Donnerstag, 30. November 2006
7 Denk mal
cabman, 18:38h
Mit der Glocke letzten Schlag senkte sich die Dunkelheit über den Tag. Er stand draußen am Fluß von wo er die halbe Stadt überblicken konnte. Er war in sich gekehrt, versunken in seinen Gedanken, heute war der 24.Dezember - Heiligabend, das Fest der Liebe - doch in ihm war keine Liebe .
Das vergangene Jahr war das schwerste seines Lebens gewesen, es war geprägt von Verlust, Schmerz und Abschied gewesen.
Anna, seine große Liebe seit dem Kindergarten hatte ihn verlassen, weil sie ihn nicht mehr liebte . Einfach so, das Gefühl war weg ... er konnte es sich nicht erklären und wollte es auch nicht verstehen. Sie lebte nun auf der anderen Seite der Erdkugel, auf einer Farm in Australien. Zumindest mußte er sie nicht mehr sehen.
Und wie heißt es: Die Zeit heilt alle Wunden, er mußte also nur lang genug warten...
Doch das war noch nicht einmal das Entscheidende. Zwei Monate, nach dem Anna weg und er bei einem Routine- Check beim Arzt war, eröffnete dieser ihm die Diagnose: Krebs
Krebs im Enddarm, es zog ihm den Boden unter den Füssen weg, wie war die Heilungsaussicht, wie die Behandlung ? Was erwartete ihm?
Er versuchte rein rational an die Erkrankung heranzugehen, unabhängig der Ängste, die in ihm wüteten, denn dieser Krebs schien ein Familienbegleiter zu sein.
Gut, zuerst galt es die Chemo zu überstehen, mit den Nebenwirkungen fertig zu werden und dann Kraft zu sammeln für die folgende Bestrahlung. Auch der Afterausgang mußte verlegt werden, ein Stoma wurde sein eigen. Nach der Diagnose folgten etliche Wochen im Krankenhaus, er verlor
seine Haare. Ihm war übel, konnte kaum Essen bei sich behalten und magerte sehr ab.
Wenn er seinen kahlen Kopf mit dem ausgeprägten
Hinterkopf im Spiegel besah, dann gefiel er sich : „Ich habe einen Denkerkopf ‘‘ sagte er sich...
Sein Körper kam verhältnismäßig gut mit der Behandlung zurecht, was machte schon das bißchen Übergeben, wenn er doch wußte, dass es irgendwann wieder besser werden würde.
Auch die Rückverlegung seines künstlichen Darmausganges verlief unproblematisch, noch hatte er zwar Schwierigkeiten , konnte nicht alles essen, mußte aufpassen, immer in der Nähe einer Toilette zu bleiben, doch das war ja überschaubar.
Weihnachten, dachte er, machen sich die Menschen darüber eigentlich Gedanken ?
Leicht amüsiert hatte er in diesem Jahr dem Treiben in der
Vorweihnachtszeit, dem STRESS der anderen zugeschaut. Er war so dankbar, dass er seine Krankheit so gut überstanden hatte, dass ihm die allgemeine Hektik, das Gehetze wie unwirklich vorkam.
Früher war er genauso gewesen, doch das letzte Jahr hatte einen neuen Menschen aus ihm gemacht, keinen besseren, aber einen bewußteren...
Und so stand er nun hier an dem Fluss mit Blick über die Stadt, die sein Herz erfüllte. Seine kreisenden Gedanken kristallisierten immer mehr den einen Gedanken heraus :
Weihnachten ist für mich kein Fest der Liebe, sondern ein Fest der Hoffnung ...
Das vergangene Jahr war das schwerste seines Lebens gewesen, es war geprägt von Verlust, Schmerz und Abschied gewesen.
Anna, seine große Liebe seit dem Kindergarten hatte ihn verlassen, weil sie ihn nicht mehr liebte . Einfach so, das Gefühl war weg ... er konnte es sich nicht erklären und wollte es auch nicht verstehen. Sie lebte nun auf der anderen Seite der Erdkugel, auf einer Farm in Australien. Zumindest mußte er sie nicht mehr sehen.
Und wie heißt es: Die Zeit heilt alle Wunden, er mußte also nur lang genug warten...
Doch das war noch nicht einmal das Entscheidende. Zwei Monate, nach dem Anna weg und er bei einem Routine- Check beim Arzt war, eröffnete dieser ihm die Diagnose: Krebs
Krebs im Enddarm, es zog ihm den Boden unter den Füssen weg, wie war die Heilungsaussicht, wie die Behandlung ? Was erwartete ihm?
Er versuchte rein rational an die Erkrankung heranzugehen, unabhängig der Ängste, die in ihm wüteten, denn dieser Krebs schien ein Familienbegleiter zu sein.
Gut, zuerst galt es die Chemo zu überstehen, mit den Nebenwirkungen fertig zu werden und dann Kraft zu sammeln für die folgende Bestrahlung. Auch der Afterausgang mußte verlegt werden, ein Stoma wurde sein eigen. Nach der Diagnose folgten etliche Wochen im Krankenhaus, er verlor
seine Haare. Ihm war übel, konnte kaum Essen bei sich behalten und magerte sehr ab.
Wenn er seinen kahlen Kopf mit dem ausgeprägten
Hinterkopf im Spiegel besah, dann gefiel er sich : „Ich habe einen Denkerkopf ‘‘ sagte er sich...
Sein Körper kam verhältnismäßig gut mit der Behandlung zurecht, was machte schon das bißchen Übergeben, wenn er doch wußte, dass es irgendwann wieder besser werden würde.
Auch die Rückverlegung seines künstlichen Darmausganges verlief unproblematisch, noch hatte er zwar Schwierigkeiten , konnte nicht alles essen, mußte aufpassen, immer in der Nähe einer Toilette zu bleiben, doch das war ja überschaubar.
Weihnachten, dachte er, machen sich die Menschen darüber eigentlich Gedanken ?
Leicht amüsiert hatte er in diesem Jahr dem Treiben in der
Vorweihnachtszeit, dem STRESS der anderen zugeschaut. Er war so dankbar, dass er seine Krankheit so gut überstanden hatte, dass ihm die allgemeine Hektik, das Gehetze wie unwirklich vorkam.
Früher war er genauso gewesen, doch das letzte Jahr hatte einen neuen Menschen aus ihm gemacht, keinen besseren, aber einen bewußteren...
Und so stand er nun hier an dem Fluss mit Blick über die Stadt, die sein Herz erfüllte. Seine kreisenden Gedanken kristallisierten immer mehr den einen Gedanken heraus :
Weihnachten ist für mich kein Fest der Liebe, sondern ein Fest der Hoffnung ...
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6 Die Weihnachtsgeschichte – reloaded
cabman, 18:32h
Es begab sich also zu einer Zeit, da wurde Kleinbloggersdorf aufgefordert, sich zahlenmäßig stark an einem Adventskalender zu beteiligen. Viele folgten dem Aufruf und so machte sich auch Joseph auf den Weg nach Kleinbloggersdorf, zusammen mit seiner Verlobten Maria, die da schwanger war und bald ein Kind gebären sollte. In Kleinbloggersdorf sammelten sich nun aber viele Blogger und so kam es, dass man für die kleine Familie keinen Platz mehr fand. Ihnen wurde ein Zelt an der Hauptverkehrsstraße angeboten, in dem sie nächtigen und sich ausruhen konnten. Stressbedingt setzten bei Maria die Wehen ein und wie in einem schlechten Film gebar sie noch in dieser Nacht ihr Kind, das sie in eine Decke wickelte und sofort ein Foto und einen Beitrag postete, um es der Welt kundzutun.
Zu gleicher Zeit irrten drei junge Frauen in der Gegend umher, auf der Suche nach Erfolg, den man ihnen früher versprochen hatte, den sie aber erst noch zu finden hatten. Ein halbes Jahr hatte man sie zusammen mit anderen Frauen eingepfercht, um sie dann zuletzt in einer gigantischen Show zu den letzten Dreien ihrer Art zu küren: zu Popstars!
So liefen Bahar, Mandy und Senna des Nachts auf einem Felde, die Absatzschuhe tief in den Morast gedrückt, zum nächstbesten Auftritt, denn der Weg in die Charts war hart und erbarmungslos. Sie froren und schienen desillusioniert, aber ein tiefer Glaube war in ihnen.
Da tat sich der Himmel auf und ein Engel schwebte herab und breitete die Arme aus und schaute sich um und verkündete zufrieden: „Ein Glück, es sind keine Verwandten auf dem Felde, denen ich sagen muss, sie sollen zurück auf ihre Plätze kehren, um mich nicht weiter zu unterbrechen!“ Und der Engel, der sich selbst als Oli P. vorstellte, lächelte selig auf die drei Popstars herab und frohlockte: „Habet Hoffnung, ihr drei Popstars! Denn heute ist euch der Heiland geboren. In Kleinbloggersdorf, hinter den sieben Bergen, auf den unsicheren Servern gelegen und deshalb manchmal nur schwer zu erreichen, liegt er dort in eine Decke gewickelt. So gehet hin und lasset euch einen guten Song produzieren, auf dass die Welt sein und euer Lied singen mag. Preiset den Herrn, denn er hat uns heute seinen Erben, den Dieter Bohlen, gesandt!“
Und als würde der Himmel zu singen beginnen bei dieser frohen Kunde, schwebten alle anderen erfolglosen Popengel aus den Höhen herab und priesen die Geburt des Messias, des großen Dieter Bohlen. Fröhlich klatschten sie alle in die Hände, die drei Popstars Bahar, Mandy und Senna, und auch die Preluders und Overground und natürlich BroSis. Alexander Klaws stimmte mit Mike Leon Grosch und Tobias Regner ein Lied an und sei all dies nicht schon genug, stieg auch Elli aus der Vergessenheit empor und alle sangen das große Dieter-Bohlen-Gedenk-Lied.
„Bloß weg hier, bevor sie uns mit ihrer Erfolglosigkeit anstecken“, dachten sich die drei neuen Popstars und machten sich auf den Weg nach Kleinbloggersdorf um den Messias zu sehen und ihm Geschenke zu machen, auf das er ihnen einen Song schrieb und zum Erfolg führte.
Geführt vom grellen Heiligenschein des Neugeborenen fanden sie rasch den Weg. Ehrfürchtig baten sie Maria und Joseph den kleinen Dieter sehen zu dürfen, was die stolzen Eltern sofort willig erfüllten, nachdem sie sich die Domain popstars.blogger.de gesichert hatten, um am späteren Erfolg teilhaben zu können.
