Montag, 2. November 2009
Denn das ist mein Hals
A C H T U N G ! !
Aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen wurde dieser Beitrag erst heute online gestellt.Stellen Sie sich einfach vor, es wäre Freitag letzter Woche. Dann sind die Zeitangaben auch chronologisch richtig.

freundlichst, die Blogaufsicht





Und dann saßen wir da gestern vor den Toren der Stadt im Meeting. Der besuchte Laden macht schlappe 700 Mio. und ich sprach noch, 1% davon, das würde reichen. Wir redeten so dies und das und immer auf Englisch, weil mein arbetskamrat, die Jette, aus Kopenhagen, dabei war.

Die besuchten Herren waren beachtlich schlecht mit ihrem Englisch und ich schaute den mir wohlbekannten Mann auf der anderen Seite des Verhandlungstisches an und dachte, geht gar nicht und auch nicht diese Kopfschmerzen, die sich wieder anschlichen. Liegt wohl am schlechten Englisch, dachte ich, jeder weiß doch, was Zusammenarbeit übersetzt heißt?

Nach getanem Tagwerk verließen wir dann diesen ausufernden Bürokomplex und ich beglückwünschte die Jette und mich und machte mich dann auf den Weg zu meiner Lieblingsorthopädin. Den Termin in Kopenhagen, wofür ich gestern hätte anreisen müssen, habe ich kurzerhand abgesagt und vorher wirklich mit mir gerungen. Ich bin doch immer so verantwortungsbewusst. Dennoch. Die Entscheidung war richtig.

Dann schwebte ich hinein in die Gemeinschaftspraxis, mit Schlips und Kragen, direkt vom Kunden kommend und die Sprechstundenhilfe schaute und fragte mich, ob ich zwischenzeitlich seriös geworden wäre, woraufhin ich den Versuch eines Lächelns unternahm.

„Nein“, sprach ich, „ich komme direkt vom Termin. Mir platzt gerade wirklich der Schädel.“

„Oh. Ich meinte nur, weil Du doch sonst immer so schlumpfig hier warst.“
„Habe ich dir doch erzählt, dass ich Urlaub hatte und nun arbeite ich halt wieder.“

„Ach so. Ich finde dich gerade nicht in der Liste. Wann hast du denn deinen Termin?“

„Heute gar nicht. Es ist ein Notfall und außerdem habe ich die MRT-Bilder dabei.“

„Oh. Setz dich, ich schiebe Dich dazwischen.“
„Danke. Du bist ein Engel.“

Sie lachte und meinte ich wäre richtig gut mit diesem Charme und auf welchen Schulungen man denn sowas lernt? Sie wollte mir partout nicht glaube, dass ich noch nie auf einer solchen Schulung war.

Damit war die Wartezeit auch schon rum, und ich schlich sogleich in den Behandlungsraum und wartete noch zwei Minuten.

Frau Doktor kam und schaute mich streng über den Rand ihrer Lesebrille an:

„Na, fühlst du dich so beschissen wie du aussiehst?“

„Kommt drauf an wie ich aussehe?“

„Beschissen halt“, antwortet sie grinsend und ging zu ihrem PC, um noch mal meine sehr kurze, aber furchtbar steile Karriere bei ihr nachzulesen.

„Oh. Jede Menge Infusionen während meines Urlaubs. Haben die was gebracht?“

„Ja, immer so eine Stunde und danach ging es rapide bergab.“

„Die Bilder der Brustwirbel waren ok. Der Befund auch. Warst du schon wegen der Halswirbel da?“

„Ja. Gestern Abend. Ich habe die Bilder dabei. Gibt es noch keinen Befund?“

„Nee. Dann zeig mal.“

Ich zeigte ihr die Bilder und sie legte die Stirn in Falten.

„Wie alt bist du nochmal?“

„Weißt du doch. Wieso?“

„Weil du Abnutzungserscheinungen eines 60Jährigen hast. Das sieht schlimm aus.“

Das war der Punkt, an dem mich kurz Panik beschlich, denn ich hatte mir die Bilder selber schon angeschaut. Und ja, selbst ich als Laie erkannte, dass da Dinge sind, die da besser nicht sein sollten.

„Schau mal“, meinte sie und wir saßen nebeneinander auf der Behandlungsbank.

