicht mehr schreien können, es sich in diesen ruhigen Minuten noch mal überlegen, bitte anders ausdrücken, doch statt dessen sagte sie:
„Ich komm nicht mit. Ich fahr mit Tom und schlaf auch bei ihm. Er wartet am Starlight auf mich. Mach´s gut, ruf mich an wenn du weißt was du willst.“
Und dann ging sie. Einfach so.
Ich bleib noch eine Weile sitzen, Nieselregen setzte ein und vermischte sich mit meinen Tränen. Das war gut, denn so konnte keiner der vorbeigehenden Nachtschwärmer, teils bekannt, sehen wie ich weinte.
Ich weigerte mich zu glauben, dass ich nun doch Schuld trüge, wollte nicht akzeptieren, dass ich uns dahin trieb, wo wir nun standen. Ich bin nicht SCHULD, rief die zitterige Stimme im Kopf, es ist diese Drecksstadt, die alle kaputt macht, nicht ich! Nur eine Lüge mehr.


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