Freitag, 4. April 2008
Die Flokatikatze und anderes Wirres
Bevor wir heute zum geistigen Tiefflug ansetzen, wie es mir ja oft hinterhergesagt wird, pflanze ich vorab einen sogenannten Wortbusch. Wortbusch ist ein so ausnehmend hübsches Wort, dass man ruhig mal einen Satz konstruieren kann, in dem es seine voll Pracht entwickelt, man kommt ja sonst eher selten dazu:

Herr Kid, die Püppie und ich trafen uns, als vor drei Tagen morgen noch heute war und dessen Vorgestern zwei Tage nach beschriebener Zusammenkunft stattfand, was so aber nur dann inhaltlich richtig wäre, würde ich es morgen aufgeschrieben haben.

Wenn Sie nun meinen, ich hätte es mit Büschen, stimmt, aber nur anteilig!

Zum Thema:

Die Natur ist eine so spektakuläre Sache, die mit allerlei monströsen Überraschungen aufwartet. Die allerwenigsten davon sind als angenehm zu beschreiben. Glauben Sie nicht? Fragen Sie mal Joppe Sambalabuda, der einäugige Karibikinselbewohner, der auf der Flucht vor der Lava eines Vulkanausbruchs sich unglücklich einen Zeh stieß, um kurz darauf in einen Dornenbusch zu fallen, um dann in selbigen auch noch den Lavatod zu finden, eine recht natürliche, wenn auch böse Überraschung, die Mensch kaum sucht.

Immerhin, so mögen Leute denken, die gern Selbstgehäkeltes tragen, erfolgte Joppes Tod im Rahmen von völlig natürlichen Ausscheidungsprozessen, nämlich dem des Lavaausflusses und dem Joppes aus seinem Leben, was die Sache zwar ökologisch hochkorrekt, aber mit Sicherheit nicht weniger traurig macht. Und wir lernen: Die Natur ist eine gefährliche Angelegenheit und es gibt Unterschiede in der umweltpolitischen Vertretbarkeit von Todesarten, die, wie ich finde, zukünftig auch steuerlich dementsprechend veranlagt werden sollten.(Dieses nicht weiter berücksichtigen, nur ein Randgedanke, der weiter gesponnen werden möchte.)

Das Mutter Natur nun eine rabiate Persönlichkeit ist, steht wohl außer Frage und doch, oder gerade deswegen, suchen soviele Menschen ihre Nähe. Das Paradebeispiel für solche Leute sind Campingurlauber. Man könnte also behaupten, Campingurlauber sind gewissermaßen todessehnsüchtig und damit ein Fall für den Psychiater.

Das Risiko, durch Ertrinken beim sogenannten Starkregen während des Zeltens zu sterben, oder durch Blitzeinschlag und in dessen Folge einem sogenannten Baumbefall des Zeltes zu erliegen, ist doch überproportional hoch und gilt in Fachkreisen als würdiges Ableben eines richtigen Naturburschen.

Ich persönlich halte Camping daher auch für grenzwertig. 2000 Jahre Entwicklungsgeschichte und so glorreiche Geschenke wie Zentralheizung und den ehrbaren Berufsstand des Stuckateurs sollten täglich gefeiert und gewürdigt werden. So wundert es dann wohl auch nicht, dass ich kein Freund vom Zelten bin, verfüge aber sehr wohl über Erfahrungswerte; ich war genau fünfmal Zelten und jedes Mal trugen diese naturnahen Happenings katastrophale Züge, außerdem erfreue ich mich seit dem täglich über die ökologisch beruhigende Gewissheit, keine Grashalme platt zu liegen.

Meine liebe Ex-Kollegin Challe indes, liebt es, in den Fjällen zu campieren. Mit wildromantischen Blick und sich dabei ständig kratzend, weil vor Ort nämlich auch recht viele Mücken wohnen, erklärte sie mir, dass sie sich dort erst richtig als Mensch fühle. Ich halte die Fjällen für einen arg deprimierenden Ort, dessen Weite einem auch angst macht. Von den fehlenden Duschen und deren Vorhängen sowie U-Bahnverbindungen will ich gar nicht erst anfangen. Damit Püppie mir nun nicht wieder erzählen kann, ich sei die Leichtigkeit des Seins, weil die Einträge eher inhaltsleer sind, hier der heutige Bildungsteil in Ergänzung und zur Erbauung und Abrundung:

Fjäll ist ein Landschaftsstrich im hohen Norden, da wo keine Bäume mehr wachsen.
Räven ist Schwedisch und bedeutet Fuchs. Ergo zusammengesetzt:

Landschaftsstrich-in-dem-keine-Bäume-wachsen-Fuchs.

Das ist im Übrigen auch der Name dieser bekannten Outdoor-Bekleidungsfirma. Ich finde diesen äußerst kreativ und sollte ihr Flokati auch die Neigung haben, sich zu einem Biotop zu entwickeln, muss ich Sie leider enttäuschen. Flokatikatze ist mein neuer Markenname, allerdings für hochsympathische und luftig-leichte Indoor-Campingbekleidung, denn auf so einem Flokati ist auch gut Wortbüsche bestaunen und bei Ermangelung von Haustieren oder anderen Sexualpartnern, kann man ihn wahlweise streicheln, oder mal so richtig … bürsten…ähm, ja.

Ich wollte eigentlich ja auch nur geschrieben haben, dass ich gestern 5 Stunden, ich wiederhole das jetze mal mit ein wenig mehr Dramatik, also gestern war ich 5 Stunden in einem Vortrag zu den neuen Wirtschaftsdaten. Die schlechte Nachricht vorweg: Die Gehaltsschere geht weiter auseinander und als dringlichstes Problem haben die Deutschen die Arbeitslosigkeit ausgemacht.

Die gute Nachricht: Auf Platz Zwei in der Dringlichkeitsliste ist der Umweltschutz gerutscht und die Deutschen wissen auch, wie man die Klimakatastrophe verhindert. Absolute Topantwort war: Die elektr. Geräte nicht im Stand-By Modus zu belassen. Das finde ich auch gut und richtig, frage mich allerdings, wie lange eine Durchschnittsfamilie nicht mehr ihren Fernseher betreiben darf, weil sie im Sommer im Snow Dome zu Bispingen unbedingt rodeln wollte?

In diesem Sinne. Haltet Maß, atmet flach und bleibt auf dem Flokati.


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