Mittwoch, 26. Januar 2011
Wie ich HAL 9000 traf
Meine Damen und Herren, wir begrüßen ganz herzlich die neu zugklickten Leser zu diesem Beitrag von hier über Belangloses nach da.

Nun kulminiere ich mir was.

Habe ich gestern Höhe Göttingen im aktuellen Spiegel auf Seite 59 einen Artikel gelesen, der da titelte: Guter Job macht Männer glücklicher. Sinngemäß heißt es darin: Männer mit Führungspositionen sind zufriedener als Männer mit weniger prominenten Jobs. Noch unzufriedener waren demnach nur solche Männer, die keiner bezahlten Arbeit nachgehen.

Aha, dachte ich mir, nun erhärtet sich neben meinen Rückenmuskeln auch die Mutmaßung, dass dies leidlich dumme Altherrentorten Geseier von Teekannenjunkies und anderer selbsternannter Prominenz des Internets wohl an fehlender verantwortlicher Tätigkeit liegen mag. Ist aber bestimmt auch wenig erheiternd, wenn man nur durch Schreien erhört wird und sonst wenig zu sagen hat. Was haben solche Leute früher ohne Blogs gemacht?

Bin ich also vorgestern Abend wegen dringlicher geschäftlicher Angelegenheiten (kann ich das auch mal schreiben) mit der Bahn nach Kassel gefahren. In Kassel gibt es, nach Aussage meines Mitarbeiters, der mir ein Hotelzimmer buchte, nur eine vertretbare Herberge.

Woher er das wisse, fragte ich ihn, denn so oft schläft man ja nicht in seiner Heimatstadt im Hotel. Hat ihm seine Verlobte erzählt. Aha. Woher die das weiß wollte ich dann nicht mehr fragen.

Egal. Ich kann nun aus eigener Erfahrung bestätigen: In Fulda gibt es auch nur eine vertretbare Herberge und wenn Sie mal in Kassel übernachten müssen, tun Sie das besser in Fulda. Wo? In Fulda da.

Meine Damen und Herren, wir möchten Sie noch auf unser kulinarisches Angebot im Bordrestaurant hinweisen. Dort erhalten Sie warme Speisen, Getränke wie Tee, Kaffee und Bier, oder kleine Snacks wie unsere herzhafte Frikadelle…jkjdfjheurzjskkrächz.

Da ich im jung-dynamischen und aufstrebenden Stadtteil wohne, kann ich hopp salopp in Altona den Zug aufbringen, was recht gut ist, da der Zug dort seinen Reise beginnt. Ergo: Freie Sitzplatzwahl, alles sauber, Zeitungen und Streckeninfo ungeknickt sowie keine Brötchenkrümel auf dem Sitz. Und zumindest bis Dammtor, also so 7min. lang, hat man auch seine Ruhe vor nervenden Mitfahrern.

So bestieg ich den Wagon, rief die leeren Sitzreihen hinunter „Haaaalllloooo?“ und schon erblickte ich am anderen Ende, sich zwischen zwei Sitzreihen aufrichtend, die nette Zugebegleiterin. Ihr vor Anstrengung leicht gerötetes Gesicht, welches eigentlich von vornehmer Blässe schien, wurde von sanft fallendem rötlichem Haar gerahmt und war von unbeschreiblicher elegischer Anmut.

Und dann entwand sie sich den Sitzen und der herzergreifend schöne Anfang nahm sein untendrunterübergewichtiges Ende. Und zwar unter der Gürtellinie. Die Arme hatte bestimmt diese Frauenkrankheit. Habe ich neulich drüber gelesen: Ab dem Alter von 25 Jahre etwa, können Frauen so komische Fetteinlagerungen bekommen. Merkwürdigerweise nur an den Beinen und dem Hintern. Nicht schön und ein bisschen traurig auch. Die Natur ist eine ungerechte Hexe.

Ich sagte ihr, dass ich zwar eine Reservierung hätte, ich meinen Platz aber doof fände und lieber ganz woanders sitzen wollen würde und schloss höflich mit der Frage, ob ich das denn so dürfte. Sie antwortet mir, ich könne mich überall in diesem Wagon setzen, denn bis auf die eine, nämlich meine Reservierung, gäbe es keine. Toll, sagte ich da, da habe ich wohl gewonnen. So gesehen schon, grinste sie und fragte ob ich eine Zeitung wolle. Wollte ich nicht.

