Freitag, 29. Januar 2010
Out of order - We´re sorry!


Schriiing – Yes, kaum zu glauben, aber ein weiterer Blogaufstrich:

War ich letzten Montag in Stuttgart, was nicht weiter zu erwähnen wäre, denn in Regionen, in denen einem solche Sätze begegnen:

Do schlofe de meischten scho.

Gibt es (außer solchen Sätzen) nichts zu erleben – dachte ich.

Obwohl ich direkt behaupten kann, dass ich in meinem jungen Leben schon 1-2 mal geflogen bin und sogar in Schweden wohnte, muss ich konstatieren, dass ich am Montag letzter Woche zum ersten Mal von so einem Gerät enteist wurde und dazu noch, man halte sich fest, in STUTTGART! Wahnsinn!

Deswegen könnte der heutige Eintrag auch die verheißungsvolle Überschrift:

Meine Enteisung-Bekenntnisse eines Spätfliegers

heißen, es aber nicht tut, weil danach nämlich London kam.




Aber der Reihe nach.

Als dieses martialische Getue der Enteisung endlich endete und dessen Ende sogar ein Ende fand (nun ist aber Schluß!), erhielten wir – verspätet zwar, aber immerhin- die Starterlaubnis. Und dann starteten wir, aber so was von.

Fasziniert lauschte ich den Turbinen, wie sie diese einzigartige Kombination nicht nachwachsender Ressourcen, die, jede für sich genommen, gar nicht fliegen können, immer höher durch wühlige Luftschichten schob und lächelte inwändig beim Gedanken daran, wie sich wild und drängend die keck aufgerichtete Flugzeugspitze in die dunkle Feuchte der Nacht zwängte, getrieben von animalischer Kraft, wie man es einst nur von Ron Jeremy kannte. Und ihre…äh.

Egal. Ich war verspätet und sehr froh um den Umstand, dass der Heimathafen mich abholte. 20.30 Uhr daheim, war um 21.00 Uhr der folgende Tag picobello vorbereitet.

Am Dienstag dann sanft vom Harfenklang, wie ihn nur Engel erschallen lassen können und natürlich mein Handy, pünktlich um 4.45 Uhr geweckt worden.

Oh, wie ich diesen Kokon aus Schlafwärme und ihrem Duft nur widerwillig verlassen wollte, wie sehr ich mich danach sehnte, einfach liegen zu bleiben. Und wie so oft in letzter Zeit bedurfte es ihrer Worte, die mich sanft aber bestimmt aus dem Bett drängten.

Also schlurfte ich half naked but full of expectations in die Fußkälte des Bades, um dort mit freundlicher Unterstützung der chemischen Industrie der Physiognomie meines Kopfes ein Antlitz abzuringen. Auch so ein Kampf, der mit Zunahme der Lebensjahre immer interessantere Resultate hervorbringt.

Egal. Halb saß, halb lag ich und zwar auf dem Bett, trank einen Kaffee als es um 5.40 Uhr klingelte.

Es meldete sich der Fahrer des Taxis, welches zu 5.55 Uhr bestellt war, weswegen ich ein wenig irritiert war. 5.55 Uhr meint 5.55 Uhr - nichts anderes. Habe ich dem Fahrer auch gesagte, woraufhin der antwortete: Nix Problem. Mach Dir gemütlich. Naja, wenn er das sagt?

So. Dann war nix Spannendes, außer vielleicht die Feststellung, dass auch Morgens kurz nach 06.00 Uhr bereits Touristen den Verkehr am Flugsteig aufhalten. Wenn Sie nun meinen, über dieses Hamburger Volk keckern zu müssen, dann sein Sie aber mal froh, dass ich Ihnen nichts von den ältlichen aber sehr jovialen Damen aus Stuttgart berichtete.

