Donnerstag, 3. März 2011
Was die Alten wußten und die Jungen ignorieren wollen
Neben Fußnoten vieles mehr. Und das ist manchmal tatsächlich sehr viel schlimmer.


So. Jetzt mal Hand aufs Herz und ehrlich.


Mir machen Seiten wie diese oder diese wirklich Angst.

Und ich meine das ganz ernst, denn die Fragen, die nach einer kurzen Durchsicht der Kommentare bei mir aufkommen, lauten:

Bin ich vielleicht zu blöd zu verstehen, was diese Menschen dazu bewegt, am Wochenende für eine Rückkehr Guttenbergs zu demonstrieren und welche Leistungen sind gemeint, die der vermeintliche Supertyp da erbracht haben soll?!

Oder:

Sind diese Menschen zu blöd, dass Blendwerk zu erkennen und zu verstehen, worum es den Kritikern zu Guttenbergs geht? Und wie kann man einem Politiker, für den im eigentlichen Sinne nur ganz gewöhnliche Maßstäbe für Anstand und Moral gelten sollten, einen Freibrief für Betrug ausstellen?

Wo wird dann die Grenze gezogen, Ihr Guttengroupies?

Wer darf ungestraft betrügen? Reich und schön?

Wollt ihr tatsächlich von einem Politiker regiert werden, der einzig und ausschließlich zu seinen eigenen Gunsten log?

Ich finde es unfassbar und es lässt mich ein bisschen an meinem Bild der Deutschen zweifeln. Fraglich, ob wir mit der Freiheit umgehen können, die uns integere Menschen ermöglichten und die es um jeden Preis zu verteidigen gilt.

So schwer ist dies nicht und war es nie:

"Jederzeit sei ernstlich darauf bedacht, als Mann die dir obliegenden Geschäfte mit gewissenhaftem und ungekünsteltem Ernst, mit warmer Menschliebe, Freimut und Gerechtigkeit zu vollziehen und alle anderen Einbildungen von dir fern zu halten. Und dahin wirst du es bringen, wenn du jede Handlung als die letzte deines Lebens verrichtest, frei von aller Unbesonnenheit und leidenschaftlicher Abneigung gegen die Vorschriften der Vernunft; frei von Heuchelei, Eigenliebe und Unzufriedenheit mit dem dir bestimmten Schicksal. Du siehst, wie wenig dessen ist, was man sich anzueignen hat, um ein glückliches, ja göttliches Leben führen zu können; denn die Götter selbst werden nichts weiter von dem fordern, der dies beachtet." (1)

Marc Aurel, fast 2000 Jahre alt und immer noch sehr sehr wahr.

-------------------------------------------------------
(1) Aurel, M. (2010), S.25.

PS Ich bin mehr als platt.


... link (18 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 2. März 2011
Die Mauer muß wech!
Ab und an muß man im Leben etwas stemmen, im Zweifelsfall eine bis 12 Mauern.

Ich stelle fest: Hielt ich mich bis dato für einen Virtuosen an der Stichsäge, Sie wissen schon, dass Holzhaus lässt grüßen, finde ich nun auch mehr und mehr Gefallen am Bohrhammer.

Allein den Namen finde ich extrem cool. Und was das Ding weghaut: Mauerwerk, Armierungseisen, Stromkabel, Wasserleitungen, Ellbogen, einfach alles. Ein Werkzeug für Grobmotoriker und Menschen mit Spaß am Verfall. Man sollte sowas auf Management-Seminaren anbieten.

Egal. Ich bin froh, dass nun alle Mauern wech sind und ich heute mit dem Maurer, denn es soll ja später halten, und mir fehlen für diese Tätigkeit auch 3-4 Erfahrungswerte, die ich mir aber morgen holen werde, das Mauerzeuchs beim Fachhandel, bei dem wir nun eine Kudennummer haben und wenn Sie jetzt mal 250 Flachdübel, oder eine 90l Maurerbütt brauchen, dann könnte ich Ihnen dieses bestellen, telefonisch geordert haben, was zu Verzückungen beim Maurer sorgte und ebenfalls bei mir, denn am Samstag stehen dann alle Wände, wo sie unserer Meinung nach auch stehen sollten, was ja verdammt schnell ist und wir fast schon darüber nachdenken, die Wohnung zu kündigen, aber nur fast, denn irgendwas ist ja garantiert immer.

Liebe Frau Schavan, ich habe mit obigen Absatz bewiesen, dass ich nicht zu den 7,5 Mio. Deutschen gehöre, die Analphabeten sind. Demnach will ich auch keinen Test machen, der dies beweist.

Ist mir sowieso ein Rätsel, wie das eigentlich passieren kann. Was sagt das über unser Schulsystem aus? 7,5 Mio und 57% davon sind Deutsch-Muttersprachler. Erstaunlich!

