Montag, 22. Oktober 2018
Stranger Things...

mag ich nur als Netflix-Serie.

Ich habe hier eine ellenlange Liste von Referrern, immer nur ein Klick auf jeweils einen, z.T. uralten Beitrag.

Das hatte ich letzte Woche schonmal und dachte mir, da klickt sich wohl jemand/in durch die Annalen des Cove.

Heute nun wieder. Hat da jemand zu viel Zeit gepaart mit falschem Interesse, oder ist das... ähm....wieder was Technisches?

Frage: Hat das sonst noch jemand/in hier?

Danke für die Aufhellung meiner blogtechnisch beschatteten Randbereiche.






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Freitag, 19. Oktober 2018
Zusammenkünfte


Das einzig Gute an diesen späten bis sehr späte Zusammenkünfte, …. Halt! Erst muss ich an dieser Stelle unbedingt das Anekdötchen zu dem schönen Wort Zusammenkunft preisgeben:

Schrieb ich dazumal also eine E-Mail an einen großen Verteiler und ausversehen auch eine externe, weibliche, wunderschöne und zu allem Übel auch noch sehr wichtige, da für mich mit relevanter Entscheidungskompetenz ausgestatteter Person und nutzte in eben dieser Email dieses zauberhaft seriös klingende Wort Zusammenkunft in einem Kontext, in dem die sprachlich Verrohten wohl eher ein Meeting einberufen wollen würden, als, sozuschreiben pronto, prompt und stande pede nach Versand der Elektropost eine Antwortschreiben im Posteingang dräute und zwar mit der mir bekannten Absendeadresse, deren Lesen mir bereits Pritzel bis unter die Haupthaarwurzeln bescherte, war es doch die der unerhört entscheidungs- kompetenzträchtigen Person, von der ich ja nicht wusste, dass ich sie versehentlich angeschrieben hatte und daher annahm, sie würde etwas vielleicht Hübsches entschieden haben, was, Sie werden es erwarten, in einer Erwartungskollision endete, denn ihr eigentliches Anliegen war es, mich darauf hinzuweisen, dass sie diese für sie nicht bestimmte Email erhielt und entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheiten nicht umhin kam, sie zu lesen und sich auch nur deswegen meldete, denn:

„Herr Cabman, wenn Sie sich auch bei anderen Dingen so kreativ und flexibel zeigen wie bei der Wortwahl, freue ich mich schon sehr auf unsere demnächst stattfindende Zusammenkunft. Mein Sekretariat wird Ihnen diesbezüglich eine Einladung senden.“

Und dann hat es richtig gepritzelt.

Also, das einzig Gute an diesen späten bis sehr späte Zusammenkünfte ist die Tatsache, dass sie noch viel später enden und es dann in der Regel kein Problem darstellt, automobil zügigen Fortschrittes dorthin zu gelangen, wohin man will. Oft einfach nur nach Hause.

So auch neulich, als ich von DO nach HH fuhr und irgendwo hinter MS mal p.u.l.l.e.r.n. musste und dafür einen dieser unsäglichen Parkplätze ansteuerte, weil es wirklich nicht, also richtig wirklich nicht warten konnte.

Aus hygienischen Gründen versuche ich diese Wald- und Wiesenparkplätze im Allgemeinen zu vermeiden, obwohl es natürlich auch in den blumig-frisch benannten Defäkalisierungsanstalten der Tank&Rast Tochter Sanifair monströs Unhygienisches zu beobachten gibt.

Zum Beispiel vorvorvorneulich, als ein sympathisch ungepflegter älterer Herr, Typ unterbezahlter bulgarische LKW-Fahrer, gekleidet im schlichten, dafür aber opulent zerschlissenen Strickpulli, dessen gewagtes Muster nur bedingt von seiner Adipositas ablenkte, aus der Toilettenkabinen quoll und dann, eingehüllt in einer olfaktorischen Herausforderung, die sich irgendwo zwischen totem Tier und Schwefelduft bewegte, an mir vorbei dröhnte, ohne sich die Hände zu waschen oder gar dem Desinfektionsspender auch nur Beachtung zu schenken.