Von denen hätte man glauben können, dass sie aus lauter Freude, kollektiv ihrer Männer überlebt zu haben, einen Kegelclub gegründet haben, der sich, welche schöne Vorstellung der Stuttgarter Aussprache, die „Hot Lips“ nennt. In Wirklichkeit waren diese Damen wohl eher vom Hausfrauenbund, oder vom Bund der Vertriebenen, die sich unter dem Motto „Wenn es das schon 45 gegeben hätte“ mal einen Ausflug gönnten. Anyway. Dann war London.

Als Tagesbesucher reiste ich ohne Gepäck, weswegen ich ziemlich schnell vor den Toren des Terminals 5 stand. Ein Taxi war mein Begehr, wollte ich doch noch auf dem Weg die Unterlagen durcharbeiten. Also hin, zu der grellgelbbekittelten Tante, deren blonde Mähne fast vollständig unter diesem Respekt und devote Ergebenheit einfordernden Helm verschwand und fragte sie nach einem Taxi.

Nun. Alles hätte ich erwartet, doch sie sagte: Gehen Sie bitte zurück zur Markierung und warten Sie, bis ich zu Ihnen komme.

Ich weiß ja, dass man in England sich dahinstellt und wartet, aber ich war ganz allein am Taxistand und ging davon aus, dass schnell regeln zu können. Tja. Pustekuchen.

Ging ich also zurück, die Behelmte im Schlepptau. An der markierten Position angekommen fragte sie mich:Was kann ich für Sie tun, Sir? Da musste ich schon fast lachen.

Ich antwortet: Ich hätte gern ein Taxi, was wohl sonst? Aber ich brauche eines, welches mit Kreditkarte zu bezahlen ist.

Sie, schon angesäuert, was weiß denn ich warum, meinte: Das wird schwierig.

Ich schaute an ihr vorbei, denn dort standen ja zwei Taxen und fragte: Und die da?

Sie antwortete: Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. und ging dann zwei Schritte auf die wartenden Taxen zu, kam zurück und meinte:Gibt es nicht. Bitte gehen Sie ins Terminal, holen Sie Cash und kommen dann wieder.

Da war ich aber bass baff. Zum einen kann ich selber kucken, ob das Taxi einen Kreditkartenaufkleber an der Tür hat, zum anderen wollte ich auf ein weiteres Taxi warten und das sagte ich dieser machtbekifften Tusse engagierten Taxibesorgerin auch. Doch die blieb stur und meinte: Bitte gehen Sie, und holen Sie sich Geld.

So. Was will man da Anderes tun, als ihre Anweisung befolgen? Ich also wieder rein ins Terminal und an drei(!), ich wiederhole: an DREI Automaten versucht, Geld zu holen. Immer das gleiche Bild:






Ich war kurz in Sorge, ob etwas mit meiner Karte nicht stimmte, doch auch alle anderen Karten funktionierten nicht. Bin ich also mit der kompletten Barschaft von 175€ zum Wechselcounter gedackelt und habe (ACHTUNG, Frau MONOLOG, das ist jetzt wichtig) 100€ getauscht und bekam dafür £ 75.

Mit £ 75 auf Tasch wieder raus zum Taxistand und wen treffe ich da? Na so rund 150000000 Menschen, die ich vorher noch jugendlichen Schrittes und nur handgepäckbepackt (boah, was für ein schönes Wort) überholt hatte. Also habe ich mich angestellt und dabei schlimm geflucht.

Als ich endlich dran war, gab es auch ein Taxi, welches mit Kreditkarte zu bezahlen gewesen wäre, würde nicht, oh Wunder, die Möglichkeit des bargeldlosen Bezahlens aus technischen Gründen gerade nicht gegeben gewesen sein - We´re sorry.

OK - but I give a flying shit about it, because I´ve got cash! Der Fahrer des Taxis war sehr nett und wie ich später noch erfahren sollte ein North London Boy, weswegen er alle Schleichwege kannte und ich trotz des ganzen Rummels pünktlich beim Termin war.