Bahar, Mandy und Senna traten in das kleine Zelt an der Hauptverkehrsstraße von Kleinbloggersdorf und an den kleinen Dieter heran, der sie mit großen Augen ansah, denn bereits jetzt sah er das viele „Talent“, das die jungen Frauen mit sich brachten.
So trat Bahar an ihn heran und sagte: „Oh großer Dieter! Ich bringe dir eine großartige Stimme und eine achtenswerte Bühnenpräsenz. So mache mich erfolgreich, denn ich habe es verdient!“
Es trat auch Mandy heran und sagte: „Oh großer Dieter! Ich bringe dir eine jugendliche Frische und die Emotionalität, die ihresgleichen sucht. So mache mich erfolgreich, damit ich nicht wieder anfange zu weinen!“
Und auch Senna trat an ihn heran und sagte: „Oh großer Dieter. Alda, ich bringe dir eine große Schnauze und Talent. So mache mich erfolgreich, sonst schlage ich dir die Fresse ein, verstehst?“
Und der Dieter verstand und lächelte sie an und dachte schon ans Grabschen und an die Millionen, die er mit den Dreien zu scheffeln vermochte und er wusste, mit ihm war eine neue Religion geboren. Und so ließ er Bahar, Mandy und Senna durch die Lande touren und ließ sie seine Botschaften kundtun, auf das die Welt in seinem und ihren Glanze erstrahlen mochte.
Maria und Joseph hielten auf ihrer Domain die Menschen auf dem Laufenden und mit jedem neuen Posting rückten sie ein Stück weit empor in den Bloggerhimmel.
Und wenn sie nicht gekreuzigt oder vom fiesen Punish-Punisher angeschwärzt wurden, so bloggen sie noch heute die Religion des Messias und seiner von einem Privatsender abgeworbenen Popstars.
Sämtliche in dieser Weihnachtsgeschichte verwendeten Popstars und Showgrößen wurden dafür erbarmungslos missbraucht und möglicher Erfolg und Talent sowie auch Misserfolg und Talentlosigkeit überspitzt dargestellt. Sollte Ihnen Ihr Gewissen beim Lesen dieser Weihnachtsgeschichte auf den Magen schlagen, behalten Sie es bitte für sich oder trösten Sie sich mit Schokolade.
Für etwaige Spätfolgen wie Fandasein oder Fettleibigkeit übernimmt der Autor keine Haftung.
Zu gleicher Zeit irrten drei junge Frauen in der Gegend umher, auf der Suche nach Erfolg, den man ihnen früher versprochen hatte, den sie aber erst noch zu finden hatten. Ein halbes Jahr hatte man sie zusammen mit anderen Frauen eingepfercht, um sie dann zuletzt in einer gigantischen Show zu den letzten Dreien ihrer Art zu küren: zu Popstars!
So liefen Bahar, Mandy und Senna des Nachts auf einem Felde, die Absatzschuhe tief in den Morast gedrückt, zum nächstbesten Auftritt, denn der Weg in die Charts war hart und erbarmungslos. Sie froren und schienen desillusioniert, aber ein tiefer Glaube war in ihnen.
Da tat sich der Himmel auf und ein Engel schwebte herab und breitete die Arme aus und schaute sich um und verkündete zufrieden: „Ein Glück, es sind keine Verwandten auf dem Felde, denen ich sagen muss, sie sollen zurück auf ihre Plätze kehren, um mich nicht weiter zu unterbrechen!“ Und der Engel, der sich selbst als Oli P. vorstellte, lächelte selig auf die drei Popstars herab und frohlockte: „Habet Hoffnung, ihr drei Popstars! Denn heute ist euch der Heiland geboren. In Kleinbloggersdorf, hinter den sieben Bergen, auf den unsicheren Servern gelegen und deshalb manchmal nur schwer zu erreichen, liegt er dort in eine Decke gewickelt. So gehet hin und lasset euch einen guten Song produzieren, auf dass die Welt sein und euer Lied singen mag. Preiset den Herrn, denn er hat uns heute seinen Erben, den Dieter Bohlen, gesandt!“
Und als würde der Himmel zu singen beginnen bei dieser frohen Kunde, schwebten alle anderen erfolglosen Popengel aus den Höhen herab und priesen die Geburt des Messias, des großen Dieter Bohlen. Fröhlich klatschten sie alle in die Hände, die drei Popstars Bahar, Mandy und Senna, und auch die Preluders und Overground und natürlich BroSis. Alexander Klaws stimmte mit Mike Leon Grosch und Tobias Regner ein Lied an und sei all dies nicht schon genug, stieg auch Elli aus der Vergessenheit empor und alle sangen das große Dieter-Bohlen-Gedenk-Lied.
„Bloß weg hier, bevor sie uns mit ihrer Erfolglosigkeit anstecken“, dachten sich die drei neuen Popstars und machten sich auf den Weg nach Kleinbloggersdorf um den Messias zu sehen und ihm Geschenke zu machen, auf das er ihnen einen Song schrieb und zum Erfolg führte.
Geführt vom grellen Heiligenschein des Neugeborenen fanden sie rasch den Weg. Ehrfürchtig baten sie Maria und Joseph den kleinen Dieter sehen zu dürfen, was die stolzen Eltern sofort willig erfüllten, nachdem sie sich die Domain popstars.blogger.de gesichert hatten, um am späteren Erfolg teilhaben zu können.
Bahar, Mandy und Senna traten in das kleine Zelt an der Hauptverkehrsstraße von Kleinbloggersdorf und an den kleinen Dieter heran, der sie mit großen Augen ansah, denn bereits jetzt sah er das viele „Talent“, das die jungen Frauen mit sich brachten.
So trat Bahar an ihn heran und sagte: „Oh großer Dieter! Ich bringe dir eine großartige Stimme und eine achtenswerte Bühnenpräsenz. So mache mich erfolgreich, denn ich habe es verdient!“
Es trat auch Mandy heran und sagte: „Oh großer Dieter! Ich bringe dir eine jugendliche Frische und die Emotionalität, die ihresgleichen sucht. So mache mich erfolgreich, damit ich nicht wieder anfange zu weinen!“
Und auch Senna trat an ihn heran und sagte: „Oh großer Dieter. Alda, ich bringe dir eine große Schnauze und Talent. So mache mich erfolgreich, sonst schlage ich dir die Fresse ein, verstehst?“
Und der Dieter verstand und lächelte sie an und dachte schon ans Grabschen und an die Millionen, die er mit den Dreien zu scheffeln vermochte und er wusste, mit ihm war eine neue Religion geboren. Und so ließ er Bahar, Mandy und Senna durch die Lande touren und ließ sie seine Botschaften kundtun, auf das die Welt in seinem und ihren Glanze erstrahlen mochte.
Maria und Joseph hielten auf ihrer Domain die Menschen auf dem Laufenden und mit jedem neuen Posting rückten sie ein Stück weit empor in den Bloggerhimmel.
Und wenn sie nicht gekreuzigt oder vom fiesen Punish-Punisher angeschwärzt wurden, so bloggen sie noch heute die Religion des Messias und seiner von einem Privatsender abgeworbenen Popstars.
Sämtliche in dieser Weihnachtsgeschichte verwendeten Popstars und Showgrößen wurden dafür erbarmungslos missbraucht und möglicher Erfolg und Talent sowie auch Misserfolg und Talentlosigkeit überspitzt dargestellt. Sollte Ihnen Ihr Gewissen beim Lesen dieser Weihnachtsgeschichte auf den Magen schlagen, behalten Sie es bitte für sich oder trösten Sie sich mit Schokolade.
Für etwaige Spätfolgen wie Fandasein oder Fettleibigkeit übernimmt der Autor keine Haftung.
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5 Lecker Schmecker
cabman, 18:26h
Vanillekipferl
Nachdem mittlerweile fertiger Kipferlteig und fertig gebackene Vanillekipferln im Supermarkt erhältlich sind, stellt sich die Frage: Warum sich all die Mühe machen und selbst backen? Wer die Arbeit einmal auf sich genommen und nicht gerade ein Rezept erwischt hat, in dem Backpulver, Kristallzucker oder gar Zitronenschale empfohlen werden, weiß die Antwort: Das Geschmackserlebnis ist unvergleichlich, wenn einem ein Vanillekipferl auf der Zunge zergeht. Sich dieses Erlebnis zu gönnen ist gar nicht schwierig oder aufwendig:
Für den Vanillekipferlteig ist es zunächst nötig, 200 g Butter aus dem Kühlschrank zu nehmen und diese einige Minuten stehen zu lassen, damit sie Zimmertemperatur erreichen kann. Gerade bei Vanillekipferln ist es nicht sinnvoll, die Butter durch Margarine zu ersetzen, da die Kipferln ansonsten weit nicht so fein schmecken.
Die Butter mit 280 g Mehl, 100 g geriebenen Walnüssen, 50 g Staubzucker und einem Päckchen Vanillezucker verkneten, zu einer Kugel formen, in einen Gefrierbeutel legen und eine halbe Stunde in den Kühlschrank legen.
Das Backrohr auf 150°C vorheizen. Aus dem Teig zunächst mehrere Rollen formen und von diesen gleichgroße Stücke abschneiden, um diese dann zunächst zu Kugeln und dann zu Kipferln zu formen. Diese auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und schließlich 10-15 Minuten backen.
150 g Staubzucker mit 3 Päckchen Vanillezucker in einer Schüssel mischen und die noch warmen Vanillekipferl darin wälzen. Am leichtesten geht dies mit 2 Teelöffeln, mit denen man den Zucker auch gleich etwas festdrücken kann. Vorsicht: Die Kipferl brechen im warmen Zustand sehr leicht!
Nun kann man sich darüber freuen, dass nun der ganze Raum nach Vanille duftet und sich gleich ein Kipferl vom Blech stibizen, wo die restlichen noch auskühlen sollten.
Nachdem mittlerweile fertiger Kipferlteig und fertig gebackene Vanillekipferln im Supermarkt erhältlich sind, stellt sich die Frage: Warum sich all die Mühe machen und selbst backen? Wer die Arbeit einmal auf sich genommen und nicht gerade ein Rezept erwischt hat, in dem Backpulver, Kristallzucker oder gar Zitronenschale empfohlen werden, weiß die Antwort: Das Geschmackserlebnis ist unvergleichlich, wenn einem ein Vanillekipferl auf der Zunge zergeht. Sich dieses Erlebnis zu gönnen ist gar nicht schwierig oder aufwendig:
Für den Vanillekipferlteig ist es zunächst nötig, 200 g Butter aus dem Kühlschrank zu nehmen und diese einige Minuten stehen zu lassen, damit sie Zimmertemperatur erreichen kann. Gerade bei Vanillekipferln ist es nicht sinnvoll, die Butter durch Margarine zu ersetzen, da die Kipferln ansonsten weit nicht so fein schmecken.