„Das da sind die Wirbel, das da ist das Rückenmark und da laufen die Nerven durch. Im Idealfall ist das eine bündige Linie und bei Dir leider eben nicht. Das scheinen mir Ablagerungen, oder dergleichen zu sein.“ Sie schaute mich von der Seite an. „Verstehste?“

„Ja klar. Gibt es noch keinen Befund vom Radiologen?“

„Öhm. Nee.“

Sie ging raus und fragte die nette Assistentin, ob diese mal in der Radiologie anrufen könnte.

Sie kam wieder rein, setzte sich neben mich und gemeinsam schauten wir den Menschen unten in der Einkaufsstrasse zu. Wie sie da gingen und eilten und ich fragte mich, wie viele von denen sich wohl auch mit Schmerzen rumärgerten und dennoch der nur scheinbaren Verpflichtung hinterherhechelten.

Frau Doktor sagte, ich solle mir mal keine Sorgen machen, im Zweifel fräst sie das alles weg, macht sie gleich hier ambulant. Jut. Es bleibt ein gewisses Restrisiko der Lähmung, aber so ein Typ wie ich, würde das doch eingehen. Habe ich dann wohl bedröppelt dreingeschaut, denn sie lachte und meinte, dass es nur Spaß war. Die Sache an sich ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Sie hätte in 20 Jahren, in denen sie diesen Job macht, nur einem Patienten nicht helfen können und der hatte einen Tumor. Bei mir läge der Sachverhalt etwas anders und sie weiß einfach, dass wir das wieder hinbekommen werden.

„Weißte, du bis ja auch ne Frau zum Heiraten. Gerade wegen solcher Sätze“, sagte ich da, worauf sie lachte und meinte, dass sie das wisse und ich wäre ja wohl ein büsschen jung, aber in den Arm hat sie mich trotzdem genommen, was irgendwie toll war, so viel Sicherheit in einer Berührung.

„Wenn es nach den Abnutzungserscheinungen geht, dann ja wohl nicht.“

Sie lachte wieder, schüttelte den Kopf und meinte, dass sie gut fände, dass ich noch Faxen mache. Was bleibt denn sonst übrig?

Die Assistentin kam rein, fragte, ob sie Tee bringen solle, weil es gemütlich wirkte, grinste und gab Frau Doktor den Befund der Radiologie, den diese gleich zu lesen begann.
Sie schmunzelte während des Lesens, nuschelte irgendwas und meinte schließlich: Hatte ich doch recht.

„Aha. Und nun?“ Wollte ich wissen.

„Und nun machst du keinen Sport, der ein Abknicken des Halses hervorruft. Kein Schwimmen, kein Rad und so.“

„Sex?“

„Wenn du jemanden findest, der mit dir Sex haben will, dann ist das OK. Aber nichts Exotisches.“

Da lachten wir beide und sie erklärte mir alles nochmal en detail.

Es kamen Worte vor wie Abnutzungserscheinungen, verengte Nervenkanäle, Nervenreizung, Nervenwurzelentzündung bei gleichzeitiger Schwellung und damit verbundener weitere Reizung.

Die ersten 2 Minuten während ihrer Ausführungen war ich wie gelähmt, weil es unglaublich klang, aber dann war es eine Art Erleichterung, denn endlich gab es etwas Konkretes, etwas, das die Unsicherheit nimmt und einem beweist, dass man sich nicht getäuscht hat. Ich war fast fröhlich.

Frau Doktor erklärte auch noch gleich wie man das behandelt, verdeutlichte, dass man mit soner Spritze in den Nerv muss, bei mir an 4 Stellen, dass die Spritzen in der Radiologie gegeben werden, weil die Tiefe der Spritzennadel sichtbar gemacht werden muss, denn „ein paar Millimeter zu tief und schon haben wir den Salat. Aber mach dir keine Sorgen, es macht Dr. sowieso, ein guter Kollege.“

Jut. Ich war nicht begeistert von der Vorstellung, aber wenn es hilft?

Frau Doktor verschwand kurz, kam wieder und meinte strahlend:“Ich habe einen ersten Termin für dich, bereits morgen. 13.30 Uhr. Das ist absolut unüblich, du bist ein Glückskind. Sei aber pünktlich, denn es gibt Time Slots und wenn du nicht da bist verfällt deiner.“

„Alles klar. Ich werde da sein.“ Sprach ich recht mutig und dabei machte ich mir schon so meine Gedanken. Ein paar Millimeter zu tief. Aha.