Kurz darauf sah ich dann im Tankstellenshop, wie er sich aus dem Wurstwärmer eine Bockwurst mit seinen ungewaschenen Händen griffelte und mit eben diesen Händen auch einen Deckel für seinen Automatenkaffee nahm. Umstandsgemäß musste er dafür natürlich auch die anderen, dann verbleibenden Deckel, anfassen. Deckel, von denen wenig später vielleicht einer die zarten Lippen einer reißerisch schönen und reisenden Studentin berühren, die dann auf der Festivität zur Ehre ihrer geglückten Heimkehr vom Auslandssemester aufgrund eines Herpes ungeküsst bleibt. Das mag man sich gar nicht vorstellen. Diese Tragödie.

So.

Da kam ich also von dieser Parkplatztoilette und wollte nur huxflux©1 ins Auto, denn dort gab es die praktische Reiseflasche Sterillium und außerdem hatte es zu regnen begonnen, als ich auf dem schlecht ausgeleuchteten Parkplatz in kurzer Entfernung eine Person an der Tür meines Autos rütteln sah. Und gleich noch einmal.

Nun bin ich in solchen Sachen nicht zimperlich, muss aber gestehen, dass doch kurz diverse Szenarien durchs Kopfkino rauschten, angefangen vom totem Cabman an der Autobahn, bis Bild-Überschrift: Handlungsreisender vertreibt Autodieb. Bis auf die letztbeschriebene fand ich alle unappetitlich und auch unhygienisch.

Da kam ich schon ins Grübeln und dann zur allererst auf die Erkenntnis: Das ist nur ein Auto, man kann es leicht ersetzen. Ein Leben nicht. Ergo wirst du es aufgeben, das Auto, sofern nötig.

Derart erleuchtet ging ich klammen Herzens und mit geballten Fäusten in Richtung meines Wagens, rief die dunkle Gestalt in einer Entfernung von ca. 10 Metern an und fragte, ob ich ihr helfen könnte.

Es war zu dunkel, um auch nur ansatzweise etwas der Mimik zu entnehmen, wohl konnte ich aber erkennen, dass der Herr etwas zu adrett und bestimmt auch unpraktisch gekleidet war, um wirklich in räuberischen Absichten unterwegs zu sein. Obwohl, wenn man da so an bestimmte Politiker und die Vertreter der Hochfinanz, des Geldadels und anderen Profiteuren des industriellen Komplexes denkt….

Wie dem auch so, die Feststellung seiner Bekleidungsart entspannte mich ein bisschen.

Er schien mich gar nicht bemerkt zu haben, denn bei meiner Ansprache schreckte er etwas auf, drehte sich abrupt in meine Richtung, hielt mir auf eine fast entschuldigende Art eine Hand entgegen und entgegnete: Vielleicht. Irgendetwas stimmt mit dem Schlüssel hier nicht. Ich bekommene den Wagen nicht auf.

Nun, als ich das vernahm entspannte ich mich sehr, denn es war kein Räuber, nur ein weiteres verwirrtes Schaf aus Gottes großer Herde. Ich beschrieb ihm, dass der Wagen der meine wäre und um das zu untermauern, öffnete ich den Wagen mit der Fernbedienung. Es macht KlockKlock, es blinkte zweimal orange und all die feinen Lämpchen des Nachteinstiegpakets erhellten ein bisschen den Umstand, die Umgebung auch. Kann man als Sonderausstattung zu buchen. Bei den düsteren Zeiten und all der Hundekacke in HH empfiehlt sich das.

Ich ging zu meinem Wagen, der Mann indes schien noch immer etwas ungläubig, sagte: Entschuldigen Sie bitte, dass ist mir wirklich unangenehm.

Ich: Wahrscheinlich nicht so sehr wie mir mulmig war.

Er: Das kann ich mir vorstellen. Aber wo ist dann mein Wagen?

Ich: Wieso benutzen Sie nicht die Fernbedienung der Verriegelung?

Er: Die funktioniert nicht. Ich habe deswegen morgen einen Werkstatttermin.

Ich: Oh. Das ist natürlich doof…

Nachdem ich dann anbot, ihn bis zum nächsten richtigen Rastplatz mitzunehmen, oder jemanden anzurufen, fiel ihm doch noch ein, dass er auf der Seite bei den LKWs geparkt hatte. Er bedankte sich sehr höflich für das Hilfsangebot und beteuerte, dass ihm das wirklich schrecklich unangenehm sei.

Welch ein höflicher Verwirrter. Auch selten.


