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Mittwoch, 27. Juni 2007
Mit freundlichen Grüßen ins Beet:
cabman, 01:11h
Es herbstet und da könnte man es sich vor dem Kamin gemütlich machen, in Würde altern, die Füße mit dem Hornhauthobel bearbeiten, sich darüber freuen, das angesichts diesen Wetters die Erfindung der regendichten Dachpfanne bereits erfolgte und der Flora beim Entblättern zuschauen. Den Pflanzen auch.
Stattdessen traf mich ein Stock, dick wie selbst gemachtes Schmalz, genauso rutschig und eigentlich handelt es sich eher um einen Leuchtstab, dessen Beantwortung in groben Zügen bereits erfolgte, doch so einfach ist die Sache nicht, nicht in diesen Tagen, wo…lassen wir das.
Zur Sache, Peters Ilieschen:
Ich hab deine Seite hier gefunden:
http://cabman.blogger.de/stories/610244/#610381
Genau da. Und ich kann mich sehr genau daran erinnern. Es war so ein Wetter wie heute, ich wohnte in meinem Stockholmer Leerstand und ließ ein Bad einlaufen. Cure waberte durchs Haus. Ab da hab ich angefangen, bei dir mitzulesen.
Diese Aussage ist natürlich nicht für alle gültig.
Ich mag dich als Person, weil?:
Als virtuelle Person mag ich dich. Warum? Ich wiederhole:
Ich lese Sie, weil ich Sie sehr mag, Ihren Witz besonders, Ihre Bodenständigkeit ebenso, Ihre Kreativität nicht zu vernachlässigen und weil Sie eine der Bloggerinnen sind, die auch oft lebensklug, charismatisch und mit einer gewissen Verschlagenheit antworten.
In Ergänzung: Da du mir in beschriebener Form nun sympathisch bist, glaube ich, dass wir auch im realen Leben die eine oder andere lustige Zeit hätten.
Ich mag des Stöckchenwerfers Blog weil:
Das Interessante an deinem Weblog:
Darum lese ich deinen Blog:
Ich beantworte alle Fragen in einem kleinen Exkurs:
Die Summe der Webloginnen, die ich aufsuche, geben mit etwas, ohne das deren Schreiber es wissen, weil ich nehme, was ich davon brauche. Einfach, oder? Anders gesagt:
Mir geht es wie dir. Auch ich kann nichts mit den gekünstelten Kunst-Webloginnen anfangen, oder ganz fesch sind auch diese Computerspieleblogs, oder noch besser Technikblogs.
Ich mag lieber diese Geschichten aus dem Leben, wenn Frau Novemberregen eine Krise hat, Frau Ilse Bilse jugendgefährdende Schriften verbreitet, der Büffel Stimmungen in Worte kleidet, Gorilla offensichtlichen Stuss benennt, wenn Frau Bona mit der 10,0 Megapixel Carl Zeiss Optik durch Berlin streift, Frau Rosarot mit ihren Eltern hadert, Püppie mir Liebesbriefe schreibt und meine Schreibe verbessert, Herr Kid jammert, Herr Mark über seine Tochter berichtet, Frau Stella auf der Suche nach einem Mann ist, Frau Gutemine ihren unterschwelligen Witz versprüht (der ist live noch viel besser). Ich mag beeties Musiktipps, oder wenn ericpp seine Jobgeschichten auspackt, von denen ich nur die Hälfte verstehe. Frau Lunally, die herrliche Schoten bringt, dass man manchmal wahlweise nur lachen, oder sie tröstend in den Arm nehmen will. Frau Schlüsselkind, erinnerst du noch an Evil me? großartig, oder? Außerdem kann ich sie anrufen, wenn es dick kommt. Frau Diagonale, wo ich manches Mal denke, schön, wenn ich auch sone Mutter gehabt hätte. Herr Kuhlumbus, ein Meister der schönen Prosa. Frau Pommesrots Landgeschichten, Herrn Nyxons Witz, Herrn referrals hingeschnotterden Gedanken, alles dies eben. Und um es nun an dir festzumachen:
Das Leben, welches du da offensichtlich lebst, hatte ich auch mal. Ich habe es weggeben für etwas anderes. Damals erschien es mir langweilig, tut es noch immer, aber nicht mehr so schlimm. Ich habe es nicht wirklich geliebt und die Schizophrenie in der Sache ist: Bisweilen vermisse ich es. Es mag daran liegen, dass ich immer alles will, am besten sofort. Und das geht halt nicht.
