Mittwoch, 10. März 2010
Das Licht


da wachsen die Bäume wild und quer, bis in den Himmel sogar.

Und weißt du, darüber tanzt nur noch das Licht und wir gingen, es zu besuchen, in den Wald.



Manch ein Baum dort, schien ganz aus Silber zu sein. Hoch und glänzend standen sie, doch wenn du genau hinschaust, siehst du, dass nur das Licht es ist, welches sie edel anmuten läßt.


Und schau, wir trafen Riesen und folgten ihnen. Doch mit jedem unserer Schritte auf sie zu, wichen sie einen Schritt zurück.

Wir eilten uns und riefen: "Halt, bleibt stehen!"; wir baten sie: "So wartet doch!", doch all unser Tun war vergebens und schon kurz darauf entschwanden sie im Unterholz.

Denn auch sie waren vom Licht gesandt, uns zu täsuchen und das Geheimnis des Lichtes zu wahren.


Immer weiter in den Wald hinein folgten wir dem strahlenden Hell. Menschen begegneten uns. Mürrisch und in sich gekehrt würdigden sie uns keines Blickes. Einzig zum Zeichen des Grußes nickten sie mit den Köpfen, um sich alsdann -eilig an uns vorbei- zu entfernen.

"Wie nur", fagte ich enttäuscht die Kriegerin, "sollen wir die Heimstatt des Lichtes je finden?"

"Sucht den Spiegelsee." antwortet da der Schimmel, der uns schon längst passiert hatte. "Findet den Spiegelsee. An ihm wohnt der Wutz, der Hüter aller Anworten. Er wird euch den Weg weisen."

Und noch bevor diese Worte verhallten, war die kleine Gruppe der Waldnomaden entschwunden und Stille breitete sich wieder über das Gebäum.

Die Kriegerin und ich aber, wir schöpften neuen Mut und zogen immer weiter, tiefer in den Wald.


Die Wahrheit liegt im Kleinen. Wie jubelierten unsere Herzen, als wir dort, am Randes des Weges, einen Tropfen Licht entdeckten.

"Aber nein," rief in die Mitte unserer Freude die Hagebutte belustigt.

"Die ist nur ein kleiner Teil dessen, was ihr sucht. Gefangen heute im Morgentauen, entlassen heute Nacht. Denn wann immer die Nacht die Regentschaft übernimmt, entfliehen die Kinder des Lichtes. Also eilt euch, findet den Spiegelsee, denn die Nacht, sie ist nah."




Halb stürzten und halb flogen wir. Nunmehr getrieben von der heraufziehenden Dunkelheit. Tiefer in den Wald, das Ziel so nah.

Weißt du, wir konnten den See riechen und sahen die Bäume, an denen die Sterne wuchsen. Wir waren sicher, der Reise Ende nun bald zu erreichen. Schneller und schneller folgten wir mit aufgeregten Schritten unserem Atem und endlich dann, lag er vor uns, der Spiegelsee.





"Tja," sprach die Kriegerin. "Da wären wir."

"Ja," antwortet ich.

"Doch wo suchen wir nun nach dem Wutz?"

Und als wir dies sprachen, da grummelte es von hochoben. Weißt du, wir hatten keine Angst, uns nur etwas gefürchtet, denn dieses Geräusch durchfuhr die Stille wie ein ... ja wie eigentlich? Auf jeden Fall laut.

Noch wunderten wir uns, waren bass erstaunt, da richteten sich Worte an uns:

"Der Wutz zeigt sich und wird nicht gefunden, aber nur dem, der es verdient. Die Heimstatt des Lichtes sucht ihr, wie mir zugetragen, doch warum, dass vermochte keiner zu sagen. Also: Warum?"


"Es ist, Wutz, uns innerester Wunsch und Begehr, die Quelle all der Pracht zusehen, die Dinge so wundersam entstehen läßt; die Momente für die Ewigkeit bannbar macht, uns Riesen zeigt, wo keine sind und die eisiges Wasser wie Diamanten strahlen lässt."







"Nun, mir ist leicht verständlich, dass ihr dies wissen wollt und reinen Herzens scheint ihr mir auch. Ich werde euch zeigen welchen Pfad ihr zu gehen habt."

So sprach er. Und weißt du, es war dann ganz einfach und es schien uns gar, als würde der Wald sich vor uns und nur für uns öffnen.

Über die Furt, danach gleich links, so schlängelte sich ein Weg und an dessen Ende stand still und hell das Licht.





Wir hielten einander fest in diesen Sekunden, wo die Schönheit des Moments uns den Atem zu rauben drohte, wo die Erhabenheit des Augenblicks das Herz aussetzen ließ.

"Komm nun schnell," rief da die Kriegerin, bereits einen Fuß auf das Licht zu machend. "Es bleibt nicht viel Zeit."

Ich folgte ihrer gehasteten Schritte auf glattem Grund, immer den Blick nach vorn, als plötzlich doch sacht das Licht sich entfernte.

Sieh, es schien als würde es sich mit Bedauern verabschieden ob der vertanen Chance. Doch drüben, im Osten, da kroch die Nacht ins Land und dunkle Schatten sickerten in jede noch so kleine Ritze, trieben auch die kleinsten Kinder des Lichtes vor sich her.




Und wie auf Geheiß einer lautlosen Stimme, sammelten diese sich in einem Punkt, schaarten sich, um gemeinschaftlich ihr Versteck hinterm Horizont zu beziehen.

Denn nun, mein lieber Lichtfänger, begann die Regentschaft der Nacht.

Trauern und Zetern half nichts, denn alles hat seine Zeit, so auch die Nacht.

Und wenn Du eines Tages größer sein wirst und die Dinge verstehen magst, dann werden wir Dir diese Geschichte erzählen und gemeinschatlich das bestimmte Licht suchen.

Bis dahin beschützen wir dich nur.

In Liebe.



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