Waren wir heute bei einem Garagenflohmarkt, verbunden mit dem Tag der offenen Gärten und einer Haushaltsauflösung gegen Spende.
Die Besitzerin des Hauses, zu dem wir Zugang im Rahmen der Hausstandsauflösung erhielten, haben wir früher öfter in ihrem riesigen Garten gesehen, ihr freundlich gewunken und ihre toll geschnittene Hecke bewundert. Nun ist sie tot.
Ihre Tochter begrüßte uns mit den Worten: Ihr könnt alles mitnehmen, was ihr wollt. Es gibt keine Preise für einzelne Stücke, aber ich freu`mich über eine Spende für Dunkelziffer.
Und so betraten wir dieses schöne alte Siedlungshaus und atmeten den Geruch eines ganzen Lebens und ich dachte mir, so hat es bei Oma auch gerochen. Riechen alte Menschen alle gleich?
Ehrlicherweise braucht Familie Cabman nix, wir haben mehr als das, also zu Brauchendes. Wir waren eher ein bisschen neugierig, vor allem auf den Garten und ich bin immer auf der Suche nach dem Buch. Sie wissen schon: Dem Buch halt.
Augenblicklich suche ich: "Der bemalte Vogel".
In den einzelnen Räumen des Hauses waren Dinge zur Mitnahme hindrapiert, die meisten Schränke geöffnet und dennoch: ich hatte immer den Eindruck, dass die alte Dame hier gleich um die Ecke gewatschelt kommt; sah alles sehr lebensnah aus.
In einem der Buchregale lagen zwei Tuben Linola, originalverpackt und dazu die Quittung aus der Apotheke, bei der ich gestern selber erst Kopfschmerztabletten kaufte. Das Leben der alten Dame war eines neben meinem und doch in einer anderen Dimension. Die Quittung war vom März. Keine drei Monate her, da hat Oma noch auf Linderung durch Linola gesetzt. Der Gedanke sprengte meine Vorstellungswelt.
Erstaunlich auch, dass all der Tand und all die kleinen Dinge, die uns umgeben und mit denen wir unsere Leben meistern, es ermöglichen, es erschweren, am Ende einen kümmerlichen Anblick darstellen und so gar nicht wichtig sind, ihren Wert verlieren. Empfand ich jedenfalls.
Bis die Charakterhässlichen kamen.
Menschen, die durch die Reste eines Lebens latschen, dabei nur auf der Suche nach einem Geschäft sind und noch beim Begutachten der einzelnen Gegenstände Ebays Preise dafür prüfen und sich über die Dummheit der Tochter beömmeln, weil ja alles nur gegen Spende vergeben wird?
Das Kind, das seinem Vater sagt, dass das Buddelschiff aber teuer aussieht und er darauf antwortet: "Es kostet nix weiter, geht alles gegen Spende und wir haben schon 2,-? bezahlt." Und das Kind daraufhin meint, "dann nehmen wir das auch noch mit."
Was das war? Entzieht sich meiner Kenntnis. Ich drehte mich nicht noch mal um, wollte diese Egofaschisten, Ichlinge und Pharisäer nicht sehen, dachte stattdessen:
Das ihr euch nicht peinlich seid.
Schämt euch.
Sterbt früh.
Ich nahm dann ein Buch mit (Faszination des Unfassbaren, 1983) und eine Loseblattsammlung von Heinrich Zille (Mein Milljöh, Neue Bilder aus dem Berliner Leben, 1919). Für beide Druckwaren spendete ich 20 Euro. Nicht weil mir die Mitnahmedinge es wert waren, sondern der Zweck des Vereins. Sehr sogar.
Und Zille ist, naja, Zille halt und die Aussagen seiner Bilder & Texte von 1919 sind immer noch, oder eher schon wieder, sehr zutreffend, wenn man sie denn (mit Grüßen an die ihrer Privilegien Unbewussten) zu verstehen weiß:
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"Ob man das wohl zukünftig noch guten Gewissens darf, dieses Skifahren und dafür in die Berge reisen?", sagte ich eher zu mir, versonnen und verloren in Gedanken.
"Pah, ihr müsst sogar", rief Isolde, die rustikal grantelnde Hauswirtin mit einem Herz so groß wie der Baikalsee.