Der Zug fuhr an, die Reise begann und nach knappen 7 min setzte sich ein untersetzter Herr vor mich und begann aus einer dieser hauchdünnen raschelfeundlichen Tüten, eine braune noch viel rascheligere Papiertüte zu ziehen, um dann lautstark ein Bretzel(!) zu essen. Ein Bretzel! Und wäre dem nicht genug, hat er sich zum Nachtisch auch noch einen Wuppi gegönnt. Ich frage mich immer, wer diese Sachen kauft. Nun weiß ich es: Franzosen. Der Herr war Franzose und ich von seinem Krach schon genervt, doch dann, ...

...dann kam der Hauptbahnhof. Dort stieg der personifizierte jung-dynamische Stadtteil ein, sogar mit Reihenhausfrisur und vollständig von BOSS eingekleidet.

Er schwallerte bereits ins Telefon als er den Wagon betrat und faselte in einer Tour hochwichtig von Abweichungen der Zahlen und vom gap in the bottom line und wirklich niemand wollte das wissen.

Höhe Harburg, das ist da, wo die Menschen bei Sturmfluten auf den Bergen sitzen und hämisch über Ottensener lachen, wobei das die einzige Lebensfreude ist, die die dort haben.

Und weil Ottensen nur noch so selten überschwemmt wird, sind Harburger dementsprechend übellaunig. Vielleicht haben die auch nur schlechte Jobs. Also auf jeden Fall in Harburg war ich kurz davor, Herrn Hipster zu fragen, welches Bildchen, der anweisenden Piktogramm er denn nicht verstünde, doch just in dem Moment versagte der Akku seines Handys. Es gibt eine Göttin.


Für manche Menschen schwer zu deuten



Meine Damen und Herren, in wenigen Minuten erreichen wir Hannover. Alle Anschlusszüge werden dort erreicht…jkjdfjheurzjskkrächz.

Woher die das wissen?

Dann passierte nix und wir rollten in Hannover ein. Wenn Sie das aus Hamburg kommend tun, dann leuchtet rechter Hand über alle Gebäude und Dächer der Stadt hinweg die Werbung für: „Dana - Seniorenresidenzen und Pflegeheime“. In Zartblau.

Damit hat sich Hannover auch schon im rechten Licht positioniert und alles gesagt, außer vielleicht noch dies: Von allen Menschen, die ich in Hannover kenne, würde ich nur mit einer im Maschsee Nacktbaden wollen. ;-)

Dann war nix. Außer der Herr, der auf folgendem Bild schemenhaft dargestellt ist und ich erlaube mir die Frage an die Leserschaft: Würden Sie sich einen Dönerteller mit in die Bahn nehmen? Der Herr da hatte damit keine Schmerzen, mit seinem Kinderpullover auch nicht.


Super Tricky Spy-Bild unter Ausnutzung natürlicher Reflektion

Tja.

Irgendwann kam ich in Kassel an und staunte nicht schlecht, als ich im Bad des Hotelzimmers HAL9000 traf. Tickernd freute er sich über meinen Besuch und ich muß schreiben, dass ist das erste Mal, dass ich eine Heizstrahler an der Decke sah, der über eine Eieruhr geschaltet wird. Sachen gibt es.

Als ich am nächsten Tag in den Wagen des Mitarbeiters stieg, sagte ich ihm, ich hätte HAL9000 gesehen und er sah aus wie immer. Was glauben Sie, was mir der nette Kollege antwortete? Stimmt.


HAL lebt und wohnt in Kassel, der Arme


Dann waren wir kurz in Würzburg, also hinter der Landesgrenze. Schön war es da nicht, aber erfolgreich waren wir. So erfolgreich, dass ich mir während der Rückreise einen kleinen Snack aus dem Bordrestaurant gönnte. Fällt unter die Rubrik Machtbeobachtung und was soll ich schreiben? Das haben die bei der Bahn gut hinbekommen. Mist.


Dieses Baguettebrot war von nicht zu erwartender Qualität.


Meine Damen und Herren, in wenigen Minuten erreichen wir das Ende des Eintrages. Die belanglosen Gedankenwallungen enden hier. Wir bedanken uns bei allen Lesenden und freuen uns, Sie bald wieder hier begrüßen zu dürfen. Thank you for reading the Cove…jkjdfjheurzjskkrächz.



Und nun:




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