Montag, 29. Juni 2009
Der Müntewurm

"Es gibt ein Gefühl bei manchen, dass derjenige, der nicht handelt, mit dem, was passiert, nichts zu tun hat", sagte der SPD-Vorsitzende. "Aber das ist nicht so. Wer nicht handelt, ist genauso verantwortlich."

Lieber Münte,ich zitiere dich gern noch einmal, weil du doch so recht hast und es daher unbedingt im Kontext zu dieser kleinen Meldung gelesen werden muß:

"Die SPD-Spitze lehnt einen Koalitionsbruch ab: Im Streit über die Änderung des Wahlrechts streben die Genossen kein Ende der Regierung mit der Union an. Die Sozialdemokraten seien "selbstverständlich vertrags- und koalitionstreu", heißt es aus der Parteiführung."

Natürlich seid ihr vertrags- und koalitiostreu, denn ohne diesen Vertrag und dazugehörige Koalition wäre für euch ja der Ofen aus, nicht?

Insofern nichts Neues unterm Bundesadler, die Mehrheit der Entscheidungen wird nicht zum Wohle des Volkes getroffen, sondern von Machtpolitik und Parteiklüngel mehr als beeinflusst.

Das alles ist ja von euch gelebte Realität, beachtlich finde ich aber, dass ihr von der SPD einen Koalitionsvertrag über die Verfassung stellt, denn das Verfassungsgericht hatte doch bereits 2008(?) diese Prozedere für verfassungswidrig erklärt.

Nun sitze ich hier, als mitdenkender Mensch und frage mich, was wohl der Grund sein könnte, warum euer Nichthandeln (nicht nur) in diesem Punkt nun verantwortlicher sein soll, als mein Nichtwählen?

Das Traurigster aber ist, liebe Münte, dass ihr euch mit solchen Handlungen immer mehr zu bloßen Ködern für die Fischerin Merkel degradieren lasst. Falls ihr es noch nicht gemerkt habt: Die ist schon längst auf Stimmenfang und sie benutzt euch, aber was mehr sollte man mit euch Kopffüßlern auch tun?

Und wieder habt ihr eine Chance vertan, Rückrat zu beweisen und als die Partei zu handeln, die ihr gern sein wollt. Ihr könnt nur froh sein, dass die meisten Menschen mit ihrer Bauchnabelbetrachtung beschäftigt sind.


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Sonntag, 28. Juni 2009
Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität
Die Überschrift des heutigen volksnahen Aufsatzes ist der Wahlspruch Deutschlands ältester Partei, nämlich der SPD. Traurig daran ist, dass er, obwohl wunderhübsche Schlagworte, für deren Umsetzung ich sofort und begeistert Meiniges beisteuern würde, nicht mit Leben gefüllt wird und selbst von den Partei-Oberen scheinbar schier vergessen wurde.

Gestern, so im Vorbeilesen, die herzerfrischende Meldung von meiner neuen Verantwortungslosigkeit aufgeschnappt. Man möchte sich wundern und ich persönlich frage mich auch, ob die alte Socke Münte ihren roten Schal zu eng gebunden hatte, weswegen eine ausreichende Belüftung des Lobus frontali nicht gegeben war und es daher zu diesen Auslassungen kam, oder ist das einfach nur das Nachkatern eines beleidigten Kindes, das nicht genug Beachtung auf dem Spielplatz Europawahl bekam? Man weiß es nicht.

Lieber Müntefering, nochmal:

Es ist nicht so, dass ich mich nicht für die Politik in diesem Land interessiere. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Man stelle sich vor, ich beteiligte mich an der Petition gegen diesen unsäglichen Müll wie eine Stop-Seite im Internet.
Das ist gelebte Demokratie und ich weiß, einige in Berlin fanden das nicht so toll, auch aus deiner Mannschaft (aufrechte Genossen wie Ihr seid, knicktet ihr dann ja doch ein, obwohl dies endlich mal eine Chance für euch gewesen wäre, als bürgernahe Partei zu agieren, die ihr so gerne sein wollt).