"Wie sollte ich sonst meine Rechnungen bezahlen? Und außerdem seid ihr ganz nette Gäste."
Na dann. Jedes Jahr eine gute Tat. Und die Jungs werden immer besser.
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"Und du glaubst, das Leben wird dann enden? Schau dich um, James, den Menschen ist es egal und sie leben den Augenblick", so der Mann aus Valencia.
"Sieht danach aus. Weil sie die Tragweite zukünftiger Entwicklungen nicht abschätzen können. Ist wie in diesem Video von der Tsunami-Katastrophe. Wobei... nicht ganz, die Welle dort war sichtbar. Blinde Menschen."
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Ich stand vor dem Fenster des Ladens und sang:
The butcher man was some lady, who really stole my...
Pass me some of that stuff, that slaughterhouse art
I lost my heart to a meathook
Meathook, meathook, meathook, meathook...
Der Mann aus Irland wußte sofort die Band. Wir sind ein Jahrgang.
"Ich könnte gut deine Hilfe hier gebrauchen," meinter er dann später am Abend. Und: "Könntest du nicht mal für eine Woche oder so vorbeikommen? Eine Trainingssession?"
"Ich muss den Boss fragen."
"Meinst du er hätte was dagegen?"
"Wieso er? Ich meine Cabwoman."
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Cabwoman und ich sind nun geprüft und können neben allerlei anderen Dingen auch den Partnercheck.
Partnercheck, sonst Partner weg, kündet eine makabre Werbung des Verbandes. Partnercheck...gilt für so vieles: Ehe, Nato, Gasversorger....
Die größte Überwindung für mich? Als ich unterm Hallendach hing, gesichert nur durch Cabwoman, die mal schlappe 20kg weniger wiegt und der Trainer dann rief: "Und jetzt mal abstürzen." Will ja alles geübt sein.
Nur 1 Millisekunde Zweifel, dann: Fatalismus, dann 1 Millisekunde freier Fall bis das Seil anzog und schon hob Cabwoman ab. Ich liebte sie danach direkt ein bisschen mehr. Man könnte das also auch gut als vertrauensbildende Maßnahme mit den Kollegen machen. Oder der Olaf lädt mal den Wladimir ein.
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Bin ich beruflich nicht unterwegs, ist die schönste Zeit des Tages für mich morgens um 05:00 Uhr, wenn ich mit dem Hund gehe. Keine Menschen, keine E-Mails, kein Mobil einfach nur der Wald, der Fuchs, der Hund und ich mit meinen Gedanken. Ich sage das den Mitarbeitenden dann auch immer so. "Folgende Idee, ich habe die heute Morgen schon mit dem Hund besprochen, wir machen das jetzt so und so."
Die meisten Ideen waren gut und haben uns als Unternehmen bis hierhin den Arsch gerettet, deswegen lacht auch keiner mehr, wenn ich mit dem Hund rede.
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Und dann war ich neulich in Berlin zu einer Veranstaltung eingeladen. Da gab es Menschen, die standen voll auf ?Z?. Ich stehe auf ?Peace? und habe mir das auch gleich mal als meinen Hauptsponsor aufs Sakko gebügelt. War gar nicht teuer, 3,50? für ne Willensbekundung und ein bisschen Freude. Ich glaube, das Überraschende war die Farbe des Badges; die war so passend und schmeichelt zart meinem Teint. Der Rest ist Haltung.
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EXPO in Dubai, 7 Tage Aufenthalt in einer Stadt, die deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient als eine Dienstreise ermöglichen kann.
Ich habe Menschen kennengelernt, die definitiv kein Interesse am Krieg haben. Es waren auch Russen dabei. Ukrainer sowieso. Und dennoch machten mich die CNN-Berichte etwas nervös.
Eine Dame des käuflichen Gewerbes strich mir sacht übers Gesäß? Ich könnte auch schreiben, sie grapschte mir unverhohlen an den Arsch und fragte mich, ob ich mit Ihr feiern wollte, auf meinem Zimmer. Eine im besten Sinne merkwürdige Erfahrung.
