Sonntag, 10. Dezember 2006
Song 2, Telefonat 1, letzter Versuch
Und dann rufst du nach gefühlten hundert Jahren deine Mutter an. Eigentlich waren es nur 11 Monate, aber Leute, die dir wohlgesinnt sind, sagen mach den ersten Schritt. Und du überwindest dich, weil du ne Postkarte bekommen hast, schon wieder eine und du kannst die Verzweiflung daraus lesen. Also, James gib dir nen Ruck ruf an und nach einer Sekunde bereust du es.
„Das ist ja schön, dass du dich auch mal meldest.“
„Ich kann ja wieder auflegen.“
Und so geht es wieder los, die nie endende Litanei ihrer Klagegeschichten, die dich nur am Rande interessieren und du fragst dich, wann wird sie fragen, wie es dir geht? Dann beginnen die Vorwürfe, wieder und du weißt, warum du das letzte Mal einen Entschluss gefasst hast.
„Mama?“
„Ja?“
„Interessiert Dich eigentlich wie es mir geht?“
Schweigen im Wald und im Hörer. Und du redest einfach drauf los, nimmst keine Rücksicht ob es sie interessiert oder nicht und du hörst an ihrem Schnaufen, dass ihre kleine Welt zusammenbricht. Das ist nicht grausam Mama, das ist das Leben und ich werde nicht dulden wenn du nur ein schlechtes Wort über die Antike verlierst. Nicht eins, hörst Du?! Und Mama wittert Morgenluft, sie textet dich voll, Junge komm nach Deutschland, komm nachhause. Weißt du Mama, ich hatte drei Jobangebote. Ich habe sie alle abgelehnt. Warum? Weil ich auf was anderes baue. Weg aus Europa, das wäre was. Siehst du Mama, es geht hier nicht um dich. Es geht einzig und allein um mich. Ich weiß was du willst, ich bin nicht dumm.
Und dann kommt was immer kommt, sie sagt, ich könne das Haus an der Ostsee haben. Behalte es Mama oder schenk es meiner Schwester. Ich lass mich nicht kaufen. Ach ja, Mama? Und wo wart ihr, als ich euch brauchte? Nee, ich werde nie fragen. Das weißt du. Ihr interessiert euch nicht für mich, daher ignoriere ich euch, einfach. Familie? Nur ein Wort für ein Beziehungsverhältnis. Diese muss gelebt werden. Nee. Ich verlasse mich auf mich, habe ich immer, werde ich immer und ich muss nie Danke sagen. Meine Schwester? Sie weiß wo ich wohne und hat meine Telefonnummer. Ach, ich habe mehr Geld? Seit wann hat es damit was zu tun? Es ist nicht leicht für sie? Wer sagt, dass es für mich leicht ist? Sieht immer so aus? Das liegt nur daran, dass ich niemandem Schuld gebe, mich nie bei euch beklage. Sicher. Aber weißt du Mama, da bin ich gern wie mein Vater und während ich es sage, tut es mir schon leid, denn er war ein Arsch. Ich kann aber nicht anders.
Wie ich so werden konnte? Frag dich selbst. Ich bin das Produkt deiner Erziehung. Ja, ich melde mich, irgendwann, vielleicht in hundert Jahren oder nie. Zu hart? Kann man gar nicht sein. Werde ich nicht gewollt, will auch ich nicht und denke immer dran:

I got my head done
When I was young
It's not my problem
Just not my problem



Mit freundlichen Grüssen nach Niedersachsen, wo ich schon wieder jemandem nicht gerecht werden konnte. Sie werden mich nie verstehen und manchmal bin ich fest davon überzeugt, dass ich vertauscht wurde. Wir haben nichts gemein. Gar nichts.




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huiuiui. aber du kannst stolz auf dich und deine reaktion sein... *knuff

btw: schickes favicon, schöner song ;-)

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Danke. Das brauchte ich gerade. Einmal Zuspruch. Danke!!
Und nun habe ich ein anderes Problem, hach, wie immer, eins geht, ein anderes kommt. Ich habe mir eben den Hintern im Solarium verbrannt. Was en Schmerz. Und ich habe nicht vergessen, dass ich dir noch ne Antwort schulde. Wer in Vorlage geht, sollte dafür belohnt werden;-)

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ehrlich gesagt kann ich darüber nur feixen... über deinen angeschmorten hintern, mein ich jetzt. *panthenolspray reich*

jupp, belohn mich mal. ;-)

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Viel schlimmer wäre ja wohl eine angeschmorte Front gewesen... ;-)

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Die Front ist doch heilig! Das schlimme ist, mir ist das ja schon vor England passiert. Und ich denk mir heute noch, James, denk ich, pass auf, das die Unnerbüx nicht wieder verrutscht. Und dann spielen sie Kent, man träumt weg und siehe da, die Schwarte wird Rot. Mann eh.