So. Nun ist genug geplaudert für heute, ich habe noch Wichtigeres zu tun:






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(1) huxflux© ist eine anwendungsrechtlich geschützte alternative Ausdrucksform, um die Hohe Endgeschwindigkeit eines Vorgangs, Gedanken oder Handelns deutlich zu machen, deren Nutzung einzig und ausschliesslich J.R. Cabman vorbehalten ist.



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Freitag, 28. September 2018
Anflug

Vorvorneulich wurde ich vom mir weniger geliebten Zweig der angeheirateten Verwandtschaft zur Kommunion meines Neffen eingeladen. Katholisch. Auch noch. Die Faktizität dieser Kombination wirkte sich auf mich demotivierend aus; die Vorstellung, für eine solche Veranstaltung am Wochenende ein paar hundert Kilometer Auto zu fahren, bewirkte ihr Übriges und dementsprechend wohlig war mit mir darüber zu reden. Am Ende versicherte ich aber meiner Frau, dass ich nicht nur für sie mitfahren würde, sondern auch wenig obstinant bis handzahm sein würde.

War ich auch. Glaub ich.

Meine Schwiegermutter begrüßte mich mit den rezeptionswarmen Worten:
„Schön, dass Du da bist. Der Anzug steht dir. Aber, mit der Sonnenrille, also da siehst du aus wie ein italienischer Mafioso.“

„Dann pass ich ja hierher, bei all den Katholiken und damit wir uns verstehen, ich bin nur Cabwoman wegen hier.“

Hatten wir das geklärt.

Nach dem Einlass fanden wir uns auf wenig spektakulären Plätzen im Querhaus wieder, was für mich völlig ok war, denn bei der Vielzahl vorwiegend migrationshintergründiger Vielflieger Vielgläubiger, war ich ganz froh, dass wir überhaupt Sitzplätze hatten.

Das Prozedere als Solches interessierte mich wenig, ich schaute mir lieber die Leute an und lauschte dem Auserwählten, der mir per se unsympathisch war. Das Ganze tröpfelte an mir vorbei und zwar bis zum dem Satz:

„Herr, gib mir die Kraft, mein Leben so zu gestalten, wie es dir gefällt!
Und nochmal in laut:

„Herr, gib mir die Kraft, mein Leben so zu gestalten, wie es dir gefällt!

Nun kann ja jeder diesen Satz interpretieren, wie es beliebt. Für mich unterstreicht er einmal mehr, dass Religion nichts weiter als ein Herrschaftsmittel ist. Warum genau sollte jemand sein Leben so gestalten, dass es irgendeinem Herrn oder sonst wem gefällt?

Wir standen dann irgendwann wieder vor der Kirche und die meisten Menschen um mich herum wirkten freudig beseelt. Auch die lieben Verwandten.

Ich fragte sie unvermittelt, ob jemand verstanden hätte, dass vom Auserwählten nix weiter als die heilige Knechtseligkeit eingefordert wurde und wie man so etwas unwidersprochen stehen lassen könnte. Warum regte sich keiner außer mir darüber auf?
Und hätte es nicht folgerichtig heißen müssen:

Herr, gib mir die Kraft und den Kontostand mein Leben so zu leben, wie es mir gefällt.

Die Verwandten schauten mich etwas fragend an.

Schwiegermutter lächelte hilflos und sagte, „du nun wieder.“

Die zur Festivität einladende Anverwandte wandte gewandt ein: „Hat jetzt jemand Lust auf Butterkuchen?“

Der war dann auch gut, der Butterkuchen.

*



Abflug



Ich saß mit der Mitarbeiterin in einer delikaten Sache im Büro und besprach mit ihr die Präsentation, die wir am nächsten Tag in Barcelona halten wollten.

Es ging um Geld.

Es geht häufig um Geld.

Wir diskutierten gerade die Conclusion, als eine sehr aufgeregte Stimme über die zentrale Lautsprecheranlage jemanden aus der Technik in den Versandt zu kommen aufforderte.

Ich lästerte und sagte, „wer weiß, was sie nun schon wieder nicht hinbekommen.“

Seit Wochen litt ich mit meiner Mannschaft darunter, dass andere Teile des Systems nur bedingt funktionierten und wir unsere Zahlen nicht zusammenbrachten.

Die Mitarbeiterin und ich gingen nochmal alle Charts durch und machten uns dann auf den Weg in unser Hotel.