Aber wenn ich den Artikel im SPON richtig verstehe, ist es das, was du von uns willst, oder? Insofern könntet ihr ja auch mal lobende Worte finden, ihr da in Berlin, zeigt diese Petitionsgeschichte doch, dass die Demokratie funktioniert und den Menschen ihre Belange nicht egal sind. Das Traurige ist nur: die SPD gehört bei mir und vielen meiner Bekannten und Freunde nicht länge zu den Dingen von Belang, weil die SPD die Dinge, die bei den Menschen von Belang sind, nicht ausreichend vertritt, verstehste? Aber tröste dich! Diese Aussage gilt für euch alle, die ihr da meint, ihr wäret Volksvertreter. Wie könnt ihr das eigentlich allen Ernstes behaupten?

Solange ihr Vorangegangenes noch immer nicht begriffen habt und stattdessen in 50,-€ Strafgebühr für Nichtwahl (fraglich wie das überhaupt mit dem GG zu vereinbaren ist) eure Rettung seht und daneben die eigentliche Problemstellung nicht analysiert, sehe ich für euch zukünftig schwarz, egal bei welcher Wahl.

Lass und mal aus marketingtechnischer Sicht betrachten:
Der Markenkern SPD ist total verwaschen bzw. überhaupt nicht mehr existent. Kann jemand in einem Satz sagen wofür die SPD steht?

Eure Zielgruppe, die neue Mitte(?), gab es mal, aber wenn ihr die GfK-Zahlen lesen würdet, wüsstet ihr, die mittlere Gesellschaftschicht erodiert lustig vor sich lang hin und damit auch eurer potentiellen Wähler. Dabei wäre es so einfach die Wählerschaft zu clustern: Was ist mit Familien? Die allerwichtigste Zielgruppe, denn die bestimmen auch über eurer zukünftigen Geschicke.

Einen charismatischen, polarisierenden Werbeträger wie seinerzeit Schmidt oder auch Schröder, den habt ihr nicht. Wer bitte ist Steinmeier?
Wundert sich niemand darüber, dass 100.000 Leute in Berlin dem Präsidenten-Kandidaten der USA zu jubeln, während ein deutscher Kanzlerkandidat vielleicht 5.000 motivieren kann, aber auch nur, wenn das Wetter mitspielt und nicht grade Bundesliga ist.

Und jetzt verrate ich euch ein Marketinggeheimnis:
Der wichtigste aller Erfolgsfaktoren ist? Genau! Vertrauen! Ist wie in einer Partnerschaft: Wenn ihr die Fragen:
Wer seid ihr?
Wofür steht ihr?
Was wollt ihr?
Wie werdet ihr agieren?

schlüssig beantworten könnt (fängt übrigens bei der Bildung des Markenkerns an) und diese dann auch in letztendlicher Konsequenz umsetzt, denn

Das ganze Unternehmen muss glaubwürdig sein.
Es gibt nur einen Weg, sich Vertrauen zu erwerben: mit allen Aktivitäten konsistent die Identität leben.


dann ist die SPD auch wählbar. Nehmt also euern schönen Wahlspruch, macht daraus ein Versprechen bzw. Claim und lebt ihn! Auch und gerade wenn es stürmisch wird. Seid integer!

Bis dahin wähle ich lieber gar nicht, nichtmal wenn ich 100,-€ Strafe zahlen müsste, denn zwingen lasse ich mich schon gar nicht und ich kann derzeit nur einen Fehler machen, egal was oder wen ich wähle und damit handle ich sehr wohl sehr verantwortlich, wie demokratisch sind wir denn, wenn ihr meine Stimme kaufen wollt? Iranisch demokratisch?


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Freitag, 26. Juni 2009
Soviel Trauriges
Aha. Und plötzlich avanciert Alexander Gernandt, der stellvertretende Chefredakteur der Bravo, zum vielzitierten und noch mehr interwieten MJ-Fachmann.
Hätte der bestimmt auch nicht erwartet und wir bekommen wohl die Informationen, von denen die völlig bekifften Redaktionen dieser Welt meinen, dass wir sie haben wollen. Mag daran liegen, dass all das medial aufbereitet wird, was die Mehrheit sich wünscht.
Das nennt man dann wohl Medien-Demokratie, deren Auswüchse wahrscheinlich proportional zum Versagen der Bildungsreform üppiger in ihrer Einfältigkeit sprießen werden.