Sehr wohl gesehen und gesprochen habe ich, im Gegensatz zu Herrn Beckenbauer seinerzeit, mit Menschen, deren Lebensumstände als sklavenähnlich beschrieben werden können. Besser wohl auch müssen. Blöd ist halt, wann man zu blöd ist, die blöden unsichtbaren Fesseln zu sehen, denn nicht erst seit Douglas Adams wissen wir, nur weil wir Dinge nicht sehen, existieren sie nicht.
Manchmal geschehen Dinge direkt vor unseren Augen, wir sehen sie also und schaffen es dann trotzdem, die Offensichtlichkeit ihrer Existenz zu ignorieren und Bum & Zack ist Krieg und mittenhinein in die naive lilienweiße Unschuld deutscher Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik rammt sich die brutalistische Machtpolitik Putins Russland. Ich schreibe bewusst Putin, denn wir sollten uns wahrlich davor hüten, ein Volk zu verurteilen.
Und siehe da, auf einmal höre ich den Bundeskanzler sagen: Bundeswehr, Sondervermögen, 100 Mrd.?. Was nicht alles geht?.
Dieses Blog hier ist seit langem nur noch Bühne der Selbstreferenz und persönlicher Erinnerungsjahrmarkt. Die Weltverbesserung überlasse ich oft anderen, aber wenn es darum geht im richtigen Leben anzupacken und zu helfen, dann mache ich, machen wir (Cabwoman und ich) das direkt live und schreibe nix bis wenig darüber. Es gibt genügend Schaumschläger, Tastenaktivisten und Homeofficephlegmatikern, die faktenarm, aber meinungsstark der Welt genau erklären können, wie sie zu funktionieren hat. Manchmal kommt dann eben doch ein bisschen Realität des Weges, aber lang lebe des Kommentariat!
Dennoch möchte ich auf 2 Punkte hinweisen, die ich in diesen Tagen beachtenswert und denkwürdig erachte:
Im Krieg zweier Staaten ergreift ein Unternehmer eines dritten Staates Partei und bietet damit maßgebliche Unterstützung. Einfach so.
Eine Schattenarmee ergreift ebenfalls Partei und zieht in den Cyberwar.
Frage: Was sagt uns das über zukünftige Konflikte jedweder Art und die Relevanz von territorialstaatlicher Notwendigkeit?
Ich frage das nur, weil ich in irgendeiner Dystopie, deren Titel ich leider nicht parat habe, Bücherkiste und so, mal gelesen habe, dass zukünftig nicht der Staat, also die Gesamtheit der Institutionen, deren Zusammenwirken das dauerhafte und geordnete Zusammenleben der in einem bestimmten abgegrenzten Territorium lebenden Menschen gewährleisten soll, wichtig sein wird, sondern multinationale bzw. global agierende Unternehmen mit starken Marken als Distinktionsmerkmale Kriege um Ressourcen führen? Ist es schon so weit?
Lassen Sie uns später im Stau darüber nachedenken und nun zur Entspannung ein bisschen Bilder schauen:
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Waren wir mal wieder richtig selber draussen. In Ladengeschäften. Die Winkekatzen da oben, stehen im Schaufenster eines Geschäftes eines Bekannten, den ich sonst immer nur beim Feiern traf. Laundrette. Er mag auch The Cure.
Am Samstag sah ich ihn zum ersten Mal in seinem Laden, bei seiner selbständigen Tätigkeit als türstehender Impfkontrolleuer. War schön.
Ansonsten: Was gäbe es nicht alle zu berichten, sich zu erzürnen, harnischen oder zu empören. Aber was würde es ändern?
Zum Beispiel dieses schön gestaltete Schaufenster, dessen Aufforderung etwas öhm, ... nun ja. FrauMan könnte ja auch etwas weniger Blödes tun, um seiner schlechten Laune entgegenzuwirken. Handarbeit zum Beispiel, was immer derdie Einzelne darunter verstehen mag.
Ich schlendere ganz gern mal zwecks Erbauung, Ertüchtigung und Inspiration zur Bücherkiste. Kennen Sie wahrscheinlich. Bücher, für die ich keine Verwendung habe, stelle ich da rein und schaue, was andere Menschen abgelegt haben und bei Gefallen nehme ich das ein oder andere Buch mit. Tolles Konzept. Schon alleine wegen der gespannten Erwartung auf dem Weg dahin, was es wohl Tolles geben wird.