Die Butter mit 280 g Mehl, 100 g geriebenen Walnüssen, 50 g Staubzucker und einem Päckchen Vanillezucker verkneten, zu einer Kugel formen, in einen Gefrierbeutel legen und eine halbe Stunde in den Kühlschrank legen.
Das Backrohr auf 150°C vorheizen. Aus dem Teig zunächst mehrere Rollen formen und von diesen gleichgroße Stücke abschneiden, um diese dann zunächst zu Kugeln und dann zu Kipferln zu formen. Diese auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und schließlich 10-15 Minuten backen.
150 g Staubzucker mit 3 Päckchen Vanillezucker in einer Schüssel mischen und die noch warmen Vanillekipferl darin wälzen. Am leichtesten geht dies mit 2 Teelöffeln, mit denen man den Zucker auch gleich etwas festdrücken kann. Vorsicht: Die Kipferl brechen im warmen Zustand sehr leicht!
Nun kann man sich darüber freuen, dass nun der ganze Raum nach Vanille duftet und sich gleich ein Kipferl vom Blech stibizen, wo die restlichen noch auskühlen sollten.
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4 Ein Winterweihachtsmärchen..
cabman, 18:20h
Es war kalt draussen, bitterkalt. Kleine Eiskristalle hatten einen frostigen Blumenstrauss an die Fenster gemalt und die Strassen waren mit flauschigem glitzernden Schnee bedeckt.
Die Kerze flackerte auf dem Küchentisch. Seit Jahren wollte sie das Fenster reparieren, aber sie konnte es sich nicht leisten. Seufzend zog sie die Strickjacke noch ein bisschen enger um die schmalen Schultern und warf einen Blick auf ihre kleine Wohnung. Die zugige Dachkammer hatte sie vor zwei Jahren entdeckt, als sie kraftlos, fast schon lebensmüde durch die Kälte gelaufen war. Plötzlich sah sie das alte Haus, heruntergekommen war es, aber ein Licht leuchtete in einem der schäbigen Fenster. Verlassen sah es aus: ein bisschen wie ein Hexenhäuschen. Einsam stand es da, am Stadtrand, als ob es auf sie warten würde.
Ihre wenigen Sachen hatte sie sorgfältig in drei Plastiktüten gepackt, mehr hatte sie nicht. Seit sie vor zwei Jahren ihren Job, ihr Heim und dann nach und nach alles verloren hatte.
Das alte Haus war wie sie - einsam und irgendwie dunkel - ein bisschen verwahrlost, aber es hatte Würde, war trotz allem noch da. Es erschien ihr wie ein Hoffnungsschimmer, ein Geschenk des Himmels und sie beschloss nicht aufzugeben, sich nicht einfach in den Schnee zu setzen und zu warten..zu warten bis die Kälte sie für immer eingeholt hätte.
Sie stolperte die letzten Schritte und *Poch poch* klopfte leise, fast zögerlich an die hölzerne Eingangstüre. nichts passierte..*Poch Poch* klopfte sie nochmal, jetzt etwas lauter. Und kurze Zeit später hörte sie ein leises Schlurfen.
Ein Mann öffnete ihr die Türe und ein warmer Lufthauch wehte um ihre Nase. Er war nicht besonders groß und nicht besonders hübsch, aber für sie war er der schönste Mensch der Welt - denn er lächelte, er fragte nicht und wunderte sich nicht, sondern öffnete ihr einfach die Türe:"Kommen Sie nur herein, draussen ist es ja bitterkalt..hätten Sie gerne einen Tee?"
Jetzt, zwei Jahre später, war es wieder Weihnachten, sie hatte sogar ein paar Plätzchen auf dem Teller liegen und die Katze räkelte sich auf ihrem Schoß. Sie dachte nicht gerne an die Zeit davor. Früher, das war für sie Leid, Obdachlosigkeit, Einsamkeit und Kälte. Heute, hatte sie ein Dach über dem Kopf, eine warme Strickjacke und eine Katze als Mitbewohnerin.
Die alte Kate am Stadtrand war ihr Zuhause geworden und der liebevolle Wohltäter ein richtiger Freund. Warum er sie einfach so aufgenommen hatte?
Sie wusste es nicht genau. Sie war ihm sympathisch, hatte er gesagt und es war Weihnachten..ja, das hatte er auch noch gesagt. Und sie lächelte, während sie mit zarter Hand das Katzenfell kraulte."
Die Kerze flackerte auf dem Küchentisch. Seit Jahren wollte sie das Fenster reparieren, aber sie konnte es sich nicht leisten. Seufzend zog sie die Strickjacke noch ein bisschen enger um die schmalen Schultern und warf einen Blick auf ihre kleine Wohnung. Die zugige Dachkammer hatte sie vor zwei Jahren entdeckt, als sie kraftlos, fast schon lebensmüde durch die Kälte gelaufen war. Plötzlich sah sie das alte Haus, heruntergekommen war es, aber ein Licht leuchtete in einem der schäbigen Fenster. Verlassen sah es aus: ein bisschen wie ein Hexenhäuschen. Einsam stand es da, am Stadtrand, als ob es auf sie warten würde.
Ihre wenigen Sachen hatte sie sorgfältig in drei Plastiktüten gepackt, mehr hatte sie nicht. Seit sie vor zwei Jahren ihren Job, ihr Heim und dann nach und nach alles verloren hatte.
Das alte Haus war wie sie - einsam und irgendwie dunkel - ein bisschen verwahrlost, aber es hatte Würde, war trotz allem noch da. Es erschien ihr wie ein Hoffnungsschimmer, ein Geschenk des Himmels und sie beschloss nicht aufzugeben, sich nicht einfach in den Schnee zu setzen und zu warten..zu warten bis die Kälte sie für immer eingeholt hätte.
Sie stolperte die letzten Schritte und *Poch poch* klopfte leise, fast zögerlich an die hölzerne Eingangstüre. nichts passierte..*Poch Poch* klopfte sie nochmal, jetzt etwas lauter. Und kurze Zeit später hörte sie ein leises Schlurfen.
Ein Mann öffnete ihr die Türe und ein warmer Lufthauch wehte um ihre Nase. Er war nicht besonders groß und nicht besonders hübsch, aber für sie war er der schönste Mensch der Welt - denn er lächelte, er fragte nicht und wunderte sich nicht, sondern öffnete ihr einfach die Türe:"Kommen Sie nur herein, draussen ist es ja bitterkalt..hätten Sie gerne einen Tee?"
Jetzt, zwei Jahre später, war es wieder Weihnachten, sie hatte sogar ein paar Plätzchen auf dem Teller liegen und die Katze räkelte sich auf ihrem Schoß. Sie dachte nicht gerne an die Zeit davor. Früher, das war für sie Leid, Obdachlosigkeit, Einsamkeit und Kälte. Heute, hatte sie ein Dach über dem Kopf, eine warme Strickjacke und eine Katze als Mitbewohnerin.
Die alte Kate am Stadtrand war ihr Zuhause geworden und der liebevolle Wohltäter ein richtiger Freund. Warum er sie einfach so aufgenommen hatte?
Sie wusste es nicht genau. Sie war ihm sympathisch, hatte er gesagt und es war Weihnachten..ja, das hatte er auch noch gesagt. Und sie lächelte, während sie mit zarter Hand das Katzenfell kraulte."
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3 White Christmas
cabman, 18:15h
"Guck mal, es fängt an zu schneien - das gibt weiße Weihnachten!!!" ruft die Friseurin plötzlich und deutet auf den Spiegel, in dem sich der Marktplatz spiegelt. Die Äste der kahlen Kastanien sind schon von einer dünnen Schneeschicht überzogen und dicke Flocken wirbeln durch die Luft.
Es ist der Tag vor Heiligabend und ich lasse mich noch ein wenig verschönern, bevor ich am nächsten Tag "nach Hause", also in die alte Heimat, fahre, um dort mit der Familie Weihnachten zu feiern.
Weihnachten ist bei uns eine große Sache. Aus verschiedenen Ecken der Welt rotten wir uns zusammen um erst gemeinsam zu essen, dann ein Hauskonzert zu geben auf das eine regelrechte Geschenkezeremonie folgt. Jedes Geschenk wird bei uns einzeln gewürdigt und unbedingt sofort
ausprobiert. Zu fortgeschrittener Stunde sitzen wir folglich merkwürdig gewandet und völlig überfressen in einem überhitzten Raum, verschiedene Aromen und Parfüms überlagern einander, Gesellschaftsspiele und Haushaltsutensilien wurden ausprobiert und wieder stehen gelassen, Musik
und laute Gespräche in unterschiedlichen Sprachen bilden eine fast unerträgliche Kakophonie und nüchtern ist niemand mehr. Pünktlich eine Viertelstunde vor Mitternacht schallen die Glocken der nahe gelegenen Kirche durch das geöffnete Fenster. "Wer geht denn dieses Jahr mit mir zur Christmette?" fragt Mama erwartungsfroh. Wie jedes Jahr überfällt Papa bleierne Müdigkeit und die Sprösslinge samt Anhang ungeheure Geschäftigkeit - wir müssen mal das Essen wegstellen, das Papier in eine Tüte, ach, die Christmette, ach Mama, ach nööö.... Mama sitzt im Sessel und schaut den Aufräumarbeiten zu, legt noch einmal Parfüm auf, lässt sich die Pumps bringen. Seufzt ein bisschen und spricht jeden vorbeikommenden mit "willst Du nicht dieses Jahr...?" an. Wie jedes Jahr gibt die mittlere Schwester um kurz vor 12 auf. "Gut, ich komme mit!" Mama lächelt. Mama runzelt die Stirn. "Ach... ich glaub jetzt bin ich zu müde, ihr habt auch so schön aufgeräumt. Papa ist ja schon im Bett, ich glaube, ich lege mich auch hin. Ihr seid doch nicht böse??"
Ich liebe Weihnachten! Weihnachten ohne meine Familie ist für mich unvorstellbar, und so werde ich am Heiligabend, gleich morgens losfahren um mittags "zu Hause" einzutreffen. Mit Schneeflocken in den Haaren und Musik im Ohr schlendere ich heim.
Wenige Stunden später spricht man in den Nachrichten von einem "Schneechaos". Die A3 ist wegen querstehender LKW in beiden Richtungen gesperrt. Zwischen mir und meinem Weihnachtsziel liegen der Taunus, der Westerwald und das Siebengebirge. Das Siebengebirge immerhin ist bislang schneefrei. Nunja, den Schnee werden die bis morgen früh schon weggeräumt haben, denke ich mir. Sonst fahre ich halt mit der Bahn. Ich schaue aus dem Fenster meiner Dachgeschosswohnung. Schnee, dicke, weiße Flocken, überall. Weiße Weihnacht, fürwahr!
