Donnerstag, 27. Juli 2017
Der Geschlechtsunterschied - eine Erklärung für Fettleibigkeit



Flieg, kleiner Brandpfeil, flieg…

Hah. Der schönste Nullcontent der letzten Tage, dieses Blog hier läuft natürlich außer Konkurrenz, ist ein Artikel aus dem schönen Schweden, genauer aus dem Svenska Dagbladet von letzter Woche, wo dieser hybsche Artikel veröffentlicht wurde.

Ich übersetze das mal schnell, also das Wesentliche:

Der Zusammenhang zwischen fehlender physischer Aktivität und Übergewicht, bzw. Fettleibigkeit ist seit längerem bekannt.
Nun wurde aber ein bisher unbekannter Risikofaktor für Fettleibigkeit entdeckt: Der Geschlechtsunterschied.


Jetzt kommts:

Je größer der Unterschied zwischen den physischen Aktivitäten von Männern und Frauen ist, desto höher ist der Anteil an Übergewichtigen und Fettleibigen in der Bevölkerung. Das hat eine neue Studie bewiesen, die im renommierten Nature-Magazin veröffentlicht wurde

AHA, denkt man(n) sich da. Und nun?

Forscher der Standford-Universität haben über einen Zeitraum von 3 Monaten die Aktivitätsmuster der Probanden mittels einer Schrittzähl-APP gemessen und haben diese Werte dann mit vorhandenem Übergewicht bzw. Fettleibigkeit verglichen.
Die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern ist eine Erklärung, warum Fettleibigkeit in Ländern wie den USA oder Saudi-Arabien so gewöhnlich ist……


AHA², denkt man(n) sich da. Wie kommen die darauf?

Und hofft:

Übergewicht und Fettleibigkeit sind in „gehfreundlichen“ Städten eher seltener. Das zeigte sehr deutlich eine Studie, in der die Schrittzahlen, die in div. Amerikanischen Städten gemessen wurden, in eine Rangfolge gebracht wurden, die danach sortiert wurde, wie leicht man u.a. Restaurants, Geschäfte und Parkanlagen zu Fuß erreichen konnte.

AHA³, denkt man(n) sich da. Glaub ich. Aber wann kommt das mit dem Geschlechtsunterschied?

Und liest gespannt (wie sonst nur den Hank Chinasky) weiter:

Die Botschaft an Politiker und Stadtplaner ist klar, meint Herr Syndberg:
Setzen Sie auf lebendige Städte, in denen Dienstleistungen und Parkanlagen fußläufig zu erreichen sind. Machen sie Straßenquerungen für Fußgänger sicherer, drängen sie den Autoverkehr zurück und bauen Sie Radwege, sagt er.


AHA4, aber wann kommt das mit den geschlechtsbedingten Dicken?

Die Studienresultate bestätigen frühere Studien, aus denen hervorgeht, dass Übergewicht und Diabetes in autoabhängigen Gebieten gewöhnlicher sind.
Das Frauen in solchen Gebieten härter von Übergewicht betroffen sind als Männer, ist eine Erkenntnis, die erst die Standford-Studie brachte.

Dies ist eine sehr wichtige Erkenntnis, sowohl aus volksgesundheitlicher - wie Gleichstellungsperspektive.

In Ländern und Städten, in denen sich Frauen nur eingeschränkt bewegen können und ein Gefühl der Unsicherheit im Stadtumfeld /-gebiet haben, bedarf es einer systematische Arbeit, mehr Gebiete für diese zugänglich zu machen. Im Grunde ist dies eine politische Frage, aber die Zivilgesellschaft sollte dazu beitragen, diesees von der Politik zu fordern, sagt Herr Sundberg.


Oh, denkt man(n) sich.

Die, die sich zu wenig bewegen, dazu zu bringen, ihre Schrittzahl pro Tag zu erhöhen, ist aus volksgesundheitlicher Perspektive am lohnendsten, genauso wie Mittelalte und Senioren zu Bewegung zu animieren, sagt Sundberg.

Die Forscher der Standford Universität nutzten für ihre Studien Daten aus einer Gesundheits-App, die eine Mustererkennung zu ließ.
Dieser Typ der Forschung wird immer gewöhnlicher und ist eine fantastische Quelle für die Forscher, die Gesundheitsfürsorge effektiver und patientenindividueller zu gestalten, sagt Herr Englund…


Oder aber es ist ein total cooles Herrschaftstool der Gesundheitskassen.


Im selben Moment, wo diese neue Technik großen Nutzen bringen kann, stellen sich auch gewisse Risiken dar, meint er. (Herr Englund)

Smartphonehersteller setzen verstärkt auf Gesundheitsdaten, die automatisch in einer Cloud gespeichert werden und daraus resultieren ethische Fragen:

Wer hat Zugang zu meinen Gesundheitsdaten? Bin das nur ich, die Mediziner, oder auch der, der dafür zu bezahlen willens ist, z.B. eine Versicherung.