Cabkid I mag das nicht, weil die Bücher ja schon mal jemand im Gebrauch hatte. Cabkid II hat ein weniger ausgeprägtes Hygienebewusstsein. Egal. Ich unterstütze die Lesefreude der Jungs ausdrücklich, auch wenn ich dafür immer tüchtig zum Thalia latschen muss.
Wie geschrieben, habe ich große Freude an der Kiste und den alten Büchern, die man bisweilen in der beschriebenen Kiste findet. Neulich dieses:
Das Buch nahm ich gerne mit, wegen der mir bis dahin unbekannten Geschichte.
Viel schöner wurde der Fund aber durch die Postkarte, die sich zwischen den Seiten befand:
Ich liebe diese Karte, sie läßt mich träumen. Mein neues Lieblingslesezeichen.
Wer war wohl Lydia und ich welchem Verhältnis stand sie zu Harry? So viel Phantasie, so viele Möglichkeiten, mein Herz so melancholisch.
... zuviel Regen sowieso. Aber die Stille ist wunderbar... Ich will sofort da hin!
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Hab mich im letzten Jahr noch an der Elbe gefragt, wer macht denn sowas und vor allem warum? Vielleicht deswegen, also der Fragen wegen. Schön.
Schön auch, wenn alle angenervten servicekräftigen Systemrelevanten so Schildchen bekämen.
Hätte ich auch gern für meinen Schreibtisch.
Hab mir selber ein schönes Geschenk zu Weihnachten gegönnt und darüber meine Liebe zur Behördlichkeit entdeckt. Amtsstubeneinsitzer mit hoher Stempelaffinität! Das wär was. Gibt es die überhaupt noch?
So bleibt mir aber nur unliebsame Post an mich gerichteter Begehrlichkeiten und blödsinnige Projekte wegzustemplen. Sorgt für viel Heiterkeit und bisweilen irritierter Rückfragen, ob ich das denn ernst meinen würde.
"KLAR! Oder meint jemeandIn ich würde 12 ? nur so ausgeben? Und wenn das so weiter geht, brauch ich den auch noch auf Englisch, mann/frau eh!"
Immer weiter atmen, das Jahr ist noch jung...
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Der Weckerton rüttelt mich aus dem Halbschlaf und ich fühle mich wie ein Strandlagen, welches auf A5 gefaltet wurde. Wer immer sich das vorzustellen vermag, weiß wovon ich schreibe.
Der Kontakt, mit dem wir verabredet sind, steht pünktlich vor der Tür des Hotels und sieht nicht nur aus wie Robert De Niro, der spricht auch so, also im Original.
Wir steigen in den Wagen und Robert fährt uns schwindelig, Lager, Logistikzentrale, Stores, noch mehr Lager etc.
Irgendwann gegen späten Nachmittag sitzen wir irgendwo in Brooklyn in einem usbekischen Restaurant, Businesstalk. Auch hier beschleicht mich das Gefühl, in einem Film zu sitzen.
Wir sind allein und es hat dann schon etwas Konspiratives; ängstliche Menschen hätten die Situation sicherlich als unangenehm empfunden.
Robert scheint im Laden bekannt. Er wählt sehr bestimmt die Gerichte aus. Keine Chance für uns zu intervenieren. Es ist das Gebot seiner Gastfreundschaft, dass er uns mit Speisen überhäuft. Einmal kurz angemerkt, dass es zu viel ist, fragt er etwas unwirsch zurück, ob wir ihn ärgern wollen. Wollten wir nicht. Ich beantwortete die Frage mit den paar Brocken Russisch, die ich noch kann. Er freut sich darüber.
?Unsere Gehirne sind mit Hollywood verkleistert.?, sage ich zu Robert, nachdem ich ihm von meinem Filmgefühl berichtete. Er lacht daraufhin und meint dazu, dass das dann ja mein Problem wäre.
?Nobody forces you to look at the rubbish. But be sure, quite often I feel like that too."
Es stellte sich später raus, dass Robert gar nicht so ein Haudrauf war, sondern ein Mensch mit riesigem Herz. Er fuhr extra für mich über die Brooklyn-Bridge, obwohl das nicht der beste Weg zurück für uns war, und er wurde nicht müde, uns mit allem Möglichen zu bewirten.