Den Rest des Abends telefoniere ich mit Freundinnen und packe die restlichen Sachen zusammen. Als ich gegen Mitternacht ins Bett gehe, schneit es immer noch. Die A3 ist weiterhin gesperrt.
Fünf Stunden später reißt mich das Telefon aus weihnachtlich-süßen Träumen. Es ist eine der Freundinnen vom Vorabend die als Fluglotsin einen besonderen Wetterbericht bekommt und sie sagt mir: "Wenn Du heute noch nach Hause willst, dann sieh zu, dass Du loskommst. In einer Stunde kommst Du hier nicht mehr raus und in zwei Stunden solltest Du hinter dem Elzer Berg sein." Ein Blick in den Videotext verrät, dass die Autofahrer vom Vortag auf der A3 übernachtet haben, das THW aber nun eingetroffen ist. Der Schienenverkehr ist zum Erliegen gekommen... soviel zur Alternative Zugfahrt. Ein Blick aus dem Fenster ergibt, dass es zumindest aufgehört hat zu schneien.
Viel zu Überlegen gibt es nicht. Gegen die sichere Möglichkeit, Weihnachten allein in einer fremden Stadt zu feiern, steht eine zumindest gering vorhandene Chance, einen Twingo mit Sommerbereifung 220km Richtung Familienweihnachten zu steuern. In diese Überlegungen klingelt eine weiter Freundin vom Vorabend, die beim Roten Kreuz tätig ist. Die Fahrt versucht sie mir gar nicht erst auszureden, diktiert mir aber eine Liste an mitzunehmenden Gegenständen, die unter anderem einen Schlafsack, dicke Socken, Wasser und Lebensmittel für zwei Tage sowie eine Taschenlampe und Ersatzbatterien benennt. Ich bin mir noch unsicher, ob ich das komisch finden oder Angst bekommen soll, aber ich packe alles ein. Ich will mein Weihnachtsfest!
Um kurz vor 6 bin ich auf der Bahn. Es schneit wieder, aber es läuft gut, wirklich gut. Der Anfang ist komplett geräumt, im Taunus stehen ein paar große Wagen mit Heckantrieb quer aber der Twingo schlängelt sich vorbei. Weihnachten, ich komme! Kurz hinter Limburg ist aber Schluss mit lustig. Nichts geht mehr am Katzenbuckel. Der geräumte Schnee bildet zu beiden Seiten der Autobahn eine Mauer, der Neuschnee kann nicht geräumt werden denn hier ist kein Durchkommen mehr. Rien ne va plus.
Der Sonnenaufgang ist wundervoll, die Morgenröte kriecht über den Schnee und dann steht sie golden am Himmel. Wenige Minuten später wird sie von einer neuen Schneewolkenfront überdeckt.
Ich lese ein bisschen, teile meinen Tee und die Plätzchen mit zwei LKW-Fahrern und mache eine Schneeballschlacht mit ein paar Studentinnen aus einem Polo mit defekter Heizung. Gegen Mittag berichtet das Radio, dass das THW unterwegs ist, aber noch nicht durch kommt. Wir beginnen, die Wagen auf die Seite zu fahren und zu schieben und gehen die umgestürzten LKW ein paar Kilometer weiter vorn auf der Strecke besichtigen. Langsam werde ich nervös, sehr nervös. Ich will mein Hauskonzert und das Sprachgewirr meiner Familie. Das Rote Kreuz kommt und verteilt Decken und Heißgetränke, ich werde für meine vorbildliche Ausrüstung gelobt. Ich werde immer nervöser, ich will meine Familienweihnachtsfeier!!!
Gegen 16:00 Uhr ist die Bahn frei. Wir verabschieden uns voneinander, wünschen allseits frohes Fest, es wird langsam dämmrig. Jetzt immer schön vorsichtig durch den Schnee, bergauf, bergab. Nach etwa einer halben Stunde bin ich allein auf der Strecke, anscheinend ist niemand so verrückt, an diesem Tag, bei diesem Wetter noch auf dieser Autobahn herumzukurven. Ich bin müde, will nur noch ankommen, mittlerweile bin ich so weit, dass ich die Christmette ernsthaft in Erwägung ziehe. Es ist fast dunkel, das Siebengebirge ist schneefrei. Jetzt aber Fuß aufs Gas, um 5 kommt der Vogel aus dem Ofen! Die Straße glänzt. Glänzt? Glänzt. Der Twingo schlingert, dreht sich, einmal, zweimal, ich zähle nicht mehr mit. Als ich die Augen wieder öffne steht der Wagen. Ich versuche ihn zu starten, aber mein Bein zittert zu sehr auf der Kupplung. Außerdem weiß ich nicht, in welche Richtung ich fahren muss. Ich schalte das Warnblinklicht ein, steige aus und klettere hinter die Leitplanke. Setze mich in den Schnee und heule los.
Verschwendete Dramatik, da ist keiner, der mich hört. Ich bin allein, allein im Schnee neben einer vereisten Autobahn mit einem Twingo mit Sommerreifen, und ich weiß nicht, wo vorn und wo hinten ist, wo rechts und wo links. Ich werde wütend, "verdammt noch mal, ich will mein
Familienfest!!!" brülle ich in die Leere, kann mir mal irgendwer helfen?? Aber mir antwortet niemand, kein Engel eilt mir zur Hilfe am Heiligen Abend, nur diese leise, amüsierte Stimme erklingt in meinem Kopf, die mir immer spottend in meine ganz persönlichen dramatischen Momente patzt.
Also stehe ich auf und gehe ein Stück an der Leitplanke entlang. Stockdunkel ist es, aber recht bald stoße ich auf ein Verkehrsschild. Damit wäre die Richtung geklärt. Eigentlich ist es auch klar, die
Mittelleitplanke muss natürlich auf der Fahrerseite sein. Eigentlich ist das alles klar, man muss sich auch nur ins Auto setzen, den Schlüssel drehen und die Kupplung kommen lassen. Und dann ist gleich Weihnachten. Also mache ich das. Der Twingo kriecht endlos dahin, bis ich mich Köln nähere. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich unendlich glücklich, Köln zu sehen. Es ist wärmer geworden, es fängt an zu regnen. Ich fahre schneller, schneller, es ist kurz vor 5, der Rest der Fahrt ist unspektakulär.
Mit einer halben Stunde Verspätung parke ich vor dem Elternhaus, mache mich im Auto noch einigermaßen präsentabel, klingele Sturm und renne die Treppe hinauf. "Die Kleinste ist wieder die letzte", umarmt Papa mich. Lärm, Wärme und Liebe wallen aus der Wohnung.
Die Familie sitzt schon am Tisch und wir essen zusammen, um dann ein Hauskonzert zu geben, auf das eine regelrechte Geschenkezeremonie folgt. Jedes Geschenk wird einzeln gewürdigt und unbedingt sofort ausprobiert. Zu fortgeschrittener Stunde sitzen wir folglich merkwürdig gewandet und völlig überfressen in einem überhitzten Raum, verschiedene Aromen und Parfüms überlagern einander, Gesellschaftsspiele und Haushaltsutensilien wurden ausprobiert und wieder stehen gelassen, Musik und laute Gespräche in unterschiedlichen Sprachen bilden eine fast unerträgliche Kakophonie und nüchtern ist niemand mehr. Pünktlich eine Viertelstunde vor Mitternacht schallen die Glocken der nahe gelegenen Kirche durch das geöffnete Fenster. "Wer geht denn dieses Jahr mit mir zur Christmette?" fragt Mama erwartungsfroh. Wie jedes Jahr überfällt Papa bleierne Müdigkeit und ich springe auf, um geschäftig das Geschenkpapier in eine Tüte zu packen.
Es ist der Tag vor Heiligabend und ich lasse mich noch ein wenig verschönern, bevor ich am nächsten Tag "nach Hause", also in die alte Heimat, fahre, um dort mit der Familie Weihnachten zu feiern.
Weihnachten ist bei uns eine große Sache. Aus verschiedenen Ecken der Welt rotten wir uns zusammen um erst gemeinsam zu essen, dann ein Hauskonzert zu geben auf das eine regelrechte Geschenkezeremonie folgt. Jedes Geschenk wird bei uns einzeln gewürdigt und unbedingt sofort
ausprobiert. Zu fortgeschrittener Stunde sitzen wir folglich merkwürdig gewandet und völlig überfressen in einem überhitzten Raum, verschiedene Aromen und Parfüms überlagern einander, Gesellschaftsspiele und Haushaltsutensilien wurden ausprobiert und wieder stehen gelassen, Musik
und laute Gespräche in unterschiedlichen Sprachen bilden eine fast unerträgliche Kakophonie und nüchtern ist niemand mehr. Pünktlich eine Viertelstunde vor Mitternacht schallen die Glocken der nahe gelegenen Kirche durch das geöffnete Fenster. "Wer geht denn dieses Jahr mit mir zur Christmette?" fragt Mama erwartungsfroh. Wie jedes Jahr überfällt Papa bleierne Müdigkeit und die Sprösslinge samt Anhang ungeheure Geschäftigkeit - wir müssen mal das Essen wegstellen, das Papier in eine Tüte, ach, die Christmette, ach Mama, ach nööö.... Mama sitzt im Sessel und schaut den Aufräumarbeiten zu, legt noch einmal Parfüm auf, lässt sich die Pumps bringen. Seufzt ein bisschen und spricht jeden vorbeikommenden mit "willst Du nicht dieses Jahr...?" an. Wie jedes Jahr gibt die mittlere Schwester um kurz vor 12 auf. "Gut, ich komme mit!" Mama lächelt. Mama runzelt die Stirn. "Ach... ich glaub jetzt bin ich zu müde, ihr habt auch so schön aufgeräumt. Papa ist ja schon im Bett, ich glaube, ich lege mich auch hin. Ihr seid doch nicht böse??"
Ich liebe Weihnachten! Weihnachten ohne meine Familie ist für mich unvorstellbar, und so werde ich am Heiligabend, gleich morgens losfahren um mittags "zu Hause" einzutreffen. Mit Schneeflocken in den Haaren und Musik im Ohr schlendere ich heim.
