Donnerstag, 8. Januar 2009
Gedankenhäppchen für Mitdenker


Und der Herr F., der mich immer Duzt und zwar so:

"Du, Herr Cabman, alles ok, oder."

sprach:

"Sie werden hier alles wegreißen. Bis runter zu den Schienen, alles weg. Und wieder schließt ein Schweizer Traditionsunternehmen. Kannst du dir das vorstellen, Herr Cabman? 1200 Leute haben hier mal gearbeitet. Das war die gute Zeit. Dann waren es 800, wovon Ende des letzten Jahres die ersten 500 gehen mussten. Der Rest ist noch hier für die Abwicklung und wird wohl zum Ende 2009 freigesetzt. Für diese Ecke ein Katastrophe, gerade in diesen Zeiten."

"Jepp. Nicht schön. Fressen und gefressen werden, alle zusammen dann mit vollem Magen in den Untergang."

Er lachte und wir fuhren über dieses Firmengelände, welches die Ausmaße einer kleinen Stadt hatte. Früher produzierten man hier Lebensmittel. Dann kamen die Deutschen, so Heuschrecken, übernahmen den Traditionsnamen, nutzten Synergien, vor allem durch Umlagerung nach Deutschland und den Rest macht man platt, das Land geht an einen Imobilieninvestor und dann kommt der sogenannte Rückbau. Auch ein recht schönes Wort. Rückbau?!

Er zeigte mir denTeil, den er mieten wird, es ist riesig, genauso riesig wie sein neuer 7er BMW, für den er sich fast entschuldigte.

"Immerhin wirst du ein paar Leuten wieder Arbeit hierher bringen. Keine Tausend, aber immerhin."

Er lächelte.

Wir fuhren zurück in die Stadt, denn da gäbe es das größte Ding ever zu sehen. So etwas hat die Schweiz noch nicht erlebt, sagte er.

Ich bin erst neugierig und als ich es sah, war es langweilig.
Denn nur einmal mehr kommt der Krieg mit anderen Mittel in ein behütetes Land. Einmal mehr wird es Geld kosten und es ist für mich gelebtes Wissen, nichts Neues:




Der große Discounter aus Deutschland, der mit L, expandiert nun in die Schweiz. Bis Ende März will man dort 25 Läden eröffnen.

Allein die Aussage reicht, um dem konventionellen Handel Angst zu machen. 600 Artikel hat Coop in der Schweiz massiv im Preis gesenkt. 600!Wenn Sie sich fragen warum 600: Das hängt damit zusammen, dass diese 600 das Kernsortiment bei L darstellen.

Das ist aber nicht die relevante Frage. Es ist viel interessanter mal darüber nachzudenken, warum solche Preissenkungen auf einmal möglich sind? Wie auf dem Bild zu sehen, von bis zu 50%? Gut, so war es nicht bei allen Artikeln, aber trotzdem. Denkwürdig auch die Fragestellungen:

Ist es nun gut, dass Konkurrenz in ein Land wie die Schweiz kommt? Wird dies zum Wohle der Allgemeinheit sein? Wird es eher nachteilig sein?

Wissen Sie, ich habe genau die gleiche Geschichte vor 5 oder 6 Jahren in Schweden erlebt. Dort waren es auch beschriebene 600 Artikel und eine massive Preissenkungsaktion. Damals durch ICA.

Und was wurde daraus? Gar nichts. Das angepeilte Ziel von L wurde nicht erreicht, der Geschäftsführer des Vereins gefeuert und der neue hat es auch nicht hinbekommen. Heute hat man einen gewissen Marktanteil, blieb aber weit hinter den eigenen Erwartungen. Sach ich ja: Deutschland ist nicht everywhere und das ist sehr beruhigend zu wissen.

Das einzige was hieraus resultierte waren Wertevernichtung und Stellenabbau. Was glauben Sie denn, wer solche Aktionen bezahlt? Der Handel? Glauben Sie, man bekommt den Preis eines Artikel jemals wieder in die Ausgangslage, wenn der Konsument, also Sie, sich an dieses Niveau gewöhnt hat? Wir können nicht immer die Währung umstellen, um Preise versteckt anzuheben.

Weiß noch jemand, dass mal der weltgrößte Retailer, Walmart, in Deutschland sein Glück versuchte und die Rewe allein die Ankündigung eines solchen Vorgehens mit einer Preissenkung in allen Sortimenten quittierte? Wissen Sie noch, was mal Haushaltspapier kostete?

Was glauben Sie, warum wir in Deutschland im europäischen Vergleich die niedrigsten Preise für Lebensmittel haben und vor allem: Zu welchen Kosten?

Es macht Sinn, darüber nachzudenken, besonders, wenn ich solche Dinge sehe:

Edeka Winterhude, 08.Januar unfassbar


Alles hat seinen Preis, nicht nur in meiner Welt und alles will bezahlt sein, auch und gerade Dummheit. Im Zweifel machen wir ein Unternehmen platt.


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