Mittwoch, 10. Mai 2006
Tittenhefte, DB und Abspaltungen
Nachdem ich ja nun neulich gerümpfte Nase kassierte, für Bemerkungen zum Flughafen, versuche ich mich daher heute mal mit der Bahn. Nicht das Schlüsselkind nachher aus Wut wieder Falten schlägt und armes Icke ich das ganze wieder ausbügeln muss, wo Icke es nämlich nicht so habe mit der Hausarbeit und das ist hausgemacht.
Icke fuhr am Montagmorgen um viertel vor Siebene mit dem Taxi durch Hamburg, da bin ich nämlich auf gar keinen Fall auf dem Flughafen, sondern auf dem Luftfortbewegungsmittelrunterkommpunkt ausgestiegen. Am Sonntag. Auf den folgte dann Montag, der mit einem handelsüblichen Morgen begann, an dem, mit einem Taxi, meine deutsche Woche es ihm gleich tat.
Die Stadt war noch nicht ganz wach aber schon sonnendurchflutet, was für Hafenstädte nicht untypisch ist, flutet doch da immer irgendwo was.
Ich liebe ja diese Zeit, wenn alles noch ruhig und in Erwartung des täglichen Runs, des Alltagtrubels still und leise vor sich hin werkelt, die Stadtreinigung, die Abendblattausträger, der Penner, der sich noch mal umdreht und die herrlich üppigen Bäckereifachfrauen, die Selbstbeschriftete, unleserliche Reklameschilder auf die Gehwege stellen. Toll!
Ich war die letzte Tour für den überaus netten indischen Taxifahrer, aber nicht das Letzte, wie er immer wieder versichert und wir hatten eine heitere Diskussion, die ich nicht nur zur Hälfte nicht verstand, und deren Inhalt deshalb hier nicht wiedergegeben wird, wie es denn sein könne, dass für Tittenhefte weniger Steuern anfallen, als für wichtige Medikamenteierung. Und dann haben sich im Radio empörte Passanten in empörtem Ton über diese wirklich empörende Tatsache, der empörend hohen Besteuerungsunterschiede empört, und ich war es dann auch, aber nicht überrascht, denn es ist doch Usus zu wissen, dass dies eine konspirative Machenschaft der imperialistischen, kapitalistischen Zeitungsverlegerpolitikermedikamentnherstellergrauzonenwandlerschweinebande ist. Oder, um es kurz in Poesie zu gießen, da diese so vieles erträglicher macht:

Ist die Viagra aufgrund der Steuer für Dich leider viel zu teuer, wäre es wohl besser gewesen, hättest Du nicht die Tittenhefte gelesen!

Diesmal mit freundlichen Grüssen, an alle Klaus M. aus Buxtehude, die immer grenzdebil und strickbejackt aus selber kucken, empörte Kommentare rufen und im real-Markt hintér der Gemüseabteilung versteckt, verstohlen in Titel wie “Geile 18“ oder “Nasse Schwestern“ blicken.

Nu mal was ganz anderes: Vielen Dank Bufflon und Biochemiker, Salutes! Ihr seid wahre Revolutionäre und ich weiß, dass unsere Zeit dereinst kommen wird, Salutes! Bis dahin sollten wir (ich denk mir hier gern eine SALUTES) unser Schicksal fristen und uns mit Leibes- und Leseübungen vorbereiten, Salutes!
Allen anderen anempfehle ich: Karl May, denn der ließ schon vor Ewigkeiten seinen Visionär, Vor- und Querdenker Winnetou sagen:
“Einen Pfeil kann man leicht zerbrechen!“
An dieser Stelle bitte vorstellen, wie er mit aller Kraft einen Pfeil übers Knie bricht, was man ja nicht tun soll, also allgemein, Dinge übers Knie brechen.
“Viele Pfeile lassen sich nicht zerbrechen!“ machen aber ein blaues Knie, ist man hier geneigt zu denken. Außerdem irrt der Mann, denn meiner unbedeutenden Erfahrung nach, lassen diese sich nur nicht zerbrechen, weil sie bereits runter, oder rüber, oder raus gefallen sind. Auf jeden Fall sind sie nicht da, diese Revolutionsverweigerer. Salutes!