Dort angekommen, Frau Monolog, bezahlte ich £ 66 an den Fahrer, der sich tausendmal entschuldigte, dass seine Maschine nicht funktionierte. Als Wechselgeld erhielt ich £ 4 in Coins. Zu dem Zeitpunkt hatte ich £9 auf Tasch (£ 5 Note und £ 4 in Coins) sowie 75€.

Der Termin an sich war Schnicki Schnacki. Meine Gesprächspartnerin fragte ich im Anschluß nach dem nächsten Boots, erklärte nebenbei den Sachverhalt, sie grinste, meinte, ich wäre aber ein lieber Freund (keine Ahnung was sie vorher verstanden hat).

Bei Boots angekommen fand ich auch gleich den gewünschten Artikel, ich kenne mich ja mittlerweile aus in der Kosmetikabteilung, eilte mit meinem Jagderfolg und der Gewissheit im Herzen, das Richtige zu kaufen, zur Kassen und was sagte die schöne Frau dort?: Kreditkarte geht aber nicht.

Aha. Frau Monolog, ich habe trotz aufkeimenden Hungers und Durst die Investition in die Unterstreichung Ihrer Schönheit unternommen. Darbenden Blickes und mit Knurren im Magen bezahlte ich mit der £ 5 Note, wissend, nunmehr vielleicht noch ein Sandwich oder Wasser aber nicht beides kaufen zu können. Es gab nur einen Ausweg: Zurück zum Flughafen.

Am Taxistand habe ich auch ein Taxi gefunden, welches Kreditkarten akzeptierte. Ich fragte den Fahrer, ob er mich nach Heathrow bringen könnte. Konnte und wollte er auch, aber es gäbe ein Problem, weil nämlich keine Bezahlung mit Kreditkarte möglich sei. Aha. Das ist ja ungewöhnlich,sagte ich zu ihm.

Ich erklärte dem Fahrer kurz meine Situation und belegte meine Aussage damit, ihm einen Blick auf meine Barschaft werfen zu lassen. Er entgegnete daraufhin, dass auf dem Weg zum Flughafen einige Automaten lägen, oder vielleicht auch stünden und wir es einfach mal probieren würden.

Fand ich gut und stieg ein und weiß nun, dass es allein im näheren Umfeld des Büros meines Kunden 6 Automaten gibt.

Ich mach es mal kurz: Keiner der Automaten funktionierte. Der Fahrer war aber so freundlich und fuhr mich dann für EURO zum Flughafen. Es sollte laut Taximeter, welches wir immer wieder ausschalteten, dann sowas um £ 39 sein. Ich drückte ihm 60€ in die Hand und war sehr dankbar, dass er das überhaupt gemacht hat, was ich ihm auch sagte.

Ach, antwortete dieser und gab mir eine Quittung über £ 60, das ist für die Deutsch-Englische Freundschaft. Da war ich zum zweiten Mal an diesem Tag bass baff und erfuhr nebenbei, dass die Tochter des Fahrers in Deutschland studierte. Na sowas, wa?





So. Nachdem Sie sich so überaus tüchtig durch dieses Textmonster gelesen haben, nun die belohnende Information, auf die Sie doch aus sind:

Das Terminal 5 ist ja bekanntermaßen Home of BA und hat ACHTUNG! jetzte kommts: im Check-In Bereich genau: 228 Sitzmöglichkeiten. Habe ich selber gezählt (Auf dem Bild rechts zu sehen, also die Sitze) und verbürge mich für diese Aussage. Übrigens gibt es auch keine Mülleimer, was mich, der ich seit Montag am Stuttgarter Schnupfen kranke, in arge Verlegenheit brachte. Kurz dachte ich auch, die Cheerleader der „Hot Lips“ gehört zu haben:

We´ve got faith
We´ve got artificial hips
We´re the Schtuddgad Hot Lipsch


Doch das, Frau Monolog, war nur eine hunger- und dehydrierungsbedingte Halluzination, es geht aber schon besser.

Und dann war ich auch noch in Dänemark, aber das erzähle ich ein anderes Mal, oder gar nicht, Sie und ich haben ja nicht ewig Zeit.





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