Ich fragte, wie das denn kommt und sie meinte, dass sie auch etwas überrascht sei, denn sowas kennt sie nur von Bauarbeitern oder Sportlern.

„Naja, ich habe früher viel und hart körperlich gearbeitet und auch immer Sport gemacht, aber doch niemals angenommen, dass sich dadurch solche Dinge ergeben könnten.“

„Der eine hat die Anlage, der andere nicht. Du hast einfach die Arschkarte gezogen.“

Naja. So ist das wohl.

Ich bedankte mich artig, sie schrieb mich krank, weil Autofahren ist nicht, diesmal habe ich mich nicht dagegen gewehrt, wahrscheinlich ist es Zeit, sich solchen Dingen zu stellen und es geht auch nicht anders. Man kann nicht in einem Meeting sitzen und dabei unkonzentriert sein.

Danach ging in ich den Buchladen gegenüber, versenkte 70,-€ in Leichtverdauliches, denn in meinem Urlaub habe ich die kompletten Werke von Pedro J. Gutierrez gelesen und insbesondere nach „Der König von Havanna“ war ich schwer deprimiert. Daher nun etwas, das man so weglutscht.

Ein Buch ist „Der kleine Nick“, nach Empfehlung von Frau Pommesrot. Ich habe gestern angefangen, es zu lesen und schallend gelacht, was totgefährlich für den Nacken, dabei aber so herrlich entspannend ist. Die sollten Warnhinweise auf den Einband kleben.

Heute dann mit Krankenschwester Püppie zu diesem Termin gegangen und fantastischen Bammel gehabt. War nicht angenehm, aber ich war tapfer, ganz tapfer und recht dankbar für die Anwesenheit von Mademoiselle. Ich bin aber auch ein Schisser was sowas angeht.

Die Spritze hat mich dann komplett umgehauen. So heftig, dass gar der Doc kam und sich rührend um mich kümmerte.

Sein Kommentar: Da werden Helden zu Patienten. ist so wahr wie für die Ewigkeit gemacht. Er prüfte meinen Puls, denn ich hatte die Gesichtsfarbe eines jungen Camemberts an Raufaser (um auch kulinarisch interessierte Leser zu beglücken) und ich brauchte 2 Stunden Schlaf, um mich davon zu erholen. Das macht Laune auf die kommenden Injektionen, da will man sich direkt nochmal anstellen.

Dennoch, die erste Spritze half dramatisch. Der Schwindel ging und ich bin einfach begeistert. So begeistert, dass ich vorhin für die Mädels von der Orthopädie erstmal Schoki kaufte. Eine kleines Dankeschön, Ausdruck meiner Freude und ausserdem hat man ja auch einen Ruf zu verlieren, insbesondere, wenn der ganz ohne Schulung erarbeitet wurde.
Heute morgen, 07.50Uhr:

Frau Doctor mag übrigens halbtrockene Weine. Es hat ein wenig gedauert, weil sie es mir nicht verraten wollte, aber als ich dann nach ihrem Mann fragte, was der wohl mögen würde, grinste sie und meinte, "der ist eher zufällig noch mein Mann."

"Ja ja," sagte ich da, "kenn ich. Ich habe keine Zeit für ne ordentliche Therapie und du hast keine, um dich ordentlich scheiden zu lassen. Da hätten wir schon eine Gemeinsamkeit."

Sie lachte.

"Also," sprach ich zur Decke gewandten Blickes und im Kopf singend (man will sich ja auch nicht einer noch so berechtigten, aber nicht zu ertragenden Depresssion hingeben):
Nun aufwärts froh den Blick gewandt
und vorwärts fest den Schritt!
Wir gehn an unsers Meisters Hand,
und unser Herr geht mit.


Und zwar bis zur Schmerzgrenze, also meiner.

"Also," setzte ich an?, fügte ich hinzu?, ließ ich meinem Wissensdrang ungehemmt freien Lauf?,wunderte ich mich laut?, hakte ich nach?, wollte ich wissen?, drang ich auf Auskunft?, verdeutlichte ich neuerlich mein Anliegen?, liess ich sirrend anklingen?, präambulierde ich, der Poussadeur, poussierlich und pusillanim um ein Placitum aus ihrem, dem weinkennenden und berufenem Mund. (Ich denke das passt und bring sehr gut zum Ausdruck was ich wollte.)