?When night falls, you should go to Time Square just for a reality check?, sprach Robert als er uns am Hotel absetzte.
Haben wir gemacht und das hatte dann was von dystopischer Reise und war irgendwie sehr Blade Runner 2049.
See the pictures:
Click `da` Pic
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Die taktisch platzierte Aussage,
"I applied for the Global Entry Programme and was invited for an interview. Can you tell me where I have to go for it?",
beschleunigte die Passkontrolle sehr, so dass wir recht zügig das Land betreten durften. Interview hatte ich auch, war aber gar keins. Eher so ein Fingerprint nehmen. Dabei hatte ich doch alles so schön vorbereitet?. so Fragen wie, wo sehen Sie sich in 5 Jahren und so. Egal, ich bin jetzt trusted traveller. Auch ein schöner Titel.
Wir meldeten uns dann bei den ordentlich registrierten Yellow Cabs an, um einen Wagen nach Down Town zu mieten.
Die völlig gelangweilt wirkende Wagennummerzettelherausgeberin rief uns die Nummer zu und drückt uns den, na was schon, Zettel zum Wagen in der Hand. Dieser stand bereits vor der Tür.
Wir verluden das Gepäck und stiegen ein.
Plötzlich Affentheater. Der Fahrer des Wagens hinter uns, Typ Alexis Sorbas in noch ungepflegte, pöbelte unseren Fahrer, Typ untergewichtiger Leichtmatrose, dermaßen an, dass wir ein bisschen Sorge hatten, dass die sich gleich umhauen, wenn nicht gar erschießen. Brav gaben wir den Bestätigungszettel raus. Noch mehr Geschrei.
Dann Auftritt burschikose Supermama, die es gewichtstechnisch mit beiden auf der Waage hätte aufnehmen können. Einmal kurz von ihr gebrüllt und schon konnten wir losfahren. Stärkeres Geschlecht und so. Vielleicht lag es aber auch an der großartigen Leuchtweste der Frau. Was weiß denn ich.
Der Wagen hätte in Deutschland wohl keine Zulassung bekommen und ich stellte mir vor, was wohl geschehen würde, wenn wir auf dem Freeway liegen blieben. Passierte aber nicht. Ruckelt halt nur arg doll.
Wir quälten uns durch den abendlichen Stau nach Manhattan und kamen dann auch irgendwann an.
Hotel war ok, auf den ersten Blick, der zweite am nächsten Morgen sollte dann nicht mehr so toll sein.
Der Kollege sprach, dass wir nur Zeit hätten, uns kurz frisch zu machen, denn danach war bereits das erste Treffen mit einem Kunden geplant. Wie macht man sich kurz frisch?
Habe ich probiert, gelang leidlich. Wir fuhren zum Restaurant und die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, durch eine Filmkulisse zu fahren und ich fragte den Kollegen, ob er es nicht auch merkwürdig findet, dass wir scheinbar so durch die amerikanische Popkultur und deren Filme konditioniert wurden, dass einem diese Stadt so vertraut schien.
Er so: Nö.
Ignorant, unsensibler.
Im Restaurant, welches in einer Nebenstraße etwas tiefer zum Bordstein gelegen war, fühlte ich mich immer noch wie im Film.
Als uns der Kellner, der mit unserem Kunden gut befreundet schien, mit starkem Akzent ansprach, verstärkte sich dieses Gefühl. Hätte mich nicht gewundert, wenn gleich Robert De Niro durch die Türe getreten wäre und uns als Mafiaboss begrüßt und sich für die Überbringung des Paketes aus Palermo bedankt hätte.
War aber nicht. Stattdessen kam die Vorspeise für alle. Sharing is caring... you know.
Der Abend zog sich wie Kaugummi, dass Essen war, ähm, wie ein schlechtes Überbleibsel ursprünglich wohl ehemals toller italienischer Küche und irgendwann war es gottseidank zu Ende.
Wir verabschiedeten uns artig und in Erwartung des Bettes auch sehr schnell. Der Termin selbst hatte die Reise bereits gerechtfertigt.