Wenige Stunden später spricht man in den Nachrichten von einem "Schneechaos". Die A3 ist wegen querstehender LKW in beiden Richtungen gesperrt. Zwischen mir und meinem Weihnachtsziel liegen der Taunus, der Westerwald und das Siebengebirge. Das Siebengebirge immerhin ist bislang schneefrei. Nunja, den Schnee werden die bis morgen früh schon weggeräumt haben, denke ich mir. Sonst fahre ich halt mit der Bahn. Ich schaue aus dem Fenster meiner Dachgeschosswohnung. Schnee, dicke, weiße Flocken, überall. Weiße Weihnacht, fürwahr!
Den Rest des Abends telefoniere ich mit Freundinnen und packe die restlichen Sachen zusammen. Als ich gegen Mitternacht ins Bett gehe, schneit es immer noch. Die A3 ist weiterhin gesperrt.
Fünf Stunden später reißt mich das Telefon aus weihnachtlich-süßen Träumen. Es ist eine der Freundinnen vom Vorabend die als Fluglotsin einen besonderen Wetterbericht bekommt und sie sagt mir: "Wenn Du heute noch nach Hause willst, dann sieh zu, dass Du loskommst. In einer Stunde kommst Du hier nicht mehr raus und in zwei Stunden solltest Du hinter dem Elzer Berg sein." Ein Blick in den Videotext verrät, dass die Autofahrer vom Vortag auf der A3 übernachtet haben, das THW aber nun eingetroffen ist. Der Schienenverkehr ist zum Erliegen gekommen... soviel zur Alternative Zugfahrt. Ein Blick aus dem Fenster ergibt, dass es zumindest aufgehört hat zu schneien.
Viel zu Überlegen gibt es nicht. Gegen die sichere Möglichkeit, Weihnachten allein in einer fremden Stadt zu feiern, steht eine zumindest gering vorhandene Chance, einen Twingo mit Sommerbereifung 220km Richtung Familienweihnachten zu steuern. In diese Überlegungen klingelt eine weiter Freundin vom Vorabend, die beim Roten Kreuz tätig ist. Die Fahrt versucht sie mir gar nicht erst auszureden, diktiert mir aber eine Liste an mitzunehmenden Gegenständen, die unter anderem einen Schlafsack, dicke Socken, Wasser und Lebensmittel für zwei Tage sowie eine Taschenlampe und Ersatzbatterien benennt. Ich bin mir noch unsicher, ob ich das komisch finden oder Angst bekommen soll, aber ich packe alles ein. Ich will mein Weihnachtsfest!
Um kurz vor 6 bin ich auf der Bahn. Es schneit wieder, aber es läuft gut, wirklich gut. Der Anfang ist komplett geräumt, im Taunus stehen ein paar große Wagen mit Heckantrieb quer aber der Twingo schlängelt sich vorbei. Weihnachten, ich komme! Kurz hinter Limburg ist aber Schluss mit lustig. Nichts geht mehr am Katzenbuckel. Der geräumte Schnee bildet zu beiden Seiten der Autobahn eine Mauer, der Neuschnee kann nicht geräumt werden denn hier ist kein Durchkommen mehr. Rien ne va plus.
Der Sonnenaufgang ist wundervoll, die Morgenröte kriecht über den Schnee und dann steht sie golden am Himmel. Wenige Minuten später wird sie von einer neuen Schneewolkenfront überdeckt.
Ich lese ein bisschen, teile meinen Tee und die Plätzchen mit zwei LKW-Fahrern und mache eine Schneeballschlacht mit ein paar Studentinnen aus einem Polo mit defekter Heizung. Gegen Mittag berichtet das Radio, dass das THW unterwegs ist, aber noch nicht durch kommt. Wir beginnen, die Wagen auf die Seite zu fahren und zu schieben und gehen die umgestürzten LKW ein paar Kilometer weiter vorn auf der Strecke besichtigen. Langsam werde ich nervös, sehr nervös. Ich will mein Hauskonzert und das Sprachgewirr meiner Familie. Das Rote Kreuz kommt und verteilt Decken und Heißgetränke, ich werde für meine vorbildliche Ausrüstung gelobt. Ich werde immer nervöser, ich will meine Familienweihnachtsfeier!!!
Gegen 16:00 Uhr ist die Bahn frei. Wir verabschieden uns voneinander, wünschen allseits frohes Fest, es wird langsam dämmrig. Jetzt immer schön vorsichtig durch den Schnee, bergauf, bergab. Nach etwa einer halben Stunde bin ich allein auf der Strecke, anscheinend ist niemand so verrückt, an diesem Tag, bei diesem Wetter noch auf dieser Autobahn herumzukurven. Ich bin müde, will nur noch ankommen, mittlerweile bin ich so weit, dass ich die Christmette ernsthaft in Erwägung ziehe. Es ist fast dunkel, das Siebengebirge ist schneefrei. Jetzt aber Fuß aufs Gas, um 5 kommt der Vogel aus dem Ofen! Die Straße glänzt. Glänzt? Glänzt. Der Twingo schlingert, dreht sich, einmal, zweimal, ich zähle nicht mehr mit. Als ich die Augen wieder öffne steht der Wagen. Ich versuche ihn zu starten, aber mein Bein zittert zu sehr auf der Kupplung. Außerdem weiß ich nicht, in welche Richtung ich fahren muss. Ich schalte das Warnblinklicht ein, steige aus und klettere hinter die Leitplanke. Setze mich in den Schnee und heule los.
Verschwendete Dramatik, da ist keiner, der mich hört. Ich bin allein, allein im Schnee neben einer vereisten Autobahn mit einem Twingo mit Sommerreifen, und ich weiß nicht, wo vorn und wo hinten ist, wo rechts und wo links. Ich werde wütend, "verdammt noch mal, ich will mein
Familienfest!!!" brülle ich in die Leere, kann mir mal irgendwer helfen?? Aber mir antwortet niemand, kein Engel eilt mir zur Hilfe am Heiligen Abend, nur diese leise, amüsierte Stimme erklingt in meinem Kopf, die mir immer spottend in meine ganz persönlichen dramatischen Momente patzt.
Also stehe ich auf und gehe ein Stück an der Leitplanke entlang. Stockdunkel ist es, aber recht bald stoße ich auf ein Verkehrsschild. Damit wäre die Richtung geklärt. Eigentlich ist es auch klar, die
Mittelleitplanke muss natürlich auf der Fahrerseite sein. Eigentlich ist das alles klar, man muss sich auch nur ins Auto setzen, den Schlüssel drehen und die Kupplung kommen lassen. Und dann ist gleich Weihnachten. Also mache ich das. Der Twingo kriecht endlos dahin, bis ich mich Köln nähere. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich unendlich glücklich, Köln zu sehen. Es ist wärmer geworden, es fängt an zu regnen. Ich fahre schneller, schneller, es ist kurz vor 5, der Rest der Fahrt ist unspektakulär.
Mit einer halben Stunde Verspätung parke ich vor dem Elternhaus, mache mich im Auto noch einigermaßen präsentabel, klingele Sturm und renne die Treppe hinauf. "Die Kleinste ist wieder die letzte", umarmt Papa mich. Lärm, Wärme und Liebe wallen aus der Wohnung.
Die Familie sitzt schon am Tisch und wir essen zusammen, um dann ein Hauskonzert zu geben, auf das eine regelrechte Geschenkezeremonie folgt. Jedes Geschenk wird einzeln gewürdigt und unbedingt sofort ausprobiert. Zu fortgeschrittener Stunde sitzen wir folglich merkwürdig gewandet und völlig überfressen in einem überhitzten Raum, verschiedene Aromen und Parfüms überlagern einander, Gesellschaftsspiele und Haushaltsutensilien wurden ausprobiert und wieder stehen gelassen, Musik und laute Gespräche in unterschiedlichen Sprachen bilden eine fast unerträgliche Kakophonie und nüchtern ist niemand mehr. Pünktlich eine Viertelstunde vor Mitternacht schallen die Glocken der nahe gelegenen Kirche durch das geöffnete Fenster. "Wer geht denn dieses Jahr mit mir zur Christmette?" fragt Mama erwartungsfroh. Wie jedes Jahr überfällt Papa bleierne Müdigkeit und ich springe auf, um geschäftig das Geschenkpapier in eine Tüte zu packen.
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2 Das Wunschzettelchaos
cabman, 17:21h
Es ist ja altbekannt, dass zur festlichen Zeit kleine und bunte Wunschzettel an den Weihnachtsmann geschickt werden. Aus aller Welt, mal ganz fein und stilvoll, mal auf Karo-Papier geschnörkelkrackelt und ab und an auch als kleine Bildchen, lustig aneinandergereiht. Was aber kaum jemand weiß, es gibt in Wahrheit nicht nur einen Weihnachtsmann. Sondern zwei. Und darüber berichtete mir einst eine kleine, süße Elfe.
Es begab sich zu einer Zeit, in der die ersten Lebkuchen in den Läden zu kaufen waren, und im Weihnachtswunderland am Nordpol so langsam alles drunter und drüber ging. Emily, die kleine, süße Elfe, nahm gerade wieder einen neuen Beutel voller Wunschzettel vom Wunschzettelbeauftragten Wichtel in Empfang. "Nicht wahr, nur gut, dass es immer noch mehr werden, was sollte nur sein, würde es keine Kinder mehr geben, die glauben." "Ja", seufzte Emily, "ich wünschte nur, Marcilia und Franziskikus wären hier, um mir zu helfen. Aber die beiden treiben sich wie üblich in den Zauberhallen herum. Als wüssten sie immer noch nicht, wie die Geschenke aus
dem Nichts entstehen würden." Mit einem "Du wirst es schon schaffen" nickte ihr der Wunschzettelbeauftragte Wichtel aufmunternd zu und ging leise lächelnd zurück zu seinem Schlitten. Es gab noch viel zu tun, für sie alle. Es war doch irgendwie die schönste Zeit, trotz all der Hektik und dem bunten Wirrwarr.
Emily besann sich wieder auf ihre Arbeit und leerte den neuen Postbeutel in die Sortiermaschine, um sogleich die ersten Wunschzettel in den Speicher für die Zauberhallen einzulesen. Aber oh Schreck, was war das? Gar furchtbare Geräusche liessen sie hochfahren, die Maschine spuckte und sprotzte und was sie da lesen musste, liess sie still erstarren. Lauter verquere Wünsche. Über böse Streiche. Und Waffen. Und Bomben. Über finstere Gedanken und kaputte Spielzeuge, zum gar traurigen Weiterverschenken gedacht. Was war denn nur... Herrje, sie nahm den Beutel an sich und erkannte erst da den Aufdruck: Weihnachtsmann, Südpol. Süd ist ganz verschmiert, dachte sie bibbernd. Darum sind die hier, diese... diese... bösen, bösen Wunschzettel. Hilflos starrte sie auf das Chaos, das sich vor ihr ausbreitete.