Man muss sich im Leben immer für etwas entscheiden: was will ich studieren, wo will ich wohnen, wen will ich lieben, was will ich arbeiten, alles sone Dinge und schlimm ist, die wenigsten von uns erkennen, dass viele dieser Entscheidungen revidierbar sind, man muss sich nur trauen.
Wie gesagt, ich habe mich getraut, damals, aber ab und an denke ich mir, so schlimm war das alles nicht, du hattest weniger Stress und so on. Sentimentalität umspült mich dann, ich schaue alte Bilder an und wenn ich dann Zeit habe, kehre ich bei dir ein, trinke ein Gläschen Multivitaminsaft und lausche deinen Ausführungen vom Landleben und Ludwig und nehme sie als Ersatz für das, was ich in diesem Moment nicht habe. Das macht dich und die anderen für mich interessant, denn jeder der Benannten und die, die ich vergaß, haben etwas, was ich nicht habe, aber über den Weg der Webloginnen geteilt wird. Ich hoffe das war verständlich.
Und außerdem, was soll man sonst tun, wenn man(n) keinen Fernseher hat?;-)
Und jetzt beleibt eigentlich nur noch zu fragen, warum werde ich nicht gelesen? Wäre ja mal interessant, so im Rahmen des allumfassenden Verbesserungswillens, den ich ab und zu habe.
Also, alle die das hier gerade nicht lesen, mögen sich doch bitte zu eventuellen Gründen äußern, so dass ich mittelfristig etwaige inhaltliche oder stilistische Änderungen unterlassen könnte...
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Ewalds Reise mit freundlichen Grüßen nach Berlin
cabman, 21:39h
Folge diesem Pfad. Fühlst Du, wie der nadelbedeckte Waldboden leicht unter deinen Füssen nachgibt? Riechst du den Harz und den Duft frisch geschlagenen Holzes? Hörst du den Singsang der Buchfinken und dort, in der Ferne, das rhythmische Geklacker des Spechtes? Spürst du, wie sich sanft die Bäume im Wind wiegen und das Rauschen ihrer Wipfel wie Getuschel in deinem Ohr klingt. Hör zu, sie erzählen dir die Geschichte von Ewald.
Dort, wo in sanften Hügeln das Hochgebirge seinen Anfang nimmt, über den Bach, hinter dem Zaun, am steinigen Hang, lebt in tropfwassernasser Höhle ein Ewald.
Ewald, das Schwein, das so gern ein Hund wäre, lebt allein und weit weg von der bösen Welt. Denn Ewald ist verliebt – in SIE. Sie, deren Name unausgesprochen bleiben soll, von jetzt bis in alle Ewigkeit, war seine Verheißung, aber Sie wusste davon nichts. Sie folgte einem windigen Wiesel und Ewald blieb allein. So ging er unter die Erde und klagte sein Leid dem Regenwurm Tobias und der Maus Olga, die eigentlich ein Maulwurf war, sich aber aus ästhetischen Gründen Maus nannte.
Ewald erzählte ihnen davon, dass sich die Erinnerung an sie wie ein wiederhakenbestückter Pfeil in sein Herz bohrte. Das es wehtat, wenn man ihn berührte. Das sich die Sehnsucht nach ihr als hungriger Schmerz durch seine Eingeweide nagte und nimmer satt wurde.
Tobias sagte, er kenne dies. Es gehe ihm ähnlich bei fallfrischem Laub.
Für Ewald hatte sie ein wundervolles Lächeln; eine Figur, die ihm den Atem raubte; Augen, so strahlend wie frischgepflückte Sterne; ein Wesen, so warm und rein, dass es ihm die Sprache verschlug. Und deswegen hatte er ihr auch all dies nie gesagt. Nie berührten sich ihre Lippen, nie liebkosten sich ihre Körper und nie kuschelte sie sich bei ihm an. An dieser Stelle erklärte Olga, sie hatte auch so einen Freund, den Fjodor Wassiliwitsch aus Wodrokow, hatte ihn gehabt und verlassen. Zu anstrengend war er, wie sie meinte.
„Weißt du was dir hilft, deine Trübsal zu vertreiben?“ fragte Tobias.
„Ja, wenn ich Sie sehen könnte.“ antwortete Ewald.
„Quatsch!“ entrüstete sich Olga. „Ein Fest, das wäre genau das richtige für Dich!“
„Was für eine Fest? Wann? Mir ihr?“ Die Gedanken begannen sich in Ewalds Kopf zu drehen, fast wurde ihm schwindlig.
