Donnerstag, 25. September 2008
Leidkultur

Nach einem Tag der Plackerei und des Schuftens - in einem viel zu kaltem Konferenzräumchen - zogen wir, getrieben von der Lust an der Freud, durchs vorabendliche München, einer Stadt, die nur so Leute wie der M. bewundern.


Gerade als Frust sich zu kalten Füssen gesellte und damit sich die Lust am Abenteuer zu verabschieden drohte, tauchte, ganz unvermittelt, die Silhouette eines Festes, gehalten zur Belustigung des Volkes, auf. Gerade zur rechten Zeit will ich meinen, wo doch die Schleusen des Himmels sich zu öffnen drohten.



Wir fanden Einlass und auch Wohlwollen in einem kleinen Zelt gleich gegenüber des Würstchenstandes, der bis dahin mein Herz verzückte und die Speiseröhre erwärmte. Zünftig ging es hier zu und auch der Himmel gewandte sich -ganz landesteiltypisch- im schicken, aber doch leicht angestaubt wirkenden Blau/Weiß.



In einem heimlichen Eckchen, ganz hinten und somit außer Gefahr mit den gar lustig gekleideten Eingeborenen in Kontakt, oder gar Austausch irgendwelcher Flüssigkeiten zu geraten, machten wir es uns unter einer sehr mondänen Zweierrüschchenlampe gemütlich und verrietem niemadem,...was wohl?



Uns der allgemeinen Ausgelassenheit anschliessend, bestellten auch wir etwas von dem köstlichen Getränk. Sie, die unsere Bestellung entgegennahm, hieß åsa, die ganz folgerichtig aus Schweden kam, ein Umstand wohl, denn man durchaus erwarten darf, wenn man in Vorösterreich ist.



Sogleich disputierten wir, also die åsa und ich, heftig über die kulturellen Unterschiede und wann immer die åsa sachte, die Deutschen seien so und so, da sachte ich: Das hier sind Bayern. Oder so ähnlich. Woher soll ich das wissen. Es war laut da. Aber die åsa kam aus einem Ort, der gleich neben dem lag, in dem ich wohnte, als ich noch mein Migrationshintergrund hatte. So etwas verbindet natürlich und macht die Kollegen neidisch.



Nun, der Abend schritt voran und mit der Dauer verstärkte sich der bedrückende Eindruck, unbeeindruckend ob fehlender, aber allseits anerkannter Ausgehuniform zu bleiben.
Ebenfalls sehr eindrucksvoll machte sich eine partiell einsetzende Sehschwäche bemerkbar. Diese resultierte wohl aus der schlechten Musik. Wir werden es nie erfahren.



Bedauerlich, dass unsereiner nun dem ausgelassenem Tanz der örtlichen, deswegen aber nicht minder holden Schönheiten bei ihrem buntem und zum Teil sehr anregendem Treiben nicht wirklich zuschauen konnte. Schön, dass es für solche Fälle das IAH-Nokia gibt.



"Ja, ja", sprach der Matze, der hier immer nur mitliest und an dieser Stelle auch recht herzlich gegrüßt sein soll und weiter:"Sicherheit geht vor. Schau dir den jungen Mann da an. Wenn der nun stürzen sollte, oder anderes vielleicht sogar, womöglich auf ihn, dann ist er vorbereitet."
Recht hatte der Matze, doch fragte ich mich, was hilft der Helm bei Sehschwierigkeiten? Auch das so ein Ding, welches sich mir nie erschliessen wird.


Und wenn mir jemand erklären kann, warum der Kerl dort den ganzen Abend mit dem Fahrradhelm saß, dann würde ich weniger dumm sterben. Danke.



Irgendwann war das letzte Glas dann leer.


Und auch ordnungsgemäß weggebracht. Ich befand, so schlecht war das nun nicht und wenn es soetwas vielleicht mal mit guter Musik und weniger Bayern gäbe, dann ginge ich bestimmt nochmal hin.


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Leise Reise 1.0-2
Der Düsseldorfer Flughafen ist eine Katastrophe. In Düsseldorf riecht es auch. René ist gut drauf. Der glückliche hat gekündigt. Das Wetter geht so.

Von allen Teilnehmern des Oktoberfestes am Montag, war ich der einzige, der gestern noch gearbeitet hat. Abwerbeanruf bekommen. Macht nicht mehr glücklich. Düsseldorf auch nicht.


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