Mittwoch, 16. August 2006
Das dicke Ende
So, weil eine Bitte an mich heran getragen wurde, ich solche Dinge selten abweisen kann und auch sonst immer sehr hilfsbereit bin, heute nun praktische Modetipps runt ums Krawattebinden. Mit freundlichen Grüssen an den Platzwart:




Als aller Erstes: Kauf dir ein ordentliches Hemd. Ruhig auch teurer, denn du wirst dich besser drin fühlen. Kauf auch gleich den ollen Schlips dazu, farblich passend, keine schreienden Farben und nichts mit Mustern, von denen einem schlecht wird.
Ich bin Rechtshänder, daher diese Anleitung auch so lesen, von Links nach Rechts. Alle Knöpfe zu machen, auch wenn die Modefuzzis sagen, man könne den oberen auflassen, bullshit. Qualität ist die Sorgfalt im Detail. Also Knöpfe zu und das dicke Ende auf der linken Seite runterhängen lassen. Weiter geht´s:



Schritt 2: Beide Enden über Kreuz legen (Länge musste ausprobieren), dabei das dicke Ende über das dünne und dann unter dem dünnen Ende durchfädeln. PS Du arbeitest nur mit dem dicken Ende. Das Dünne brauchst du eigentlich nur festhalten und sollte dabei gerade runterhängen.




Schritt 3: Schonmal nicht schlecht. Jetzt holst du das dicke Ende unter dem dünnen wieder auf die Ausgangsseite und fädelst es oben durch wieder ein und nun sollte das wie auf dem Bild aussehen:



Schritt 4: Nun wird es ein bisschen Tricky und unbequem, weswegen dieser Knoten auch nicht so beliebt ist, aber Du schaffst das. Nun musst Du das dicke Ende über den Knoten nach Rechts holen. Dabei sorgfältig sein, weil dieser Schritt das Aussehen bestimmt. Also, das dicke Ende über die vordere Seite des Knotes rüberholen, und dann dahinter, zwischen Hals und Knoten nach oben durchfädeln. Hier zwei Bilder





Schritt 5: So. Nun haste es gleich geschafft. Die Schlaufe, die du gerade gelegt hast, jetzt ein bisschen lockern, weil da muss das dicke Ende noch durch. Halte das aber gut fest, weil dir sonst der ganze Knoten wie Muttis Hefekuchen zusammen fallen kann. Also, ein bisschen lockern, dickes Ende durchfädeln, ein bisschen am dicken Ende ziehen und du wirst merken, der Knoten zieht sich zusammen. Jetzt musste du sehen wie lang das Ding geworden ist und du kannst die Länge nun auch mit dem dünnen Ende justieren, aber VORSICHTIG, denn so lange Du den Knoten nicht festgezogen hast, kann das Ganze noch verrutschen und das sieht dann doof aus. Hier zwei Bilder:




So, wenn de alles richtig gemacht hast, sieht das aus wie da unten. Ein bisschen Üben wird helfen, ich weiss wovon ich hier schreibe:



Noch zwei bis drei Tipps: Die Spitze der Krawatte, ja die unten, endet 2mm über den Gürtel. Gürtel ist Pflicht! Der Knoten ist immer festgzogen im Gespräch. So halbhängende Knoten sind erst ab 22.00 Uhr auf der Weihnachtsfeier erlaubt. Schuhe, darauf achte ich immer bei einem Gesprächpartnern, müssen(!) geputzt sein. Schiefgelatschte Absätze gehen gar nicht. Schwarze Schuhe = Schwarzer Gürtel. Aber das wusstes Du schon.

Sehr gut mein Lieber. Ich hoffe du hast die Anleitung verstanden und nen schicken Knoten hinbekommen. Ich wünsche dir für alle, alle deine Gespräche alles erdenkliche Glück, drück dir Daumen, sage toi, toi, toi, good luck, viel Glück und lucka till!


So. Während der platzwart nun ne Weile beschäftigt ist, erzähle ich nebenbei noch schnell die Geschichte vom heutigen Sockenkauf. Eigentlich wollte ich was über meinen neuen Kollegen Leonard schreiben, den Nachnamen spar ich mir mal, denn Leonard ist Malaie chinesischer Abstammung und ab sofort der Verantwortliche für Asien. Aber ich schreibe lieber was zu Socken.
Am Wochenende habe ich mich vorbereitet, denn morgen fahr ich ins Scho Schonenland, am Freitag fliege ich nach Wien, am Samstag treffe ich HG, am Sonntag ist ein Frühstück mit der Frau Himbeer geplant, am Montag habe ich Shootout mit der DieDu und noch ein anderes, am Dienstag fliege ich nach Hannover und abends dann, endlich, treffe ich die Berlinerbrigade, hoffentlich. Da braucht es Planung und Vorbereitung.
Daher war ich am Sonntag beim Friseur, habe gebadet, Manikür, Pediküre und Nasenhaare schneiden. Das volle Programm, um diensttauglich zu sein. Dann sortierte ich nach dem Bügeln schon mal die Sachen vor und stellte fest: Zu wenige Socken. Oh Schreck, oh Kraus, die Socken sind aus. Und weil Tennissocken nicht gehen, bin ich halt heute los, um neue käuflich zu erwerben, denn so schnell kann ich nun auch nicht stricken.
Also ich heute hin zum Konsumtempel und zwar in den Laden, in dem ich mir neulich die tolle Jacke gekauft habe. Und wen treffe ich da? Genau. Diese wunderschöne Einzelhandelskauffrau, die auch noch so witzig und kommunikativ ist. Die Socken hatte ich dann auch gleich, denn Schwarz ist Schwarz, da gibt es nicht viel zu überlegen und weil ich gerade da war, habe ich mich ein bisschen umgesehen, von wegen In Style Information holen.
Da kommt das Engelchen zu mir und sagt, ich müsse nur fragen, wenn ich etwas Besonderes wolle. Die Vorlage war ja nun viel zu einfach, aber sie hatte den Kater geweckt, denn wenn de DieDu nicht will, der Kater will und durch den Türspalt fällt nur noch spärlich Licht.
Na und was soll ich sagen, ich war in Plauderlaune und fragte dann so ganz unverbindlich:
„Ihr seid ja recht leergekauft. Wann bekommt ihr denn neue Ware?“
„Wieso? Wir haben doch gerade erst welche bekommen. Aber wir bauen um. Vielleicht hast du sie deswegen nicht gesehen?“
„Das kann natürlich sein. Wo habt ihr denn die neuen Sachen?“
„Komm mit ich zeig es Dir.“
Und dann taperte ich ihr hinterher und von hinten sieht die vielleicht erst gut aus.
„Hier ist die neue Kollektion.“
„Aha. Sehr schön. Tolle Jacken. Ach, sach mal, warst das nicht Du, die mir diese blaue Jacke verkauft hat?“ Klar war sie das, wusste ich auch, aber man kann ja mal auf dumm machen, um im Gespräch zu bleiben. Sie überlegt, überlegt und es fällt ihr wieder ein und das Gesicht erhellt sich und sie sagt:
„Ja, genau. Diese mit den Rauten vorne drauf?“
„Genau. Aber irgendwie siehst du heute anders aus. Ich habe dich auch gar nicht gleich erkannt.“ Hah, na Logo habe ich sie gleich erkannt.
„Das liegt wohl daran, dass ich heute meine Brille aufhabe?“ Und da schaut sie mich an, nimmt die Brille ab und zwinkert mir zu.
„Du bist wirklich schön.“ Da war ich selber so ein bisschen erschrocken, sie aber auch und bekommt rote Bäckchen. Was soll ich machen, ist einfach so rausgerutscht. Hat wohl was mit de Hormone zu tun.
„Nee ehrlich, du bist jätte snygg. Und da wird se noch ein bisschen roter und sagt so ganz leise: Danke schön.
Ab hier hat dann der Kater übernommen, denn nun war es schon mal raus, so etwas ist ja unheimlich befreiend und da hat Katerchen auch gleich hinterher gelegt:
„Sag mal, wenn ich Dich zum Essen einladen würde, Söderut (Anmerk. Des Verfassers: Das ist da wo ich mit Björn war, highend-Gegend zum Feiern) was sollte ich dann an haben, diese Jacke oder diesen Pullover.“ Dabei zeigte ich auf die beiden Klamotten die vor mir lagen.
Sie sagte, der rote Pullover würde ja hervorragend zu den Jeans und meinen dunklen Haaren passen. So etwas fände sie gut, sagte se. Ich erklärte ihr, dass ich aber Jackenfan bin. Nickte se verstehend und meinte, die wäre auch nicht schlecht, aber ich wollte ja mit ihr Essen gehen. Hatte se natürlich Recht.
„Dann müsste ich also Beides kaufen, um dir zu gefallen und mir?“
„Du könntest es ja erstmal anprobieren.“ Schmunzelte sie mich an. Und die kann vielleicht süß schmunzeln.
Na, da lass ich mich ja nicht bitten und leg da nen Strip im Laden hin, schön drauf achtend, dass der wohlmodellierte und sonnengebräunte Bauch gut zu sehen ist und sie feixt sich die ganze Zeit eins. Was soll ich sagen, die Kombination sah wirklich sehr gut aus; da war ich selber über mein Spiegelbild erschrocken.
„Und? Was meinst Du?“ Frage ich sie.
„Ja, kannste gleich anlassen.“
„Wir sollten vielleicht vorher klären, wo wir hingehen?“ Nur nicht das Ziel aus den Augen verlieren.
„Zum Lunch also?“
„Nee, wenn dann natürlich zum Dinner. Heute abend?“
Tja und da kuckt se ein bisschen komisch und meint, ihr Freund würde das wohl nicht so gut finden.
Oh, denk ich mir, ein dickes Ende. Antwortete aber :"Das glaube ich wohl auch. Schade. Aber ich kann ja immer hier vorbei kommen und was kaufen und du berätst mich dann?“
Da freute sie sich, wohl weil ich nicht abweisend war, oder was weiß ich, ist mir ehrlich gesagt auch egal, denn ich habe sie und unseren kleinen Flirt sehr genossen.
„Das wäre natürlich toll!“ grinste se.
„Das kann ich mir vorstellen. Aber ihr seid so teuer hier, dass ich mir das nur einmal im Monat leisten kann. Legst Du den Pullover zurück?“
„Aber gerne! Hauptsache du kommst ihn auch holen.“ Und sie grinst extrabreit, zweideutig und schon wieder über beide Ohren.
So. Hab ich also noch ne Jacke, aber diesmal auch paar Socken.
Ich weiß jetzt auch, dass es mir fehlt, das weibliche Geschlecht in meiner, dieser beschriebenen Nähe. Ich werde darum am Freitag und auch am Samstag in Wien feiern bis der Arzt kommt. Ob nun mit DieDu, oder ohne, der Kater will das so und auf den muss ich auch hören, denn sonst wird er traurig und nichts wäre schlimmer, als wenn er mich verlassen würde.