Am Südpol hingegen rieb sich ein kleiner, böser Kobold namens Quaraxy gar fröhlich die Hände. Ein ganzer Beutel voller schöner Wünsche lag hier vor ihm. Was für ein wunderbares Geschenk, grinste er in sich hinein. Eine ganze Stadt voll guter Kinder in einem Zug verderben, dafür brauchen wir ja sonst Jahrzehnte. Und er lachte sein bösestes, fiesestes Lachen, während er wahllos gemeine Streiche, furchtbarste Waffen und derlei in die Maschine tippte, die diese den Wunschzettelabsendern zukommen lassen würde.
Unsere kleine Elfe derweil verzweifelte fast. Sie konnte doch nicht zulassen, dass so vielen Kindern mit so guten Wünschen Geschenke vom bösen Weihnachtsmann zukommen würden. Das musste sie verhindern. Jawohl, sagte sie zu sich, jawohl, noch ein wenig lauter, und straffte ganz energisch die Schultern. Und als ob ihr das zu einem Gedankenblitz verholfen hätte, wusste sie was zu tun war. Thadeus... ja, zu Thadeus will ich eilen. Der guten alten Zeiten willen wird er mir helfen. Thadeus hingegen scherte sich derweil einen ganz großen Schmarrn um Weihnachten und Geschenke. Er hatte nämlich gerade erst böse Schelte von seinem Lehrmeister einstecken müssen, weil er mal wieder an seinem Schreibtisch eingenickt war. Das wäre sicherlich nicht weiter schlimm gewesen, hätte er nicht den Kessel mit dem Zaubertrank neben sich vergessen, der fröhlich blubbernd kleine Löcher in die ohnehin schon marode Decke zupfen liess. Thadeus war nämlich ein Zauberlehrling, allerdings hatte er erst zwei Grade erreicht und da lag noch ein langer Weg vor ihm. Achje, seufzte Thadeus den Besen über den schmutzigen Hof schwingend vor sich hin, achje, wenn ich doch nicht immer so weit fort wäre mit meinen Gedanken. Dann wäre ich schon viel höher in meinen Graden. Und dann könnte ich auch bald nach Hause zurück. Oder wohin ich wollte. Vielleicht sogar in eine Welt voller weißer, zuckriger Flocken. Nein, nein, er schüttelte entschlossen die Gedanken weg. Das ist lang vorbei. Doch was war das? Es zuppelte an seinem linken Ohr. Als würde, hee, was war denn das, da erschien ja ein kleines Bild vor ihm. Ja gab es denn das, was für ein Zufall... "Emily", rief er erfreut "aber was machst du denn..." "Sei still, Thadeus, sei still. Ich brauche ganz dringend deine Hilfe..." Und so erzählte die kleine, süße Elfe im Eiltempo und reiner Elfenmanier vor ihm aufblinkelnd was geschehen war Thadeus war erschüttert. Da musste was getan werden. Eigentlich durfte er ja noch gar nicht... und eigentlich durfte man in so einem Fall sowieso gar nicht... aber man konnte doch auch nicht zulassen... Kurzerhand blinzelte er die zögerlichen Gedanken fort und mit einem Dreh und einem Schwung, einem Simsalabumm sich selbst hinein ins weiße Winterwunderland. "So, liebste Emily, da bin ich. Nun können wir loslegen." Emily war schier sprachlos und starrte ihn fasziniert an. "Ja, aber wie..." "Psst, dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen verhindern, dass noch weitere Kinder verdorben werden. Pass auf, ich habe mir was überlegt..." Und eifrig tuschelnd wuselten die zwei hinein ins Wunschzettelhäuschen. Manch Wichtel stand gar staunend da und wunderte sich ein wenig.
Nun, die kleine, süße Elfe Emily und der liebenswerte Zauberlehrling Thadeus hatten sich da ganz schelmisch gut etwas Feines überlegt. Thadeus konnte nämlich mittels eines Wunderfunkelblitzelkrispelzaubers die guten und lieben Wunschzettel ausmachen, die ja nun beim Südpol, bei dem sich böse händereibenden miesezickigem Kobold lagerten. Und flugs zu sich herswutschen lassen. So flugs und hopps, dass der miese, böse Kobold Quaraxy das gar nicht merken konnte - aber der war ohnehin schon wieder an weiteren, schlechten Taten am Gange. Damit natürlich nicht genug, wurden all die schlechten Wünsche von den bösen Wunschzetteln verwandelt. Jedes Kind, mit einem derlei gestalteten Krickelkrackelpapier bekam einen Lebkuchenmann. Mit drei bunten Zuckerknöpfen dran: für Liebe, schöne Gedanken und mehr Menschlichkeit. Das klingt jetzt ganz schön einfach, nicht? Nun, aber unser lieber Thadeus und die süße Emily waren damit mal flugs sieben Tage beschäftigt. Ganz still und heimlich, und die gute Marcilia und der etwas trottelige Franziskikus mussten ganz schön mit anpacken, um die anderen Ladungen Wunschzettelpost vom Wunschzettelbeauftragten Wichtel in Empfang zu nehmen. Die haben sich da ganz schön gewundert. Gewundert hat sich auch der Lehrmeister vom Thadeus. Das gab ein tüchtiges Donnerwetter als Thadeus nach einem weiteren Blinzelflug wieder am heimischen Schreibtisch landete. Und drei satte Wochen Hof fegen. Aber das war es wert, dachte sich der Zauberlehrling. Nur dass alles damit noch so viel länger dauern würde... er liess seine Gedanken in weite, weiße Ferne schweifen.
In noch viel weiterer Ferne saß derweil übrigens der miesezickige Kobold Quaraxy und lachte sich immer noch ins Fäustchen als er seinen Kumpels die Geschichte mit dem guten Wunschzettelbeutel erzählte. Nur gut, dass die so mit bösem Gelächter beschäftigt waren, dass sie gar nicht auf die Idee kamen, sich all die bunten, schönen Zettelchen zeigen zu lassen. Und einige, nur noch wenige Wochen später verfolgte eine kleine, süße Elfe befriedigt auf dem Bildschirm vor ihr, wie schön die fröhlichen Gesichter der glücklichen Kindern leuchteten, als all die wunderbaren Geschenke unter den bunt geschmückten Funkelglitzerbäumen ausgepackt und begutachtet, gedreht und befühlt werden konnten. Und besonders wie herzhaft manch Kind in einen Lebkuchenmann biss und fröhlich strahlte. Hach, dachte sie bei sich, was ein gutes Werk. So ein dummer Tausch und so ein gutes Werk. Mit einem kleinen Seufzer und einem kurzen, gar flüchtigem Blick auf einen herrlich bunten Rahmen mit zierlichen Schnörkeln und dem gar so liebenswerten Gesicht mit dem Spitzhut mittendrin setzte sie ihre Arbeit fort. Denn Ostern war ja auch bald. Aber das ist eine ganz andere Geschichte und will wann anders erzählt sein.
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Es begab sich zu einer Zeit, in der die ersten Lebkuchen in den Läden zu kaufen waren, und im Weihnachtswunderland am Nordpol so langsam alles drunter und drüber ging. Emily, die kleine, süße Elfe, nahm gerade wieder einen neuen Beutel voller Wunschzettel vom Wunschzettelbeauftragten Wichtel in Empfang. "Nicht wahr, nur gut, dass es immer noch mehr werden, was sollte nur sein, würde es keine Kinder mehr geben, die glauben." "Ja", seufzte Emily, "ich wünschte nur, Marcilia und Franziskikus wären hier, um mir zu helfen. Aber die beiden treiben sich wie üblich in den Zauberhallen herum. Als wüssten sie immer noch nicht, wie die Geschenke aus
dem Nichts entstehen würden." Mit einem "Du wirst es schon schaffen" nickte ihr der Wunschzettelbeauftragte Wichtel aufmunternd zu und ging leise lächelnd zurück zu seinem Schlitten. Es gab noch viel zu tun, für sie alle. Es war doch irgendwie die schönste Zeit, trotz all der Hektik und dem bunten Wirrwarr.
Emily besann sich wieder auf ihre Arbeit und leerte den neuen Postbeutel in die Sortiermaschine, um sogleich die ersten Wunschzettel in den Speicher für die Zauberhallen einzulesen. Aber oh Schreck, was war das? Gar furchtbare Geräusche liessen sie hochfahren, die Maschine spuckte und sprotzte und was sie da lesen musste, liess sie still erstarren. Lauter verquere Wünsche. Über böse Streiche. Und Waffen. Und Bomben. Über finstere Gedanken und kaputte Spielzeuge, zum gar traurigen Weiterverschenken gedacht. Was war denn nur... Herrje, sie nahm den Beutel an sich und erkannte erst da den Aufdruck: Weihnachtsmann, Südpol. Süd ist ganz verschmiert, dachte sie bibbernd. Darum sind die hier, diese... diese... bösen, bösen Wunschzettel. Hilflos starrte sie auf das Chaos, das sich vor ihr ausbreitete.
Am Südpol hingegen rieb sich ein kleiner, böser Kobold namens Quaraxy gar fröhlich die Hände. Ein ganzer Beutel voller schöner Wünsche lag hier vor ihm. Was für ein wunderbares Geschenk, grinste er in sich hinein. Eine ganze Stadt voll guter Kinder in einem Zug verderben, dafür brauchen wir ja sonst Jahrzehnte. Und er lachte sein bösestes, fiesestes Lachen, während er wahllos gemeine Streiche, furchtbarste Waffen und derlei in die Maschine tippte, die diese den Wunschzettelabsendern zukommen lassen würde.