"Also," präambulierde ich, der Poussadeur, poussierlich und pusillanim um ein Placitum aus ihrem, dem weinkennenden und berufenem Mund, "was wäre wohl der Wein der Wahl, den ich mitbringen könnte, da ich doch einen Kollegen habe, der auszgezeichnete Konägschen in diese Branche hat? Trocken? Halbtrocken? Lieblich gar?"

Sie schaute mich über den Rand ihrer Brille an und parierte diese kecke und fordernder Frage mit grollbeladender Stimme:

"Seh ich lieblich aus?"

"Ähm...soll ich ehrlich sein?"

"Nein. Bring mir einfach den halbtrockenen mit. Wobei du das nicht musst."

"Weiß ich. Es wäre mir nach diesem Wochenende aber ein Wunsch. Du hast mich sehr froh gemacht."

"Das hörst sich sehr merkwürdig an. Aber ich weiß, was du meinst. Dennoch. Es ist nicht nötig." schmunzelte sie und ich habe in ihren Augen gesehen, dass sie sich sehr wohl gefreut hat. Und ihre Mädels auch.

Kein Wunder, bei all den Arschlochpatienten, die da so aufschlagen. Ich habe ja nun oft und lang genug gleich im Zimmer hinterm Empfang gelegen, um mitzubekommen, wie manche Menschen sich verhalten. Einfach zum Fremdschämen.

So. Es geht tatsächlich schon viel besser. Ich will auch gar nicht Jammern, dafür haben wir andere Blogs.

Dies soll nur der Versuch einer Erklärung sein, warum es hier so ruhig ist und ich so ein verdammt schlechter E-Mail Beantworter bin.

Aber wenn Sie Texte auffem Bildschirm nicht mehr lesen können, haben Sie einfach keinen Bock darauf. Außerdem bin ich hochgradig genervt von dem Mist und wahrscheinlich genauso gereizt wie diese blöden gequetschten Nerven. Sorry also. Noch drei Spritzen und alles wird gut. Ich weiß das, wir wissen das;-)

PS Entschuldige, Bona, ich möchte kein Kreativ-Blogger sein.

PPS Ich habe mir am Wochenende in Erwartung von Siechtum und Bettlägrigkeit einen Angeber-Fernseher gekauft. Verachten Sie mich, solange Sie können, ich wünsche Ihnen, dass es ewig dauern möge, wenn Sie verstehen? Was ich schreiben wollte: Haben Sie ne Ahnung wie viele Fernsehprogramme man mit so einem Gerät in Stadtlage kabeln kann? Unglaublich, auch unglaublich unnötig. Ich schau nur noch ARTE, weil die auch in HD ausstrahlen. Das Bild ist ähm... Wahnsinn! Mag daran liegen, dass ich die letzten hundert Jahre auf diesen 20 Jahre alten Mono-Mini Gerät schaute und gar keine Ahnung hatte, was da technisch möglich ist. Direkt vom Rechner oder mit eigenem Internet-Anschluß. Wußten Sie das? Irre, oder?

PPPS Es gibt wieder goTV. Freut mich.

PPPPS Mit feundlichen Grüßen an Herrn Monopixel:

Laut machen und dazu wollen wir mal Hüpfen. Danke!



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Dienstag, 20. Oktober 2009
From here to Salvador Ottensen
Frankly: Der junge Mann, der das Lied in der heutigen Matinee geschrieben hat, ist auch so eine Begründung, warum ich lieber anglophil denn frankophil bin. Und dann liegt natürlich vieles im Verständnis der Sprache begründet. Ich finde kein Zugang zu diesem Französisch, ich strenge mich aber auch wirklich richtig nicht an.

Warum auch, die meisten Holländer scheinen mir netter, das Lernen ihrer Sprache damit lohnenswerter. Oder Russisch. Kann man Oligarchen-Töchtern schöne Augen machen, oder was anders, auf jeden Fall was Schönes, nur nicht Französisch.

Frankly II: Den Jungen, der im Video zu sehen ist, finde ich einfach nur riesig. Man achte auf die Mimik und die Gestik. Groß, ganz groß!! Noch ein Grund, unbedingt 2 Kinder zu bekommen: Junge und Mädchen. Hach, und dann so mit denen durch die Butze tanzen, from here to Salvador. Groß, zum Niederknien.