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Samstag, 12. August 2006
Beethoven, Dvorak, Chopin und ich
Liebes Tagebuch, heute blogge ich mir einen, weil iss ja Freitag und der Urlaub liegt in seinen letzten Zügen, der Tag auch und ich muss sagen, ich war heute fleißig. Extrafleißig, liebes Tagebuch, extrafleißig. Ich habe heute so furchtbar sinnvolle Dinge getan, sinnvoll aber langweilig, wie Fassade ausbessern und dabei hat man ja Zeit, strengt kopfmäßig nicht an, da können wir alle fliegen, träumen, weg sein. Apropos sinnvolle Dinge, hier kurzer Statusbericht zum Schuppen: Alles malfertig für die Antike. Die kam vorhin von der Arbeit und das war gut so, denn ich wollte schon das ganze Ding abreisen, ist so meine Art, weil alles war rott und weggegammelt und die Antike stand dann plötzlich vor mir und meint, sie hätte mich schon auf dem Parkplatz wie einen Rohrspatz fluchen hören. Ich kuck sie an und denke mir, dass müssen aber sehr kleine Spatzen sein. Rohrspatzen?
Wie dem auch sei, ich habe heute auch den Betonsockel gestrichen und dabei schön Farbe bekommen und ich dachte auch an so Dinge, die da waren und die Dinge, die so kommen könnten und vor allem an Dinge, die hätten sein können. Kennt das jemand? Wenn man sich wegdenkt, fragt wie es wohl hätte sein können, wenn man diese Entscheidung so getroffen hätte, die andere so? Wenn man versucht sich ein anderes Leben vorzustellen, jemand anders sein, mal hineinfühlen, träumen? Ich meine jetzt nicht so ein Quatsch wie, wenn ich Ralf Schumacher wäre oder so. Sondern ganz real, mit einem Türchen, einer Option, die man einlösen könnte, wenn man denn wollte. So etwas wie Sachen packen, ein One Way Ticket nach irgendwo buchen und los geht es.
Na, ich war heute jedenfalls gedanklich in Budapest und zwar, weil ich an Maria denken musste. Mit der war ich vor kurzem da und wir beide waren so angetan vom pittoresken Charme dieser Stadt. Das wäre eigentlich auch ne bloggenswerte Geschichte. Wenn ich es mir so recht bedenke, wäre mein ganzes Leben bloggenswert, ist ja ein echt bunter Strauss von Geschichten, Anekdötchen und Menschen und würde zeigen, dass im Cabman ein bisschen mehr steckt. Ja. Ich sollte eine Biographie schreiben, zumindest anfangen, denn das erste Drittel meines zweifelhaft fabelhaften Lebens ist um, es warten noch zwei, denn ich bin mir sicher neunzig zu werden und bis dahin werde ich nicht sterben. Das ist beschlossene Sache und deswegen habe ich auch keine Angst, vor gar nichts. Und bevor ich jetzt und hier weiter rumschwafel, möge der Leser sich bitte Chopin vorstellen, Walzer in Cis-moll und mit mir die knarzigen Treppen hinauf steigen, in Budapest, hinauf zu meiner riesigen Wohnung im baufälligen Jugendstilhaus, denn da wohne ich gerade, hoch oben über der Stadt:

Ich bin ein Poet. Ich bin ein Poet und ein armer Irrer, denn ich wählte diese Leben aus freien Stücken. Ich lebe von der Hand in den Mund, denn ich bin arm. Bitterarm. Meine Tage verbringe ich damit poetische Geschichten und Gedichte zu schreiben, die keiner lesen will. Habe ich Geld, so verzeche ich es sofort, bringe es durch mit den Schönen der Nacht. Sie mögen mich. Sie sagen ich sei nicht hässlich, aber nur solange wie ich sie dafür bezahle, was selten ist. Geld belastet, lässt die Menschen komisch werden. Alle sind komisch. Ich nicht. Ich bin frei, frei zu tun und zu lassen was ich will. Oft lasse ich alles, das Schreiben aber nicht. Ich habe fünf Zimmer. Ich benutze nur das Arbeitszimmer. Auch zum Schlafen. Was brauch ich Bad und Küche, wenn sich meine Welt am Schreibtisch dreht? Gedanken sind flüchtig, sie zu behalten eine Kunst. Häufig sitze ich bis spät in die Nacht und forme Sätze. Ein Satz, drei Stunden, die sich wie vier Tage anfühlen. Oft überfallen sie mich, nachts, wenn ich im Bett liege und ich spüre, wie sich das Universum ausdehnt. Sie huschen vorbei und dann muss ich sie festhalten, es umschwirren mich zu viele. Ich muss wählen, ich kann aber nicht. Ich will sie alle, das endet meist wirr. Die Leute halten mich für wirr, andere haben Angst, so wie die Menschen immer Angst haben vor den Dingen, die sie nicht verstehen. Der einzige Mensch, der mich versteht, heißt Agathe. Agathe von Hackenspitz. Sie hat die Wohnung gegenüber. Im Gegensatz zu meiner ist diese vollgestellt mit alten Möbeln, altem Prunk aus besseren Zeiten, den ich so liebe.
Ich geh zu ihr rüber. Jetzt. Denn Agathe hat eine Köchin. Es ist die Tochter unserer Vermieterin. Sie kocht täglich für Agathe und ich bin eingeladen. Immer, solange ich Agathe meine Geschichten vorlese und ihren zu höre. Ich höre ihr gern zu.