Unser Flug sollte am nächsten Tag sehr früh gehen und wir bereits um vier Uhr von unserem Fahrer abgeholt werden, daher wollte ich eigentlich nur schnell ins Bett.

Wir hatten gerade das gläserne Treppenhaus betreten und wollten den Fahrstuhl rufen, als jede Menge Feuerwehrfahrzeuge auf den Hof fuhr.

Die Mitarbeiterin sagte, „du, wir sollten nicht den Fahrstuhl nehmen, auch wenn kein Feueralarm gegeben wurde. Irgendetwas scheint ja nicht in Ordnung zu sein.“

Stimmte.

Also nahmen wir die Treppe, blieben auf dem ersten Absatz stehen und schauten zu, wie immer mehr Rettungskräfte bei uns vorfuhren.

Wir betrachteten diese Szenerie schweigsam.
Unten klappte die Tür und keuchend kam jemand die Treppe hinaufgerannt.

Es war mein Kollege, GF Produktion, der an mir vorbeistürmte.

Ich fragte, „was ist eigentlich los?“

„Krise!!“, rief er. „Ein Unfall, es sieht nicht gut aus. Wir brauchen das Krisenteam.“

Verdammt, dachte ich, denn ich bin Mitglied des Krisenteams.

Ich entschuldigte mich bei der Mitarbeiterin und lief dem Kollegen hinterher in sein Büro.

Er telefonierte bereits aufgeregt.

Endlich waren alle Mitglieder des Teams versammelt.

Wir erfuhren, dass ein Mitarbeiter der Verladung von der Laderampe eines Trailers fiel und sich schwer verletzte.

Nach kurzer Diskussion kamen wir zu dem Entschluss, dass nicht alle Personen des Teams vor Ort zu bleiben brauchten. Insbesondere meine Person wurde aufgrund der nächsttäglichen Reise aus der Verantwortung entlassen.

Ich ging wieder zu der Mitarbeiterin, die auf mich im Treppenhaus wartete.

„Lass uns ins Hotel,“ sagte ich und erzählte ihr auf dem Weg nach unten, was ich in gerade erfahren hatte.

Als wir aus dem Bürokomplex traten, konnte ich unter dem besagten Trailer die Füße des Mitarbeiters sehen. Die Feuerwehrleute hatten dankenswerterweise den übrigen Sichtbereich mit Decken abgehängt.

Wir fuhren zum Hotel und trafen uns mit einem weiteren Mitarbeiter, wir waren zum Essen verabredet. Angesichts der Ereignisse war uns aber nicht nach Essen zu mute. Also schwiegen wir in unser Bier. Jeder für sich.

Eine weitere Kollegin, die noch etwas länger im Büro war, stieß zu uns. Sie setzte sich, war kreidebleich, sagte, sie bräuchte jetzt einen Schnaps, denn gerade wäre der Leichenwagen vorgefahren. Es wurde noch stiller.



Meine Mitarbeiterin und ich spulten den Termin am nächsten Tag in Barcelona professionell runter, aber es war nicht wie sonst. Die Dinge, die wir verhandelten, kamen uns belanglos und unwichtig vor.

Wir waren beide berührt, schweigsam und ich in den folgenden Tagen merkwürdig angefasst. Ich kannte diesen Menschen nicht und dennoch ging mir sein Tod nah. Niemand sollte so aus dem Leben gerissen werden.

Es stellte sich heraus, dass alle Sicherheitsbestimmungen eingehalten wurden, alles wie immer und doch auch nicht. Der abschließende Bericht der Polizei und der Versicherung besagte, dass es eine unglückliche Verkettung von Umständen dazu führte, dass der LKW-Fahrer der Meinung war, er wäre abdockbereit. Als er anfuhr fiel der Versandmitarbeiter zwischen Trailer und Laderampe und sein Hubwagen hat ihm den Schädel zertrümmert. Er hinterlässt eine behinderte Ehefrau und eine ebenso eingeschränkte Tochter.

Ich setzte mich dafür ein, dass wir als Firma unserer Verantwortung nachkamen. Es gab keinen Widerspruch und obwohl wir alles an Hilfe gaben, brauchte ich Wochen, um diesen Abend zu verkraften, wohl auch, weil ich immer, wenn ich im Büro bin, die Füße des Menschen vor Augen habe, der dort verstarb.

*



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