Fankly III: Wieso hat niemand erwähnt, dass Jamie T eine neues Album im August rausbrachte? Ich bin entrüstet, gar aufgebracht.

Und nun Bässe rein und mitgesungen, eines seiner besten Lieder so far:

From here to salvador, the ladies dance
To fill us reckless sons with passions of the heart

Oh, dann das eben noch:


Ich frage mich gerade, was wohl die Loide schnacken würden, wenn man so im KIR zu diesem Lied tanzte? Wahrscheinlich hätte man dann an jedem Arm ne verarmte russische Oligarentochter, die dann sagen: " Kaaanst du guht tanze, aber leider keine Französisch." Naja. Bleibt also zu überdenken.

Iss ja klar, dass liebe Menschen wieder meinen, dass ich das nur gut finde, weil es wie Cure klingt. Klingt es aber nicht. Das klingt nach Cure: Cops & Robbers und leider viel zu ähnlich zu Love Cats, weswegen ich die Band nicht mag. Das Lied auch nicht, sehr zum Leidwesen meines Lieblingskollegen aus England, dem Chris, der die liebt. So what?



In the meanwhile …. shortly after the quarter-limits of Ottensen:

A brass monkey weather gives you feeling of nightmare before your journey back:





So. Ich hatte mal einen Kumpel, was schon erstaunlich an sich ist, und der hieß Klaus Ullrich Herbert Maria Ott, wobei Sie gar nicht raten brauchen. Sein richtiger Vorname steht da nicht, ich mache das nur wegen der Dramatik (Ich will mal Dramaturg werden).

Also Klaus Ullrich Herbert Maria Ott, auch genannt die Pferdelunge, weil er nach 90 Minuten noch immer formschön und filigran einen Sprint über die Hälfte des Spielfeldes machen konnte, aber immer leider erst nach Abpfiff, hieß mit anderem Spitznamen Otti, und an den muss ich oft denken, wenn ich nach Ottensen fahre, was glücklicherweise nicht so oft vorkommt, denn so schön oder nett war Otti nicht.

Es kann von mir direkt behauptet werden, dass ich schon zweimal willentlich in Ottensen war. Einmal mit diesen japanischen Japanern (alle treuen Blogleser erinnern sich, die zufällig vorbei schlendernden auch, bestimmt irgendwann). Und dann war ich nochmal am Tag danach dort, weil die Japaner noch mal was kucken wollten. Ja. So war das.

Wie Alsterdorfer haben es ja gern eher ruhig, und wollen auch gar nicht so oft raus, in diese anderen wilden Stadtteile. So war ich doch sehr erschrocken, als ich am Wochenende nur ein Lied auf der SD-Card suchte und dann huxflux© (Das Wort gehört mir, andere Blogger reklamieren Phrasen für sich. Unternehmen ganze Tatzen) und so unerwartet in Ottensen war. Habe ich wohl zwei-drei Ampeln übersehen. Na ja. Wenn man schon mal da ist, dachte ich mir, kann man ja auch da bleiben und mal kucken:




Und dann hätte ich zur ihr sagen können, dass dieser Himmel ein Faszinosum ist, dass diese Wolkengebirge so herrlich plastisch sind, dass man sie berühren wollen würde.

Sie hätte mit mir unter diesem Schirm gestanden, weil es begonnen hätte zu regnen, und der Schirm wäre klein gewesen, so dass wir eng beieinander hätten stehen müssen. Ich wäre in ihrem Duft ertrunken, hätte leicht den Kopf geneigt, etwas mehr, um sie aufzusaugen und sie hätte dem einfahrenden Containerschiff zugeschaut und von all dem nichts mitbekommen. Ich wäre einfach ertrunken und hätte dabei gelächelt.

Später hätten wir dieses kleine Café aufgesucht, das letzte, das es dort noch gibt, welches sich verschüchtert duckt zwischen all dem neubaulichen Pomp bekiffter und selbstverliebter Architekten, die sich immer damit entschuldigen, den Traum ihrer Klienten verwirklicht zu haben. All das hätte ich ihr auch gesagt und sie hätte geantwortet, ich sei zu streng und diesmal hätten wir beide gelächelt.


Click the pic
Schau, wie sich die Trennungslinie zwischen Himmel und Elbe aufhebt, bei all dem Grau, hätte ich beobachtend gesagt und sie hätte gelächelt hinter ihrem Becher, welcher randvoll und heißgefüllt mit Chai auf dem Tisch gestanden hätte. Was du immer siehst?

