Freitag, 10. August 2007
7m


Sieben Meter stand sie weg vom Fluss. Sie schaute mit klarem Blick hinauf in stahlgrauen Himmel, ein Milan zog einsam seine Runden dort, hoch oben, weit weg.
Erinnerungen kamen, verließen sie, lautlos, drifteten in stille Leere, als bereits neblige Vorboten der Nacht durchs Unterholz geschlichen kamen.
Einsamkeit in ihrem Herzen und Liebe, die sie einst trank, ließen sie frösteln auch hier, auf dieser Aue, ihrem letzten Weg.
Träge floss schwarzes Wasser dahin, kalt zuerst an ihrem Körper, doch wärmend für welkende Seele, setzte sie, Schritt für Schritt, der Sache Anfang.
Wellen brachen sich über ihr, sie sank.
Tapfer und mutig entrann kein Laut ihrer Kehle, stumm entwich das Gefühl für Raum und Zeit. Vergangenes blitzte auf, verblich alsbald, schummrig schemenhafte Bilder, bald nur noch ein stilles Summen, während Wasser ihr Haar auffächerte, sie schön sein ließ.
Tiefer und tiefer, hin zu schwarzem Grund, drang sie ein, in Stille, die sie umgab. Ein Zurück war nun ausgeschlossen. Der Fluss umspielte ihren weichen Körper, ihr weißes Nachtgewand, trug sie ein Stück wie sie noch nie getragen wurde, und als die letzte Luft ihre Lungen verließ, da folgten ihr Schmerz und Qual und endlich, endlich fand sie Ruhe.
Noch formte der Mund ein letztes Wort, doch ungehört sollte es bleiben von der Welt, die ihrer nie verstand. Es ist ihr Geheimnis, das einzige, welches sie zu retten vermochte, als sie dem Leben entrann.
Und als am Himmel dann die Sonne sich ihren Weg bahnte, war auch der Milan hinfort, der einzige Zeuge.


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du entwickelst dich zum meister der geschlossenheit, mein lieber. ich musste gerade da dran denken:

I
Im Haar ein Nest von jungen Wasserratten,
Und die beringten Hände auf der Flut
Wie Flossen, also treibt sie durch den Schatten
Des großen Urwalds, der im Wasser ruht.

Die letzte Sonne, die im Dunkel irrt,
Versenkt sich tief in ihres Hirnes Schrein.
Warum sie starb? Warum sie so allein
Im Wasser treibt, das Farn und Kraut verwirrt?

Im dichten Röhricht steht der Wind. Er scheucht
Wie eine Hand die Fledermäuse auf.
Mit dunklem Fittich, von dem Wasser feucht
Stehn sie wie Rauch im dunklen Wasserlauf,

Wie Nachtgewölk. Ein langer, weißer Aal
Schlüpft über ihre Brust. Ein Glühwurm scheint
Auf ihrer Stirn. Und eine Weide weint
Das Laub auf sie und ihre stumme Qual.

II
Korn. Saaten. Und des Mittags roter Schweiß.
Der Felder gelbe Winde schlafen still.
Sie kommt, ein Vogel, der entschlafen will.
Der Schwäne Fittich überdacht sie weiß.

Die blauen Lider schatten sanft herab.
Und bei der Sensen blanken Melodien
Träumt sie von eines Kusses Karmoisin
Den ewigen Traum in ihrem ewigen Grab.

Vorbei, vorbei. Wo an das Ufer dröhnt
Der Schall der Städte. Wo durch Dämme zwingt
Der weiße Strom. Der Widerhall erklingt
Mit weitem Echo. Wo herunter tönt

Hall voller Straßen. Glocken und Geläut.
Maschinenkreischen. Kampf. Wo westlich droht
In blinde Scheiben dumpfes Abendrot,
In dem ein Kran mit Riesenarmen dräut,

Mit schwarzer Stirn, ein mächtiger Tyrann,
Ein Moloch, drum die schwarzen Knechte knien.
Last schwerer Brücken, die darüber ziehn
Wie Ketten auf dem Strom, und harter Bann.

Unsichtbar schwimmt sie in der Flut Geleit.
Doch wo sie treibt, jagt weit den Menschenschwarm
Mit großem Fittich auf ein dunkler Harm,
Der schattet über beide Ufer breit.

Vorbei, vorbei. Da sich dem Dunkel weiht
Der westlich hohe Tag des Sommers spät,
Wo in dem Dunkelgrün der Wiesen steht
Des fernen Abends zarte Müdigkeit.

Der Strom trägt weit sie fort, die untertaucht,
Durch manchen Winters trauervollen Port.
Die Zeit hinab. Durch Ewigkeiten fort,
Davon der Horizont wie Feuer raucht.

(heym: ophelia)

p.s.: gute dichter sterben mit 25 beim schlittschuhlaufen.