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wir können nachher drüber sprechen. ist mir hier trotz aller ausführlichkeit ein wenig zu kryptisch. ich versprech dir aber, ich werde dir keinen honig ums maul schmieren. ;)

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HäH?

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Nimms mir nicht krumm, aber ihr redet voll aneinander vorbei...

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Dir nehm ich gar nichts krumm, aber trotzdem: HäH?

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Naja....wenn man ewig nix voneinander gehört hat....was wäre da denn die allerallerallererste Frage? Meiner Meinung nach: "Wie gehts dir?" oder: "Gehts dir gut?"....
Irgendwie ists aber ziemlich oberflächlich ("dann halt das Haus an der Ostsee" etc.) und nicht wirklich in die Tiefe gehend (also darauf, woraufs wirklich ankommt)....

Insgesamt fand ich bei der -übrigens sehr schön geschriebenen- Lektüre, dass es irgendwie immer um ichichich geht und keiner vom anderen wirklich wissen will, was denn grade angesagt ist....Ich weiß nicht, wie beschreiben, aber es ist irgendwie....distanziert...

Aber das ist, wie gesagt, mein subjektives Empfinden bei der Lektüre des Texts....

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Was willst Du auch in Niedersachsen?
Da kannst Du es doch höchstens zum Gas- Lobbyisten bringen.

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hmhmhmm.
hej cabman.
woher kenn ich das denn wohl?... ah! gestern abend 20:30h, wird's wohl gewesen sein. nur, dass ich mir immer den satz: "ich ruf ja immer an.", anhören muss. und meinem vater musste ich neulich erklären, dass die lebensumstände einen wohl auch ein wenig zu dem machen, was man ist. deshalb bin ich nun mal so, wie ich bin. tut mir eigentlich auch nicht leid.

also, bleib dir treu, geh' deinen weg. hauptsache du kannst morgens in den spiegel schauen, und brauchst dich nicht verstecken.

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Hej! Welch Freude dich mal wieder hier zu lesen!
Aus deiner Fraktion werde ich auch mit Anrufen bombadiert;-)
Und uns muss gar nichts leid tun! Weihnachten?

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Es wird nicht besser.
Irgendwann lernt man's einfach.
Erst läßt man sich eine Million mal von Gutmeinern breitklopfen, macht wieder den ersten Schritt, steckt nach 20 Sekunden wieder mittendrin.
Erst wenn man einen radikalen Schlußstrich zieht, wird's besser - denn, so hart es klingt, Du änderst sie nicht mehr. Dafür werden sie niemals die Hoffnung aufgeben, Dich zu verändern.
Möchtest Du dahingehend verändert werden?

Mir geht es seit fünf Jahren besser.
Ich habe seither etwa vier Anrufe ignoriert - ich hab' einfach den AB drangehen lassen, selbst hab' ich mich nicht mehr gemeldet. Seit ich umgezogen bin, hat sich das Problem erübrigt.

Schenk' Dir dies zu Weihnachten: Fang' bitte nicht an, Dir ein schlechtes Gewissen zu machen (denn selbst wenn der Kopf weiß, daß Du alles richtig gemacht hast - Dein Bauch wurde ja "erzogen"...;-) )

P.S. Quark auf die Verbrennung - hilft am schnellsten...

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Kommt mir so bekannt vor. ;)

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Es ist ja immer eine Sache zwischen beiden. Der eine müsste mal mehr die Schultern zucken, wenn wieder der beliebte Satz kommt, der andere müsste es einfach ab und an mal nachlassen können. Wenn der eine immer nur einfordert ohne zu geben, kann man entweder nur noch zucken und drüber hinwegsehen (hohe Kunst, die es anzutrainieren gilt) oder den Cut machen. Ich habe irgendwann eine sehr offene Mail geschrieben, seitdem ist es besser. Dazu benötigt man allerdings eine Gegenseite, die in der Lage ist, sich auch selbst aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.

Familie ist nur ein Begriff für ein Beziehungsverhältnis: Korrekt für uns. Andere sind anders aufgewachsen, da steht Familie über allem. Was schön ist für sie, undenkbar aber für Menschen ist, die Familie eben anders kennen, vorgelebt bekommen haben und nun selbst leben.

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Genau so. Und wir aus den zerrütteten Vogelnestern halten eh zusammen.

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Hossadiho, da ziehen Sie sich aber auch einen schönen Schuh an! Wo ist denn Ihre Souveränität geblieben?

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