Samstag, 27. Mai 2006
Katzentanz
Aus der Beziehung hinaus in die Nacht der Einsamkeit, die kälter nicht hätte sein können und in der alle Katzen grau scheinen, ziehe ich den emotionslosen Schal noch ein wenig fester. Nichts was war und was sein wird, wird sein und werden wie es war. Zu oft und zuviel wurde geweint, meinetwegen, unseretwegen, deinetwegen. Wer will richten und wer will schulden, in Zeiten, da keiner was will, aber alles verlangt. Spiele spielt man nicht, sie zu verlieren, höre ich sie sagen. Der Zweite ist nur der Erste Letzte, höre ich sie sagen. So steh ich da, des Verstandes beraubt, Herzen in Fetzen und Ohren betäubt auf wackeligen Füssen und matschigem Pfad und schaue hinab, auf den Haufen Scherben, den Du mir mitgabst und einst unser Leben war.
Die Worte die ich sagte, die Dinge die ich tat und vielmehr noch, was unausgesprochen und ungetätigt blieb, trieben Dich, weg von mir. Einmal noch bräuchte ich sie, die Chance, die ich schon tausendmal bekam. Noch einmal mal mehr und ich könnte beweisen: ich verdiente sie.
Doch vertan und alles Beten und Hoffen ist vergebens.
So lass ich mich treiben durch die Nacht, treffe Katzen, nicht nur graue, streichele hier, herze da, ohne Lust oder gar Liebe, einfach so, mechanisch, triebhaft. Immer schneller im Strudel und Sog der Nacht, mit Fremden, die Freunde werden, oder es mich glauben lassen. Mir egal was passiert, Hauptsache, was passiert, dass paralysiert, lass uns springen, lass uns singen und tanzen durch die Nacht, sie ist jung und ich bin es auch; wir sind für einander gemacht.
Drüben dann, im gastlichen Haus, wechseln geile Blicke zur fremden Maid; heute Nacht, ja da soll es sein, einsam Zweisam, werden wir sie überstehen und morgen, ja morgen ist es eine andere Welt. Liebesschwüre werden gegeben und gehalten, solange die Nacht sie fest umschließt. Morgen wird alles anders werden, ich verspreche es, aber heute Nacht, da bin ich allein, einsam und dies schmerzt mich, sehr sogar, kann es nicht ertragen, will es nicht ertragen, schon gar nicht akzeptieren. Die Maid zwinkert mir zu, ich ihr zurück. Zu sagen braucht man hier nichts, im Tempel der geschönten Wahrheit. Jedes Wort nur eine Stufe, ich red mich schön, sie ist es schon. Mach schon, belüg mich und gaukle mir all die Dinge vor, die nicht wahr sind, sich aber gut anfühlen. Ich bin Dein und Du bist mein und alles, alles wird anders sein, aber erst morgen. Bis dahin mach mich trunken, lass mich vergessen, halte mich, weise mir den Weg zu den Sternen, ich will den großen Budenzauber, ohne Diskussionen, ohne Limit, Freier Fall, Top Speed ohne Gurt, bis zum Anschlag, in den Wogen des erbärmlichen Lebens versinkend und wenn ich morgen in nebliger Frühe aufschlage, zerbreche oder untergehe, so soll es sich wenigsten gelohnt haben…..

Zweifel? Nicht heute Nacht Mäuschen! Ob es Liebe ist? Klar, für die nächsten 2 Stunden, oder so.


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wunderbarer text.

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wooooooow!!!!!!!!

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ich bin sprachlos. ein wundervoller text.

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berührend.
ich zwinge mich gerade, die geschichte zu kommentieren. im grunde möchte ich sie still auf mich wirken lassen.

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Stimmt nachdenklich, die Geschichte - wunderbar und traurig zur gleichen Zeit

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Respekt!
Wer so mit Worten spielt, uns bezaubert und uns hautnah mit in seinen Strudel der Emotionen zieht, hat zweiffellos eins verdient: Respekt!

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