„Doch nicht mit ihr, du bist doch kein dummes Schwein. Denk nach, Ewald! Wir feiern jetzt und hier!“ rief Olga fröhlich jauchzend.
Behänd machte sie sich in der Kochnische daran, einen gemischten Laubsalat zu zubereiten. Dabei sang sie auf Russisch tragische Balladen, die von unerfüllter Liebe, Schmerz und Tod handelten, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass Ewald einer dieser Balladen hätte entstiegen sein können.
„Nimm es ihr nicht krumm“, rief Tobias, der unter Geächze dabei war, ein Fässchen Kastanienpunsch zu öffnen. Er hatte wohl bemerkt, dass Ewald sehr, sehr, also wirklich doll unglücklich aussah.
„Sie hat so viel Taktgefühl, wie sie sehen kann, ist aber eine herzensgute Seele.“
„Ja, das stimmt!“ pflichtete Ewald ihm bei, wissend, dass ihn diese Freunde nie im Stich lassen würden.
„Weißt du Tobias, es ist ja nicht wegen euch. Ihr seid die besten Freunde die man haben kann. Es fehlt nur irgendetwas. Etwas in mir drängt, zieht, ja reißt mich zu ihr und ich weiß nicht einmal wo sie ist.“
Tobias hatte ihn aber nicht gehört, hing er doch zur Hälfte bereits im Punsch.
„So Jungs, nun wird gefeiert!“
Mit einer riesigen Schüssel zwischen ihren noch riesigeren Grabschaufeln kam Olga an den Tisch.
„Der Salat sieht aber sehr lecker aus“, sagte Ewald. Nicht das er bereits sonderlich viele Salate gesehen hätte, aber er war sehr angetan von all der Mühe, die sich seine Freunde für ihn machten.
„Wisst ihr, ich glaube ich sollte sie suchen. Wenn sie hier wäre würde alles anders sein. Gleich morgen werde ich mich auf den Weg machen.“ Und als wolle er seinen Worten besonderen Nachdruck verleihen, stopfte er sich eine extra große Portion Salat in den Mund.
„Ja, aber nicht ohne mich“, sagte Olga zu dem ordentlich aufgestapelten Holzhaufen, den sie für Ewald hielt.
“Ich werde Dich begleiten, denn du bist doch fast noch ein Ferkel.“ Sprachs und zwinkerte dem Holzhaufen aufmunternd zu.
„Auch ich werde mithelfen bei der großen Suche“ hickste Tobias, der schon zuviel Punsch hatte.
„Ich Danke euch.“
Mit diesen Worten Ewalds war die Sache abgemacht und die drei Freunde saßen noch bis spät in der Nacht zusammen. Sie planten die Reise und tranken, planten und tranken, tranken und tranken....
Die Reise beginnt
Am nächsten Morgen stand die kleine Reisegruppe vor Ewalds Höhle im Nieselregen. Ewald, der wegen seiner Kopfschmerzen nicht richtig sehen konnte. Olga, die eigentlich nie richtig sieht, der es aber nicht viel besser ging. Und Tobias, von dem man nur ein seliges Schnarchen hörte, lag er doch in seinem Erdbett, welches Ewald in einem Brustbeutel um seinen Hals trug.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute Ewald in den Himmel, auf den matschigen Weg, den sie nehmen mussten, auf Olga, die konzentriert die Felswand neben den Höhleneingang ansah und zuletzt auf seine Füße, die bereits ganz aufgeweicht waren. Abrupt drehte er sich um, stupste Olga zurück in die Höhle, folgte ihr und schlug die Tür zu.
„Wenn es regnet sollte man keine Reise beginnen!“ erklärte er kurz.
Am darauf folgenden Morgen war nur nicht das Wetter viel besser, sondern auch die Laune der drei Freunde. Schnell wurde die Tür geschlossen und das Trio machte sich auf seinen Weg.
Nach einer halben Stunde des mühevollen Abstieges vom steinigen Hang rührte sich Tobias zum ersten Mal an diesem Tag und fragte freundlich, wo es denn eigentlich hingehe. Er wolle nicht vorwitzig sein, aber dächte ja wohl, dass Ewald gar nicht wisse, wo sie, deren Name unausgesprochen bleiben soll, von jetzt an bis in alle Ewigkeit, sich aufhielte.