AHA 5, denkt man sich da: am Ende noch was Kritisches.

Gemessen an der Überschrift halte ich den Artikel für ziemlich dünn und faktenarm. Mag sein, dass die angesprochene Studie beweisender ist, aber ich halte es schon für notwendig, dass die Journalistin, die diesen Artikel schrieb, die Fakten, so denn vorhanden, zur Untermauerung der Aussagen präsentiert.

Zuallererst ist Übergewicht, sofern es nicht pathologisch bedingt ist, eine Missverhältnis von zugeführter und verbrauchter Energie. Oder wie mein Frau immer sagt: Du kannst auch ne Wonderbar-Dieät machen, sofern du halt nur soviel isst, wie du energetisch verarbeiten kannst, bzw. weniger.

Warum man hieraus ein Geschlechterdinges konstruieren muss, ist mir ein Rätsel. Ich finde, es gäbe da ganz konkretere und belastbarer Fragen, die es im Zusammenhang der Geschlechterverhältnisse zu klären gäbe. Wie wäre es mit gleichem Lohn für gleiche Arbeit?


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Danke für die Übersetzung und Zusammenfassung.
Der Artikel ist ein Beweis mehr, mit welchem Schwachsinn das Sommerloch aufgefüllt wird...
Wie groß es sein muß, zeigt schon, daß eine volle Seite dafür herhalten durfte.
Noch bisserl mehr heiße Luft und das Blatt würde (inkl. Redation) abheben.
Wäre nicht die schlechteste Lösung...

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HAH, Frau Sid, daran hatte ich ja gar nicht gedacht: SOMMERLOCH, ja, na klar. Da hätte ich ja auch selber draufkommen können, echt mal.

Im Original ist das zwar nur eine halbe Seite, aber da die Mixtur aus den einzeln gestriffenen Punkten für mich in einem Gegensatz zur Kernaussage der Überschrift steht, ist auch die halbe Seite zu viel.

Oder sind alle Mittelalte und Senioren nur Frauen?

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Amerikanische Studien sind oft seltsam. Ich habe mal einen Wälzer über Entwicklungspsychologie durchgeackert, um mich auf den aktuellen Stand zu bringen. War eine amerikanische Veröffentlichung, hat man gemerkt. Vielfach sehr banal, oft an den Haaren herbeigezogen und die Kleinbürgerlichkeit quoll aus jedem dritten Satz. Es war auch alles sehr auf amerikanische Verhältnisse bezogen, wobei sie so taten, als sei das global. Dass eine schwedische Tageszeitung sich zur Darstellung solcher Studien herablässt, ist in der Tat ein Hinweis auf das Sommerloch :-)

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Oha, Frau Fabry, Sie hier? Welch erstaunte Freude meinerseits.
Danke, dass Sie Ihre Erfahrung teilen, denn ich lese zu wenig derart Bücher, um mir eine Meinung bilden zu können. Ich habe aber viel Kontakt mit Amerikanern und die aller wenigsten, die ich kenne, haben eine holistische Sicht. Vielmehr herrscht ein eine amerikazentrierte Anschauung, die bisweilen in einer kommunikativen Sackgasse enden, weil ich manchmal nicht mehr weiß, ob die das ernst meinen, oder mich gerade verarschen. Da stirbt dann der Small Talk. Auch gut, gibt Luft und Raum für Wichtigeres.

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@Cab
Selbst eine Spalte wäre schon zu viel.
Keine Ahnung, ob das ein angesehenes Blatt ist, die Schreiberlinge dort taten sich damit leider keinen Gefallen oder zumindest nicht denkenden Lesern.
Aber vllt ist es ja auch Kategorie Schmierblatt, dann könnte das ein Karriereschub gewesen sein ; )

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kein Unterschied bei den dicken Männern und Frauen
es besteht schon ein Unterschied - das erkläre ich zum Schluss.

Es ist für die Gesundheit und die Vermeidung von Übergewicht von Bedeutung, ob die Person einen Sport betreibt oder hart arbeitet. Ein Holzfäller oder ein Maurer, welche pro Tag 3.000 kcal verbrennen, werden kaum fettleibig sein.

Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen!

Es gibt noch viele weitere Ursachen für Adipositas, das kann man nicht mit 10 Sätzen beschreiben.

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen:
Männer haben das Fett meist im Bauch - Bauchtyp - Bierbauch.
Frauen haben oft das Fett besser über den Körper verteilt, das ist nicht so schädlich für die Gesundheit. Natürlich gibt es auch den "Venus von Willendorf Frauen-Typ"

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AHA. Danke für den Einwurf, das wird ja von mir auch alles gar nicht in Abrede gestellt. Mein Frage war, ob es nicht wichtigere Fragen zu diskutieren gäbe?

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