Unsere kleine Elfe derweil verzweifelte fast. Sie konnte doch nicht zulassen, dass so vielen Kindern mit so guten Wünschen Geschenke vom bösen Weihnachtsmann zukommen würden. Das musste sie verhindern. Jawohl, sagte sie zu sich, jawohl, noch ein wenig lauter, und straffte ganz energisch die Schultern. Und als ob ihr das zu einem Gedankenblitz verholfen hätte, wusste sie was zu tun war. Thadeus... ja, zu Thadeus will ich eilen. Der guten alten Zeiten willen wird er mir helfen. Thadeus hingegen scherte sich derweil einen ganz großen Schmarrn um Weihnachten und Geschenke. Er hatte nämlich gerade erst böse Schelte von seinem Lehrmeister einstecken müssen, weil er mal wieder an seinem Schreibtisch eingenickt war. Das wäre sicherlich nicht weiter schlimm gewesen, hätte er nicht den Kessel mit dem Zaubertrank neben sich vergessen, der fröhlich blubbernd kleine Löcher in die ohnehin schon marode Decke zupfen liess. Thadeus war nämlich ein Zauberlehrling, allerdings hatte er erst zwei Grade erreicht und da lag noch ein langer Weg vor ihm. Achje, seufzte Thadeus den Besen über den schmutzigen Hof schwingend vor sich hin, achje, wenn ich doch nicht immer so weit fort wäre mit meinen Gedanken. Dann wäre ich schon viel höher in meinen Graden. Und dann könnte ich auch bald nach Hause zurück. Oder wohin ich wollte. Vielleicht sogar in eine Welt voller weißer, zuckriger Flocken. Nein, nein, er schüttelte entschlossen die Gedanken weg. Das ist lang vorbei. Doch was war das? Es zuppelte an seinem linken Ohr. Als würde, hee, was war denn das, da erschien ja ein kleines Bild vor ihm. Ja gab es denn das, was für ein Zufall... "Emily", rief er erfreut "aber was machst du denn..." "Sei still, Thadeus, sei still. Ich brauche ganz dringend deine Hilfe..." Und so erzählte die kleine, süße Elfe im Eiltempo und reiner Elfenmanier vor ihm aufblinkelnd was geschehen war Thadeus war erschüttert. Da musste was getan werden. Eigentlich durfte er ja noch gar nicht... und eigentlich durfte man in so einem Fall sowieso gar nicht... aber man konnte doch auch nicht zulassen... Kurzerhand blinzelte er die zögerlichen Gedanken fort und mit einem Dreh und einem Schwung, einem Simsalabumm sich selbst hinein ins weiße Winterwunderland. "So, liebste Emily, da bin ich. Nun können wir loslegen." Emily war schier sprachlos und starrte ihn fasziniert an. "Ja, aber wie..." "Psst, dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen verhindern, dass noch weitere Kinder verdorben werden. Pass auf, ich habe mir was überlegt..." Und eifrig tuschelnd wuselten die zwei hinein ins Wunschzettelhäuschen. Manch Wichtel stand gar staunend da und wunderte sich ein wenig.
Nun, die kleine, süße Elfe Emily und der liebenswerte Zauberlehrling Thadeus hatten sich da ganz schelmisch gut etwas Feines überlegt. Thadeus konnte nämlich mittels eines Wunderfunkelblitzelkrispelzaubers die guten und lieben Wunschzettel ausmachen, die ja nun beim Südpol, bei dem sich böse händereibenden miesezickigem Kobold lagerten. Und flugs zu sich herswutschen lassen. So flugs und hopps, dass der miese, böse Kobold Quaraxy das gar nicht merken konnte - aber der war ohnehin schon wieder an weiteren, schlechten Taten am Gange. Damit natürlich nicht genug, wurden all die schlechten Wünsche von den bösen Wunschzetteln verwandelt. Jedes Kind, mit einem derlei gestalteten Krickelkrackelpapier bekam einen Lebkuchenmann. Mit drei bunten Zuckerknöpfen dran: für Liebe, schöne Gedanken und mehr Menschlichkeit. Das klingt jetzt ganz schön einfach, nicht? Nun, aber unser lieber Thadeus und die süße Emily waren damit mal flugs sieben Tage beschäftigt. Ganz still und heimlich, und die gute Marcilia und der etwas trottelige Franziskikus mussten ganz schön mit anpacken, um die anderen Ladungen Wunschzettelpost vom Wunschzettelbeauftragten Wichtel in Empfang zu nehmen. Die haben sich da ganz schön gewundert. Gewundert hat sich auch der Lehrmeister vom Thadeus. Das gab ein tüchtiges Donnerwetter als Thadeus nach einem weiteren Blinzelflug wieder am heimischen Schreibtisch landete. Und drei satte Wochen Hof fegen. Aber das war es wert, dachte sich der Zauberlehrling. Nur dass alles damit noch so viel länger dauern würde... er liess seine Gedanken in weite, weiße Ferne schweifen.
In noch viel weiterer Ferne saß derweil übrigens der miesezickige Kobold Quaraxy und lachte sich immer noch ins Fäustchen als er seinen Kumpels die Geschichte mit dem guten Wunschzettelbeutel erzählte. Nur gut, dass die so mit bösem Gelächter beschäftigt waren, dass sie gar nicht auf die Idee kamen, sich all die bunten, schönen Zettelchen zeigen zu lassen. Und einige, nur noch wenige Wochen später verfolgte eine kleine, süße Elfe befriedigt auf dem Bildschirm vor ihr, wie schön die fröhlichen Gesichter der glücklichen Kindern leuchteten, als all die wunderbaren Geschenke unter den bunt geschmückten Funkelglitzerbäumen ausgepackt und begutachtet, gedreht und befühlt werden konnten. Und besonders wie herzhaft manch Kind in einen Lebkuchenmann biss und fröhlich strahlte. Hach, dachte sie bei sich, was ein gutes Werk. So ein dummer Tausch und so ein gutes Werk. Mit einem kleinen Seufzer und einem kurzen, gar flüchtigem Blick auf einen herrlich bunten Rahmen mit zierlichen Schnörkeln und dem gar so liebenswerten Gesicht mit dem Spitzhut mittendrin setzte sie ihre Arbeit fort. Denn Ostern war ja auch bald. Aber das ist eine ganz andere Geschichte und will wann anders erzählt sein.
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Dienstag, 28. November 2006
1 Die Nacht vor Heiligabend
schluesselkind, 19:55h
Müde schloss er die Holzläden vor der Durchreiche seines Kiosks. Seit Stunden hatte sich schon kein Kunde mehr im heftigen Schneetreiben gezeigt. Aber er hatte ausgeharrt. Wozu hätte er auch nach Hause gehen sollen, in die einsame und kalte Wohnung? Seit seine Frau gestorben und seine einzige Tochter im Streit ausgezogen war, hielt er sich so viel wie möglich hier in seiner kleinen Bude auf, wo er Zeitungen und Süßigkeiten verkaufte. Aber jetzt war es wirklich spät geworden. Er seufzte und wollte gerade die Kerze im Stövchen unter seiner Teekanne auspusten, als er ein leises Klopfen an den Holzläden hörte. Erst meinte er, sich getäuscht zu haben, aber das Poch Poch Poch wiederholte sich, leise und doch eindringlich.
Albert Mistelmeier war ein freundlicher Mensch, der niemanden in eine schlaflose Nacht ohne sein Kreuzworträtselheftchen gehen lassen wollte und so öffnete er erst die Glasscheibe und dann den Holzladen.
Auf der verschneiten Auslage, auf der sonst die gängigen Zeitungen lagen, stand ein kleiner Elch und klapperte sehr verfroren mit den Zähnen. Während Albert hinausschaute, hopste die Gestalt flink an ihm vorbei ins Innere.
Benommen schüttelte Albert den Kopf und zählte in Gedanken die Spritzer Rum, die er in seinen Tee gegeben hatte. Er kam aber nur auf einige wenige und drehte sich um, in der Erwartung, dass die Halluzination verschwunden sein würde.
Doch die Halluzination mummelte sich gerade bequem in Alberts dicken Wollmantel ein, der wie eine Decke über dem einzigen Stühlchen ausgebreitet lag, und sagte dann höflich:
„Guten Abend. Ich bin Nelson.“
„Ich bin Albert,“ sagte Albert, weil er dem Elch in Punkto gutem Benehmen nicht nachstehen wollte.
„Ich möchte nur kurz bei dir warten und mich aufwärmen,“ fuhr der Elch fort und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Teekanne. „Dann werde ich wieder abgeholt.“
„Wo kommst du denn her?“
„Na hör mal,“ lachte der Elch. „Wo kommt denn ein Elch in der Weihnachtszeit her?“
Um sich zu sammeln, suchte Albert ein kleines Becherchen, in das er von dem immer noch warmen Weihnachtstee füllte und bot es Nelson an.
Der kleine Elch balancierte den Tee geschickt zwischen seinen Vorderhufen, schlürfte genießerisch einen Schluck und rülpste dann wohlig.
„Also, Elch, entschuldige, dass ich so begriffstutzig bin – woher kommst Du?“
Nelson verdrehte etwas ungeduldig die Augen und sagte dann: „Ich gehöre zum Weihnachtsmann-Team. Leider war ich etwas zu leichtsinnig, mein doofer Zwillingsbruder Bruno hat mich dazu angestiftet, und so sind wir beide aus dem Zug gefallen.“
Albert erinnerte sich aus seiner Kindheit vage an Bilder vom Weihnachtsmann mit seinem Schlitten.
„Aber wie kann man denn aus so einem Rentier-Geschirr herausfallen?“
„Geschirr?“ Nelson lachte amüsiert, so dass seine handgroßen Hörnchen bebten. „Das ist doch schon lange vorbei. Wir fahren natürlich mit einem schnellen Zug. Noch nie was vom Eis-Train gehört? Ziemlich cool und ziemlich schnell. Leider wollte dieser leichtsinnige Bruno unbedingt auf dem Zug surfen, ich habe versucht ihn festzuhalten und – zack – waren wir beide weg.“
„Ah, mit dem Zug, wie praktisch“ sagte Albert. „Da passen natürlich auch viel mehr Geschenke rein.“
„Ach, Geschenke.“ Nelson winkte ab. „Nur die Kinder freuen sich noch richtig. Die Erwachsenen haben doch schon alles. Das, was sie brauchen, können sie sich nur selber schenken. Aber die allermeisten verstehen das nicht.“
„Und was wäre das?“ Nun war Albert neugierig geworden. Für einen kurzen Moment schoss ihm durch den Kopf, wie absurd es war, mit einem Elch über Weihnachten zu philosophieren. Aber dann verwarf er den Gedanken wieder, denn irgendwie kam es ihm doch richtig vor. An diesem Abend war so vieles anders als an den anderen Abenden im Jahr. An diesem Abend, an dem draußen dicke, weiße Flocken fast waagrecht über die verlassenen Straßen trieben und glücklichere Menschen als er hinter beleuchteten Fenstern in ihren warmen Stuben saßen und sich auf das Fest der Liebe vorbereiteten. Andere fürchteten sich jetzt schon vor den Tagen der Düsternis und des Streits, die ihnen bevorstanden. Er wusste, was er sich sehnlichst wünschte.