„Ja, Du hast ganz recht“, sagte Ewald. „Ich dachte wir gehen zu erst zu Tränke am Bach und fragen ob jemand der reisenden Tiere etwas wisse.“
„Der reisenden Tiere?“ fragte Tobias mit schriller Stimme. „Weißt du denn nicht, dass das gefährlich ist? G E F Ä H R L I C H! Da gibt es Tiere, die fressen andere Tiere. Verstehst Du?! Die trinken da nur, weil sie vom Fressen durstig sind. VOM FRESSEN!! Worauf habe ich mich da nur eingelassen?!“
“Nun mal immer schön ruhig“, mischte Olga sich beschwichtigend ein.
“Tobias, wenn die reisenden Tiere dort trinken, weil sie vom Fressen durstig sind, haben sie doch schon gefressen, oder? Also, sind sie satt, und wir haben nichts zu befürchten.“
“Eben!“ fügte Ewald kopfschüttelnd hinzu und tippelte weiter den ausgetretenen Pfad entlang.
“Vielleicht haben wir ja wirklich Glück und jemand hat sie gesehen und dann feiern wir heute Abend bereits mit ihr. Das wäre was! Olga, machst Du dann wieder so einen tollen Salat? Ach bitte! Er wird ihr sicher auch schmecken.“
Olga schüttelte über soviel jugendlicher Naivität nur den Kopf. “Ewald“, sagte sie mit leiser Stimme, “noch haben wir sie nicht gefunden.“
“Du hast ganz recht Olga und ich hoffe nur, dass die reisenden Tiere wirklich nach dem Fressen trinken und nicht anders herum.“
Damit war alles gesagt und die kleine Gruppe folgte schweigend dem Steg, der jetzt ein wenig breiter, aber auch matschiger wurde.
Sie gingen so eine Weile, als Ewald meinte: “Sollten wir nicht gleich auf den Zaun stoßen? Und wie kommen wir über ihn hinweg?“
Er fühlte sich etwas unruhig und hatte den Zaun als sehr hoch in Erinnerung und da er nun mal ein Schwein war und deswegen nicht fliegen konnte, geschweige denn klettern, dachte er zum ersten Mal darüber nach, dass diese Reise vielleicht nicht so leicht werden würde, wie er sich das vorgestellt hat. Doch bevor seine Freunde ihm antworten konnten, zeichnete sich der Zaun bereits am Horizont ab.
“Ich glaub wir brauchen noch ein Weilchen und wenn wir ihn erreicht haben, klettern wir einfach hinüber.“ sprach gähnend Tobias.
Ewald und Olga brauchten nicht sehr lange, bis sie endgültig vor dem Zaun standen. Er war ungefähr 1,50m hoch, hatte schön weißgestrichene Zaunslatten, die exakt in Reih und Glied standen und bar jeglichen Makels waren.
“Und nun?“ fragte Ewald eher sich selbst. Er schaute nach Links und folgte mit seinem Blick dem Verlauf des Zauns, er schaute nach Rechts und folgte mit seinem Blick dem Verlauf des Zauns, er schaut nach oben, um die Höhe abschätzen zu können, schüttelt dann den Kopf und ließ sich deprimiert auf seinen Hintern plumpsen.
“Das schaffen wir nie!“ purzelte es aus ihm heraus, als eine unbekannte Stimme sich meldete: “Psst. Psst. Eh Du!“
Fortsetzung folgt, nächstes Jahr...
Dort, wo in sanften Hügeln das Hochgebirge seinen Anfang nimmt, über den Bach, hinter dem Zaun, am steinigen Hang, lebt in tropfwassernasser Höhle ein Ewald.
Ewald, das Schwein, das so gern ein Hund wäre, lebt allein und weit weg von der bösen Welt. Denn Ewald ist verliebt – in SIE. Sie, deren Name unausgesprochen bleiben soll, von jetzt bis in alle Ewigkeit, war seine Verheißung, aber Sie wusste davon nichts. Sie folgte einem windigen Wiesel und Ewald blieb allein. So ging er unter die Erde und klagte sein Leid dem Regenwurm Tobias und der Maus Olga, die eigentlich ein Maulwurf war, sich aber aus ästhetischen Gründen Maus nannte.
Ewald erzählte ihnen davon, dass sich die Erinnerung an sie wie ein wiederhakenbestückter Pfeil in sein Herz bohrte. Das es wehtat, wenn man ihn berührte. Das sich die Sehnsucht nach ihr als hungriger Schmerz durch seine Eingeweide nagte und nimmer satt wurde.
