Sonntag, 19. Februar 2012
Nachthafen
Und dann fragte der Polizist mich, ob ich denn wüßte, dass ich an einer Kreuzung stehe und ich sagte, ganz ungerührt, jawohl.

"Ich wollte nur schauen, ob diese Treppe da frei zugänglich ist, denn ich würde gern ein Bild machen."

"Ja, das ist sie", antwortet mir der Polizist und gab, ehe er Richtung Polizeiwache verschwand, noch nützliche Parktips.

Haben wir also gemacht, erst geparkt, dann Bilder und als ich da so stand, erinnerte ich die alten Tage, an denen ich im Arbeiter- und Bauernstaat ganz oben, unterm Dach der Polytechnischen Oberschule, saß und im Rahmen des Geographie-Unterrichtes den Lauf der Elbe wiedergeben musste. "Sie endet am Tor zur Welt, dem Hamburger Hafen", wußte unser Lehrer zu ergänzen.

Oder als wir wieder und wieder die Geschichte von Ernst Thälmann hörten, der in seiner Jugend als Hafenarbeiter in Hamburg schuftete und die Bilder, die sich dazu in meinem Kopf bildeten, die so real wirkten.

All dies ließ wahrscheinlich in mir einen Sehnsuchtspunkt Hamburg wachsen und es war nur klar, dass ich dann, als sich die erste Möglichkeit ergab, eben dahin zog.

Und heute quere ich jedes Mal, wenn ich ins Büro fahre, die Elbe Richtung Süden und rechts hinterm Tunnel ragen die Kräne in den Himmel und riesige Schiffe liegen am Kai und ich denke oft daran, wie dankbar ich bin, dass die Dinge kamen wie sie kamen.

Nun ja. All das machte sich gestern kurz im Kopf breit, als Cabwoman mir die Freude bereitete und sich mit mir auf die Suche nach dieser Treppe machte, die man von der Autobahn immer gut sieht.

Sie wissen schon, man hat ja nie die Zeit, allen Neigungen, die einem inne wohnen nachzugehen. Schon gar nicht, wenn es draussen regnet.

War dann ein bisschen versteckt, die provisorische Fußgängerbrücke, mittendrin im Freihafen, aber der Ausblick, den man von dort hat, ließ mich innwänding glimmen und ich dachte mir: Stimmt, man muß was wollen, um was zu bekommen.




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Nur Mut, die Gummistiefel stehen Dir gut!


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Sehr, sehr schöne Fotos!

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Merci. Ich übe aber noch. Von gefühlten 1000 Bilder sind 5 akzeptabel.

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Wir bekamen im Erdkundeunterricht in der fünften Klasse die Aufgabe, die Kaps dieser Welt zu nennen. Ich bekam ein extra Lob, weil ich auch Kap Arkona nannte. Ich erinnere mich noch daran, wie ich auf den Schulatlas schaute mit dem Gefühl, es sei leichter ans Kap der guten Hoffnung oder Kap Hoorn zu kommen als dorthin. Weshalb ich dann unbedingt einmal dorthin wollte. Es hat dann aber doch noch bis zum Sommer 2001 gedauert, bis ich endlich am Kap Arkona stand, allein.
Die Insel ist ein Sehnsuchtsort geblieben.

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Jaja, hier hieß es Erdkunde, oder kurz: Erde.
Im Osten hieß es: Geo.

Das war, sozuschreiben, meine persönliche Kulturrevolution.

Erstaunlich auch die Tatsache, dass es im Westen extra Kartenräume + dazugehörigen Kartenknilche gab.

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Nein, Erdkunde hieß es im Westen nur bis zum sechsten Schuljahr, ab dem siebten dann Geografie, kurz Geo. War bei uns damals aber Teil von GL - Gesellschaftslehre (Geo, Geschichte und Sozialkunde). Das Fach hieß ab dem elften Schuljahr wiederum GK - Gemeinschaftskunde oder so, hab's vergessen. Ansonsten gab es im siebten Schuljahr noch Geografie als Wahlpflichtfach, da lernten wir dann topografische Karten lesen und mit dem Kompass umgehen und all solche Sachen. Wir Gymnasiasten kamen auf der kooperativen Gesamtschule nämlich nicht in all die coolen Kursangebote wie Fotografieren usw. hinein, die Plätze gingen "zufällig" nur an die Haupt- und Realschüler. Wir bekamen die dritte Wahl, die wir eigentlich nur unserem Klassenlehrer zuliebe angegeben hatten. War dann aber ganz ok. So habe ich zwar nie gescheit fotografieren gelernt, kann aber halbwegs Karten lesen.

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Eine besondere Form des Klassenkampfes. Auf der Realschule, auf der ich war, hieß es wirklich Erdkunde. Die ganze Zeit über.

Und sehen Sie es doch mal so, wenn Sie demnächst während Ihres Kurses "Nachtfotografie für Anfänger" verlorengehen, können Sie ganze Truppe retten.

Ich habe hier nämlich einen Gutschein für eine solchen Kurs und nun Raten Sie mal wo der stattfindet? genau! Im Hafen. Manno.

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Habe ich das nun richtig verstanden, Sie waren im Osten auf der POS, haben dann aber ihren Schulabschluss im Westen gemacht? Wieso sind Sie da auf der Realschule gelandet?

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Weil der einstufende Lehrer der Meinung war, es würde so am besten für mich sein und lag damit völlig daneben. Leider war Englisch ein ausschlaggebende Größe. Russisch dafür aber nicht. Ein schönes Beispiel dafür, dass Wissen allein nicht reicht, man muss das wissen, was es zu wissen lohnt, wenn Sie verstehen?;-)

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In anderen westdeutschen Bundesländern gab es damals Russisch-Unterricht an Gymnasien, zum Teil sogar schon in der Mittelstufe (Klasse 7-10), aber der war stets freiwillig.

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Oh, danke für den Hinweis, er kommt nur ein paar Jahre zu spät.

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Na, sehr schön! Wenn, dann fahre ich ja aus umgekehrter Richtung dort entlang. Und dachte schon manchmal: Immer nur dran vorbei ist eigentlich schade.

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Sie müssen dann Waltershof runter und danach links wech Richtung Freihafen, einmal durch den Zoll und fertig ist.

Wobei der Anblick, aus Süden kommend, jedes Mal ein Aha-Erlebnis ist. Gerade spät abends, wenn man fast allein unterwegs ist.

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