Samstag, 5. Mai 2007
Es lebe die Freiheit
Binnenschiffer haben derzeit schlechtwetterfrei, was ihnen keine gute Laune macht. Drum lasst uns nun zum Gebet niederknien und gemeinsam diesem ehrbaren Berufsstand helfen, sorgt er doch dafür, dass nicht noch mehr LKW die Strassen verstopfen:

Lieber Gott, der du bist im Himmel,
erhöre uns, im Bittgewimmel.
Wir wollen auch gar nicht viel,
Nur ne handbreit Wasser unterm Kiel.

So. Wieder ne gute Tat heute vollbracht, was gut fürs Karma und den Straßenverkehr ist.
Während Pietje van de Maas und sein Hund Flocky heute auf Antje1, gleich hinter Köln, liegen, darüber grummeln, dass dies nur die Schuld von die gemeine Deutsche wäre und Brandblasen schlagen, muss ich aus gegebenen Anlass noch was los werde.

Gestern lernte ich, dass hier Kohorten von Kindern durch die Bloglandschaft ziehen und sich erschrecken. Ich stell mir vor, dass ganze Klassenausflüge virtuell gestaltet werden, denn es ist wohl billiger. Nun, wie wir alle schon sehr früh lernten, ist das Leben ne gefährliche Sache. Das ist tragisch, denn Eltern haben plötzlich mehr Verantwortung.
Ich verweigere mich aber dem, dass so unpenetrierte und gelangweilte Muttis, Blogger ins kriminelle Abseits schieben wollen. Ich verweigere mich auch der Aussage, dass hier und anderswo, „verbrecherische Worte“ benutzt werden sollen, denn das Wort als solches ist nie ein Verbrechen!
Fakt ist, viele der Weblogs zeichnen ein Bild des Lebens. Fakt ist auch, dass sie dadurch so facettereich sind wie das Leben selbst. Ich mag all die Geschichten hier. Ich mag Gorillas Beobachtungen, ich mag Büffels Stimmungsfängerei, ich mag Frau Schimmerschneckes Beziehungskram und Bonas Bilder. Ich mag sogar Frau Blütes Fragestellerei und Stellas Monstergeschichten. Ich mag Kids Kunsteinträge und Herrn Wuergs unvergleichliche Zahlenbeispiele. Ich mag sie eigentlich alle, ich habe manchmal mehr oder weniger etwas dazu zu sagen und halte oft einfach meinen Mund. Das nennt man Toleranz. Genau diese Toleranz ist es auch, die Leuten wie tiziane abgeht. Sich hoch aufzuschwingen und von Perversen zu schreiben, nur weil es Menschen gibt, die nicht das Licht beim Sex ausmachen, ist ne engstirnige und gefährliche Sache. Besonders und gerade, wenn man nur bestimmte Einträge herauszieht und den Blogger nicht in seiner Gesamtheit kennt. Auf diesem Wege stempelt man ab, erstickt die Freiheit und limitiert. Ich bin aber dagegen, dass dies geschieht. Ich bin dagegen, dass Leute, die sich in ihrem persönlichen Schamempfinden gestört fühlen, die moralische Keule des Kinderschutzes zücken und alles platt hauen wollen, was außerhalb ihrer Vorstellungskraft liegt. Man verkenne bitte nicht, dass die Mehrzahl der Kiddies sowieso keine Zeit hat, da sie Alkopops benebelt irgendwelche Gewaltvideos aufnimmt. Wer glaubt denn ernsthaft, dass sich hier Kinder (Kinder!) freiwillig hinsetzen und einen Text, der länger als 5 Zeilen ist, lesen?
Bevor nun begonnen wird, die Fantasien und Gedanken von Menschen, die sich hier in Einträgen niederschlagen, zu Klassifizieren, zu Kriminalisieren und zu Beschneiden, sollten die wahren Abartigen, die, die ihre unbedeutende Meinung allen aufdrücken wollen, sich mal das Projekt „Gutenberg“ bei Spiegel-online anschauen. Hier findet man, oh graus, auch einen Leopold von Sacher-Masoch, besucht doch mal Ebay, da findet ihr bestimmt was von Eric Stanton, oder schaut bei Amazon nach, dort gibt es sogar die gesammelten Werke von Marquis de Sade. Wenn ihr dann mit allen gewerblichen und damit ja viel schlimmeren Verbreitern von Pornos fertig seid, kommt doch noch mal vorbei.
Ihr könntet natürlich auch, als so richtig couragierte und engagierte Verfechter von Recht und Gesetz, mal ne offene mail an so ne Organisation der Rechtsradikalen schicken. Vielleicht merkt ihr dann, dass die Pornographie, die der hobbyblogger verbreitete, nur eine subtile Art der Kritik und des sich Lustigmachens ist. Wie ich euch aber einschätze, fehlt euch dazu der Mut.
Egal. Mich kotzt so etwas dermaßen an, denn die Freiheit ist das Letzte, was ich aufzugeben bereit bin. Meine und die der anderen auch. Ich hoffe und bete inständig, dass der von mir sehr geschätzte Herr Olbertz weiter seinen Weg geht. Sollte Geld von Nöten sein, werde ich wieder spenden, denn diese beschrieben Freiheit ist mir etwas wert!
Und als letzter und ganz ehrlich gemeinter persönlicher Tipp für die Muttis dieser Welt:
Macht doch Seidenmalerei oder Töpfern. Da seid ihr wenigstens beschäftigt und stört nicht.
Nichtsdestotrotz, wird der Cove dieses nette Schild bekommen, die Maximalzeit und Mademoiselle la Püppiees Weblogin auch. Die Altersfreigabe ist ab 21, denn wir wollen es uns ja nicht mit den Amis verscherzen.
Und nun liebe, besorgte Eltern, nehmt bitte zuerst eure verdammte Verantwortung wahr, bevor sich andere euretwegen einschränken sollen. Und nicht vergessen, die Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. Manchmal seid das auch ihr.




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