So schlubbere ich in meinen zerschlissenen Pantoffeln und nur mit meinem alten Hausmantel bekleidet rüber. Aber nicht ohne vorher Salvatore zu stubsen. Salvatore ist mein Hund. Alt, faul und riechend. Ich muss ihn immer die Treppe runtertragen, wenn es Zeit für sein Geschäft ist. Wir beide finde es entwürdigend. So stubse ich ihn und er schaut kurz und müde auf. Ja, er lebt noch und ich bin zufrieden.
Ich gehe auf direktem Weg in Agathes Wohnung. Unsere Wohnungstüren stehen immer offen. So können wir uns besser hören, aufeinander acht geben. Agathe hört Chopin. Sie hat einen alten Plattenspieler und dazu tausend alte Platten, nur Klassik. Meist sitzt Agathe in ihrem Ohrensessel liest, oder hört Musik. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger, denn Agathe hat ihre guten Tage, an denen sie so klar wirkt als wäre sie Zwanzig und dann gibt es Tage, an denen scheint sie in eine andere Welt entrückt. Ist sie bestimmt auch. Heute ist ein guter Tag für Agathe, denn meine sind immer gleich schlimm.
„Hallo mein lieber James, Sie sind auf die Minute pünktlich. Haben Sie großen Hunger mitgebracht?“
„Guten Abend Agathe. Aber natürlich. Wie immer.“
„Das ist gut. Katinka hat einen Rossbraten bereitet und ich fürchte es ist sehr viel geworden. Sie wissen ja wie sie ist, wenn etwas übrig bleibt.“
„Das weiß ich nur zu gut.“
„Hat den der junge Poet heute auch etwas geschrieben? Ist es etwas Romantisches? Sie wissen wie gern ich ihre Liebesgedichte mag. Wissen Sie doch?
„Ich fürchte ich muss Sie enttäuschen meine Teure. Ich fühlte mich heute nicht romantisch. Mir fehlt die Liebe, die mich beflügelt, ein Herz, von dem ich weiß, dass es nur für mich schlägt.“
„Oh. Das ist aber traurig zu hören. Haben sie stattdessen etwas anderes geschrieben?“
„Sicher. Sie wissen doch, ich kann nicht anders. Das Schreiben ist wie ein Fluch. Ich muss einfach.“
„Ja, das verstehe ich. Sie hören sich an wie mein Philip. Der sagte auch immer, die Jagd wäre ein Zwang für ihn. Habe ich Ihnen schon mal die Geschichte erzählt, als ich damals, bevor dieser Schreckliche Krieg ausbrach, mit ihm auf Elchjagd in Masuren war?“
Natürlich hatte ich diese Geschichte gehört, wie ich alle ihre Geschichten gehört hatte. Aber ich bin nur ein Narr, nicht despektierlich, daher höre ich sie mir immer wieder an und weiß genau, an welchen Stellen sie etwas auslässt oder hinzufügt.
„Nein, ehrlich gesagt noch nicht. Sie würde mich aber interessieren. Würden Sie sie mir nach dem Essen erzählen?“
„Aber mit dem größten Vergnügen.“
Und dann ruft sie nach Katinka, welche auch kommt und das Essen serviert, mürrisch wie sie es stetig tut. Das Essen ist wie immer gut, auch sehr reichlich. Ich stopfe mich voll. Die erste Mahlzeit an diesem Tag. Es wird die einzige beleiben.
Nach dem Essen trage ich das Geschirr in die Küche. Katinka schaut mich an. Ich schaue zurück. Sie ist drall, üppig gebaut. Sie verursacht ein Ziehen in meinen Lenden. Ich weiß nicht wie lange das schon her ist.
„Katinka, der Hund wird zu dick. Du solltest ihm nicht soviel geben.“
„Wenn Du für ihn Futter kaufen würdest, müsste er gar nicht so dick sein. Der Hund bekommt dasselbe wie Du!“
Sie hatte Recht. Ich sollte froh sein, dass sie an den armen Kerl dachte. Ich nahm die Schüssel für Salvatore und stellte sie in den Kühlschrank.
„Katinka? Würdest Du mit ausgehen wollen? Ich lade dich ein.“
„Mit dir? Wohin könntest du mich schon einladen? In deine vergammelte Bude etwa?“
„Nein. Ich dachte an einen Ausflug in die Welt der Fantasie.“
„Pah. Davon wird man nicht satt. Davon fahr ich nicht in den Urlaub! Vergiss es und sprich mich nie wieder darauf an!“ Auch an diesem Abend würde ich nichts Romantisches schreiben.
Als ich in den Salon zurück komme steht Agathe am Plattenspieler und hält triumphierend die Hülle einer Platte hoch.
„Schauen Sie James. Ich habe Dvorak gefunden. Kenne Sie seine Musik? Hach, ich habe so gern zu ihm getanzt. Philip war kein großer Tänzer, leider. Aber er hat mir immer erlaubt mit seinen Freunden zu tanzen. Würden Sie mit mir tanzen, James?“
„Ich fürchte ich kann nicht tanzen meine Liebe. Mögen Sie es dennoch probieren?“
„Aber natürlich.“
Und während Dvoraks Slavischer Tanz läuft wiegen wir uns sacht zur Musik und das ist dann auch schon der Tanz. Die Platte läuft mit Knistern und Rauschen aus und ich begleite Agathe zu ihrem Sessel. Katinka bringt den Tee und verabschiedet sich für heute Abend und beim Rausgehen schenkt sie mir einen verächtlichen Blick. Nicht der erste, den ich erhalte.
„Nun James. Lesen Sie mir vor, was Sie heute schrieben.“
„Sehr gern. Aber ich muss Sie warnen. Es wird nicht sehr fröhlich.“
„Was glauben Sie, was mich noch schockieren könnte?“
Umständlich hole ich den Zettel aus der Tasche meines Hausmantels und beginne zu lesen:

Geh nur Geh. Nimm das Boot,
einst gezimmert uns zu bringen durch die Fluten des Lebens.
Und wenn ich dereinst an feinen Gestaden lande,
Werde ich an Dich denken und Dir doch vergeben.

Geh nur Geh. Nimm das Licht,
einst unser Leben hell erleuchten liess.
Und wenn ich dereinst an sonnigen Gestaden lande,
Werde ich an Dich denken und Dir doch vergeben.

Geh nur Geh. Nimm all die Sachen,
einst Ausdruck unseres Lebens,
doch lass mir meine Würde.
Und wenn ich dereinst am mondbeschienen Gestade
den Schritten meines Schattens folge,
werde ich an Dich denken, Dir doch vergeben und über Dich lachen,
denn du hast nichts.

„Oh James. Es klingt wie eine Abrechnung. Ich wusste nicht, dass Sie solche Gedanken haben.“
„Ich sagte Ihnen doch, mir fehlt ein Herz, dass meines schneller schlagen lässt. Wie gefiel es Ihnen?“
„Es ist wundervoll. Sie sollten es einsenden, zu einem Verleger.“
„Eigentlich ist es nur wieder ein Gedanke, niedergeschrieben auf feuchtem Papier mit billigem Kugelschreiber. Aber wenn Sie meinen, dann sollte ich es vielleicht wagen.“

Und dann sitzen wir noch eine Weile, hören Beethovens Für Elise und ich lausche der Geschichte von Philip und wie er in Masuren einen Elch erlegte, wie stolz er gewesen sein muss und wie froh, dass er Agathe hatte, die ihn dafür bewunderte und ihm zuhörte. Mir wird schmerzlich bewusst, dass ich ausser Agathe und Salvatore niemanden habe, der sich meine Geschichten anhört und mein Herz füllt sich mit Traurigekeit. Ich muss jetzt gehen.
So verabschiede ich mich und schlurfe wieder in meine Einzimmerwohnung, die fünf Zimmer hat. Salvatore lebt noch. Ich freue mich und weil er mir heute wieder nicht zuhören mag, erzähle ich meine Geschichten dem Blatt Papier, dass da vor mir liegt.


Und eigentlich geht es hier noch vieeeeeeeeeeeeel weiter, aber ich bin in Word schon auf Seite 4, keine Ahnung wie das bei de Blogger aussieht, spät ist auch schon, daher belassen wir es mit dem letzten Satz. Für die Frau lunally gab es auch zwei Leckerbissen. Hausaufgaben gemacht, Danke, setzen James.


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Freitag, 11. August 2006
Modisches Stöckchen
Ein Stock gab es zur Abholung bei Frau Cosmomente. Den habe ich gleich mitgenommen und nun liegt er hier zu Begutachtung:

Was ist dein Lieblingsoutfit? Und warum?
Dem Anlass entsprechend, am Liebsten nackig, weil ich es so mag, wenn der Wind alle drei Brusthaare wehen lässt.

Wie wuerdest du mit 3 Wörtern deinen Style beschreiben?
James Cabman, ich habe ein Wort gespart und investiere es in den nächsten Text.

Dein Modemotto?
Ob es nun regnet oder schneit,
Ob es gewittern soll oder kann,
Hauptsache du hast draußen Sachen an.

Lieblingsaccessoire?


Ein Mann sollte nur Uhren tragen. Ich nutze diese Gelegenheit jetzt gerne, einen kleinen Exkurs zu meinem selbstgebauten Uhrenkasten zu machen. Wie man auf dem schicken Bild unschwer erkennen kann, handelt es sich hierbei um ein besonders schönes Exemplar. Die Tür ist ein von hand geschliffenes Fenster, welches so ca. 100 Jahre alt ist. Wie Sie vielleicht erkennen können, sind die Sprossen mit Holznägeln verzapft. So was gibt es heute gar nicht mehr. Irgendwann werde ich die auch wieder einglasen, aber irgendwann is ja zum Glück noch ein bisschen hin.
Meine Lieblingsuhr ist übrigens die Zweite von Links, da ganz oben. Diese ist ein Chronograph der Schweizer Firma Nivada. Hab ich mal geschenkt bekommen, weil se kaputt war, da war ich ähm 16(?), oder so und ich habe mir geschworen, wenn ich mal die Kohle zusammen habe, lass ich die restaurieren. Das hat dann ein paar Jahre gedauert und für die Kohle hätte ich auch ne neue Uhr mit allem Schnickschnack bekommen können, aber wer will das schon. Die Nivada gibt es nicht mehr, war ne ganz ganz ganz kleine Manufaktur und wurde vom nen Chinesen aufgekauft, nur um die Firma zu schließen. Danke für die Aufmerksamkeit.

