Wir fuhren dann noch ein bisschen weiter raus, zum nächsten Termin. Im besten Hotel vor Ort checkten wir ein, luden ab und machten uns auf den Weg ins noch weitere Nix. Von meinem Zimmer konnte ich es bereits sehen.
Zum Ärger der Trucker fuhr der Kollege immer im Einklang zu den geltenden Vorschriften. Sind wir also auch des Öfteren überholt wurden.
Unsere Gesprächspartner wollten uns dann eine Freude bereiten und lud uns zum Essen im besten deutschen Restaurant im Ort ein. Wir wissen was sich gehört und freuten uns unbändig, auch als diese kulinarische Zumutung vorbei war.
Zum Trost luden wir uns selbst auf ein Bier in der Sportbar ein. Die Dame, welche uns widersinniger Weise (wir waren die einzigen Gäste) die Plätze anwies, wollte unsere Impfzertifikate scannen, was nicht funktionierte.
This will probably not work as this is an EU certificate, sagte ich zu ihr und zum Kollegen: Zeig ihr doch die detaillierte Variante?. Worauf sie sagte: Ach, ihr kommt aus Deutschland? Ich bin auch von da. Geht einfach rein, any place you want.
Haben wir gemacht, direkt vor den Screens, weil ich immer noch nicht die Regeln des Baseballs verstehe. Der Kollege meint, ich sollte mal ein Youtube-Tutorial machen?. No comment.
Später erzählte die junge Frau uns, dass sie jetzt 26 Jahre alt wäre, seit 12 Jahren nun schon Kanada wohnte, sich in den Sprachen verloren fühlt, das Land aber super wäre und sie könne sich nicht vorstellen, nach Deutschland zurückzukehren.
Solltest du auch nicht.
Am nächsten Morgen fuhren wir dann noch ein Stück ins Nix, diesmal aber in die andere Richtung. Wir trafen auf einen Gesprächspartner, der dort im Wald an die große Corona-Weltverschwörung glaubte, denn das kann alles gar kein Zufall sein und dann schloss er seinen Monolog mit den Worten: It doesn't help, we will continue as long as we can.
Dem war nix hinzuzufügen, denn das denk ich auch oft und als wir dann sehr viel später an diesem Tag in Toronto einrollten und ich an die Menschen dachte, die ich in den letzten 3 Tagen kennenlernen durfte, da fiel es mir auf: Die wirkten trotz allem sehr zufrieden. Das liegt bestimmt an dem sie umgebende Nix.
... comment
Das kann es nicht allein sein. Die Kubaner sind ja auch sehr entspannt und zufrieden, obwohl da viel Leute sind und eigentlich ganz viel Elend.
Ich war vor 27 Jahren mal in Belarus, habe da mit einer Hilfsorganisation Gebäude instand gesetzt (also ich war in der dilettantischen Malergruppe, nichts Bedeutendes), und ich fand bei den Einheimischen jede Menge geballte Verbitterung und Depression, obwohl die auch viel Weite und Landschaft hatten.
Ist bestimmt was multikausales, dass die Kanadier so unaufgeregt und sozial verträglich sind. Da gibt es ja auch kein Mobbing in den Schulen.
... link
In der Schlangenfarm hatte ich Anfang des Jahrhunderts mal eine Kollegin, die aus Minsk stammte. Sie kratzte jeden Cent zusammen, um ihren krebskranken Eltern Medikamente zu schicken.
... link
Daneben glaube ich, das Teilhabemöglichkeit sehr zur Zufriedenheit beiträgt. Menschen die politisch, finanziell, religiös ausgegrenzt werden und damit unfreiwillig eine Entsagung erleben, haben zumindest meinen Beobachtungen nach, ein hohes Unzufriedenheitspotential. Die Frage dabei ist immer, womit man sich vergleicht.
Meine Mutter neigt auch dazu sich mit den falschen "Meßpunkten" zu vergleichen, ja, es gibt Menschen die haben ein viel tolleres Leben als sie, es gibt aber einer nicht ganz kleine Anzahl von Menschen, die haben es viel beschissener, das gilt für jeden von uns, außer vielleicht für Elon Musk...
... link
... comment