Wieder zuckelten wir durch diese Stadt, die einen bedrängen kann und als ich endlich im Bett lag und Cabwoman ein kurzes "Schlaf gut" textete, war ich ca. 24 Stunden auf den Beinen und einfach nur durch. Danach folgte ein tiefes, schwarzes Nichts.
Ich werde scheinbar zu alt dafür.
To be continued
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Zack-Bumm.
War ich also mit Cabwoman in einem Einkaufszentrum, weil ich alle 3 Jahre mal Kleidung kaufen muss und das wirklich gern analog tue, denn Sie wissen sicherlich, auch die Rücksendung einer digitalen Fehlbestellung produziert CO2. Ich schreib nur Passform und Heuchelei.
Nach dem das in Zack-Bumm-Manier durch war und ich lernte, dass die Farbe meines neuen Polos nicht Braun war, sondern Zimt: Himmel Herrgott nochmal, ZIMT! Was es nicht alles gibt, also kurz danach und gerade in der gedanklichen Vorwegnahme eines Apfelsinenduft umgebenden, entspannten Nachmittages auf der Couch, sprach Cabwoman, dass sich unser Staubsauger verabschiedetet hätte und nun eher dysfunktional, unkooperativ und sogar zickig war.
Ist nicht schlimm, der war schon alt, als ich den geschenkt bekam. Energieeffizienzklassen waren noch gar nicht erfunden, als der das Licht der Welt erblickte. (Diese Info ist zu einem späteren Zeitpunkt des Textes wichtig, da argumentativ unschlagbar.)
Gingen wir also ein Haushaltswarengeschäftssurrogat nämlich der örtlichen Niederlassung eines großen Händlers zukünftigen Elektroschrotts und fanden Erbauung und Beratung in der Fachabteilung Saugen.
Kurz nach der Absonderlichkeit der Farbe ZIMT kommen die Auswahlmöglichkeiten an Staubsaugern. Irre. Irres Marketing.
Wir hatten einen netten jungen Mann als Verkäufer, der sich wohl auch arg freute, mich als Kunden zu haben, denn ich kann mich ja für sowas immer begeistern, ganz ähnlich wie beim Thema Fliesenfarbe und der Verkäufer lächelte viel bei all meinem Sarkasmus.
Egal.
Er, der Herr Verkäufer, sprach so dies und das und ich fragte ihn immer, warum ich das jeweilig feilgebotene Modell kaufen sollte und er pries immer, also immer, den EINEN technischen Vorteil an und wusste zu ergänzen: "Ich gebe nur das wieder, was mir die anderen Kunden als Feedback geben. Und natürlich das, was wir in der Schulung lernten."
Aha. So viel Ehrlichkeit war mir ehrlich zu ehrlich.
Es gierte dem Mann zu wissen, wer in cabman`schen Haushalt am meisten saugte, also Staub und das bin nach der Putzfrau natürlich ich. Ein hier nicht mehr zu lesender Blogger erklärte mir mal, zugluftgeschädigt wohl, dass mein Aufräumtick daher resultiert, dass ich ein unaufgeräumtes Innere hätte. Gemäß der Logik wären dann alle Messis innerlich schön sortiert. Zugluft halt, da kann einiges verwehen.
Ich prüfte also mit Kennerblick alle möglichen Staubsauger und bei einem, der mich etwas mehr ansprach, sagte der Verkäufer: ?Die Nemesis dieses Geräts sind dicke Teppiche.?
Ich: "???"
Verkäufer: "Na der Endgegner, an dem man nur schwer vorbeikommt."
Ich: "Ein Staubsauger, der keine Teppiche saugen kann? Was kann er denn dann?"
Verkäufer: "Dünne Teppiche, Fliesen, Laminat und Parkett."
Ich: "Das passt nicht zu meinem Lebenskonzept eines Lottogewinns mit daraus resultierenden Erwerbs hochfloriger, handgewebter Orientalen..."
Verkäufer: ?????????
Ich: "1:1, von wegen Nemesis."
Irgendwann standen wir dann vor einem verschlossenen Karton eines Modells, welches nicht ausgestellt war und eben jenes Modell fand ich très chic. Warum? Weil es das neueste Modell war, saugfreudig und saugstark, schwarz in der Farbe, inkl. Wandhalterung und Boostertaster für den Extrasaugeffekt, kraftvolle Leistung & höchsten Bedienkomfort, inklusive Abblendlicht. Also eine Herrenausstattung und somit gekauft, egal was die Genderwilligen meinen, es lebe der Unterschied!
