Mittwoch, 7. Januar 2009
Der alte Mann und das Mädchen

Ich mag diese Geschwindigkeit und die fragwürdige Tatsache, dass ein Flugzeug überhaupt fliegt.
Es ist schwer zu beschreiben, aber es hat nach all den Flügen noch immer eine gewisse Faszination.

Ich saß auf C34, Gangplatz wie immer und war erstaunt über die Tatsache, dass dieser frühe Flug fast ausgebucht war. Fast. Denn B34 blieb frei.

Als die Anschnallzeichen erloschen, fragte mich das junge Mädchen neben mir, Fensterplatz A34, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn sie sich neben mich legte. Sie sei sehr müde.

„Nein, aber wirklich nicht. Machen Sie mal, “ sprach ich.

So zerknüllte sie ihrer Canadian Goose Jacke und formte daraus eine Art Kopfkissen, für welches sie auch gleich mein Sakko und meinen Schal mitbenutzte. Sie zog die Schuhe aus und machte sich ganz klein, um auf den beiden Sitzen liegen zu können. Ihr braunes, langes Haar floss über meinen Oberschenkel und wenn sie sich nichts dabei dachte, dann tat ich es auch nicht. Wie alt war sie?

Nicht älter als vielleicht 16 oder 17. In diesem Alter kann man es kaum unterscheiden. Sie hatte aber zu viel kindlichen Klimbim bei sich, um als Frau durchzugehen und zu viel Erwachsenenkram, um ein kleines Mädchen zu sein. Irgendwo dazwischen, noch nicht ganz angekommen und doch schon viel zu üppig gebaut.

Sie schlief ein. Da ich sie nicht stören wollte und selber mehr als müde war, tat ich es ihr gleich. Augen zu und warten, den Gedanken etwas Freiraum geben und dann sanft hinübergleiten, die Geräusche wurden gedämpfter, die Stimmen immer leiser, das Geklirre aus der Pantry verstummte alsbald und dann war ich weg.

Irgendwann fuhr ich wohl erschrocken hoch, denn die Flugbegleiterin hatte mich sanft geweckt und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sprach:

„Oh, ich wollte Sie nicht erschrecken, aber wir landen gleich.“

„Sie haben mich nicht erschreckt. Es war nur…“ Ich kam nicht weiter, denn sie unterbrach mich, immer noch mit einem Lächeln:

„Sagen Sie bitte Ihrer Freundin bescheid, dass sie sich nun auch hinsetzen muss.“

Erst wollte ich sie über das Missverständnis aufklären, aber wozu? Wem hätte es genutzt? Und als ich zum dem Entschluss kam, es sein zu lassen, war die nette Flugbegleiterin auch schon drei Reihen weiter vorn.

Das Mädchen neben mir schlief noch immer. Ich schaute sie an. Sie hatte ein schönes Gesicht, wirkte völlig entspannt, gerade so, als würde sie daheim in ihrem Bett liegen und nicht völlig unbequem, ihren Kopf an mein Bein gelehnt, in einem Flugzeug. Ich fand diesen ganzen Umstand gut, etwas Warmes durchflutete meinen Körper. Dieses wohlwollende Gefühl hatte nichts Sexuelles, es war mehr die Tatsache, dass dieses Mädchen mir vertraute, einfach so. Ich stelle mir vor, dass ein Vater so etwas fühlt wenn er seine Kinder betrachtet. Keine Ahnung, ob es so ist und keine Ahnung was mir dieses Gefühl vermitteln wollte. Es war so und ich fand es gut.

Ich stupste sanft ihren Oberarm. Einmal. Zweimal. Sie öffnete ihre Augen und blickte ein paar Sekunden in meine.

„Wach werden. Wir landen gleich.“

Sie antwortete nicht, lag da und schaute mich an, bis sie sich abrupt aufrichtete, mit den Händen ihr Haar ordnete, um es danach in einer nie gesehenen Geschwindigkeit zu einem Zopf zu binden.