Ja, würde meine Antwort gewesen sein und: Qualität ist die Sorgfalt im Detail, das Besondere eben dort zu finden, in den kleinen Dingen, wie dieses Cafe, man muss es nur sehen wollen.

Lass uns ein Spiel spielen, würde daraufhin meine Aufforderung erfolgt sein. Such dir einen Regentropfen und auch ich wähle einen und wessen Tropfen zu erst am Fenster runter geglitten ist, der hat gewonnen.

Was gibt es zu gewinnen, würde sie zu wissen gewollt haben und meine Antwort darauf wäre gewesen: den Spaß, den es bringt, auf das Ergebnis zu warten. Es geht nicht ums Gewinnen.

Was wäre dann ein Gewinn für dich, hätte sie nachgehakt und es würde mir erschienen sein, als beschallte der Nachklang diese Frage stundenlang den Raum. Sirrendes Flimmern dunkler Vorahnung.

Plektron für die Saiten deiner Seele zu sein, ihr die schönsten Töne zu entlocken und im Duett mit der meinen daraus einen Klangteppich zu knüpfen. Dick soll er sein, dass sich keine Abdrücke der Alltagstristesse darauf bilden; so geschmeidig, dass sich ein Leben lang darauf gleiten lässt; so pflegeleicht, dass keine vergossenen Tränen dauerhaft Flecken hinterlassen; so robust, das auch Kinderfüße ihm nichts anhaben können und so magisch, dass man mit ihm fliegen kann. So was in der Richtung, würde ich geantwortet und dann erschrocken meinen Kaffee hinuntergestürzt haben.

Sie würde entgegnet haben, ja, James, einen solchen Teppich zu knüpfen bedarf es hohe Kunst und dauerhaften Spiels, aber ich gebe dir recht, es wäre der Jackpot. Nur in diesem Fall gewinnt man ihn nicht, man muss ihn erarbeiten, doch deine Baustelle existiert schon, leider ganz woanders.

Und dann hätte uns der Regen wiedergehabt.





PS Herr Vert, vielen lieben Dank für die klärenden Worte.

PPS Seit der Notaufnahme am Sonntag im UKE nunmehr in täglicher Dauerbetropfung bei der hübschen Orthopädin. Bis morgen noch. Ich bin tot. Sollte mal fragen, was die da reingeben. Heute bin ich erst bei der 104 Blase, die der Tropf macht, wenn er macht, was er machen soll, nämlich Tropfen, weggedöst. Am Sonntag war es bei der 43.


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Freitag, 16. Oktober 2009
Nun bekommen Sie Ihr Fett weg, herzlich
Siechtum und gedankliche Ödnis wallen launig durch die sonst so bunte Blogglandschaft und es scheint, als hätte der Herbst mit all seiner wetterbedingten Tristesse ganze Arbeit geleistet.

Man kommt sich schon vor wie emotionales Milchglas, bei all der Betrüblichkeit, durch die man nun bei seinen Lieblingsbloggern schauen muss. Und ja, Beklemmungen entwickelt man auch, weil man ja so gar nicht mitschreiben will, von all den Gemeinheiten, die einem widerfahren können.

Fragen Sie mich, am Sonntag noch daniedergelegen, glücklicherweise am Samstag aber die neue Gesamtausgabe von „Pu der Bär“ gekauft. Und dazu auch gleich „Pu der Bär – Rückkehr in den Hundertsechzig-Morgen-Wald“.

Dies erfolgte aber nur, weil es eine (ACHTUNG!) Neuübersetzung von dem von mir sehr gemochten Harry gibt, denn wie jeder anständige Philosoph, habe ich bereits die zwei wasserbeschädigte Einzelexemplare weiland auf dem Flohmarkt erstanden. Und wenn ich gefragt werde, nach dem Sinn des Lebens und dem ganzen Rest, dann entgegne ich gutmütig keckernd:

…es komm alles daher, dass man Honig so sehr schätzt. Ach, Hilfe!

A.A.Milne Pu der Bär – Gesamtausgabe Cecilie Dressler Verlag Hamburg 2009, S. 21


Wenn Sie das jetzt nicht verstehen, dann verstehen Sie das halt nicht.