Egal. Heute haben wir neben den Wänden auch die Heizung fertig demontiert und die Jungs, der beauftragten Firma, sahen alle aus wie Wrestler oder Wikinger und hatten arg zu kämpfen mit diesem gusseisenern Müll. War recht angenehm, dass ich das nicht machen musste und noch viel angenehmer war ein kleiner Satz vom Chef der Firma, der vom Alter her auch mein Opi sein könnte. Er sagte nämlich: Mit dir ist professionell Zusammenarbeiten. Toll, wa?

Sie können das ja albern finden, mich aber bestätigt sowas und es gibt mir recht viel Kraft, von Leuten anerkannt zu werden, die was von Dingen verstehen, von denen ich nicht mal eine Ahnung habe. Muss ich auch nicht, also Ahnung von allem haben, aber das was ich kann, will ich gern Einbringen, um voranzukommen und das, sagt der Opi-Typ, den ich sehr mag, "...merkt man sofort, dass Ihr wißt, was Ihr wollt."

Klar! will man da rufen, nämlich schnell hier einziehen, aber das wäre vermessen. Morgen, am Mittwoch, besitzen wir das Haus ja gerade mal eine Woche. Kann ich ja selbst gerade nicht glauben. Pfff. Sachen gibts.


Poser! Heldenpose, die ich mal auf Postergröße drucken lasse.




Die heißen Zeiten sind vorbei!



Raumwunder!



Die Idee einer vollverglasten Badezimmerwand fand frau nicht gut.



Morgen, wenn das verräumt ist, habe ich Rücken. Ich bin heute schon malade.




Sonnige Ausichten, später.




Zeithistorisches an der Innenwand


... link (8 Kommentare)   ... comment


Montag, 28. Februar 2011
For the time beeing
Es erreichte mich, sozuschreiben deo voelente, heute nun, ganz altmodisch, gerade so wie es seinerzeit uns einzig möglich war, ein Brief! Bass baff erstaunen, allerdings, ließ mich der Name des Absenders, der, wie nach Öffnen des Kuverts ganz offensichtlich wurde, auch der Verfasser war:


Carsten, der alte Erdkundevorbereitungsknilch, schrieb, wie gewohnt ohne Witz, aber bemüht lustig. Wobei es wirklich mehr als lobenswert ist, dass er sich tatsäschlich die Mühe gemacht hat, alle Absolventen ausfindig zu machen. Chapeau!

Carsten ist derjenige, der mich seinerzeit in London, während unserer Abschlußfahrt fragte, wie ich das denn immer mit den Mädchen machen würde. Er, also Carsten, war damals in das Mädchen rechts neben der Gelbbejackten verliebt, die wollte aber nix von ihm wissen und ich, also ähm, ...ich war ich und die dunkelhäutige Schönheit, da links, die hieß Susi und wollte was von mir, was sie mir ebenfalls in England gestand.

Ich aber fand Susi zwar sexy, doch auch irgendwie ein bisschen doof und deswegen wurde das nix. Deswegen und weil natürlich in die Parallelklasse diese rothaarige Femme fatale ging, mit der ich dann auch zusammenkam. So und sogar so. Und dann noch mit einer ganz anderen und deswegen hielt Carsten mich für einen Fachmann und ich hatte leider nix zu raten, außer: Sei wie du bist und ich glaube, dass war auch sein Problem, denn Carsten war schon komisch.

Egal.

War schön in dieser Klasse und nun erkenne ich, dass ich sogar schreiben könnte: War schön DAMALS.

Es ist doch kaum zu glauben, dass dieser Abschluß nun schon 20 Jahre zurück liegt. 20 Jahre! Verdammt, damals haben wir gegen den Golf-Krieg demonstriert, gesoffen, gefeiert und sind schwarz Auto gefahren. Wir dachten, es könne nix mehr 21 Jump Street toppen.

Es gab Wünsche und Pläne, die man dann angesichts der Realität verwarf und zack bumm, sind 20 Jahre weg.

Es gibt noch immer Pläne und Wünsche, aber die sind, genau wie ich, mittlerweile sehr erwachsen. Und das Gute ist doch, bis hier hin, gibt es für mich nix zu bereuen.

Das allein ist mehr, als mancher von sich behaupten kann.

PS Ich entdecke gerade, dass Herr Z., Klassenlehrer und Arsch, tatsächlich weiße Socken trug. War er vielleicht doch cooler, als ich damals dachte? Wieso ist mir das nie aufgefallen.

PPS Ob der auch eine Einladung hat?


Schicke schicke Musik, hört sich an wie früher und sollte demnach auch bei Manufactum verkauft werden:



... link (19 Kommentare)   ... comment