Und dann kam der Preis.
Der Herr Verkäufer erklärte uns das dieser Staubsauger nicht ausgestellt war, weil es sich um ein neues Modell handelte und man noch keine Zeit hatte, es aufzubauen. Er prüfte im System den Preis, da dieser auch nicht ausgewiesen war und freute sich darüber, ihn gefunden zu haben und mitteilen zu können, dass dieses Modell derzeit in der Aktion wäre und statt des vom Hersteller empfohlenen LVP von unglaublichen 799,- Euro nur 449,- Euro kosten würde.
Toll, oder?
Eine kurze Überprüfung auf dem Mobil ergab, dass dieser Staubsauger überall gerade scheinbar in der Aktion ist und irgendwie bei allen Anbietern zwischen 449,-? und 499,-? kostete, nur nirgends die 799,-? aufgerufen wurde.
Ich: "Neues Modell in der Aktion? Welchen Wert hat die Herstellerempfehlung? Ich komme mir ein bisschen verarscht vor."
Verkäufer: "Ich mach die Preise nicht."
Ich: "Weiß ich. Nie ist jemand verantwortlich. Daran krankt dieses Land ja. Moralverlotterung."
An Cabwoman gerichtet sagte ich, dass ich es recht teuer fand, 450,- Euro für einen Staubsauger auszugeben.
Sie: "Gemessen daran, dass wir in den letzten 11 Jahren keinen Euro für einen ausgegeben haben, ist das nicht so teuer. Außerdem steht er dir gut."
So geht Liebe. Und Manipulation. 😉
Haben wir dann gekauft, die Argumente und die Herrenausstattung, sowie den Staubsauger, an dem sie dranhingen und auch gleich mitgenommen, also CO2-neutraler Kaufvorgang, der sich positiv auf meinen gleichnamigen Footprint auswirkt.
Daheim stellte ich dann fest, dass der Hund nicht mehr vor dem Staubsauger wegrennt, weil er flüsterleise saugt, also noch ein Argument, welches ich dem Verkäufer zurückspielen sollte und dass dieses Ding echt wie einer dieser Laserblaster aus Fall-Out aussieht und ein recht gutes Accessoire für Halloween sein kann. Nächste Jahr dann.
Ich freue mich über diese 2 von mir entdeckten Argumente und teile diese hier gern mit der Allgemeinheit, empfehle aber, das Visier des Helmes zu öffnen beim Spinnenkanker entfernen, gerade auch jetzt in der dunklen Jahreszeit, in der man schlecht sieht und damit ein erhöhtes Risiko für Falschaufsaugen hat.
Schön, konnte man das Wort Falschaufsaugen auch mal schreiben und keine Rechtschreikorrektur moniert es. Toll.
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Wieder mal ein Industriegebiet, wieder mal ein Lager. Ich glaube, ich habe mehr Lebenszeit in irgendwelchen Industriegebieten und schlechtgelüfteten Büros und Lagern verbracht als an bei den relevanten Landmarks der jeweiligen Orte.
Irgendwo zwischen Itzehoe und Idaho Kommt noch einer mit Jason DeRulo featuring Tyga-Flow hinter Toronto und kurz vor den USA saßen wir dann im Mini-Büro von Aleksandra, die russischer Abstammung ist, was man aber nicht hört. Bei ihrer Mutter dagegen, Modell herzliche Haubitze, klingt der Akzent so stark durch, dass man glauben könnte, in einer schlecht übersetzten Sitcom zu sitzen.
Aleks hat ein bildhübsches Gesicht, knalltolle Augen und einen Körper, der optisch gewogen, 190kg wiegt. Sie wirkte nicht glücklich auf mich, eher gefangen.
Das Gespräch schwang hin, her und verlief sehr zäh, nicht zuletzt auch, weil ein anderer Teilnehmer aus New York via Factime zugeschaltet war. Irgendwann war alles Relevante durch und Mama -Aleksandra lud zum Lagerrundgang ein. Haben wir gemacht und weil ich dabei kurz bemerkte, dass dort sehr viel Wert in Form von Kaviar rumstand, schenkte sie uns dann jeweils eine Packung für 200,- CAD each. Herzliche Haubitze halt und irgendwo in Toronto läuft ein Obdachloser rum, der wahrscheinlich keine Ahnung davon hatte, was er da geschenkt bekam.