Da stirbt also dieser Sängerknabe und die wahre Traurigkeit dabei ist, dass sich die Medien wieder völlig entblöden und mir erzählen, dass ich nun sehr traurig sei. Das, meine lieben total kreativen Freunde von der Abschreiberfront, ist definitiv nicht so. Naja - zumindest nicht ob der Nachricht des Ablebens von der traurigen Gestalt.

Vielmehr bin ich erschüttert -fast sogar traurig, dass nun du-kanalst wahrscheinlich wegen der trilliarden verweinten und derzeit zu Recht sehr traurigen Menschen, die sich wieder und wieder You are not alone reinpfeifen, ruckelt, wodurch sich die Abspieldauer zwischen den einzelnen Sequenzen der Videos zwar prächtig und wunderbarerweise meiner Konstitution anpassen, was aber total völlig konterproduktiv zum Trainingsziel ist.

Denn seit es dieses tolle und noch toller gefakte Video zu sehen gibt, versuche ich mich, also schon sehr lange, darin, es der bezaubernden jungen Frau gleich zu tun.

Den Tanzschritt, welcher bei Sec. 55-57 zu sehen ist, kann ich schon recht flüssig. Irgendwann dann, wenn ich alle Schritte drauf habe, werde ich Weihnachtsfeiertanzbodenkönig und dies ist ein schönes Beispiel für grandioses Fadenverlieren.

Also. Obwohl wir nun alle sehr, sehr, sehr, sehr , sehr und einige wenige bestimmt auch aber so was von traurig sind und wenn nicht das, dann vielleicht deprimiert von der Tatsache, dass man heute bei Radio-Hamburg den ganzen Tag MJ-Songs dudelte und wo man doch in guter Gesellschaft ist, weil auch Frau Veronica Ferres mit zerknittertem Gesicht bei RTL meinte, sie wäre (angesichts der MJ-Nachrichten) deprimiert, wollen wir nicht das richtige Leben vergessen und uns alle, auch Frl. deVille, diesen Tag im Kalender anstreichen.

Heute hat, ganz nebenbei, ein anderer Sängerknabe, der von der Regierung, nämlich Ronald-the rocket-Ronny-Pofalla sehr laut und sehr deutlich sinngemäß vermeldet:

Es wird keine MwSt.-Anhebung des geringeren MwSt. -Satzes geben.

Ich denke das ist eine recht mutige Ansage, denn man sollte nicht unbedingt BWL oder VWL studiert haben müssen, um zu wissen, dass Geld erst ausgegeben werde kann, wenn man es hat. Gut. Für Banken gelten andere Regeln. Aber angesichts der Neuverschuldung bei gleichzeitiger Fürsorgepflicht des Staates, auch und gerade für kommende Generationen, sollte man eine Lösung haben, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Insofern frage ich mich schon, wie das wohl finanziert werden wird und wer dabei wieder kanalt….ähm… in die Röhre kuckt.

Vielleicht war Ronny nur so mutig weil er dachte, bei all dem Getöse um MJ bekommt diese Ansage eh keiner mit. Nun steht es aber hier und ich werde die gesamte nächste Legislaturperiode darauf achten, ob er mich belogen hat. Jawoll.

Nicht das wir uns missverstehen: Schade um das Leben des Menschen MJ. Das ist dann aber auch schon alles und den Rest hat Herr nnier hier ganz richtig niedergeschrieben.

Ich glaube auch nicht, dass die Menschen über das Ableben des MJ so trauern, sondern das dies nur ein Initial einer latenten....ja was(?) Trauer über die sich allgemein veschlechternden Lebensumstände(?).....ein Bewußtwerdung der eignen Sterblichkeit(?).....was auch immer ist.


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