Mehr als ne Uhr sollte kein Mann tragen, naja vielleicht noch nen Ehering und für die Lässigkeit auch ne Sonnenbrille.


Lieblingsdesigner?
James Cabman, weil wir ja alle keine Haut Courtour tragen, oder vielleicht der eine oder andere doch, ich aber nicht und deswegen muss ich das ja alles selber mixen und ich finde, dass ich das richtig gut mache.

In welche Klamotte hast du richtig viel Geld investiert?
Das ist relativ. Mein erster Anzug war mit 600,- DM für die damalige Zeit unerschwinglich, aber willste nen Job, musste investieren. Heute habe ich ein paar und 2 davon waren noch teurer.


Deine größte Modesünde?
In diesen Zeiten ist doch alles erlaubt was gefällt. Das nennt man dann Individualismus.

Best angezogenster Star (männlich & weiblich)?
DieDu. Mein Star und immer adrett gekleidet.

Kurz und knapp: was ist für dich in und was out?
Schlüsselbunde mit Karabinerhaken und Hasenpfote an der Stoffhose sind ein muss, ebenso wie quietschende Gummisohlenschuhe, denn dann hört man mich besser in der Anstalt. Out gibt es nicht, siehe Punkt Deine größte Modesünde


Dann will ich schnell noch ein Bild von meinem Schreibtisch posten, weil der Knüppel bei Frau aurorask zur Selbstabholung lag. Das da ist also Cabman´s Ideenschmiede, sozusagen Hammer und Amboss des Bloggens. Und nun weiss ich gar nicht, was ich dazu schreiben wollte. Macht nichts, ich poste das Bild dann einfach noch mal, oder auch nicht.


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Donnerstag, 10. August 2006
Freunde des Cove





















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Eintopf mit was drin.
Also nu aber. Ich bin ja nun nicht so schnell fertig geworden, wie ich das eigentlich so wollte, aber der Leser möge mir verzeihen, all die Arbeit und dann noch mehr Arbeit.
Ich präsentiere heute mal schnell die versprochenen Logos und die, die ich nicht versprach, präsentiere ich auch.
Nummer 1 also die liebe Frau schluesselkind. Da gibt es nicht viel zu reden, weil ich se gern hab und ist halt so.


Nummer 2 der Zigarrillo, da gibt es noch viel weniger zu reden, denn das Bildchen habe ich mit ihm gemeinsam gebastelt.


Nummer 3 der Büffel, dem habe ich das nicht versprochen, aber nun hat auch eins bekommen und ich sach auch gleich warum


Nummer 4 die liebe Frau Cosmomente, weil sie auch ne nette ist und weil se was mit Stil und Anstand haben wollte, bekommte se die Titelseite der I-AhCosmopolitan von 1909. Natürlich ein bisschen retuschiert.

Es fehlen mir jetzt noch ein paar, aber bitte nicht traurig sein, dass hol ich nach, versprochen, denn ich tue dies aus Spass an der Freud und purem Eigennutz. Das werden Sie feststellen wenn se mal kurz ganz nach unten scrollen an das Ende dieses sagenhaft gut aussehenden Blogs, denn da findet sich die ganze Bagage zum bunten Stelldichein und sollte einer mit seinem Piktogramm nicht zufrieden sein, oder es gar gänzlich weghaben wollen, dann bitte kurz Laut geben. Im Übrigen sind die klickbar. Für mich nur eine kleiner Schritt der Layoutänderung, für euch der grossartige Anfang der A-Bloggerzeit.;-)

So, nun muss ich noch kurz ein Bild vom Schuppen zeigen. Mit dem habe ich heute nämlich gekämpft und mir ein blaues Knie geholt. Gar nicht gut, wobei, eigentlich doch, kann ich mit Ben und Jerry auf der Liege bleiben, oder eher nicht, ich habe ja nen engen Zeitplan. Dieses Bild ist Beweisstück A1 euer Ehren, anhand desssen deutlich belegt ist, dass ich harte körperliche Arbeit verrichtete. Ja euer Ehren den ganzen Tag und ganz allein. Nein, niemand half dem kleinen Cabman. Nein euer Ehren ich habe keine Pause gehabt. Ehrlich. Nein euer Ehren dieses lächerliche Bisschen ist noch nicht der Endzustand. Ja euer Ehren ich schwöre feierlich, dass ich morgen weiter mache. Ich kann ja gar nicht anders.



Dann wollte ich auch noch schnell davon künden, dass ich mir heute ein neues Auto gekauft habe. Der Verkäufer meinte zwar man müsse daran noch ein bisschen was machen. Mir ist das gar nicht so aufgefallen und ich habe gern die 15.000,- auf den Tisch des Hauses gelegt, denn hätte ich die auf den Boden gelegt, hätte ich mich ja bücken müssen und das mit dem Knie. NEIN euer Ehren, ich versuche hier keine billigen Tricks. Also ehrlich mal.



Eigentlich wollt ich auch noch ein hübsches Bild meiner uralten Sommershorts posten, um mal de Bloggergemeinde zu befragen, wie sie die so findet, denn der Zigarrillo und die Antike meinten die sähe doof aus. Ich bin da ganz gegensätzlicher Auffassung, das Bild gibt es aber nicht. Grund ist der, dass ich das Höschen anhabe und das auch noch halbnackig und das wollen wir keinem zumuten, mir am aller Wenigsten und daher bleibt dat Bild an meiner digitalen Wand.

So. Ich sach dann jetzt mal Tschö mit Ö und nachher köchel ich noch nen anderen Eintrag, denn es soll ja abwechslungsreich, bekömmlich und vor allem lecker sein, hier im Cove, wo es die bunten Eintöpfe gibt.

PS: Liebe lunally, das Wort, dass ich dir heute schenke, darf nur und ausschliesslich mit einem Ausrufezeichen benutzt werden.
Ich sachs lieber noch mal, wegen der Sicherheit. Liebe Frau lunally, das Wort, dass ich dir heute schenke darf nur und ausschlieeslich mit einem A U S R U F E Z E I C H E N benutzt werden.
Bitte schön: bäks! = Ausruf des Wiederwillens.
Ich finde es schmückt Dich sehr, es ist luftig-leicht, passt in jede Handtasche und hat frau es zu früh angewendet, kann frau immer noch sagen, sie wollte nur ein Bier bestellen. Motzen mit Sicherung sozusagen.;-)))))


