Dienstag, 1. Februar 2011
Alles für die Quote


Schriiing.
Elfengleich eine Neuerlichkeit halbbrüskierend textiert.

Ich weiß ja nicht, ob Sie es wussten, aber nach chinesischem Horoskop haben wir das Jahr des Hasen. Was das für Sie bedeutet weiß ich nicht, ich für mich kann schon mal ein geschmacklich fragwürdiges Geschenk (schon im Januar!) verbuchen, welches mir Leute machten, von denen ich glaubte, wir würden uns verstehen. Naja.

Kommen wir nun zum Ende:

So. Zum Zwecke der Erlangung philosophischer Tiefendurchwirktheit, weil ich doch bisweilen beim Lesen von Blogs und anderen ansprucherhebender Schriftlichkeit links und rechts des Corpus sterni Beklemmungen habe, lese ich derzeit, des Abends, kurz vorm Schlafe, etwas von Herrn Marc Aurel.

Von ihm stammt folgendes Zitat:

Hier ist ein Philosoph ohne Rock, dort ein anderer ohne Buch, ein dritter halb nackt. Brot habe ich nicht, sagt er, und bleibe doch der Vernunft getreu. Auch ich habe keinen äußeren Vorteil von den Wissenschaften, und bleibe ihnen doch ergeben.

Marc Aurel, Selbstbetrachtungen

Und man ist gewillt, ganz modern zu ergänzen: und fahre Taxi.

Manche Dinge - so scheint´s- ändern sich über die Jahrhunderte nicht.

Ich weiß schon wieder nicht, ob Sie es wussten, aber Frau von der Leyen, die, die virtuelle Verbotsschildchen als probates Mittel ansah, Kinderpornos zu stoppen, also die fordert derzeit eine Quote von 30% Frauen in den Topgremien von Unternehmen.

Jut. Man könnte jetzt recht chauvinistisch schreiben: Wenn es dann zukünftig in den Top-Unternehmen ähnlich gut vorbereitet und koordiniert läuft, wie von der Leyen und Frau Schröder (die andere Ministerin) in dieser Fragestellung gerade vormachen, dann sehe ich in der Umsetzung der Forderung einen echten Standortnachteil. Schreib ich aber nicht. Stattdessen gebe ich Folgendes zu bedenken:

In dem Konzern, für den ich tätig bin, gibt es eine Reihe von Frauen in Toppositionen, mehr als diese Quote hier fordert. Das gilt besonders für die skandinavischen Länder und die sind bekannt dafür, dass Arbeit und Familie gut zusammengehen. Könnte es also sein, dass dies ein nichtdiskutierter Bestandteil des Sachverhaltes fehlender Frauen in Toppositionen der Wirtschaft ist? Könnte es sein, dass eine verfehlte Familienpolitik Mitschuld an der jetzigen Situation trägt?

Ich frage ganz ernst gemeint, denn ich habe in den letzten beiden Tagen Mitarbeitergespräche geführt u.a. auch mit einer Kollegin, die gerade aus dem Mutterschutz zurück ist.

Ich bin etwas unglücklich mit dieser Stundenregelung, denn das ist nichts Ganzes und nichts Halbes.
Die Mitarbeiterin sieht das ähnlich, aber es gibt derzeit keine andere Möglichkeit für sie. Sie will mehr Verantwortung übernehmen, ich will, dass sie mehr Verantwortung übernimmt und dennoch kommen wir nicht zusammen, weil die Rahmenbedingungen nicht passen.

Oder andersrum: Meine norwegische Lieblingskollegin, Heidi, ist ca. 165 cm rund und dabei ungefähr 1,60 hoch. Will heißen: Sie ist keine Schönheit und hat ihren Job weil sie richtig gut ist. Heidi ist schwanger und wird nun auch bald niederkommen, hat aber schon mal angekündigt, in einem halben Jahr wieder da zu sein. Das geht also. Ginge es in Deutschland auch? Auch wenn man nicht Familienministerin ist?

Egal. Ich hätte tatsächlich gern gewusst, wie Sie dazu stehen:



Halten Sie die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote für Führungspositionen in deutschen Unternehmen für notwendig?
Ja, unbedingt.
Nein, gar nicht.
Eventuell, wenn mir das jemand besser als du erklärt.
Cabman, ich will ein Kind.

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Erstellt von cabman am 2011.02.01, 21:54.



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Naja,
die Quote ist ja kein Garant dafür, dass sich die Rahmenbedingungen der Vereinbarkeit von Kindern und Karriere ändern, insofern halte ich diese Lösung für etwas zu kurz gedacht.

Andererseits: Beim Brötchengeber meiner Frau hat sich in den letzten paar Jahren viel bewegt in Sachen Frauen in Top-Positionen, und das obwohl die Rahmenbedingungen dort gleich, äh, ausbaufähig geblieben sind. Beim vorigen Arbeitgeber waren die Rahmenbedingungen eigentlich besser (inklusive toller Firmenkita), trotzdem war der Laden in der Top-Etage sehr männlich dominiert.