Nun mal was ganz, ganz anderes:
Ich bin ja Bahn gefahren. Am Montag. Von HH nach Nürnberg. Das war toll und ich kann sagen, die Bahn lebt! Sauber, pünktlich und perfekte englische Ansagen. Die WM kann kommen, und ich fühlte mich ganz wie Deutschland. Das sollte uns alle mit Stolz erfüllen, weil wir ja mit Nürnberg Fürth die Wiege des Fortschrittes waren. Bewegung kann Fortschritt bedeuten, muss aber nicht und außerdem bewegt man sich heute woanders anders, meist schneller und oft auch fortschrittlicher. Aber dennoch: die deutsche Bahn lebt und es ist mir eine große Freude, mit ihr zu fahren!
Und da ich im gleichen Augenblick, wo ich dies schreibe, auch schon höre, dass man dies ja nicht schreiben könne, sinngemäß vom Deutsch und Stolz sein, schon gar nicht in einem Absatz, weil es sich nicht gehöre, lege ich hier schreibend und ungehörig nach: Ich bin aber nun mal ganz gern Deutscher und das hat nicht nur mit der Bahn zu tun, und Weltmeister werden wir auch, sofern sie sich bewegen, die Nationalhelden, das wäre ja dann auch schon mal ein neuer Fortschritt.

Das Beste an der ganzen Bahnfahrerei war allerdings ein Engländer namens Dave, der eigentlich aus Irland und schon allein deswegen sehr sympathisch rüber kam. Ich teile ja diese Irlandaffinität mit viel anderen; nun, ich denke bei mir hat das was mit Nadine und zu einem ganz kleinen bisschen mit H.R. zu tun.
Mit Nadine habe ich mal geknutscht, und dann ist sie nach Irland ausgewandert, was aber in keinem Zusammenhang steht, hat sie jedenfalls gesagt. Am Anfang haben wir uns immer gegenseitig getröstet, weil wir keinen Sprachwitz in der jeweiligen Sprache unserer Wahlheimat hatten. Man kann einfach nicht auf selben Niveau akzentuieren, pointieren, diskutieren, philosophieren, debattieren und süßholzraspeln schon gar nicht. Funktioniert nicht, und das kann einen in die schiere Verzweiflung treiben.
Am Ende fand Nadine dann irgendwann einen Freund, der hat ne Farm hia hia ho und da hat er auch einen Irish Wolfshound und als ich die Beiden mal besuchte war ich todneidisch, aber nicht auf den Hund.
Dave kannte das auch, das mit der Sprache, denn er wohnt nun schon seit 10 Jahren in Hamburg, and he loves that crazy city und Deutschland fand er genauso gut wie ich, aber Hamburg war halt besser. Hieraus entspann sich eine lustige deutsch-englische Konversationsreise und siehe da, war ich hux flux in Nürnberg.
Dort hat mich eine Kollegin abgeholt, die auch gleich meine neue Frisur bemerkte, die keine war, denn ich hatte nur keinen Friseurtermin bekommen. Dann waren wir in Herzogenaurach, dann in München, nun in Augsburg und diese ganze Dialektik geht mir gehörig auf den Keks, und, ob ihr es nun wahr haben wollt oder nicht, meine lieben Franken, ihr seid bloß Bayern, genau wir die Schwaben Baden Württemberger und Landesteile, in denen Sätze gesagt werden wie:
Sieee, I hänn genn a Däschle mit`nem Fächle
gehören sowieso aus der Förderation gestoßen, aber hochformatig und breitkant. Stattdessen holen wir uns Irland, Irland reloaded und Teile Spaniens und jeder bekommt eine Farm und wer will, auch einen Wolfshound.

In diesem Sinn: Machi s´Maul zu, gell?!


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