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Dienstag, 8. August 2006
Cabman und die grossen Tiere
Ich bin ja all-terrain-fähig. Ob nun die frisch gebohnerten Hallen der Botschaften, die marmorverkleideten Säle der Handelskammer, Konzernzentralen, Konzerthallen, die hinterletzte Spelunke, der Bolzplatz, ne richtige Gammeldisco, ne richtige Edeldisco, ein Club der out ist, ein Club der in ist, HG`s Auto, bei Mutti, oder nur daheim. Alles kein Problem für mich, denn es geht ja nur darum sich anzupassen. Das kann ich gut, da bin ich sehr beweglich und das sollte man auch sein.
Letztes Jahr im November oder Dezember, was weiß denn ich, es war jedenfalls arschkalt, waren Maria und ich zur Verabschiedung des scheidenden Präsidenten der schwedischen Nationalbank eingeladen. Und weil es gerade so passend war und die Banker ja immer die Rentabilität im Auge haben, haben se daraus ein richtiges happening gemacht und auch gleich mal den Nachfolger vorgestellt. So.
Das ganze fand in so einem altehrwürdigen Gebäude statt und weil es so alt war, denn wir haben ja nicht alles weggebombt, damals, waren die Fenster auch alt. Das hat da gezogen wie Hechtsuppe, aber die Tische waren schön eingedeckt. GentleCabman, wie ich nun mal bin, habe ich den Platz mit Maria getauscht, denn sie saß direkt an so einem historischen Fenster und sie sagte: “Das ist lieb von Dir.“, worauf ich gequält lächelte und antwortete, das mache ja nichts, bin ich halt morgen krank. Daraufhin grinste se und sacht: „Das ist so heroisch.“ Ne Miniheldentat also.
Da saßen wir nun, ich fein beschlipst, Maria im Kostümchen und lauschten dem sehr sachkundigen Mann zu Fragen der Außenhandelsbilanz, der Zinsentwicklung und dergleichen. Das war alles furchtbar interessant und dann gab es endlich Essen, denn ich hatte extra nicht gefrühstückt.
Die Suppe war zwar nicht mit Hecht, aber genauso kalt, wie eigentlich der ganze Rest des Essens, kein Wunder, die armen Mädels mussten das Essen von ganz unten in den ersten Stock schleppen und es zog ja auch. Fahrtsuhl gab es nicht, denn das Gebäude ist alt und da haben die Mädels auch meinen Respekt, weil sie unterwegs nicht genascht haben. Da es nun so gezogen hat, kam es zu phänomenaler Wellenbildung in meiner Tomatensuppe. Aus der lugten auch drei Croissants heraus, wobei ich mich immer frage, warum die eigentlich da drin sind. Ich denk mir aber nichts dabei, denn ich habe auch ein bisschen länger gebraucht, bis ich herausfand, dass Entenbrust an Reis nur bedeutet, dass sie die olle Ente daneben legen, also neben den Reis, denn auf dem Teller sollte sie schon sein. So etwas gab es bei Mutti nicht und es wäre auch ziemlich komische gewesen, hätte sie, danach gefragt, geantwortet: Heute gibt es Bratwurscht an Kartoffelbrei. Bei uns hieß das mit. Mit dem Ende des Lunchs kam dann auch der große Auftritt des Neuen und der sah nicht nur fast so aus wie der Alte, sondern hat auch das gleiche erzählt. Ich glaube die hatten denselben Script- Schreiber, oder auch nicht. Vielleicht haben Banker einfach nur nicht viel zu sagen.
Als das ganze vorbei war, hatten wir noch die Möglichkeiten Fragen zu stellen, ich hatte gar keine, außer die, was wir da eigentlich aßen, diese zu stellen schien mir aber unpassend, daher sagte ich zum Neuen halt einfach: Viel Glück im Amt, schüttelt ihm die Hand, er grinste, sagte artig Danke und das war es auch schon.
Maria und ich gingen uns noch nen Bagel und einen heißen Kaffee holen, denn satt waren wir nach dem Showessen nicht und kalt war uns auch. Das war jetzt das Vorgeplänkel.

Gestern haben die Antike und ich gar nichts gemacht. Wir haben Sommer, das Wetter ist fantastisch und so beschlossen wir, uns nur zu sonnen. Ich saß da mit Ben und Jerry und dem Spiegel auf meiner nigelnagelneuen Sonnenliege, die ich nur kaufte, weil sie mit 50% Rabatt angeboten wurde. Insofern habe ich mir also für 399SEK 50% gekauft, denn die Liege brauchte ich gar nicht. Das sind ja so Milchmädchenrechnungen, wie ich sie liebe. Ehrlich.
Ich las den wirklich betrüblichen Artikel der Generation Praktikum und darüber verfiel ich so in Traurigkeit, dass ich den ganzen Pott von I-Ah Ben&Jerry aufaß. Und davon bekam ich Bauchschmerzen. Wir sehen, die Praktikanten sind an allem Schuld!
Na wie dem auch sei, die Sonne stand schon tief, da fing die Antike an rumzumosern, dass sie ja nun im Schatten läge. „Ja“, sagte ich, „das liegt an den Bäumen.“ Da schaute sie mich an und antwortete:
“Ich glaub wenn die Urlaubszeit vorbei ist, werde ich mich mit der Kommune anlegen.“

Man muss hier dazu sagen, dass unser Nachbargrundstück parkähnlichen Charakter hat und der Kommune gehört. Auf dem stehen massig Bäume, auch irgend so ein indischer Baum, der einzige in ganz Schweden und den will die Antike jetzt weg haben. Na, ich freute mich jedenfalls, denn das zeigte mir, dass es ihr schon wieder besser geht und wünschte ihr viel Glück, als sie sagte: „Du kennst doch den Präsidenten der Nationalbank. Wir könnten doch ein paar Unterschriften einholen und wenn der da mit draufsteht, dann fällen die das olle Ding bestimmt.“ Also kennen wäre jetzt übertrieben, ich habe dem mal die Hand geschüttelt, aber er ist unser Nachbar, wohnt zwei Reihen hinter uns und hat auch das Endhaus. Deswegen geh ich aber noch lange nicht zu ihm und frage, ob er den Baum auch weg haben will, sage das auch so zur Antiken und da war sie mukschig.

So. Weil die Überschrift ja lautet: Tiere, muss ich noch ein Zweites bringen:
Betreffende Person heißt (könnte ich hier reinschreiben, mach ich aber nicht wegen Frau Guugel) und ist schwedischer Wirtschaftsminister. Der war Anfangs des Jahres bei uns zu Besuch, um sich Inspiration zu holen. Das ist so verwunderlich nicht, denn wir sind extrem exportlastig, dass freut den Minister, denn da bleiben die Arbeitsplätze im Land, die Steuern auch und wir fluten die Welt mit unseren Produkten. Wir haben dafür sogar mal den Exportpreis bekommen und zu dessen Verleihung wollte ich unbedingt mit, denn der wird vom König verliehen. Ich sah mich da schon, mit der Kronprinzessin anbandeln und hätte gesagt: „Eure Hoheit mögen Sie einem loyalen Untertanen die Ehre erweisen und ein Tänzchen wagen.“ Dann hätte sie mich angelächelt mit ihrem Königslächeln und hätte gesagt: „Aber sehr gern. Sie sind so eloquent und sehr charmant. Können Sie Walzer?“
„Aber sicher doch, ein gar königlicher Tanz gerade Ihrer Würdig.“
Und dann hätten wir losgelegt und alle hätten getuschelt: „Siehe da, die Prinzessin scheint verliebt. Wer ist dieser galante Tausendsassa an ihrer Seite?“ Wir hätten getanzt und getanzt und ich hätte ihr tausend schöne Sachen ins Ohr geflüstert, hätte sie bestrickt (für Frau lunally bestricken= bezaubern, nach Ullsteins Synonymem-Lexikon 1960; ich schneide das mal in Scheiben, da haste leichter zu tragen: BE ST RI CK EN, bitte schön;-)) und wir hätten laut gelacht, so laut und ungeziemlich wie es nur der Königsfamilie vorbehalten ist und dann hätten wir geheiratet und ich wäre Prinzessinengemahl geworden und hätte im Schloss gewohnt und hätte repräsentiert was das Zeug hält. Ehrlich. Jeden Tag repräsentieren und freundlich sein und danach wieder repräsentieren und zuhause auch. Immer repräsentieren.
Und was war? Pustekuchen, ich war in Slowenien und habe gearbeitet, denn einer muss ja das Schiff auf Kurs halten. Ich weiß noch nicht einmal wo in Slowenien und hätten die Städte da, wüsste ich es wahrscheinlich auch nicht. Ich müsste HG fragen, vielleicht waren wir ja in einer Stadt.
So. Der Herr Minister war also da und schön wäre noch gewesen, wenn mir das einer vorher gesagt hätte. So bekam ich die mail an dem Tag, wo er schon längst da war, das war irgendwie zu spät, aber das ist ja besser als nie. Was ich aber auch nicht wusste, war die Tatsache, dass er mit uns reden wollte. Und dann stand er auch schon mit seinem Stab an meinem Schreibtisch und sein Stab war so ein mürrisch dreinblickendes Kerlchen, Typ Hochschulabsolvent oder Praktikant, dessen Anzug viel zu groß war, außerdem trug er einen schwarzen Gürtel zu braunen Schuhen, so etwas geht gar nicht und seine Krawatte war auch schlecht gebunden. Neben ihm sah der Minister tausendmal besser aus und dieser stellte sich auch gleich jovial vor, gibt mir die Hand und dann ging es auch schon los. Ich musste die Zeit über immer zu seinem Assi schauen, denn der schrieb alles auf nem Collegeblock mit. Na, denk ich mir, wird Zeit das die von den Profis lernen, wenn se nicht mal die Kohle für ein Diktiergerät haben. Das ging dann ne Weil so hin und her und die beste Frage, an die ich mich erinnern kann war: Worin siehst du denn die schwierigste Herausforderung in deinem Job? Weil ich ja ehrlich bin und gern helfe, antwortete ich wahrheitsgemäß:
Die schwedische Mentalität. Thore, der die ganze Zeit daneben saß, feixte sich eins und der Herr Minister wollte gerade nachhaken, als der Assi sagte: Wenn wir den Zeitplan halten wollen, müssen wir jetzt los.
Das fand ich gar nicht schlecht, denn da ersparte ich mir langes Gerede.
So. Der Minister hatte dann noch eine Unterredung mit dem Reeder, der wollte da aber nicht allein hin und weil kein anderer da war, musste Björn mit.
Der kam danach zu mir und meinte: “Da nimmt der Reeder mich mit, damit ich bremse wenn er dabei ist, sich um Kopf und Kragen zu reden und was macht er? Genau, ignoriert mich. Wenn das, was er sagte, morgen in der Zeitung steht, sind wir am Arsch.“ Tja. Das konnte ich mir gut vorstellen. Björn und ich sind dann noch auf ein Bier und am nächsten Tag stand nichts Gefährliches in der Zeitung, aber ich war drin, nämlich im Bild, dass in der Zeitung war. Zwar nur sehr grobpixelig und nur im Hintergrund, aber ich kann sagen, ich war schon mal in der FTS. Da habe ich gleich die Antike angerufen und sie gefragt, ja, denn Artikel hatte sie schon gelesen, nee, mich hatte sie da nicht gesehen. Da war ich wohl schon damals eher unbedeutend für sie.