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1. Danke, ich übe.
2. Wen interessiert´s?
3. Jetzt bin ich deprimiert, denn das ist wirklich schön geschrieben.
4. nochmal Danke.

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es ist eine zeit für expressionismus. schau mal, die fetten faulen schweine. und die, die verheizt werden und noch nicht mal die kohle für ihre feuerbestattung haben. (sowas hatten wir neulich)

und führe uns nicht in den faschismus,
sondern erlöse uns von der grand ennui.
AMEN.

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Ich habe den Text kurz geändert.

Grand ennui --> gefällt mir!
Du rettest gerade meinen Tag, Baby. -> as long as you are, will I be strong, for you, for me, for everybody.

Ich könnte was über meinen nichtvohandenen Wasserkocher bloggen und meinen dadurch bedingten Abfall vom Teegenuß?

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wenn du davor erläuterst, was dich so sehr vom kauf eines wasserkochers (geschätzte 10 euro) oder eines topfs (ein hübscher emaille-topf aus omas zeiten, gebraucht 5 euro) hindert? ;)
vom kühlschrank ganz zu schweigen. oder von einem fernsehartigem gerät. oder jalousien im wohnzimmer (die nachbarn freuen sich zwar sicherlich, wenn sie zugucken dürfen, wie ich dir samstag morgen einen blas... blasentee an die schnarchcouch bringe, aber dennoch... so ein teegenuss, falls denn mal möglich, wenn wasserkocher vorhanden ist schon eine intime angelegenheit!).

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Es ist der Geiz;-)
Du weißt doch, ich bin ein zutiefst geiziger Mensch. Aber morgen, ja morgen geh ich zum Flohmarkt und werde eventuell kostengünstiges Kochgerät erwerben, vielleicht auch ein paar Unterhosen, weiß, Feinripp mit Eingriff?

Ein Kühlschrank wäre eine Überlegung wert, aber ein Gedankenmanipulator kommt mir nicht ins Haus.

Und Jalousien? Ich weiß nicht, wäre das nicht tödlich für unser Sexleben und das der Nachbarn auch?

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ich glaube, du spekulierst darauf, dass ich meinen wasserkocher mit in die ehe bringe. ABER DA HASTE DICH GESCHNITTEN! den werde dann NUR ICH benutzen! so! weil ich bin auch geizig. kommt ja gar nicht in frage, dass das gute stück dann auch noch von dir abgenutzt wird! wenn, dann musste mich schon gut besteigen bestechen. *g*

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Versprochen!
Mit Liebe vielleicht? Weißt du eigentlich, wie sehr du mir fehlst?
Bitte sehr, besser geht es nicht zu beschreiben:

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na und du mir erst. noch 2 wochen. bin übrigens im skype.
mit liebe: immer gern.

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Du hast es mit dem Wassertod, irgendwie. Seltsam. Aber nicht negativ seltsam. Kann ich nicht beschreiben. Ach, egal.

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Bitte beschreiben, es interessiert mich.

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Ich weiß nicht. Wenn ich an den Freitod denke, schweben mir kleine bunte Pillen vor - ein sehr passiver Tod als Nebenwirkung, also geruhsam wie nebenbei. Der Tod durch Ertrinken zielt auf dasselbe hinaus, aber ist weder passiv noch geruhsam. Da steckt eine Energie hinter, ein Kampf, eine Kraft, die, da sie in den Tod investiert anstatt ins Leben, geradezu eine Verschwendung ist.

Bei deinen Geschichten dieser Art empfinde ich die Menschen als äusserst lebendig, vital und so zielstrebig, dass ich denke, die sollten dem Leben den Hals umdrehen, alles kurz und klein schlagen um sich herum und dann ihr Ding machen, genauso, wie wie es wollen, wünschen, träumen. Eben leben. Wieviel Überwindung es kostet, sich in kalte Fluten zu stürzen, das Land unter den Füßen aufzugeben, und wie elendig es sein muss, wenn sich die Lungen mit Wasser füllen - das zu tun zeugt von einer Power, die dem Leben die Leviten lesen könnte.

Noch was: Medikamententod ist ein kalter, verzweifelter und einsamer. Wassertod, das ist wie eine Umarmung, ein "zu Bett gehen" in Zorn und Enttäuschung. Es hat etwas tröstendes, den toten Leib von Wellen getragen zu wissen, umarmt und umschmeichelt.

Seltsam, das alles. Du bringst mich manchmal auf seltsame Gedanken.

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in meiner pubertät hatte ich den wunsch. also ins wasser zu gehen. weil ich mir das schön vorstellte, gefunden zu werden mit einem so unversehrten körper.
und dann ist wasser natürlich eines unserer elemente. über 90% wasser in uns. das ist ein stück heimat.

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wortgewaltig und hellduster in einem. *phuu.

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