Tobias sagte, er kenne dies. Es gehe ihm ähnlich bei fallfrischem Laub.
Für Ewald hatte sie ein wundervolles Lächeln; eine Figur, die ihm den Atem raubte; Augen, so strahlend wie frischgepflückte Sterne; ein Wesen, so warm und rein, dass es ihm die Sprache verschlug. Und deswegen hatte er ihr auch all dies nie gesagt. Nie berührten sich ihre Lippen, nie liebkosten sich ihre Körper und nie kuschelte sie sich bei ihm an. An dieser Stelle erklärte Olga, sie hatte auch so einen Freund, den Fjodor Wassiliwitsch aus Wodrokow, hatte ihn gehabt und verlassen. Zu anstrengend war er, wie sie meinte.
„Weißt du was dir hilft, deine Trübsal zu vertreiben?“ fragte Tobias.
„Ja, wenn ich Sie sehen könnte.“ antwortete Ewald.
„Quatsch!“ entrüstete sich Olga. „Ein Fest, das wäre genau das richtige für Dich!“
„Was für eine Fest? Wann? Mir ihr?“ Die Gedanken begannen sich in Ewalds Kopf zu drehen, fast wurde ihm schwindlig.
„Doch nicht mit ihr, du bist doch kein dummes Schwein. Denk nach, Ewald! Wir feiern jetzt und hier!“ rief Olga fröhlich jauchzend.
Behänd machte sie sich in der Kochnische daran, einen gemischten Laubsalat zu zubereiten. Dabei sang sie auf Russisch tragische Balladen, die von unerfüllter Liebe, Schmerz und Tod handelten, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass Ewald einer dieser Balladen hätte entstiegen sein können.
„Nimm es ihr nicht krumm“, rief Tobias, der unter Geächze dabei war, ein Fässchen Kastanienpunsch zu öffnen. Er hatte wohl bemerkt, dass Ewald sehr, sehr, also wirklich doll unglücklich aussah.
„Sie hat so viel Taktgefühl, wie sie sehen kann, ist aber eine herzensgute Seele.“
„Ja, das stimmt!“ pflichtete Ewald ihm bei, wissend, dass ihn diese Freunde nie im Stich lassen würden.
„Weißt du Tobias, es ist ja nicht wegen euch. Ihr seid die besten Freunde die man haben kann. Es fehlt nur irgendetwas. Etwas in mir drängt, zieht, ja reißt mich zu ihr und ich weiß nicht einmal wo sie ist.“
Tobias hatte ihn aber nicht gehört, hing er doch zur Hälfte bereits im Punsch.
„So Jungs, nun wird gefeiert!“
Mit einer riesigen Schüssel zwischen ihren noch riesigeren Grabschaufeln kam Olga an den Tisch.
„Der Salat sieht aber sehr lecker aus“, sagte Ewald. Nicht das er bereits sonderlich viele Salate gesehen hätte, aber er war sehr angetan von all der Mühe, die sich seine Freunde für ihn machten.
„Wisst ihr, ich glaube ich sollte sie suchen. Wenn sie hier wäre würde alles anders sein. Gleich morgen werde ich mich auf den Weg machen.“ Und als wolle er seinen Worten besonderen Nachdruck verleihen, stopfte er sich eine extra große Portion Salat in den Mund.
„Ja, aber nicht ohne mich“, sagte Olga zu dem ordentlich aufgestapelten Holzhaufen, den sie für Ewald hielt.
“Ich werde Dich begleiten, denn du bist doch fast noch ein Ferkel.“ Sprachs und zwinkerte dem Holzhaufen aufmunternd zu.
„Auch ich werde mithelfen bei der großen Suche“ hickste Tobias, der schon zuviel Punsch hatte.
„Ich Danke euch.“
Mit diesen Worten Ewalds war die Sache abgemacht und die drei Freunde saßen noch bis spät in der Nacht zusammen. Sie planten die Reise und tranken, planten und tranken, tranken und tranken....
Die Reise beginnt
Am nächsten Morgen stand die kleine Reisegruppe vor Ewalds Höhle im Nieselregen. Ewald, der wegen seiner Kopfschmerzen nicht richtig sehen konnte. Olga, die eigentlich nie richtig sieht, der es aber nicht viel besser ging. Und Tobias, von dem man nur ein seliges Schnarchen hörte, lag er doch in seinem Erdbett, welches Ewald in einem Brustbeutel um seinen Hals trug.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute Ewald in den Himmel, auf den matschigen Weg, den sie nehmen mussten, auf Olga, die konzentriert die Felswand neben den Höhleneingang ansah und zuletzt auf seine Füße, die bereits ganz aufgeweicht waren. Abrupt drehte er sich um, stupste Olga zurück in die Höhle, folgte ihr und schlug die Tür zu.