Hier könnten jetzt noch ein paar Tiere folgen, dass lass ich jetzt aber, wegen der Länge. Die LÄNGE James, fasse dich kürzer! Irgendwann schreib ich aber bestimmt auch mal, wie ich den Herrn Chef von I-AhAudi Accessorie`s kennen lernte und er mir zuraunte, wenn ich mal nen Schirm brauche: Nur anrufen; wie ich den Herrn Chef von I-AhStiftungWarentest kennen lernen durfte; wie ich mit den Jungs von I-AhBioland versackt bin und zwar mit Einkornbier, 100% biologisch und knallt wie Hefe; wie ich mit dem Dänischen Botschafter für Deutschland in Berlin eine Diskussion um Käse hatte und noch so zwei andere, aber auf jeden Fall, die Geschichte von Kriss Nissen, dem Rennfahrer und VW-Motorsport Chef. Denn ich bin schon mal mit Kriss Auto gefahren und zwar Porsche und das war ne Mordsgaudi. Und auf jeden Fall auch die, als ich in diesem schicken Restaurant war, warum ich da nicht hingehörte und warum da so viele Ferraris vor der Tür standen. Aber am aller aller Liebsten sind mir eigentlich die leisen Geschichten von Dimi, der mir noch genau erklärte, wie sein Countryclub im Keller aussehen würde und warum er nicht mehr Gitarre spielen kann, oder die vom traurigen Mädchen Natalie. Und wenn ich so nachfühle, dann könnte das sogar gehen, das mit Natalie, die mich mal kurz aus der Bahn warf, mit ihrer Geschichte, ihrem Leben. Aber alle wie sie da sind, sind sie ein Teil von mir und weil ich hier heute niemanden gehen lassen kann ohne die Kernaussage zusammenzufassen: Das Wichtigste, die Moral von dieser Geschichte: Passe Dich an. Egal wie groß oder klein das Tier ist, dass du triffst, behandle alle mit Respekt, denn dann kannst du mit Dimi in seiner Kneipe abhängen, oder dem Herrn Minister kluge Tipps geben. Und wenn wir das nächste Mal den Preis bekommen und da bin ich sicher, dann hole ich mir die Prinzessin, das ist aber nicht so sicher;-) So und morgen werde ich schluesselkinds und cosmomentes Logos fertig machen, denn ich habe ja immer noch Urlaub. Das vom Zigarrillo bestimmt auch.