Der Kollege verschwand noch mal schnell to the loo, während ich meine Sachen aus Aleks Büro holen wollte, als sich ein Gespräch zwischen ihr und mir entspann, in dem folgende Sätze vorkamen:
Cabman, you know, I hate people. They are too much for me, they talk too much, they gossip too much, actually I don't feel like it.
Is it going far for you if I tell you something like this?
You are the first nice person I meet here. Too bad I don't have much time, I have to go to the baby. Maybe you'll come again, I'll invite you to dinner.
Jeden einzelnen Satz beantwortete ich ziemlich kurz, auch erstaunt, weil ich wirklich überrascht war. Ich kannte diese Frau gerade mal 2 Stunden und eben noch hatten wir hart in der Sache gerungen und dann wurde sie sehr? ähm? persönlich?
Vielleicht postnatale Depression, mutmaßte ich als wir endlich wieder draußen im Auto waren.
Der Kollege: Wieso?
Sie hat doch vor 2 Monaten ihr Baby bekommen. Unglaublich eigentlich! 2 Monate und schon wieder im Job. Irre!
Der K.: Wußte ich gar nicht
Glaub ich dir sofort, du unterhältst dich mit den Leuten ja auch nicht, du redest nur.
Der K.:?!
Zuhören. Ist ein Teil einer Unterhaltung. Nicht ganz unwesentlich, aber oft unterschätzt. Von dir eigentlich immer ignoriert.
END of CANADA moments:
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Cabwoman sendete die erstaunt klingende Frage, ob wir Sightseeing machen würden und warum wir denn nicht arbeiten würden. Ich schrieb zurück, weil es nur eine Stunde vom letzten Termin weg war und ich mich bestimmt geärgert hätte, es nicht getan zu haben. Ich lachte dabei ich innerlich, weil ich bereits die Entfernungsangaben der Kanadier übernommen hatte.
Erstaunlich an den Wasserfällen war eigentlich das nichts los war, also menschenansammlungstechnisch und der Kollege, der bereits mit seiner Familie hier urlaubte, war dann auch der Meinung, dass dies sicherlich mit Covid zusammenhängen müsste. Später an diesem Tag wurde aus dieser Mutmaßung eine Überzeugung.
Irgendwo in der Gegend der Wasserfälle habe ich Verwandte, die uns mal vor gefühlt hundert Jahren in der DDR besuchten. Das war oder ist ein entfernt verwandter Zweig der Familie, der nach dem Krieg den Weg über Hamburg nach Kanada geschafft hat und uns damals während des Besuches deutlich spüren ließ, wie erbärmlich er unser Leben fand. Nichts womit man Kontakt hält, auch wenn die aus
K A N A D A waren. Aus dem Westen, Mann!
Da stand ich also vor diesem Naturschauspiel und musste an diesen Besuch damals denken und daran, wieviel sich in der Zwischenzeit geändert hat, also nicht nur für mich persönlich, sondern global, national, technisch, gesellschaftlich, also überhaupt und wie unbedeutend das ist, wenn man sich vor Augen hält, dass diese Wasserfälle seit ca. 12.000 Jahren da sind. Sag ich ja immer, in den richtigen Relationen betrachtet ist Vieles nichts, zumindest nichts worüber mach sich aufregen sollte.
Auf dem Rückweg hielten wir an dem alten rostigen Wrack, welches wir bereits auf dem Hinweg sahen. Hybsch. Und wenn Sie wissen wollen, was es damit auf sich hat, schauen sie mal hier. Und schon wieder was gelernt.
Sehr viel später am Tag waren wir auf der Suche nach einem Restaurant.
Due to the Covid crisis, we have limited service. Have you made a reservation?
Wir haben dann sehr würdevoll in einem Abschleppschuppen zwischen allerlei Verliebten und solchen, die sich mutmaßlich später paaren wollten ein wirklich leckeres Essen gehabt. Und Beobachtungen...
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