Tja, schwer, daraus allgemeingültige Schlussfolgerungen zu ziehen. Im Fall meiner Frau kann man zumindest sagen, dass es mit ihrer Karriere und den entsprechenden Arbeitszeiten nicht zuletzt deswegen hinhaut, weil ich Heim und Homeoffice manage (oder es zumindest versuche).

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Ein für mich schwieriges Thema.

Ich glaube, dass die Ursache tatsächlich weiter unten an der Wurzel liegt. Viele Eltern möchten ihr Kind gar nicht ganztags "fremdbetreuen" lassen und viele Mütter übernehmen gern die Aufgabe, mehr Zeit mit dem Kind und weniger mit dem Job zu verbringen als der Vater. Ob das ein kulturelles Dings ist oder gut oder schlecht weiß ich nicht, ist auch egal, ist einfach so, und ob das zu "beheben" ist oder sein sollte weiß ich nicht. Ich schließe mich da ein. Ich möchte mit meinem Kind einen Alltag leben, der über "um 8 zur Kita bringen und um 6 abholen und ins Bett bringen" hinausgeht und ich bin froh, dass ich mir - auch finanziell - den Luxus erlauben kann, nur 5 Stunden tägich im Büro zu sein. Wie andere Leute das möchten oder machen ist mir egal, aber ich würde definitiv jedem, Müttern wie Vätern, wünschen, diese Wahl zu haben.

Was auch zu bedenken ist: mit Geld (und Personen in Top-Positionen oder kurz davor haben das meist), kann man sich auch hier Kinderbetreuung in diversen Formen recht mühelos kaufen. Viel problematischer ist es in den unteren Einkommensregionen oder auch bei Arbeitslosen - ohne vorhandenen Arbeitsplatz kein Anrecht auf Ganztagsbetreuung (und natürlich auch keine Mittel!), ohne vorhandenes Betreuungskonzept aber auch keine Aussicht auf einen Arbeitsplatz. Eine Kindergartenmutter klagte mir dazu gerade eben noch ihr Leid, und mir viel dazu auch nichts Konstruktives ein. Frauenquote in Führungspositionen erscheint mir nach solchen Unterhaltungen ein ziemliches Luxusproblem.

Ich hoffe übrigens gerade auf die Bestätigung, ab Sommer einen Platz in der Ganztagsklasse für das Kind zu haben. Sie können gern die Daumen drücken. Denn das Thema hört ja nach Krippe und Kindergarten nicht auf. Auch ein Grundschulkind kann man noch nicht sich selbst überlassen (bzw. man kann so einiges, aber ich möchte das nicht) und die gängige Grundschule hat zwar eine "Unterrichtsgarantie", diese jedoch, oha, von 8:30 - 12:30 Uhr, was selbst, wenn sich das Büro direkt neben der Schule befände (tatsächlich ist es aber in einer anderen Stadt) nicht reicht. Von den 13 Wochen Ferien im Jahr mal ganz abgesehen. Wenn wir den Platz nicht bekommen, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, was ich mache. Kündigen oder Amok laufen oder ein Au Pair kaufen oder sowas. Alles recht unerfreulich.

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Solange in diesem Land das Mutterschutzgesetz die Möglichkeit der (Ausnahme-) Kündigung trotz Schwangerschaft einräumt, ohne dabei auszuschließen, dass der Arbeitnehmerin ein finanzieller Nachteil dadurch entsteht, und so lange es gerade für kleine Firmen mit ein oder zwei Mitarbeitern keine Unterstützung (außer zuvor genannte Möglichkeit der außerordentlichen Kündigung) seitens des Staates gibt, wenn so eine Firma plötzlich 14 Wochen Gehalt an eine Mitarbeiterin zahlen muss, die in dieser Zeit gar nicht arbeitet, und so lange es keinen Anspruch auf Kita-Plätze vor dem 3. Lebensjahr gibt, (ich glaube, ich könnte noch eine Weile so weiter machen), so lange halte ich solche Quotenvorschläge für nichts anderes als eine ungeschickte Art und Weise von ganz anderen Problemen abzulenken.

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Naja, das Mutterschutzgeld wird den Firmen zu 100% von der Krankenkasse rückerstattet (Umlage U2 - verpflichtend für alle Arbeitgeber). Insofern haben kleine Firmen zwar ein organisatorisches Problem, aber nicht ein unmittelbares finanzielles.

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als ich das heute morgen in der u-bahn las, fragte ich mich auch:

- hat die dämliche uschi eigentlich schon mal eine pr-agentur von innen gesehen? da sind zu 90% frauen in der führung. der reinste zickenterror. you would never want that.

- hat die uschi schon mal einen maschinenbau-kurs an der uni besucht? da sieht es nämlich umgekehrt aus. nur nerds im pullunder.

und mit wem will man ggf. fehlende frauen aufstocken? werden dann ein-euro-jobberinnen ud hausfrauen eingesetzt? so zwangsverpflichtet wie im arbeiterdienst im dritten reich? oder gibt es dann wie in der ddr keine freie wahl mehr darüber, wer abi machen darf und welche studiengänge eine jede wählt?
sorry, aber da hat die angie als typischer-männerstudiengang-absolventin wohl den besseren durchblick.

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