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Sonntag, 6. August 2006
Mit Zigarrillo im Scho Schonenland
So. Ich muss hier heute mal was bloggen, denn ich habe mich ja lang genug dünne gemacht und James will ja nicht in Vergessenheit geraten.
Mit dem Bloggen ist es ja wie mit jeder Form der Ausscheidung, sie ist reinigend und gesund. Das ist im Übrigen nicht zu diskutieren, sondern bestehende Tatsache, habe ich von meinem Arzt, der da mal sagte: “Kacken ist gesund, denn es befreit den Köper von Giftstoffen. Je länger du nicht gehst, mein lieber James, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwas nachbleibt.“ Ehrlich, das hat er zu mir gesagt und die Analogie zum Bloggen ist unverkennbar, denn das hat auf mich auch reinigende Wirkung. Das war jetzt aber mal ne astreine Einleitung, denn heute schreibe ich was Ernstes, sozusagen Ernst Cabman, aber nur heute, denn es widerspricht meinem Naturell, eigentlich. Morgen gibt es dann was Lustiges, ich bin nämlich auf ne dolle Geschichte gestoßen, aber die seelische Reinigung geht vor:
Die Antike und ich haben den Herren Zigarrillo am Flughafen abgeholt. Da war es Sonntag. Und ich muss hier noch mal schnell was zum Herrn Zigarillo einschieben:
Den kenne ich, entgegen meiner früher getroffenen Aussage, nämlich schon seit der 11 Jahre alt war. Ich habe das mal nachgerechnet. Und seit dem sind unsere beiden Leben miteinander verwoben. Mal engmaschig, mal grobmaschig, aber immer ohne Riss. Gern erinnere ich unsere durchdaddelten Nächte mit Quake und Unreal, erinnere mich, wie wir seine erste Wohnung renovierten, da war er 17; erinnere mich, wie er verheult bei uns in der Küche sass, weil ihn alles zu überfordern schien, die Wohnung, der Alltag, keine Kohle, eben alles. Erinnere, wie wir gemeinsam doppelte Buchführung für sein Abi gepaukt haben, wie er selbstlos meine Diplomarbeit in den Rechner gehackt hat, die ganze Nacht hindurch und wie wir beide dann Montagmorgens bei ihm auf dem Bett vor lauter Erschöpfung einschliefen und ich das ganze noch fast vermasselt hätte, weil der Abgabetermin um 09.00 Uhr war und der Scheiss-Copyshop nur einen funktionierenden Kopierer hatte. Ich erinnere, als wir gemeinsam nach Norrland fuhren, 18 Stunden Autofahrt, wie wir da saßen und Holzmännchen schnitzten, all die Umzüge bei denen er mir half, erinnere, wie er die Stellung in Deutschland hielt, während ich schon in Schweden war, wie er sich für mich mit den Behörden rumgeschlagen hat und als Postverteiler fungierte. Erinnere all die Stunden, die wir gemeinsam verbrachten, manchmal stritten, auch das gehört dazu denn wir sind immerhin noch zwei eigenständige Menschen, zwar mit den (fast) gleichen Zielen, Werten und Auffassungen, aber eben nur fast. Unter Freunden sollte dies aber kein Problem sein. Ist es eins, dann hat man die falschen Freunde. Daher heute hier, weil er mir in der vergangenen Woche wieder half, mit seiner Muskelkraft, mit seinem Kopf:
Ich verneige mich tief mein Lieber und sage danke! Danke, dass du da bist wenn es brennt und danke für all die Hilfe und Rat, die du freimütig gabst und gibst!
So. Damit ist die Liste der Personen, vor denen ich mich verneigte, schon auf zwei angewachsen, denn so etwas wird nicht verschenkt.
Der traurige Grund seines Besuches ist der, dass das Haus im Scho Schonenland verkauft ist. „Es ist noch nicht verkauft!“ höre ich die Antike rufen und hinterher fragend „Hast Du den Vertrag gelesen?“ Natürlich hatte ich ihn gelesen, so etwas ist mein Job, so etwas mach ich fast jeden Tag, Verträge lesen und schön ist dann noch, wenn man sie auch versteht. Natürlich wusste ich, dass es eine Timeline gibt, innerhalb derer der Käufer ohne Vertragsbruch zu begehen, vom Kauf zurücktreten kann. „Dann kann ich den also unterschreiben?“ fragte die Antike. Sie hatte den Vertrag nämlich nicht gelesen. „Ja, kannst Du, es ist nichts Komisches enthalten.“ Nicht das hier der falsche Eindruck entsteht, normalerweise ist die Antike viel ordentlicher in solchen Dingen als ich. Aber eben nicht in dieser Angelegenheit, denn es ist einfach zu viel für sie. Also mein Job. Tja, und weil niemand weiß, wie die ganze Sache ausgeht, sind wir halt hin gefahren, ins Scho Schonenland, das Haus übergabefertig zu machen und Dinge, an denen unsere Herzen hängen, abzuholen. Viel war es ja nicht mehr, aber doch noch einiges. So rasten wir also von Stockholm ganz in den Süden Schwedens und die Antike sagte zum ersten Mal seit wir uns kennen, sie fände gut, dass ich zu schnell fahre. Sie wollte es schnell hinter sich bringen.
Es regnete. Natürlich. Passend zur Stimmung. Fürs Autofahren aber genau richtig, weil sich die Schweden dann immer nach rechts verkrümeln und man freie Fahrt hat. Und huxflux waren wir da und es war wie immer:
Sobald man das Grundstück betritt, scheint alles abzufallen. Die Gedanken an den Job sind meilenweit weg, es gibt nichts weiter als üppiges Grün, nur Geräusche der Natur und man ist mit sich allein. Die Bäume wiegen sich sacht im Wind, irgendwo zwitschert ein Vogel und in der Ferne hört man die Arbeitsgeräusche von jemand, der Rasen mäht. Die pure Idylle. Wir haben sie aber nicht genossen, sondern gleich richtig losgelegt, na ja, eigentlich war es die Antike, denn der Herr Zigarrillo und ich brauchen irgendwie immer erstmal Kaffee. Weil wir dann so schnell waren, alles in kleine abholbereite Häufchen sortiert, hätten wir auch schon am Montagabend wieder zurückfahren können. Haben wir aber nicht gemacht, denn wir waren sehr, sehr müde. Ich fuhr noch schnell zur Tanke, ca. 20 km weit weg, kauft ne Schachtel Zigaretten und als ich auf den Weg nachhause war, traf ich die Nacht. Unnötig zu sagen, dass ich sie mag. Nein, eigentlich liebe ich sie und dabei spielt es keine Rolle, wo ich sie treffe, ob in HH, in Amsterdam, in Wien, Zürich völlig egal, ich bin ihr immer verfallen. Auch im Scho Schonenland, wo sie in eigentümlichen Licht daher kam. Der Himmel schien in Flammen zu stehen und ich fühlte mich wie in so einem Fantasyfilm. Dahinten musste Mordor liegen.
„Na James? Traurig?“
„Ja, sehr sogar.“
„Wie werden uns hier nicht mehr wieder sehen, habe ich Recht?“
„So wie es aussieht hast du Recht, meine Teure.“
„Mach ein Foto, ich habe mich für dich hübsch gemacht.“
„Das sehe ich. Du bist bezaubernd.“
Und dann schmunzelte sie, funkelt in unglaublichen Farben und links kam der Nebel aus dem Wald gekrochen, um mal nachzuschauen, ob denn alles in Ordnung ist. War es. Ich machte meine Fotos und dann ging es endgültig heim.
Da warteten die Antike und Zigarrillo mit ner Tasse Tee, saßen auf dem Vorbau im Spotlight und ich musste daran denken, wie ich diesen ganzen Anbau in einem Sommer baute, allein, weil ich mich mit der Antiken gestritten hatte und der Herr Zigarrillo hatte keinen Urlaub mehr, so blieb mir nichts anderes übrig. Ich erinnerte, wie ich mir den Rücken verrenkte, als ich die Tür einsetzte, wie ich bei 2 Grad über Null die Spots einbaute und kaum den Seitenschneider halten konnte, weil die Finger steifgefroren waren. Es gäbe tausend Baustellenstories zu erzählen, aber dafür würde dieser Blog zu klein sein. Nur soviel: Alles, wirklich alles bis auf Strom und Wasser haben wir an diesem Haus selber gemacht. Den kompletten Grundriss geändert, neue Fassade, neue Heizung, neues Dach zwei Fenster zu gemacht, dafür an anderer Stelle die Fassade aufgemacht und ein Neues eingesetzt. Den Vorbau im November gebaut, wo es arschkalt war und das ausrichten der Unterkonstruktion dafür sorgte, dass die Antike und ich uns in den Haaren hatten. Kein Wunder, das war eine schlimme Zeit, tagsüber im Büro, abends auf dem Bau, da liegen irgendwann die Nerven blank. Aber wir folgten einem Ziel, hatten einen Plan, an den erinnerten wir uns immer, wenn es richtig arg kam. Und dann kam alles anders.
So stand ich dann am Dienstag auf dem Grundstück, schaute mir alles an, sah vor meinem geistigen Auge die Tierchies, die hier mal rumstapften, Lotta, eine sehr intelligente Hündin die wir letztes Jahr im Februar einschläfern lassen mussten. Ich habe Rotz und Wasser geheult. Otto, der nicht so intelligent war. Den haben wir ganz aus Pirmasens Tierheim geholt. Völlig bekloppt eigentlich, aber man muss investieren in die Dinge, die einem wichtig sind. Otto war es, genauso wie er alt und krank war, aber er hatte mit Sicherheit das beste Jahr seines Lebens bei uns. Und dann natürlich Skippy. Der größte Herzdieb aller Zeiten. Ein witziger Welsh Corgi Mix. Den hatten wir aus dem Lüneburger Tierheim und dieser kleine Kerl hat mich geliebt wie keinen anderen. Kein Wunder, denn wir verbrachten viel Zeit miteinander. An seinen Todstag werde ich mich auch immer erinnern, weil ich diesen Hund liebte und weil ich keine 24 Stunden in Schweden war, als wir ihn einschläfern lassen mussten. Da habe ich erst geheult. Aber man muss den Weg mit diesen Wesen, die sich uns nicht ausgesucht haben, bis zum Ende gehen. Das ist man ihnen schuldig. Skippy-Geschichten könnte ich hier auch etliche reinschreiben, denn der war ein richtiger Pflegel.
Ich schaute mich also um, sah vor mir, wie das Haus aussehen würde, würden wir alle Projekte umsetzen; sehe all die Bretter, all die Nägel, die wir von hand einschlugen, ich kenne jeden von ihnen, jeder Schraube, denn wir haben das Haus einmal umgekrempelt. Und alles trägt den bitteren Geschmack, etwas nicht zu ende gebracht zu haben. So etwas kann ich nicht leiden, ich weiß aber, es ist die richtige Entscheidung. Lerne zu leiden, lerne Dich selbst zu besiegen, denn nur dann kannst du andere besiegen. Das sagte mein Opa und an den musste ich komischerweise auch denken.
Wir haben wieder einen Hund, DasDaisy, die haben wir aus Spanien und solange sie und die zwei dicken Kater leben, habe ich auch eine Verantwortung und werde die Antike damit nicht allein lassen. Genauso wenig, wie ich sie allein liess, als alles verpackt war, denn der Herr Zigarrillo und ich sind mittlerweile Profis im Umziehen. Danach gingen wir nämlich noch mal übers Grundstück, um Tschüss zu sagen und natürlich weinte die Antike. Ich nahm sie in den Arm, sie zu trösten und versprach, wir würden das Haus in Stockholm auch schön herrichten, obwohl ich genau wusste, dass sie nicht wegen des Hauses weinte, welches wir in den letzten 7 Jahren mühevoll restaurierten, sondern weil mit diesem Haus eine Lebensplanung verschwindet, ein gemeinsamer Traum, ein Ziel, das eine Art Guideline war.
Tja. Das Haus ist wahrscheinlich weg, was bleibt sind 5 dicke Fotoalben mit Momenten eines bisherigen Lebens, Abdrücke auf dem Teppich und die auf der Seele. Die Zeit wird alles heilen und die Erinnerungen kann uns keiner nehmen, dem Zigarrillo nicht, der Antiken nicht und mir sowieso nicht, denn diese speziellen Erinnerungen trage ich im Herzen und nur da gehören sie hin. Skippy, Lotta, Otto, die Antike, wie wir uns liebten, wie wir uns stritten, wie wir lachten und gemeinsam weinten. Man kann die Welt in ihrem Lauf nicht aufhalten, man kann aber 5 Minuten innehalten und mal drüber nachdenken. Ich mach es ab und an, denn sie sind es mir wert, sie am Leben zu halten.
Wir machten noch ein paar Bilder, und fuhren durch die Nacht nach Stockholm. Die Antike wollte Motörhead hören, es gab auch Kiss, Bruce Springsteen und natürlich Depeche Mode. Und irgendwann verstummten die Gespräche, jeder hing seinen Gedanken nach, denn der Herr Zigarrillo war auch traurig und ich nagelte mit 120 und dem Riesenanhänger über die Autobahn. Der Rest wäre auch erzählenswert, spar ich mir aber, nur soviel, der Herr Zigarrillo und ich haben den Eingangsbereich des Hauses in Stockholm gemeinsam fertig gebaut, genau so, wie die Antike es wollte. Wir können so etwas nämlich, auch wenn wir sonst Drehstuhlcowboys sind und weil wir was können, allein und im Team sind wir sogar noch viel besser, können wir uns auch erlauben, die große Fresse zu haben. Aber nur dann und wann.
Am Freitag haben die Antike und ich den Zigarrillo wieder zum Flughafen gebracht. Es gab eine ganz unspektakuläre Verabschiedung und schon war er wieder weg. Wir saßen dann noch ein bisschen auf der schicken neuen Holzterrasse und die Antike sagte:
„Das habt ihr wirklich toll gebaut. Danke. Wollen wir noch mal zum Flughafen? Wir könnten dir ein Lastminute-Angebot raussuchen. Du könntest Urlaub machen.“
„Nee“, sach ich. „ich mach die Dinge hier noch fertig. Die Wochen nach meinem Urlaub sind schon alle verplant, dann kommt der Herbst mit den Messen, da werde ich auch kein Wochenende zu hause sein. Also muss ich damit jetzt fertigen werden. Das Haus muss gestrichen werden, der Schuppen muss ausgebessert werden und das Tor muss ich auch noch fertig machen. Ich habe es dir ja versprochen.“
Und da grinste sie und sagt: „ Du bist eigentlich ein ganz Feiner.“
„Finde ich auch.“;-)