„Liebe. Wärme. Nähe,“ sagte der Elch. „Naja, dieser ganze zwischenmenschliche Kram. Ihr wünscht euch alle die große Liebe und Freunde fürs Leben, aber keiner tut was dafür. Ihr habt so viel Angst, die euch lähmt. Könnte euch ja ein Zacken aus der Krone brechen, wenn ihr mal etwas geben oder auf einen anderen zugehen sollt. Also wartet ihr bis zum Sankt Nimmerleinstag und werdet immer trauriger.“ Der kleine Elch seufzte. Albert seufzte auch und dachte an seine Tochter, sein einziges Kind, und wie er sie vermisste. Er hatte doch immer nur das Beste für sie gewollt, aber sie hatte darin bloß Bevormundungen gesehen, ein Wort gab das andere, und so hatten sie schon seit fünf Jahren kein Wort mehr miteinander gesprochen. Seit Weihnachten vor fünf Jahren. Beide waren sie zu stolz, um nach dem großen Streit den ersten Schritt zueinander zu machen. Aber er vermisste sie so.
Albert bemerkte, dass der kleine Elch ihn mit funkelnden Augen ansah und gab sich einen Ruck.
„Wie kommst du denn nun zurück in deinen Zug?“
Nelson nahm noch einen Schluck Tee, schälte sich aus dem Mantel heraus und klemmte sich einen Schokoriegel in die Hufe.
„Um elf vor elf muss ich draußen stehen, und dann werden sie mich sehen und wieder mitnehmen. Wie spät ist es denn? - Tja, dann muss ich wohl los. Es war mir ein Vergnügen.“
Albert fasste behutsam den ihm entgegen gestreckten rechten Vorderhuf und schüttelte ihn ernsthaft. Dann öffnete er wieder die Durchreiche und der kleine Elch verschwand in der Dunkelheit.
Er griff nach seinem Mantel, als es wieder klopfte. Nanu, hat Nelson etwas vergessen, dachte Albert zuerst. Nelson? Er lachte über sich selbst. Was für ein wirrer Traum. Er musste wohl kurz eingeschlafen sein. Es klopfte wieder, diesmal jedoch an der Tür. Albert wappnete sich gegen den Schneesturm und trat hinaus.
Vor der Tür stand eine dick in Daunen eingepackte Figur. Unter der Kapuze quollen einige blonde Haarsträhnchen hervor. Albert schluckte. Die Figur fiel ihm um den Hals und sagte, ach, Paps. Albert spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals löste und sich nicht entscheiden konnte, ob er sich im Bauch oder in den Augen auflösen sollte. Er drückte sein geliebtes, verloren geglaubtes Kind fest an sich und wollte es nie wieder loslassen.
„Ich wollte gerade auch zu Dir gehen,“ flüsterte er. „Stell dir vor, was ich eben geträumt habe...“
„Sicher nichts so Verrücktes wie ich,“ unterbrach sie ihn. „Ich hatte einen klitzekleinen Elch zu Besuch, der sagte, sein Name sei Bruno und ich solle meinen Hintern endlich zu Dir hin bewegen.“
Sie lachten und weinten und lachten und weinten und gingen schließlich Arm in Arm nach Hause. In der Nacht vor dem Heiligen Abend.
Albert Mistelmeier war ein freundlicher Mensch, der niemanden in eine schlaflose Nacht ohne sein Kreuzworträtselheftchen gehen lassen wollte und so öffnete er erst die Glasscheibe und dann den Holzladen.
Auf der verschneiten Auslage, auf der sonst die gängigen Zeitungen lagen, stand ein kleiner Elch und klapperte sehr verfroren mit den Zähnen. Während Albert hinausschaute, hopste die Gestalt flink an ihm vorbei ins Innere.
Benommen schüttelte Albert den Kopf und zählte in Gedanken die Spritzer Rum, die er in seinen Tee gegeben hatte. Er kam aber nur auf einige wenige und drehte sich um, in der Erwartung, dass die Halluzination verschwunden sein würde.
Doch die Halluzination mummelte sich gerade bequem in Alberts dicken Wollmantel ein, der wie eine Decke über dem einzigen Stühlchen ausgebreitet lag, und sagte dann höflich:
„Guten Abend. Ich bin Nelson.“
„Ich bin Albert,“ sagte Albert, weil er dem Elch in Punkto gutem Benehmen nicht nachstehen wollte.
„Ich möchte nur kurz bei dir warten und mich aufwärmen,“ fuhr der Elch fort und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Teekanne. „Dann werde ich wieder abgeholt.“
„Wo kommst du denn her?“
„Na hör mal,“ lachte der Elch. „Wo kommt denn ein Elch in der Weihnachtszeit her?“
Um sich zu sammeln, suchte Albert ein kleines Becherchen, in das er von dem immer noch warmen Weihnachtstee füllte und bot es Nelson an.
Der kleine Elch balancierte den Tee geschickt zwischen seinen Vorderhufen, schlürfte genießerisch einen Schluck und rülpste dann wohlig.
„Also, Elch, entschuldige, dass ich so begriffstutzig bin – woher kommst Du?“
Nelson verdrehte etwas ungeduldig die Augen und sagte dann: „Ich gehöre zum Weihnachtsmann-Team. Leider war ich etwas zu leichtsinnig, mein doofer Zwillingsbruder Bruno hat mich dazu angestiftet, und so sind wir beide aus dem Zug gefallen.“
Albert erinnerte sich aus seiner Kindheit vage an Bilder vom Weihnachtsmann mit seinem Schlitten.
„Aber wie kann man denn aus so einem Rentier-Geschirr herausfallen?“
„Geschirr?“ Nelson lachte amüsiert, so dass seine handgroßen Hörnchen bebten. „Das ist doch schon lange vorbei. Wir fahren natürlich mit einem schnellen Zug. Noch nie was vom Eis-Train gehört? Ziemlich cool und ziemlich schnell. Leider wollte dieser leichtsinnige Bruno unbedingt auf dem Zug surfen, ich habe versucht ihn festzuhalten und – zack – waren wir beide weg.“
„Ah, mit dem Zug, wie praktisch“ sagte Albert. „Da passen natürlich auch viel mehr Geschenke rein.“
„Ach, Geschenke.“ Nelson winkte ab. „Nur die Kinder freuen sich noch richtig. Die Erwachsenen haben doch schon alles. Das, was sie brauchen, können sie sich nur selber schenken. Aber die allermeisten verstehen das nicht.“
„Und was wäre das?“ Nun war Albert neugierig geworden. Für einen kurzen Moment schoss ihm durch den Kopf, wie absurd es war, mit einem Elch über Weihnachten zu philosophieren. Aber dann verwarf er den Gedanken wieder, denn irgendwie kam es ihm doch richtig vor. An diesem Abend war so vieles anders als an den anderen Abenden im Jahr. An diesem Abend, an dem draußen dicke, weiße Flocken fast waagrecht über die verlassenen Straßen trieben und glücklichere Menschen als er hinter beleuchteten Fenstern in ihren warmen Stuben saßen und sich auf das Fest der Liebe vorbereiteten. Andere fürchteten sich jetzt schon vor den Tagen der Düsternis und des Streits, die ihnen bevorstanden. Er wusste, was er sich sehnlichst wünschte.
„Liebe. Wärme. Nähe,“ sagte der Elch. „Naja, dieser ganze zwischenmenschliche Kram. Ihr wünscht euch alle die große Liebe und Freunde fürs Leben, aber keiner tut was dafür. Ihr habt so viel Angst, die euch lähmt. Könnte euch ja ein Zacken aus der Krone brechen, wenn ihr mal etwas geben oder auf einen anderen zugehen sollt. Also wartet ihr bis zum Sankt Nimmerleinstag und werdet immer trauriger.“ Der kleine Elch seufzte. Albert seufzte auch und dachte an seine Tochter, sein einziges Kind, und wie er sie vermisste. Er hatte doch immer nur das Beste für sie gewollt, aber sie hatte darin bloß Bevormundungen gesehen, ein Wort gab das andere, und so hatten sie schon seit fünf Jahren kein Wort mehr miteinander gesprochen. Seit Weihnachten vor fünf Jahren. Beide waren sie zu stolz, um nach dem großen Streit den ersten Schritt zueinander zu machen. Aber er vermisste sie so.
Albert bemerkte, dass der kleine Elch ihn mit funkelnden Augen ansah und gab sich einen Ruck.
„Wie kommst du denn nun zurück in deinen Zug?“
Nelson nahm noch einen Schluck Tee, schälte sich aus dem Mantel heraus und klemmte sich einen Schokoriegel in die Hufe.
„Um elf vor elf muss ich draußen stehen, und dann werden sie mich sehen und wieder mitnehmen. Wie spät ist es denn? - Tja, dann muss ich wohl los. Es war mir ein Vergnügen.“
Albert fasste behutsam den ihm entgegen gestreckten rechten Vorderhuf und schüttelte ihn ernsthaft. Dann öffnete er wieder die Durchreiche und der kleine Elch verschwand in der Dunkelheit.
Er griff nach seinem Mantel, als es wieder klopfte. Nanu, hat Nelson etwas vergessen, dachte Albert zuerst. Nelson? Er lachte über sich selbst. Was für ein wirrer Traum. Er musste wohl kurz eingeschlafen sein. Es klopfte wieder, diesmal jedoch an der Tür. Albert wappnete sich gegen den Schneesturm und trat hinaus.
Vor der Tür stand eine dick in Daunen eingepackte Figur. Unter der Kapuze quollen einige blonde Haarsträhnchen hervor. Albert schluckte. Die Figur fiel ihm um den Hals und sagte, ach, Paps. Albert spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals löste und sich nicht entscheiden konnte, ob er sich im Bauch oder in den Augen auflösen sollte. Er drückte sein geliebtes, verloren geglaubtes Kind fest an sich und wollte es nie wieder loslassen.
„Ich wollte gerade auch zu Dir gehen,“ flüsterte er. „Stell dir vor, was ich eben geträumt habe...“
„Sicher nichts so Verrücktes wie ich,“ unterbrach sie ihn. „Ich hatte einen klitzekleinen Elch zu Besuch, der sagte, sein Name sei Bruno und ich solle meinen Hintern endlich zu Dir hin bewegen.“
Sie lachten und weinten und lachten und weinten und gingen schließlich Arm in Arm nach Hause. In der Nacht vor dem Heiligen Abend.
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Donnerstag, 23. November 2006
Weihnachtskalender update.
cabman, 15:33h
Vereinzelt erreichen mich ja doch Beiträge und allen denen, von den ich sie erhielt, muss ich sagen: HUT AB liebe Freunde. Da habt ihr euch aber selber übertroffen. Echt. Ich freu mir. Wie ein kleines Kind. Aber ich glaube wir brauchen noch mehr Füllung. Ich rechne das nachher mal durch. Also, wer hat noch nicht, wer will noch mal, hier ist alles willkommen...
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Freitag, 3. November 2006
cabman, 21:55h
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