Also. Den Sonntag im Bett verbracht, mit Tee, Gebäck und Pu und komischen Kopfschmerzen. Liebenden Menschen von diesem puren Vergnügen berichtet und diese taten, wie man es von gut konditionierten guten Gutmenschen erwartet, nämlich entrüstet: Ein Fernseher im Schlafzimmer?

Und ich: Wie kommst du darauf?

Und sie: Na wegen der Gesamtausgabe Pu der Bär.

Und ich: Nee. Das ist ein Buch.

Und wieder ein schönes Beispiel für berechtigten Kulturpessimismus.

Dabei besitze ich ja noch nicht mal einen DVD-Player. Ich HATTE mal ein stattliches (Achtung, bitte Kopf einziehen, die Tragweite diese Wortgebildes kann anstößig sein) Home-Cinema-Center, welches ich in einem Anflug von generöser Geschwisterliebe meiner kleinen Schwester überantwortete. Seit dem aber:

Mini Fernseher Mono, an dem man immer ganz dicht ran muss, um zu lesen, wie denn der Spielstand ist. Sie wissen schon, Fußball und so und der steht im Wohnzimmer, weil es im Schlafzimmer andere Dinge geben sollte, an die man ganz nah ran muss, um Erfüllung zu finden.

So. Montag dann zur allerliebsten Lieblings-Orthopädin, denn das mit den Kopfschmerzen ging gar nicht. Diese Frau ist auch so eine, in die man sich verlieben wollte, wenn man denn könnte, allein schon, weil der Spruch „Lass knacken, Baby“ endlich sinnerfüllt wäre. Hat sie nämlich gemacht und mit beherztem Griff diesen Blockadewirbel eines besseren belehrt. Danach schickte sie mich zum Frühstück und sagte: Dann kommste wieder und bekommst noch eine Infusion. Jau. Die war berauschend, die Infusion und die Frau, die mir die Nadel setzte, auch.

Nach Erhalt war ich gehörig neben der Spur, ich konnte nicht mal mit Pu rummachen und das will was heißen. Egal. Jetzt ist Freitag und die Tage zwischen beschriebenen Montag und heute, waren randvoll. Ich entschuldige mich daher demütigst für alle ausstehenden Antworten, aber ich war wirklich viel unterwegs. Nächste Woche jedoch, da habe ich sowas von Urlaub, dass man meinen könnte, ich hätte Urlaub.

Kommen wir nun zur aktiven Lebenshilfe:

Beachtlich bisweilen, die Art der Reaktionen von Menschen, die doch auch einen Kopf bei Ihrer Geburt mitbekommen haben, nach Ankündigung eines Verlages, 3 neue und vor allem männerorientierte Magazine herauszubringen.

Ich weiß bis heute nicht, was einen Mann zu einem Mann macht und halte mich eher daran, ich zu sein. Das klappt schon selten genug. Einzig die Frage, was wohl ein Business Punk ist, scheint in diesem Zusammenhang von Relevanz.

Arrogante, selbstgefällige Arschlochtypen, die meinen, aufgrund von materiellen Dingen oder elendig langen Titeln auf Visitenkarten ganz tolle Typen zu sein, gibt es schon. Tröstlich stimmt mich hierbei, dass ich direkt behaupten kann, wirkliche Entscheider zu kennen, die auch alle einen Sack voll Geld verdienen, sehr viel Einfluss auf unser aller Leben nehmen und das diese Menschen alle sehr normal sind. Sie werden von den kleinen Dingen des Lebens bewegt: Frau, Kind, Haus und Tier. Zum Glück will man da noch ergänzend hinzufügen, natürlich nur, wenn man weiß, was ein Punk ist.

Damit dass mit der Lebenshilfe auch Sinn macht, habe ich Ihnen etwas Vergnügliches mitgebracht, denn man hat ja auch einen Auftrag.

Las ich doch gestern beim Frollein, dass sie untergroß sei und habe mich köstlich beömmelt. Ich finde das ist eine schöne Annäherung an ein sensibles Thema, und auch die Damen vom Plan Zett, sollten Nachfolgendes genau lesen, insbesondere dabei kritisch bleiben:







Erster Absatz:

Ich finde gut, dass man auf natürliche Weise abnimmt, denn es ist dem Menschen seit Urzeiten gottgegeben, Ultraschall zu verstehen und zu beherrschen. Und ja, wenn man im Liegen zunehmen kann, dann kann man gefälligst auch im Liegen abnehmen! Das ist logisch und damit sehr männlich.

