Freitag, 22. Juli 2011
Das ist doch Salzlakenkäse...
Oder doch Feta. Kommt auf die Herkunft an.



Oha, obwohl die WM der Damen vorbei ist, zirkele ich, meine individuelle Klasse nutzend, dennoch was Rundes ins Netz und zwar den heutigen Eintrag mit Dip Tip voran:

Meine Damen, sollte je ein Herr Sie mit einem prächtigen Fleischspieß verwöhnen wollen, muss dies nicht unbedingt einen kulinarischen Hintergrund haben. Bleiben Sie vorsichtig.

Und somit, federzart doch stande pede gleiten wir hinüber zur Winzigkeit einer Glosse welche sich heute der Lebensmittelklarheit im Allgemeinen und Herrn K. aus Maintal im Besonderen zuwendet.


Herr K. schreibt:
Ich habe immer mal Sylter Salatfrische Topping gekauft, weil sie mir geschmeckt hat und weil ich dachte, dass es sich dabei um spezielle Rezepturen von der Insel Sylt handelte..

Wenn süddeutsche Blogvagabunden nun nicht einordnen können, was Sylter Salatfrische ist, kurze Erklärung: Kauf ich auch. Gibt es im Kühlregal und sieht so aus:
Dem ersten Satz in Herrn K. Beschreibung entnehmen wir: Herr K. hat Geschmack, denn aus eigener Erfahrung weiß ich zu berichten, dass das Zeuchs wirklich lecker ist und Herr K. scheint darüber hinaus versnobt, denn wen interessiert schon, ob das Rezept von Sylt stammt, wenn es lecker ist?

Dieser Eindruck verstärkt sich umso mehr, liest man den letzten Absatz Herrn K.´s Ausführungen:

Die Herstellung sei in der Nähe von Hamburg in Wulmstorf, was auch auf der Flasche steht. Auf Sylt sei nur eine Verkaufsstelle. Auch die Gaststätte "Zum Dorfkrug" gibt es wohl nicht auf Sylt, sondern die ist in Wulmstorf. Irgendwie stimmt wohl nichts auf dem Etikett und ich fühle mich enttäuscht von diesem Produkt.“


Ja.

Auch ich bin nun ganz ergriffen. Besonders von der Relevanz des Einwurfes.

Nun werde ich ein wenig weinen.

Nun geht es besser und ich möchte fragen: Ist Herr K. vom Produkt enttäuscht, welches ihm nach eigenem Bekunden schmeckte, oder von der nicht erfüllten Vorstellung, der Idee, welche er von diesem Produkt hat.

Sollte man Herrn K. mitteilen, dass die Realität noch viel grausamer sein kann und dass die Summe des Marketing-Mixes genau darauf abzielt, nämlich eine Emotion zu wecken, die in einen Kauf mündet?

Denn
“Emotionen, die durch bestimmte Produkte ausgelöst werden, können sogar die Aktivierung von Hirnbereichen überlagern, die für rationale Handlungskontrolle zuständig ist.“ (1)

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Emotionen durchaus auch negativ sein können, z.B. wenn Herr K. feststellt, dass die Salatschlotze gar nix mit Sylt zu tun hat und er über all diesen tatsächlichen Wohlstandsärger vergisst, dass ihm das Zeug doch schmeckte und das allein sollte doch unter Berücksichtigung aller als erfüllt angesehener Gutmenschensupereinwandskillerargumente der einzige Grund sein, warum man etwas ißt.

Und nur um es klarzustellen, bevor es wieder zum Schulterschluß der Falschversteher kommt:

Ich finde das Portal gut, würde mir aber wünschen, dass es tatsächliche Mogelpackungen sind, die angeprangert werden.

Sowas hier:


Goldbären. Pff. Das ich nicht lache.


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(1) Psychologie Heute, 37. Jahrgang, Heft 5,Warum wir kaufen, was wir kaufen, S.35 ff


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