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Sonntag, 30. Juli 2006
Markengeheimnisse
So. Ich sag mal so und so zu sagen ist sozusagen, so einfach gar nicht zu sagen, dass es ja so einfach nicht ist, bestimmte Dinge so zu sagen, dass se auch jeder versteht. Oder? Aber ich übe. Und fang dann mal an:
Wo andere eine Frisur haben, habe ich ein Vogelnest. Schön, James! Manchmal zumindest. Böse Zungen behaupten gar, ich sehe aus wie ein Monchichi, sei’s drum, das ist allemal besser, als Dieter Bohlen zu ähneln. Der soll ja ein Genie sein. Dieses und Wahnsinn liegen dicht beieinander, sagen so Leute, die man nie fragt, aber immer was zu sagen haben. Ich halte mich ja auch bisweilen für sehr genial. Ist aus Gründen der Kausalität also auch schon wieder ne besorgniserregende Sache. Ich mach mir aber keine Sorgen und überhaupt Sachen:
Neulich habe ich mir ja wieder so eine gekauft, die ich eigentlich gar nicht brauchte. Sachen, die ich nicht brauche, habe ich reichlich, nicht mehr in der Hülle und Fülle wie einst, aber immer noch genug. Z.B. meine Kurzsichtigkeit. So etwas braucht nun wirklich kein Mensch, schön das es die umsonst gab. Ich ärger mich aber doch.
Wegen beschriebener Kurzsichtigkeit besuchte ich meinen Optiker, Kontaktlinsen abzuholen. Nun sollte man nicht erwarten, dass die Linsen, die einem vormittags am Telefon zugesagt wurden, auch am Abend abholbereit sind. Das nun wirklich nicht, schon mal gar nicht in Schweden. Jut, hatte ich Zeit, war eh schon mal im Einkaufszentrum, also bin ich ein bisschen rumschlawenzelt und in so einer feinen Boutique hängen geblieben. Da gab es neben schicker Sachen auch ne schicke Einzelhandelskauffrau. Die war aber verdammt schick. Sie hatte mittellanges blondes Haar, schlanke Fesseln, sehr schöne Augen und ein extrem offenes Wesen. Das Fräulein war mir sehr sympathisch. Ich ihr wohl auch, oder sie bekam Umsatzprovision. Wie auch immer, sorgte sie dafür, dass ich mir ne ungewollte Strickjacke kaufte. Nun mal nicht lachen, Strickwaren können sehr modisch und sportlich sein, ebenso stilvoll und elegant. Nennt man das ganze dann auch noch Cardigan, ist es sogar hip. Natürlich gibt es auch Opastrickjacken, aber das ist das Problem derer, die solche kaufen.
Eine neue Jacke habe ich gar nicht gebraucht, denn ich besitze ja schon etliche. Auch modische. Das liegt daran, dass ich mit Pullover nicht so kann. Hab ich schon mal probiert, mit so nem Exemplar aus reiner Schurwolle. Das hat gejuckt wie ne Intimrasur, war total unflexibel und dann die statische Aufladung. Aber ehrlich. Immer das Geknister und die Brusthaare erst. Standen immer so aufrecht, alle Drei. Ab und an finde ich Dinge, die sich aufrichten, gut. Aber eben nicht Haare.
So. Das Exemplar hier hat einen hellblauen, fast weißen Grundton, was schön meine Unschuld unterstreicht. Dann gibt es noch ein paar blaue Vierecke, die unterstreichen nichts, sind dafür aber farblichfroh, genau wie ich, deswegen passen wir so gut zueinander. Der Stoff ist anschmiegsam, umspielt sacht meinen muskulösen Oberkörper und lässt mich sehr lässig aussehen, oder auch nicht, da hängt davon ab, wie es ums Vogelnest bestellt ist.
Auch eine von mir sehr geschätzte Produkteigenschaft ist die, dass die Jacke bei Gehbewegungen nicht pfeift. Das ist schon allein deswegen gut, weil die Leute dann nicht glauben, ich hätte einen Vogel. So etwas glauben viele schon von allein, dass muss man nicht unterfüttern. Hat man allerdings einen Vogel, sollte man dies auf keinen Fall unterlassen, das ist Tierschutztechnisch unabdingbar.
Meine schicke Jacke hat sogar einen Namen. Sie hört auf Ben Sherman und ich will hier gern mal erklären, warum man Anziehsachen überhaupt Namen gibt:
Man steht dann also im Schlafzimmer vor seinem Schrank, überlegt was man wohl anziehen soll und weiß es nicht. Was macht Mann da? Genau. Ruft nach Spatzi, die gerade unten rumwerkelt. Mann ruft: „Spatz, welche Strickjacke soll ich denn nun anziehen?“ Sie flötet zurück: „Die Blaue.“ Mann denkt sich:“????“ Weil er hat ja eh irgendwie nur blaue Strickjacken, denn aus Gründen der Harmonie, der Ästhetik und Symmetrie muss doch alles zusammenpassen. Da Jeans nun mal das bevorzugte Beinkleid sind, diese sind oft blau, bleibt ja gar nichts anderes übrig, als blaue Sachen zu besitzen. Dann gibt es noch so Vertreter, denen ist so etwas völlig egal, aber denen verraten wir hier nicht, dass es so nie etwas mit den Mädels wird. Das wäre ja so, als würde man mit Schlittschuhen zur Rollschuhbahn fahren, irgendwie unpassend, aber das merkt man halt erst, wenn man nicht so richtig vorankommen will. Dann ist es zwar noch nicht zu spät, aber man hat Zeit verloren.
So. Mann steht nun oben, und ruft hilflos runter:
„Welche Blaue?“ Das ist dann der Punkt, wo Spatzi, von lautem Gefluche und Gezeter begleitet, die Treppe hoch gestapft kommt und dabei zur Krähe mutiert, was ja bemerkenswert aber nicht schön ist.
Sie grummelt dann vor sich lang hin, sagt so Dinge wie: „Das gibt es doch gar nicht! Ich bin doch nicht deine Mutter ect, ect…. “ Schlimm, oder? Das ganze ist vermeidbar!
Um wie viel stressfreier ist doch die Beziehung, ruft man stattdessen: „Die Levis, oder die Ben Sherman?“ Und Spatzi, bleibt Spatzi und säuselt zurück: „Welche Hose hat du denn an?“
„Die Lee.“
„Dann nimm doch die Chevignon, in der Kombination siehst du immer zum anbeißen aus.“ Toll, oder?
Das ist der Beweis, bei Markenklamotten geht es nicht darum, ungerechtfertig viel Kohle abzugreifen, sondern die Hersteller haben nur den Haussegen im Sinn, wenn sie uns in der Herstellung lächerlich billige Klamotten zu überhöhten Preisen verkaufen. Das musste mal gesacht werden, denn viele verstehen die wahre Intension der Markenartikler ja nicht.
So. Ben und ich gehen gleich zum Flughafen, meinen Kumpel abzuholen. Ich muss nur noch überlegen, welche Hose dazu passt, denn mein Spatz ist ja weggeflogen, da konnte auch kein Markenprodukt helfen. Man hat vielleicht Probleme eh, aber echt;-)


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Samstag, 29. Juli 2006
Knüppel ausem Sack
Es fliegen schon wieder Knüppel, der hier kam von der lieben Frau bonafide, ist nummeriert und die Nummer heisst auch noch ID und lautet wie folgt: 121122126421112


Warum bloggst du?
Man kann nicht nur Bier trinken und außerdem warte ich auf meinen Durchbruch. Bei meinem Glück passiert der im Darm.

Seit wann bloggst du?
Schon immer! Aber seit 134 Tagen schreibe ich es auch auf.

Selbstportait?
Warum lesen deine Leser dein Blog?
Das würde ich auch gern wissen. Warum lest ihr denn hier?

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf Deine Seite kam?

Search request: minibusen

Welche Blogeinträge bekamen zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?
Alle! Ich werde nicht ernst genommen. Die Welt ist schlecht!

Dein aktuelles Lieblings-Blog?
Gibt es nicht. Ich mag sie alle. Die einen weil sie gut sind, die anderen weil sie so richtig bräsig sind.

Deine Lieblingsband?
Placebo und meine Überband:

Deine Lieblingsfarbe?
Blau und so

An welche vier Blogs wirfst du das Stöckchen weiter?

Na klar an den Büffel, an Morphine, an lunally und last but not zuletzt an die junge Frau, die so verstaubt;-) ist: blüte
Und wenn ihr auch wollt, bitte hier die Nummer eintragen und schon kann es losgehen!


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A Night like this/Dream of Stockholm


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