Freitag, 2. März 2007
Das also auch noch
Gibt es etwas Entwürdigerendes, als dem Bus hinterher zu rennen und ihn nicht zu bekommen? Dieses Gefühl der Niederlage schon am frühen Morgen? Ja. Man kann dabei auch noch auf die Fresse fliegen. Gosh darn it!
So, nun mal doppelkurz, oder wie pessimistische Leute wie die stämmige Nutte Ulla Trulla enttäuscht sagen würden: “Halblang?!“ Die Lage ist Hoffnungslos, aber nicht ernst, denn ich tue Kund die Kunde vom Gedankenbefall.

1.Mir fällt auf, dass es für den Job, den ich nun die letzten Jahre allein innehatte, drei, ich wiederhole mich da gern, um die Dramatik der Situation zu unterstreichen, also unglaubliche drei, neue Angestellte gibt. Als glühend passives Mitglied der Gewerkschaft betrachte ich dies mit einem gewissen Wohlwollen und zur Feier des Tages lege ich auch gleich das “Lied vom kleinen Trompeter“ auf. Ich freue mich dann immer, dass der kleine Held Trom Peter hieß, denn wie unschmissig wäre der Titel, würde es vom Schweindudenborstel Alois handeln. Egal. Drei und es beschleicht mich das Gefühl, unterbezahlt gewesen zu sein.

2. Was wie ein Dienst an der Gesellschaft ausschauen mag, ist tatsächlich ein geschickter Zug vom dicken Wurm Erik, Gattung Arschkriecher. Getreu dem Motto:
Teile und herrsche, verteilt er Informationen und behält sich das Recht vor, alles zu wissen. Immer hat er in mir eine Bedrohung gesehen, sage nicht ich, sagen andere und nun ist die Zeit gekommen, seine eigene Machtbasis auszubauen, penibel darauf achtend, dass die Neuen ihm nicht gefährlich werden können. Was der alte Kopffüßer dabei vergisst, ist so alt wie die Managementliteratur: Umgib dich mit den Besten, denn dann fällt ein wenig ihres Glanzes auf dich, sie fordern dich und du wirst besser, oder anders gesagt, die Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Und nun haben wir Ana.

3. Ana ist Spanierin. Das als solches ist noch kein Fehler, im Gegenteil, ich mag ja die Internationalität dieser Firma. Mich verwirrt aber schon der Name. Da fehlt doch was. Ana. Kommt nicht zackig wie Anna, hat keine Energie irgendwie. Die lange Ana ist 27 und frisch von der Uni, somit ist mein Status der Jüngste zu sein aufgehoben. Ana wohnt seit 8 Jahren in Schweden und spricht dabei so schlecht Schwedisch, dass selbst ich, dreckiger Ausländer und hochbegabter Wortkreateur, teilweise nicht versteh, was sie da eigentlich sagt. Man kann ja improvisieren, ich tat es auch und gern erinnere ich diese Augenblicke, als ich Challe mal erzählte, ich fühle mich nicht wohl und hätte Schnupfen. Wie übersetzt man Schnupfen? Snubbe vielleicht, weil man es gelesen hatte, ohne zu wissen, dass es ein anderes Wort für Penis ist. Challe musste dann auch lachen und meinte, das wäre doch ne ernste Geschichte. Oder Björn, dem ich mal ganz treuherzig erklärte, dass Thore später kommt, da er seinen Autoschlüssel verloren hatte. Verloren übersetzte ich mit förlossning, das heißt aber gebären. Ich habe alle gebeten mich zu verbessern, denn Sprache lernt man nur, wenn man sie spricht. Sie taten es und Ana spricht nicht viel.
Dann sitzen wir also zusammen und ich erzähle ihr alles über die Märkte, deren Chefin sie mal sein soll und bin erschrocken. Ich sach mal so, einem Sozialpädagogen mach ich keinen Vorwurf, wenn er mit den Worten Nettospanne und so nichts anfangen kann. Geht mir in deren Thematik genauso, aber ich würde auch nicht in deren Jobs arbeiten. Also fängt man bei Null an und erklärt, wenn du ne Spanne von 10% hast und dein Kunde will 5% Rabatt, wie viel müsstest du mehr verkaufen, um auf den gleichen Nettogewinn zu kommen? Antwort: ????? Aha.
Das ist Mini-BWL, keine Kunst für einen Hochschulabsolventen, eigentlich, es sei denn, man betrachtete sein Studium als so ne Art Überbrückungszeit.
Es ging lustig weiter, ich verlor die Lust und dann fragte sie doch noch etwas: Das sind ja so viele Projekt, woher wusstest du, dass du dieses und jenes machen sollst? Vor lauter enthusiastischer Verwunderung wäre dem Vater meiner zukünftigen Kinder, der hoffentlich ich sein werde, fast der teuere Kugelschreiber zerbrochen. Weil es der Job ist? Weil du kreativ sein sollst? Weil du dafür bezahlt wirst, neue Wege zu suchen? Meinst du, du bist hier richtig? Na egal, ich habe dann noch nen Keks gegessen, ihr den Ordner in die Hand gedrückt und viel Glück gewünscht. Erik beglückwünsche ich zu dieser hervorragenden Rekrutierung, lässt sie doch seinen Stern heller strahlen. Ihm sollte aber bewusst sein, wenn der Kopf im Arsch des Reeders steckt, muss dieser nur mal pupsen und schon fliegt man. Und je tiefer man drin steckt, desto stabiler die Flugbahn.

4.Wieso interessiert es mich eigentlich noch? Weil die Antike vielleicht doch recht hatte, als sie vorwurfsvoll meinte: Du bist derzeit nur auf einem anderen Trip, weil sie dich ausgebremst haben, weil du dich langweilst. Du wirst immer ein Shooter bleiben und ich hoffe du findest mal eine Frau, die das akzeptieren kann. Hab ich schon und ich werde mich doch ändern, ich kann aber Sehen und dann fällt mir so etwas eben auf.

5. Ich muss noch meine Hose waschen.


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