„Mist“, sagte sie, „nun habe ich das Frühstück verpasst.“

Das wäre der Punkt gewesen, wo man hätte einhaken müssen, würde man in ihr mehr gesehen haben als nur ein Mädchen auf Reisen. Man hätte sagen müssen:

„Macht doch nichts, ich lade Sie gern auf ein Frühstück in Zürich ein.“

Stattdessen antwortete ich:

„Wir haben nichts verpasst. Ich weiß wer bei dieser Gesellschaft catert. Wirklich: Nichts, dem es nachzutrauern lohnte.“

Sie grinste.

„Na dann.“

„Genau. Wir haben das Beste daraus gemacht.“

Touch down, ich ließ ihr den Vortritt beim Verlassen des Flugzeugs und auf dem Weg zur Gepäckausgabe telefonierte sie mit ihrer Mama. Ich hatte recht, sie war noch ein Mädchen, ein hübsches und mit einer Art, die mich.....

wenn ich es wüßte, würde ich es hinschreiben. Ich weiß es aber nicht. Sagen Sie es mir. Gibt es bei Männern auch ein biologische Uhr?


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Sonntag, 4. Januar 2009
Min värld ska aldrig röra din
Ich bin witzig und originell. Auch doof, manchmal und werde trotzdem stigmatisiert? Wascht Euch!Ihr riecht nach Selbstgefälligkeit. Speichellecker. Ignoranten. Arroganten. Nichtsselbstkönner.



I min värld har ingen tråkig

Meine Welt hat nichts Langweiliges

entertainment är mitt andra namn

Entertainment ist mein Zweitname

Min värld är en bortskämd, gnällig värld

Meine Welt ist eine verwöhnte, weinerliche Welt

Kverulanternas kung är jag

Der König der Querulanten bin ich

Och hur som helst och när som helst

Wie auch immer und wann auch immer

och var som helst kan allt ta slut

Und wo auch immer kann alles sein Ende finden

så stanna klockan ta en timeout

So, stop die Uhr nimm ein Timeout

spara spelet jag har bara ett halvt liv kvar nu

Nimm eine Pause vom Spiel ich habe nur noch ein halbes Leben übrig.

Min värld ska aldrig röra din

Meine Welt wird niemals deine berühren

Din värld ska aldrig röra min

Deine Welt wird niemals meine berühren

Min värld ska aldrig röra din

Min värld ska aldrig röra din


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Samstag, 3. Januar 2009
Hinten, im antikapitalistischen Konsumviertel,
sieht es in den Läden so aus:



Man ist auch schon zwei Schritte weiter. Die Mode zur Krise ist bereits erhältlich. Habe mir überlegt, diese Jacke für meinen Chef zu kaufen. Dann braucht er keine E-Mails mehr mit gleichlautendem Auftrag zu schreiben, was ja auch wieder ne Effizienzsteigerung wäre. Dann fand ich aber, ich verdiene zu wenig für solche Spielereien.



Wenn das hier wirklich Mode wird, ärgere ich mich. Ich hatte mal na ganze Clogssammlung. In Schweden sind die nämlich schon immer IN. Meinen Sie, dass setzt sich durch?


Egal. Dann flüchtest du mit deiner charmanten Begleitung vor dem Regen ins Auto und dort, völlig durchgefroren sagt diese:

"Da haben wir ja wieder ganz viel bekommen, was wir gar nicht wollten."

Du lachst. Und denkst: Das könnte auch eine schöne Definition des Lebens sein und startest den Wagen.

Zuhause dann schaut ihr euch an, was ihr da eigentlich kauftet. Ihr lacht und denkt: Was ein Quatsch. Braucht kein Mensch und ist nur Ausdruck, dass ihr zuviel Kohle habt.

Solche Kniestrümpfe?



So ein Kinder T-Shirt?



Nicht soviel denken. Einfach machen. Tat keinem weh, machte uns Spaß, wir haben die schöne Gewißheit, etwas für die lahmende Wirtschaft getan zu haben und wenn ich am Montag auf dem Weg in die Schweiz abstürze, dann habe ich wenigstens schonmal gelacht in 2009. Danke!


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