„Wenn es regnet sollte man keine Reise beginnen!“ erklärte er kurz.
Am darauf folgenden Morgen war nur nicht das Wetter viel besser, sondern auch die Laune der drei Freunde. Schnell wurde die Tür geschlossen und das Trio machte sich auf seinen Weg.
Nach einer halben Stunde des mühevollen Abstieges vom steinigen Hang rührte sich Tobias zum ersten Mal an diesem Tag und fragte freundlich, wo es denn eigentlich hingehe. Er wolle nicht vorwitzig sein, aber dächte ja wohl, dass Ewald gar nicht wisse, wo sie, deren Name unausgesprochen bleiben soll, von jetzt an bis in alle Ewigkeit, sich aufhielte.
„Ja, Du hast ganz recht“, sagte Ewald. „Ich dachte wir gehen zu erst zu Tränke am Bach und fragen ob jemand der reisenden Tiere etwas wisse.“
„Der reisenden Tiere?“ fragte Tobias mit schriller Stimme. „Weißt du denn nicht, dass das gefährlich ist? G E F Ä H R L I C H! Da gibt es Tiere, die fressen andere Tiere. Verstehst Du?! Die trinken da nur, weil sie vom Fressen durstig sind. VOM FRESSEN!! Worauf habe ich mich da nur eingelassen?!“
“Nun mal immer schön ruhig“, mischte Olga sich beschwichtigend ein.
“Tobias, wenn die reisenden Tiere dort trinken, weil sie vom Fressen durstig sind, haben sie doch schon gefressen, oder? Also, sind sie satt, und wir haben nichts zu befürchten.“
“Eben!“ fügte Ewald kopfschüttelnd hinzu und tippelte weiter den ausgetretenen Pfad entlang.
“Vielleicht haben wir ja wirklich Glück und jemand hat sie gesehen und dann feiern wir heute Abend bereits mit ihr. Das wäre was! Olga, machst Du dann wieder so einen tollen Salat? Ach bitte! Er wird ihr sicher auch schmecken.“
Olga schüttelte über soviel jugendlicher Naivität nur den Kopf. “Ewald“, sagte sie mit leiser Stimme, “noch haben wir sie nicht gefunden.“
“Du hast ganz recht Olga und ich hoffe nur, dass die reisenden Tiere wirklich nach dem Fressen trinken und nicht anders herum.“
Damit war alles gesagt und die kleine Gruppe folgte schweigend dem Steg, der jetzt ein wenig breiter, aber auch matschiger wurde.
Sie gingen so eine Weile, als Ewald meinte: “Sollten wir nicht gleich auf den Zaun stoßen? Und wie kommen wir über ihn hinweg?“
Er fühlte sich etwas unruhig und hatte den Zaun als sehr hoch in Erinnerung und da er nun mal ein Schwein war und deswegen nicht fliegen konnte, geschweige denn klettern, dachte er zum ersten Mal darüber nach, dass diese Reise vielleicht nicht so leicht werden würde, wie er sich das vorgestellt hat. Doch bevor seine Freunde ihm antworten konnten, zeichnete sich der Zaun bereits am Horizont ab.
“Ich glaub wir brauchen noch ein Weilchen und wenn wir ihn erreicht haben, klettern wir einfach hinüber.“ sprach gähnend Tobias.
Ewald und Olga brauchten nicht sehr lange, bis sie endgültig vor dem Zaun standen. Er war ungefähr 1,50m hoch, hatte schön weißgestrichene Zaunslatten, die exakt in Reih und Glied standen und bar jeglichen Makels waren.
“Und nun?“ fragte Ewald eher sich selbst. Er schaute nach Links und folgte mit seinem Blick dem Verlauf des Zauns, er schaute nach Rechts und folgte mit seinem Blick dem Verlauf des Zauns, er schaut nach oben, um die Höhe abschätzen zu können, schüttelt dann den Kopf und ließ sich deprimiert auf seinen Hintern plumpsen.
“Das schaffen wir nie!“ purzelte es aus ihm heraus, als eine unbekannte Stimme sich meldete: “Psst. Psst. Eh Du!“
Fortsetzung folgt, nächstes Jahr...
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