Zweiter Absatz:

Ich finde gut, dass die Fettzellen voneinander gelöst werden, weil man ja nicht immer an Altem hängen soll. Aber wo werden die völlig gelösten Zellen hinreduziert? Und warum profitieren Männer und Frauen vor allem an Bauch und Beinen? Weil das vielleicht die subjektiv vorrangigen Problemzonen sind, deren Benennung unbedingt notwendig ist? Arme PR-Frau.

Dritter Absatz:

Beachtlich, dass die Erfolge sofort sichtbar sind, viel beachtlicher allerdings, dass man die Behandlung individuellen Bedürfnissen anpassen kann. Mönsch, das ist ja wie Geburtstag haben. Und dann noch im Liegen Muskelaufbau ohne Krafttraining! Ach Gottchen, ich mach mir vor Aufregung in die Hose, gut, dass ich kein Tempo-Klopapier daheim habe.

Vierter Absatz:

Ich gebe zu, ich komme seltenst in die Verlegenheit, die kritische Fernsehsendung RTL Punkt 12 zu schauen, weil nämlich richtige Business-Punks wie ich dann total punkig arbeiten. Ich weiß, das liest sich total irre, aber so sind wir nunmal. Es ist aber allgemein hin bekannt, dass RTL hauptsächlich von Werbegeldern lebt, weswegen die so kritisch bestimmt nicht sind, wählerrisch in der Themenfindung wohl auch nicht, wenn man das so liest.


Also, der Rat wäre: Den Kopf einschalten, nicht nur den Fernseher und viel mehr Pu der Bär lesen. Denn auch für soeben thematisierte Fragen hat er in Kapitel Zwei eine Antwort.

Pu war nämlich auf Besuch bei Kaninchen und als er gehen wollte, blieb er im Eingangsloch stecken:

„Dann gibt es nur eins“, sagte er. (Christopher Robin)

„Wir werden warten müssen, bis du wieder dünner bist.“

„Wie lange dauert Dünnerwerden?“ fragte Pu besorgt.

„Etwa eine Woche, würde ich annehmen.“

„Aber ich kann doch nicht eine Woche lang hierbleiben!“

„Bleiben kannst du hier ganz leicht, dummer alter Bär. Dich hier herauszukriegen ist so schwierig.“

„Wie werden dir vorlesen“, sagte Kaninchen vergnügt. „Und ich hoffe, dass es nicht schneit“, fügte es hinzu. „Außerdem, mein Alter, nimmst du in meinem Haus reichlich viel Platz ein…würde es dir etwas ausmachen, wenn ich deine Hinterbeine als Handtuchhalter verwende? Ich meine, sie sind nun mal da –untätig – und es wäre sehr praktisch, wenn ich meine Handtücher dort zum Trocknen aufhängen könnte.“

„Eine Woche!“ sagte Pu düster. „Wie ist es mit den Mahlzeiten?“

„Mahlzeiten wird es, fürchte ich, nicht geben“, sagte Christopher Robin, „wegen des schnelleren Dünnerwerdens. Aber vorlesen werden wir dir.“

Bär wollte gerade seufzen, merkt denn aber, dass er nicht konnte, weil er so eingeklemmt war; eine Träne rollte ihm die Wangen hinunter, als er sagte: „Würdest du mir dann bitte ein gehaltvolles Buch vorlesen, eines, das einem eingeklemmten Bären in starker Bedrängnis Hilfe und Trost spendet?“


A.A.Milne Pu der Bär – Gesamtausgabe Cecilie Dressler Verlag Hamburg 2009


Wenn Sie das nicht gut finden, dann haben Sie wohl das Zeug zum Business Punk, also, in diesem Sinne:

Lest mehr Pu, er mag ein Bär von geringem Vestand sein, aber er ist dabei verdammt schlau und spendet so viel Hilfe und Trost.

Und Ihr könntet dabei lachen, laut und oft, so wie ich. Was mehr gilt es, in diesen Zeiten zu erstreben?

Schade nur, dass ich bereits alle drei Bücher, die ich erst letzten Samstag kaufte, bereits gelesen habe.

PS Schön, Herr Vert, dass Sie Ihre Androhung, nur noch die drei großen K des Bloggens zu thematisieren, nun doch nicht umsetzen! Bravo!


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